Mittwoch, 24. Juli 2019
Lady Vengeance
Regie: Park Chan-Wook
Die gutherzige Frau Guem-Ja
"Lady Vengeance" ist zum einen die Geschichte eines bösen Menschen Mr. Baek (Choi Min-Sik), der als angesehener Bürger seinen Beruf als Lehrer ausübt. Doch in ihm steckt der Tyrann und Sadist, ein Vergewaltiger, Kidnapper und Kindesmörder.
Seine Schülerin Lee Guem-Ja (Lee Yeong Ae) gesteht aber diesen Mord, der sich im Jahr 1991 ereignet und riesige Empörung in den Medien auslöst. Nicht nur die abscheuliche Tat selbst und die Jagd nach dem Mörder. Vor allem herrscht Entsetzen als sich ein hübsches, engelhaft wirkenden Mädchen, der man nachsagt sie habe Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Olivia Hussey, als Mörderin herausstellt.
Dem Kommissar Detective Choi (Nam Il-Woo) kommen aber bei der Vernehmung Zweifel, weil die junge Frau die richtige Farbe des Lieblingsspielzeug des Kindes, eine Murmel, nicht mehr weiss.
Obwohl der Junge diese immer mit sich trug und diese auch beim Tatort gefunden wurde. Doch der Fall will wegen der Öffentlichkeit zum Abschluß kommen und Lee Guem-Ja wandert lebenslänglich ins Gefängnis.
Dort wandelt sich laut dem Anstaltspfarrer das Mädchen zum gütigen, christlichen Engel. Der Priester ist überzeugt, dass er den Engel in ihr nach vorne gebracht und die Hexe vertrieben hat.
So wird sie 2004 entlassen und noch am selben Tag merkt der Priester, dass alles nur Schein war. Lee Guem-Ja hat alles dafür getan, wieder nach draussen zu gelangen und einen perfiden Racheplan zu verfolgen.
Alles ist genauestens geplant, die Frau hat für ihre Rache einige ihrer ehemaligen Zellengenossinnen, die inzwischen draussen sind, als Komplizen gewinnen können. Während sie in einer Bäckerei eine Anstellung bekommt und den wesentlich jüngeren Geun-Shik ( Kim Si-Hoo) kennenlernt, der schwer auf die erfahrene Frau abfährt, setzt sie alles daran den Verbleib ihrer kleine Tochter Jenny (Kwon-Yea Yong) ausfindig zu machen, die damals vor Haftantritt zur Adoption freigegeben wurde...
Der südkoreanische Filmemacher Park Chan-Wook ist einer der wichtigsten Regisseure des asiatischen Kinos.
Seine filmischen Vorbilder sind so unterschiedliche Meister wie Robert Aldrich, Ingmar Bergman, Sam Fuller, Roman Polanski, Kim Ki-Young oder Alfred Hitchcock.
"Lady Vengeance" ist der dritte Teil seiner Rachetrilogie, die ihren Anfang mit "Sympathy for Mr. Vengeance" begann, mit dem sehr brutalen "Oldboy" fortgesetzt wurde und mit dem eher verschnörkelten "Lady Vengeance" nun abgeschlossen wurde.
Dieser dritte Teil ist in seiner Machart zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, weil Park Chan-Wook seine Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern dem Zuschauer Fragmente in erlesenen Bildkompositionen liefert. Daher wirkt am Anfang alles wie ein Puzzle, dass man erst zusammenfügen muss.
Dies geschieht dann auch durch eine verstörende Beleuchtung zum Thema Selbstjustiz, die nachhaltig wirkt und in einer alten Fabrikhalle mit allen erdenklichen Emotionen und menschlichen Abgründen und Aggressionen entlädt.
Im Gegensatz zu diesem Alptraum stehen andere Szenen, die begleitet von Orchesterklängen und hypnotischen Engelsgesängen des Moho Baroque Ensembles, die dem Zuschauer Schönheit suggerieren, weil er soviele strahlend helle Bilder entdeckt. Doch der Schein trügt...
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Knight Moves
Regie: Carl Schenkel
Das Schachbrett eines Irren...
