Mittwoch, 24. Juli 2019

Big Bad Wolves

























Regie: Aharon Keshales und Navot Papushado

Täter und Opfer....

"Big Bad Wolves" ist ein israelischer Film der Regisseure Aharon Keshales und Navot Papushado, der nicht nur von Quentin Tarantino begeistert wurde. Auch ich war von der Mischung aus Kammerspiel und rabenschwarzem Humor sehr angetan und war fasziniert von den kleinen verrückten Einfällen und diversen Wendungen, die immer sehr spontan und locker wirkten. Dabei beginnt die Geschichte zuerst noch sehr harmlos, aber die perfiden Anteile werden bereits in der ersten Szene unheilvoll angedeutet: Drei Kinder spielen im Wald Verstecken. Eines der Mädchen versteckt sich dabei in einem Schrank in einem verlassenen Haus, wird dort aber von einer unbekannten Täter entführt. Der Schullehrer Dror (Rotem Keinan) wird am Tatort gesehen und ist schnell als Verdächtiger ausgemacht. Nicht genug, dass er vom Schuldienst suspendiert wird - ein paar eifrige Bullen unter der Leitung von Micki (Lior Ashkenazi) halten gar Folter für ein legitimes Mittel aus dem Verdächtigen ein Geständnis herauszupressen. Doch die aggressive, gewalttätige Polizeiarbeit wird von einem Jungen beobachtet, der das Szenario auf Youtube hochlädt. Polizeichef Zvika (Dvir Benedek) hat daher auch keine andere Wahl als seinen besten Mann zu suspendieren. Doch der ermittelt auch ohne Polizeimarke weiter am Fall. Das verschwundene Mädchen wird dann bestialisch ermordet im Wald aufgefunden. Nun wird auch Gidi (Tzahi Grad) der Vater des toten Mädchen aktiv und wird zu einem "Big Bad Wolf", wenig später kann man dies auch von seinem Vater Yoram (Doval'e Glickman) sagen, der eigentlich seinem Sohn nur eine Suppe vorbeibringen wollte - im Keller aber eine Folterkammer für einen Verdächtigen vorfindet...


Ganz klasse ist der Plot gelungen, der dann auch richtig Sinn macht und den Zuschauer schon sehr gelungen in die Irre führen konnte.
Ansonsten gibts pechschwarzen Humor vom Feinsten, die ganze Geschichte ist durchtränkt davon. Das Lachen, sollte es kommen, bleibt sogleich im Halse stecken und dank des stark aufspielenden Schauspieler-Quartetts Lior Ashkenazi, Rotem Keinan, Tzahi Grad und Doval'e Glickman ist die Szenerie zwar bizarr, aber immer glaubwürdig genug.
Sehr gelungen und interessant ist die Frage, ob Lehrer Dror tatsächlich zu Unrecht gequält wird oder ob er etwas mit den Mädchenmorden zu tun hat. In der zweiten Hälfte des Filmes muss er nämlich eine Menge Brutalitäten über sich ergehen lassen. Ihm werden die Hände mit einem Hammer zertrümmert, man hält ihm die Flamme eines Bunsenbrenners auf die Brust und einiges mehr. Also man muss sich schon auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle einstellen - ein Mensch wird hier gequält. Und alles wird ja noch viel schlimmer, wenn sich gar herausstellen sollte, dass er - dieser harmlos wirkende Mann, der seinen Hund liebt - gänzlich unschuldig wäre.  Nun diese israelische Tarantino Variante ist alles andere als politisch korrekt - im Grunde eine durch und durch sadistische Gewaltorgie mit grimmiger und bitterböser Atmosphäre, immer wieder aufgelockert mit seltsamem Humor.  Die Inszenierung ist kontrovers, zumal sich der Film einer Haltung zum Thema Folter verweigert und dies wird manch einen Zuschauer irritieren. Was „Big Bad Wolves“ eindeutig nicht will: eine Stellungnahme über die Verhältnismäßigkeit der Mittel abgeben. Wie weit darf ein Verhör gehen, um einem Täter oder vermeintlichen Täter ein Geständnis zu entlocken? Der Film macht gar nicht den Versuch, die Frage zu beantworten. Wer aber diese Gedanken ablegen kann und sich ganz auf das schwarzhumorige Treiben einlassen kann, der sieht zweifelsohne einen potentiellen Kultfilm.


Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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