Freitag, 23. November 2012

Der Exorzismus der Emily Rose






















Regie: Scott Derrickson

Der Kampf des Priesters gegen Dämonen

Die Handlung des Films "Der Exorzismus von Emily Rose" beruht auf dem tatsächlich ereigneten Fall der Anneliese Michel.
Anneliese war eine deutsche Katholikin, die nach langen Qualen an den Folgen von Unterernährung starb. Vor ihrem Tod 1976 hatten damals zwei katholische Priester mehrfach den Grossen Exorzismus vollzogen. Der Fall wurde deshalb weltberühmt. Einige Jahre zuvor sorgte ja diese sehr alte Kirchenpraxis durch William Friedkins "Der Exzorzist" für Furore und wurde zum Tagesgespräch.
In der Frühzeit des Christentums war der Glaube an Dämonen und an die Notwendigkeit diese auszutreiben fest verwurzelt im Volksglauben. In diesen noch heidnischen und von Schamanen geprägten Zeiten bildeten auch die Kirchen bereits Exorzisten aus, die speziell für die Aufgabe dieser Teufelsaustreibungen zuständig waren. Besonders im Mittelalter wurden diese Männer Gottes dann gebraucht, um die vielen Hexen, Teufel, Sünder und sonstigen Abtrünnigen ausfindig zu machen.
Der Exorzismus gilt in unserer modernen Zeit als extrem umstritten, gefährlich, ist aber heute immer noch fester Bestandteil katholischer Lehre und Liturgie. Er ist heute allerdings an strengere Auflagen gekoppelt, denn die Kirche muss ausdrücklich Geisteskrankheit von Besessenheit unterscheiden.
Diese Geisteskrankheiten zu behandeln, sei Sache der Medizin. Es muss gesichert sein, dass wirklich eine Besessenheit vorliegt, so muss vorher das Urteil unabhängiger Ärzte und Psychologen vorliegen.
Die Frage wäre dann wieder interessant, ob es bei diesen strengen Kriterien überhaupt noch zu einer Einschätzung von wahrer Besessenheit kommen dürfte.
Tatsache ist jedoch: Der Exorzismus wird weiterhin praktiziert.
Der zugrunde liegende Fall aus Deutschland wird in "Der Exorzismus von Emily Rose" örtlich und zeitlich ins Amerika der Jetztzeit verlegt.
Anwältin Erin Christine Bruner (Laura Linney)ist jung, klug und ehrgeizig. Sie übernimmt die Verteidigung des Priesters Richard Moore (Tom Wilkinson), der noch am Tatort, im Elternhaus des Mädchens, verhaftet wird. Der Geistliche wird beschuldigt, durch Exorzismus den Tod der sensiblen Studentin Emily Rose (Jennifer Carpenter) fahrlässig herbeigeführt zu haben.
Der Film handelt von der Gerichtsverhandlung, es treten mehrere Zeugen und Sachverständige auf. Die tragischen Geschehnissse selbst werden durch Rückblenden dem Zuschauer vermittelt.
Der Ankläger Ethan Thomas (Campbell Scott), selbst Kirchenmann, ist felsenfest von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Er vernimmt mehrere Ärzte und Neurologen, die einen medizinischen Grund für Emilys "Bessenheit" liefern können, vor allem Epilepsie und Schizophrenie bzw. eine seltene Mischform beider Krankheitsbilder wird in Erwägung gezogen. Die junge gläubige Frau wurde erstmalig während ihres Studiums Attacke von diesen bösen Geistern, die immer um 3 Uhr Nachts aktiv werden. Diese Zeit gilt bei den Kennern des Exorzismus als Angriff auf die heilige Dreifaltigkeit, es ist die Zeit der Dämonen. Der Priester selbst wurde von der Familie zu Hilfe geholt, die sich mehr von der kirchlichen Praxis Gesundung versprachen - zumal auch die Medikamente keine Wirkung zeigten. Auch der Priester wird seitdem von bösen Geistern heimgesucht. Die Anwältin ist zunächst skeptisch, doch dann spürt auch sie seltsame Begegenheiten, die sich nicht so einfach mit dem Verstand erklären lassen. Gibt es etwa doch Dämonen oder ist der kollektive Wahnsinn ausgebrochen ?

 Scott Derricksons Horrorgerichtsthriller wirkt gesamthaft sehr zwiespältig. Ein Riesenproblem ist seine Orientierung an einer wahren Geschichte, die hätte m.E. viel subtiler und realistisch glaubwürdiger in Szene gesetzt werden müssen. Denn die Gegenüberstellung von Wissenschaft und Glaube in einer solch extremen Situation ist äusserst interessant.
Leider kann sich der Film nicht so recht entscheiden, ob er spannender Genrebeitrag ala "Exorzist" sein möchte oder seriöse Aufarbeitung eines sehr brisamten Themas. Er wählt beide Wege, dies führt zunächst in der ersten Hälfte trotz einiger Klischees für gute Spannung, aber man ahnt bereits im Hauptteil, dass der Film langsam aber sicher in eine auswegslose Sackgasse schlittert, weil er keines seiner beiden Ziele durch diesen Balanceversuch hinbekommt. Für die Darstellung dieser traurigen wahren Geschichte ist er einerseits zu effekteverliebt. teilweise sogar zu plump und wird insgesamt unglaubwürdig. Auch die Gerichtssequenzen überzeugen nicht so sehr, dass man das gefällte Urteil verstehen könnte, da sind viel zuviele Fragen offen.
Bewertung: 3 von 10 Punkten.

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