Dienstag, 16. Juli 2019

The House that Jack built

























Regie: Lars von Trier

Gefühlloser Killer...

"The House that Jack Built" ist kein normales Haus. Irgendwann in Lars von Triers neuem schockierenden Film wird dieses Haus als Turm voller Leichen dargestellt. Leichen von Menschen, die der Serienkiller Jack (als Erwachsener: Matt Dillon, als Junge: Emil Tholstrup) im Laufe seiner Karriere als Mörder auf dem Gewissen hat. Ein eher unscheinbarer Typ, dem man sowas gar nicht zutraut - doch er hat schon als Kind angefangen Tiere zu quälen. Und hat null Empathie für seine Opfer, es gibt auch keine Erklärung, warum er so wurde wie er ist und filmisch ist dieser Jack ein ganz enger Verwandter von Jack Ketchums Serienkiller Ray Pye, der als "The Lost" von Chris Sivertson vor einigen Jahren verfilmt wurde. Marc Senter spielte damals den attraktiven Psychopathen und dennoch armes Würstchen mit einem Höchstmaß an Minderwertigkeitskomplexen. Diese hat vermutlich auch unser Jack in reichlicher Zahl, denn die erste Schilderung eines Mordes kommt eher zögerlich zustande. Eine gut aussehende Lady (Uma Thurman), deren Wagen im Wald eine Autopanne hat, braucht Hilfe und zufällig kommt Jack mit seinem PickupTruck vorbei. Bei PickupTrucks muss man immer darauf gefasst sein, dass der Halter in seiner Freizeit mordet. Das weiß auch die Frau, die das Thema "Serienkiller" anschneidet und man merkt, dass Jack dieses Geschwafel äusserst unangenehm ist. Heute will er nicht töten und er schlägt erst zu als sich die Frau den Spruch erlaubt, der seine Eitelkeit und Männlichkeit verletzt. Mit dem Reifenheber erschlägt er die Ahnungslose. Diese Geschichte erzählt er einem gewissen Verge (Bruno Ganz), der Zuschauer geht davon aus, dass der Psychopath mit seinem Zweiten Ich kommuniziert. Die zweite Frau (Siobhan Fallon Hogan) wird in ihrem eigenen Haus kaltgemacht. Er gibt an der Tür an, dass er Polizist sei, doch die Frau will die Polizeimarke sehen. Er redet aber ohne Unterlass weiter und irgendwann gibt er sich als Versicherungsvertreter an, der ihre Rente aufstocken will. Der Zugewinn an Geld lässt die Vorsicht saußen, wenig später erstickt die Frau auf ihrem Fußboden. Ab diesem Zeitpunkt nennt sich unser Jack "Mr. Sophisticated" und wird ein gesuchter Serienkiller. Die dritte Frau (Sofie Grabol) hat zwei kleine Jungs Crumpy und George (Rocco und Cohen Day). Zu viert gehts zu einem Picknick mit Jagd in den Wald. Dabei vermittelt jack den Jungs, dass die Jagd etwas völlig widerwärtiges sei. Ein paar Minuten später zielt er mit scharfer Munition auf seine drei Opfer. In diesen 12 Jahren, von denen er Auszüge diesem Verge erzählt ist sogar eine Liebesbeziehung zu einer Frau dabei, die er Simple (Riley Keough) nennt. Auch sie entkommt seinen Mordgelüsten nicht. Ihr erzählt er, dass er bereits 60 Menschen auf dem Gewissen hätte und sie wäre nun die Nummer 61. Sein Durst nach Morden ist damit noch lange nicht gestillt, bei seinem letzten Unternehmen hat er fünf Männer festgenommen und sie an einem provisorischen gebunden, wobei sie ihre Köpfe in einer Reihe aufgereiht haben. Das Ziel heißt: Mit nur einer Kugel alle zu töten. Damit erinnert er sich an Nazimethoden des 2. Weltkrieges, deren Scharfschützen mit nur einer Vollmetallmantelkugel mehrere Opfer liquidieren konnten. Dann erfolgt aber der Zugriff der Polizei und Jack flüchtet mit Verge in untere Regionen. Die Kugel hat jack getroffen und er befindet sich auf dem Weg in die Hölle. Obwohl er versucht dem Teufel ein Schnippchen zu schlagen durch gute Kletterkünste fällt der Killer am Ende in den feurigen Abgrund...




Am Ende setzt Lars von Trier auf totale Symbolik, nicht nur mit dem Verweis auf Dantes "Inferno". Dies fügt dem Film eine sehr besondere Note bei, denn bis zu diesen Zeitpunkt präsentierte der Filmemacher, der gerne provoziert, ein brutales Serienkiller-Szenario ohne Erbarmen. Sein Jack ist auch kein charismatischer Serienkiller wie Hannibal Lecter und hat vordergründig auch keine psychischen Nöte wie ein Norman Bates, der auch als Erwachsener und lange nach dem Tod seiner Mutter noch unter deren Fuchtel steht. Bei Jack fehlen diese markanten Anteile. Es ist aber sichtbar, dass das Morden den eher unscheinbaren Mann auch optisch verändert haben. Bei der Jagdszene und der Szene mit seiner Freundin sieht er viel maskuliner und machohafter aus. So nur ein Eindruck von sehr vielen, der Film gibt ein paar Rätsel auf und ist bewusst schwammig, damit sowohl Geschichte als auch Person nicht greifbar wird. Der Filmtitel ist eine Anspielung auf ein gleichnamiges bekanntes Kinderlied. Natürlich hat der Film wieder Empörung ausgelöst. Und umstritten ist die Qualität dieses sonderbaren Serienkillermovies sowieso. Künstlerisch stehen Lars von Triers vier letzte Filme aber als echte Einheit da: Antichrist, Melancholia, Nymphomaniac und Jack sind ein nicht voneinander trennbares Quartett.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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