Man
fragt sich immer wieder, was diese Anfangssequenz aus dem Jahr 1972 zu
bedeuten hatte: Dort treffen sich zwei Jungen zum Schachspiel. Der
Ältere (Joshua Murray) triumphiert gegen den etwas Jüngeren
Herausforderer (Codie Lucas Wilbee), der sich irgendwann zähneknirschend
geschlagen geben muss. Der Verlierer dreht aber durch und sticht mit
seinem Füllfederhalter in die Handfläche des Siegers. Viele Jahre
später.
Der
Zuschauer lernt den Schachgroßmeister Peter Anderson (Christopher
Lambert) kennen, der das Strategiespiel seit seiner Jugend begeistert
verfeinert hat und nun zu den besten Schachspielern der Welt zählt. Er
wird betreut von der alternden Schachgröße Jeremy Edmonds (Ferdy Mayne)
als Coach betreut. Peter will das Turnier gewinnen, als Favorit gilt
allerdings der amtierende Weltmeister Viktor Yurilivich
(Arthur Brauss). Überschattet werden die Anstrengungen der Spieler durch
den Mord an einer jungen Frau. Vor allem Peter, der die Nacht mit
dieser Debbie (Kehli O´Byrne) verbrachte, bringt sich durch eine Lüge
bei den ermittelnden Polizeibeamten Captain Frank Sedman (Tom Skerrit)
und seinem etwas heißblütigen Partner Detective Andy Wagner (Daniel
Baldwin) in Verdacht. Die Cops engagieren die Psychologim Kathy Sheppard
(Diane Lane), die feststellen soll, ob Peter ein Psychopath sein
könnte.
Die Leiche wurde akribisch in Szene gesetzt, auffällig geschminkt
und die Pulsadern aufgeschnitten, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut
verschüttet worden wäre. Ein unbekannter Anrufer, der den Mord an Debbie
zugibt, meldet sich bei aber bei Sanderson, kündigt weitere Morde an,
weil er mit Sanderson ein Spiel spielen möchte....
Der schweizer Carl Schenkel war der Regisseur von "Abwärts" - sein
Schachspiel-Thriller "Knight Moves" war 1992 sein bekanntester
amerikanischer Film und vor allem mit 2 Millionen Zuschauer ein großer
Erfolg in Deutschland. In den USA selbst floppte der Serienkillerfilm
über ein durchgeknalltes Schachgenie. Schenkels Film ist nicht
durchgehend gut gelungen, gegen Ende wirkt der Film m.E. zu überfrachtet
mit Handlungselementen. Hier wäre etwas mehr Subtilität ganz gut
gewesen, dennoch ist der Film in weiten Teilen recht gelungen, er hat
mir aber damals im Kino besser gefallen als jetzt mit der DVD
Wiederholung. Empfehlenswert vor allem für Leute, die mal eine
Christopher Lambert Double-Feature Filmnacht machen wollen und gleich
nach "Knight Moves" den etwas besseren "Ressurection" in den Player
schieben.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
Jennifer 8
Regie: Bruce Robinson
Blinde Opfer...
John
Berlin (Andy Garcia) ein Cop aus Los Angeles ist durch seine Ehe auch
beruflich in der Metropole gescheitert. Deshalb nahm er auch gerne das
Angebot seines alten Freundes und Berufskollegen Freddy Ross an, doch
wieder in der Kleinstadtpolizei mitzuarbeiten. Doch in Eureka geht es
auch nicht gerade ruhig zu, denn auf einer Müllhalde wird ein
Landstreicher tot aufgefunden. Möglicherweise Selbstmord, aber warum
liegt auch noch eine Hundeleiche daneben und da aller guten Dinge drei
sind: Eine abgetrennte Hand wird noch gefunden. Die
nachfolgenden Routineuntersuchung weiten sich allerdings sehr schnell zu
einer groß angelegten Spurensuche aus, mit einigen Kollegen wie dem
hitzigen, cholerischen John Taylor (Graham Beckel) versteht sich der
neue Cop aus der Großstadt auch nicht besonders gut. Schnell vermutet
John Berlin im Laufe der Ermittlungen einen Serientäter. Er geht von
bisher sieben Opfern aus, die dem Täter zum Opfer fielen. Die Akte
bekommt sehr schnell den Namen "Jennifer", benannt nach dem ersten
Opfer. Vermutlich waren alle Frauen blind. Diese Spur führt Berlin ins
nahe gelegene Blindenwohnheim. Möglicherweise lebt der Täter ganz in der
Nähe. Dort lernt er einen unfreundlichen Anstaltsleiter kennen, aber
auch die blinde Helena Robertson (Uma Thurman) , die eines der Opfer
kannte und aus dieser Konstellation möglicherweise auch schon einmal dem
Täter begegnet sein könnte. Berlin findet Gefallen an der schüchternen
Frau. Immer öfters trifft er sich auch privat mit ihr, Freund Freddie
und dessen Frau Margie (Kathy Baker) freuen sich zwar darüber, sind sich
aber nicht sicher, ob diese Beziehung auf Dauer funktionieren könnte.
