Sonntag, 25. November 2012
Durst
Regie: Park Chan-Wook
Vampire mitten im Geschlechterkampf...
Der junge Priester Sang-hyeon (Song Kang-Ho) arbeitet im Krankenhaus eines kleinen Dorfes. Der gläubige Mann ist immer bestrebt, nur Gutes zu tun und sehr selbstlos seinen Mitmenschen wirkliche Hilfe anzubieten.
Daher meldet er sich auch als freiwilliger Proband in einer von der Aussenwelt abgelegenen, katholischen Forschungsstation um nimmt dort freiwillig an einem extrem gefährlichen medizinischen Experiment. Dies dort verabreichten Testmedikamente sollen dazu dienen, dem tödlich verlaufenden Emanuel Virus Einhalt zu gebieten und neue Behandlungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Doch diese wissenschaftliche Studie wird zum Alptraum für alle 50 Freiwilligen. Es entsteht eine nicht vorhersehbare neue Infektion, die ausreichend viele Bakterien in die Blutbahn wirft, so dass die körpereigene Abwehr zerstört wird. Resultat sind Blutvergiftung und sichtbare Beulen am ganzen Körper, ähnlich wie bei einer Pest.
Die dortigen Ärzte stellen bereits den klinischen Tod des jungen Priesters fest, aber wie durch ein Wunder kommt er durch eine Bluttransfusion wieder zurück. Fortan gilt der Gottesmann, der sich als Aussätziger fühlt und seine Pestbeulen verhüllt, als Heiliger. Verstärkt wird dies auch noch dadurch, dass man ihm tatsächlich die Heilung des krebskranken Kang-Joo (Sin Ha-Gyoon)zuordnet, der ein Jugendfreud von ihm war. Fortan wird er von der dankbaren Mutter Frau Ra (Kim Hae-Sook) behandelt wie ein Familienmitglied. Sehr oft wird dort Majong gespielt und der Priester entdeckt durch sein neues Leben auch Lust und Sehnsucht. Er bemerkt, dass er zum Weiterleben Blut braucht und somit wohl ein Vampir geworden ist. Und immer mehr begehrt er die junge Frau seines Freundes. Er fängt mit der frustierten, wie gelangweilte Tae-Jo (Kim Ok-Bin), die sich selbst verletzt, tatsächlich ein heimliches Verhältnis an. San-Hyeon hat aber mit seinen Gewissensqualen zu kämpfen. Er ist fest entschlossen, keine Menschen im Blutrausch zu töten und sucht nach anderen Wegen an Blut zu kommen. Und er will seiner Geliebten auch die bald die Wahrheit sagen...
"Durst" ist der neue Film des inzwischen sehr geschätzren koreanischen Meisterregisseurs Park Chan-wook, der vor allem durch seine Rachetriloge "Mr. Vengeance", "Oldboy" und "Lady Vengeance" berühmt wurde. Man kann "Durst" vielleicht als krassen Gegenentwurf zum derzeitig angesagten, etwas blutleeren "Twilight" Kuschelvampirfilm begreifen. Seine Variante ist erwachsener und mündet nach einer Stunde in eine Art Choreographie des Grauens. Dann nämlich wenn beide Vampire in einen Kampf zwischen hemmungsloser Lust und Moral, Mordgier und der Sehnsucht nach Erlösung verstrickt sind. Tae Joo entwickelt sich als Untote zu einer Femme Fatale, ähnlich raffiniert wie im Film Noir.
Dieser zweite Teil ist Park Chan Wook weitaus besser gelungen als die sehr lange Einleitung, die etwas langatmig und antriebsschwach inszeniert wurde. Trotzdem vernachlässigt Park Chan-wook in dieser Einführung aber die psychologische Entwicklung seiner Figuren und verfolgt einen etwas chatoischen Erzählrhythmus, der sich erst im Hauptteil auflöst, dann wenn man merkt, wohin die Geschichte geht. Der Kampf des vernünftigen Mannes gegen seine völlig entfesselte Gespielin...grins.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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