Regie: Denis Villeneuve
Labyrinth...
Der kanadische Filmemacher Denis Villeneuve wurde vor allem durch seinen
weltweiten Erfolg des Nahostdramas "Die Frau, die singt" bekannt. Für mich einer
der besten Filme der letzten Jahre. Und auch sein Ausflug ins Thriller und
Serienkillergenre "Prisoners" ist ein echter Volltreffer. Endlich wieder einmal
ein spannungsintensiver Topfilm gelungen, der sich qualitativ endlich mal wieder
den großen Werken seiner Gattung wie "Das Schweigen der Lämmer" oder "Sieben"
nähert. Dabei setzt der Regisseur vor allem auf den extrem düsteren Blick in
seine Geschichte, in der sich sehr schnell menschliche Abgründe auftun. Blicke
und einzelne Kameraeinstellung verfolgen den Zuschauer nachhaltig, als kleines
Beispiel sei die Anfangssequenz genannt, in der die Kids vor einem geparkten
Wohnmobil spielen und die Kamera das Innere des wohnzimmern und das Fenster
zeigt. Man erahnt nur, dass die Kinder beobachtet werden - solche Szenen gibt es
viele in diesem traumatischen Schocker, kleine Details - große Wirkung. Kein
Wunder, wenn der große Roger Deakins (No country for old men; Jarhead, Die
Verurteilten, Fargo, Barton Fink, Kundun, Skyfall) hinter der Kamera steht.
Die Geschichte spielt irgendwo in Pennsylvania. wo die Naturidylle zur
Schreckenskulisse eines Alptraums wird. Alles beginnt am Thanksgiving Day.
Keller Dover (Hugh Jackman) geht zuerst noch mit seinem Sohn Ralph (Dylan
Minette) auf die Jagd, der Junge muss ein Reh schießen, was er wohl vor allem
deshalb tut, um seinem Dad zu imponieren. Dann gehts mit der ganzen
Familie, Frau Grace (Maria Bello) und der kleinen Anna zu den Nachbarn. Mit
Franklin Birch (Terence Young), dessen Frau Nancy (Viola Davis) und deren beiden
Kids ist man schon lange befreundet. Während die Feier läuft, der Braten in der
Küche zubereitet wird, gehen die beiden kleinen Mädchen Anna und Birchs Tochter
Joy draussen zum Spielen. Dort steht ein Wohnmobil auf der Straße. Wenig später
sind die Kinder verschwunden und die Polizei wird eingeschaltet. Detective Loki
(Jake Gyllenhal) ermittelt und das wohnmobil kann sehr schnell gefunden werden.
Der Fahrer heißt Alex Jones (Paul Dano), ist geistig behindert und begeht zuerst
in verdächtiger Weise Fahrerflucht. Beim anschließenden Verhör gibts allerdings
keine Anhaltspunkte für seine Täterschaft. Doch Keller Dover sieht dies anders
und beginnt verzweifelt eigenen Nachforschungen in Selbstjustiz-Manier...
Spannende 153 Minuten kann der Zuschauer erwarten, dabei hat der Film
keinen einzigen Durchhänger, er ist von Beginn bis Ende einfach rund. Sehr gute
Darstelerleistungen von Hugh Jackman, der den verzweifelten Familienvater
spielt, der sich immer tiefer in Gewalt verstrickt. Dazu ein undurchsichtiger
Paul Dano, bei dem man als Zuschauer selbst in Zweifel kommt. Und natürlich
Oscargewinnerin Melissa Leo, die hier wieder preiswürdig die Tante Holly Jones
des jungen Alex spielt.
Die Umgebung wirkt genauso wie das traumatische Ereignisse wenig einladend,
denn es regnet sehr oft in Strömen und irgendwann schneit es. Was natürlich
zusätzlich den verstörenden Charakter der Geschichte offenbart. Villeneuve zeigt
Menschen in einer ausserordentlichen Grenzerfahrung und ihre Bereitschaft sehr
weit zu gehen in ihrem Schmerz und mit einer permanenten Verlustangst.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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