Samstag, 24. November 2012
Da waren´s nur noch Neun (Geheimnis im blauen Schloß)
Regie: George Pollock
Agatha Christie macht es spannend...
Lange bevor in den 70ern mit "Mord im Orient Express" und "Tod auf dem Nil" die Geschichten von Agatha Christie äusserst opulent, werkgetreu und in perfekten Kinobildern in Szene gesetzt wurden, gab es in den 60ern mit George Pollock einen britischen Spezialisten in Sachen Christie Verfilmungen, die Miss Marple Geschichten gehen auf sein Konto. Als Vorlage für "Da warenŽs nur noch Neun" diente eines ihrer bekanntesten Bücher "10 little Indians" (10 kleine Negerlein), das sie 1939 schrieb.
Es ist kein Geheimnis, dass die Schriftstellerin die Pollock Filme nie besonders mochte, auch Miss Marple nicht. Trotzdem sind diese typischen s/w 60er Jahre Classics heute Kult und werden von vielen Fans liebevoll verehrt. Und "Da warens nur noch Neun" ist von einer ähnlichen Machart. Gemäss dem Zählreim, der in verschiedenen Textversionen in Gebrauch ist und immer zehn Strophen enthält, in denen jeweils einer der "Indians" stirbt oder verschwindet, darf hier genussvoll ein unbekannter Mörder abgelegen von einem verschneiten Bergdorf in einem noch höher gelegenen Schloss wüten, das nur mit der Seilbahn erreichbar ist und somit das ganze Wochenende von der Zivilisation abgeschnitten ist.
Zehn Männer und Frauen unterschiedlicher Herkunft erhalten eine Einladung in dieses Schloss. Dort beschuldigt sie ein unsichtbarer Gastgeber via Tonband schlimmster Verfehlungen und kündigt ihren Tod an.Eine illustre Gästeliste: der Schlagersänger Mike Raven (Fabian), der smarte Frauentyp Hugh Lombard (Hugh O'Brian), der Arzt Armstrong (Dennis Price), Richter Cannon (Wilfrid Hyde-White), Detektiv Blore (Stanley Holloway), Genera Mandrake (Leo Genn), die Schauspielerin Ilona Bergen (Daliah Lavi) und die hübsche Blondine Ann Clyde (Shirley Eaton)sowie das vorher angereiste Bediensteten-Ehepaar aus Wien (Mario Adorf/Marianne Hoppe).
Was die Gäste zuerst als schlechten Scherz abtun, wird brutale Wahrheit: Der Erste stirbt und ab jetzt wird bei einem im Schloss befindlichen kleinen Miniatur-Kunstwerk, wo 10 Indianer aufgereiht sind, jeweils eine Figur vom Mörder abgebrochen. Und der Mörder ist rasant und fleissig, arbeitet im Akkord...der Zuschauer stellt sich natürlich die altbekannte Frage "Wer ist der Mörder ?"Natürlich darf man nicht mit einer perfekten Literaturverfilmung und einer besonders gelungenen Werktreue rechnen, doch der Film strahlt vor allem diesen unwiderstehlich trashigen 60er Jahre Charme aus. Ein nostalgisches Krimiflair, dass man auch aus Miss Marple oder aus den Edgar Wallace Filmen kennt und schätzt. Diese Art Kultfaktor schützt den Film natürlich auch, gewisse Logikfehler milde zu betrachten. Für sein Alter kann der Film wurde der Film mit einer durchaus guten Qualität auf DVD gepresst. Einige Zugeständnisse muss man jedoch hinnehmen, kleinere Defekte und Verschmutzungen sind gelegentlich zu beobachten, dafür ist die Schärfe ziemlich gut. Was aber wirklich an manchen Stellen etwas stört, ist ein überzogener Kontrast... besonders sichtbar bei extrem hellen Stellen - allerdings nur sekundenlang und doch gesamthaft gut zu verschmerzen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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