Sonntag, 25. November 2012
Das Bildnis des Dorian Gray
Regie: Oliver Parker
Dorian Reloaded...
Dorian Gray (Ben Barnes) lernt im Alter von 20 Jahren das viktorianische London kennen. Er ist ein unverdorbener Jüngling mit wenig Erfahrung - besitzt aber, wie sein Gönner Lord Henry Wotton (Colin Firth) meint, zwei herausragende Vorteile: Dorian ist jung und aussergewöhnlich schön. Wotton neigt zu einem ausschweifenden Lebensstil und vertritt den Ästhetizismus zumindest auch als theoretische Lebenshaltung. Er propagiert, dass Ethik, Erkenntnis, Religiosität oder Soziales dem "Schönen" untergeordnet werden müsse.
Dies schmeichelt dem jungen Beau, der auch von dem Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) schwärmerisch umworben wird.
Und auch die Damenwelt liegt Dorian zu Füßen.
Wottons Ausführungen über die Selbstentfaltung des Menschen, jenseits der Furcht vor der Moral, beeinflussen Dorian und sie bewegen ihn. Als Dorian zum ersten Mal das fertige Porträt des Malers erblickt, wird ihm zum ersten Mal die eigene Schönheit und Anziehung auf andere Menschen bewusst. Er wünscht sich spontan, dass sein Portrait an seiner Stelle altere.
Zum gleichen Zeitpunkt lernt er die Schauspielerin Sybil Vane (Rachel Hunt-Wood) kennen und lieben.
Anfangs ist die Liebe so stark, dass eine Heirat im Raum steht. Doch dann ändern sich Dorians Pläne, merklich beeinflusst von Wotton, der ihn immer mehr zu ausschweifenden Vergnügungen animiert. Enttäuscht von Dorians Rückzug nimmt sich die schwangere Sybil das Leben. Dorians Charakterzüge verändern sich, allerdings bleibt sein Aussehen unverändert. Sogar die Narben von Misshandlungen in der Kindheit verschwinden.
Das Portrait aber, das Dorian inzwischen auf dem verschlossenen Dachboden verborgen hält, zeigt sein frühzeitig verlebtes Aussehen mit allen Verletzungen. Das Bild altert tatsächlich und im Gesicht des Bildes sind die Spuren seiner zunehmenden Sünden und Vergehen eingeschrieben. Dorian selbst bleibt trotz makelloser Schönheit und Jugend immer maßloser und grausamer. Der Wunsch, die Seele für ewige Schönheit zu verkaufen, wird bald zum Fluch...
Der 2009 gedrehte Film "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oliver Parker begreift sich als modernes Update des damals anrüchigen Romans von Oscar Wilde.
Das Hautpwerk von Wilde thematisiert die Moralität von Sinnlichkeit und Hedonismus im Viktorianismus, die Dekadenz der englischen Oberschicht und den Ästhetizismus.
Mehrmals wurde der Stoff bislang verfilmt, ganz zu schweigen von den unzähligen Umsetzungen im Theater, Musical, Oper oder beim Ballett.
Natürlich ist der Film zu keiner Zeit so tiefgreifend und vielschichtig wie der Roman, er behandelt wie es heute so üblich bei Neuverfilmungen der Weltliteratur ist, einige markante Themen des Buchs recht oberflächlich.
Man traut dem heutigen Mainstreampublikum keinen Tiefgang mehr zu, was sehr schade ist.
Daher waren die Kritiken zu dem Film, der in den ehrwürdigen Ealing Studios (Adel verpflichtet, Traum ohne Ende, Ladykillers) entstand, eher verhalten.
Aber immerhin wirkt der Gothic-Grusler doch durchgehend unterhaltsam und durch den klugen Schachzug den Dorian mit dem Newcomer Ben Barnes zu besetzen, kann der Film immer mal wieder das tiefe Potential des Stoffes andeuten und eine gewisse Sinnlichkeit glaubwürdig vermitteln. Barnes, der Prinz Kaspian aus "Die Chroniken von Narnia" ist sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber tatsächlich so etwas wie die optimale Besetzung...eben jung und schön - sinnlich und erotisch.
Und dies ist ja auch eine ganz wichtige Komponente in der Vorlage.
Colin Firth ist in der Rolle des Verführers eh eine sichere Bank.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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