Als sich an Weihnachten ein Unbekannter nach Helena erkundigt wird die
Sache für alle Beteiligten äusserst gefährlich...
"Jennifer 8" von Bruce Robinson ist 120 Minuten lang und braucht am
Anfang etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen. Nach einer gewissen Zeit
stellt sich aber eine durchgängig gute Spannung auf, es gibt sogar
einige Szenen, die starken Suspencegehalt bieten: Das Bad von Uma
Thurman, bei dem sie nicht alleine ist oder auch das Eindringen von Andy
Garcia in das Blindenheim, dort könnte hinter jeder Ecke der böse Mann
lauern. Kann sein, dass die Lovestory zwischen Cop und der blinden Frau
in der Mitte des Films ein bisschen zu Lasten der Dynamik geht, aber
angesichts des Steigerungspotential bis fast zum Schluß, ist das
lediglich ein kleiner Schönheitsfehler. Ansonsten bietet "Jennifer 8"
gesamthaft doch eher überdurchschnittliche Serienkillerkost. Auch das
Setting und die Locations wirken atmosphärisch mit Dauerregen und
Schnee.
Mother
Regie: Bong Joon-Ho
Mutter ist die Beste...
Wie in Trance bewegt sich eine ältere Frau über ein Feld. Ihre Haare wehen etwas unordentlich im Wind. Die Frau wirkt etwas wirr und entrückt, aber ihr Gesichtsausdruck scheint seltsam glücklich. Sie summt vor sich hin, scheint sich beinahe tanzend zu bewegen, ein Mensch im Einklang mit der Umwelt ?
Eher nicht, denn die ältere Frau lebt eher isoliert von ihrer Aussenwelt.
Yun Hye-Ja (Kim Hye-Ja) heisst sie und ist alleinerziehende Mutter, die zusammen mit ihrem etwas debilen Sohn Do-Jun (Won Bi) lebt, Getreide verkauft und zudem die Leute ihrer Ortschaft mit Akupunktur behandelt, ohne dafür eine Lizenz zu haben. Der Sohn ist bereits 29, recht hübsch, aber durch seine leichte Behinderung ein Aussenseiter, der auch wegen seiner leichten Behinderung keine Freundin hat.
Lediglich der geldversessene Frauenheld und Möchtegerngangter Jin-tae (Jin Ku) ist eine Art Kumpel. Dieser zieht mit Do-Jun manchmal um die Häuser, der Kontakt wird aber von der fürsorglichen Mama mit Argusaugen betrachtet.
Yun Hye-Ja meint, dass der Kumpel vom Sohn ein schlechter Umgang für ihn ist.
Tatsächlich gibts immer mal wieder Ärger. Als Do-Jun von einem zu schnell fahrenden Auto fast erfasst wird, gehen die beiden jungen Männer dem Fahrerflüchtigen nach und erkennen den Wagen auf einem Golfplatz. Dort wird schnell mal der Spiegel des teuren Wagens demoliert und Mama muss Sohnemann bei der Polizei abholen.
Doch es kommt noch dicker. Tage später wird Do-Jun verhaftet. Er soll ein junges Schulmädchen ermordet haben.
Tatsächlich kann sich Do-Jun erinnern, dass er im betrunkenen Zustand diesem Mädchen nachlief, versucht sie in diesem kleinen Gässchen anzumachen, das Mädchen reagiert aber abweisend und Do-Jun rennt davon. Am nächsten Tag ist aber dieses Schulmädchen tot, ein Golfball neben dem Opfer wird gefunden und so wird der behinderte junge Mann zum Hauptverdächtigen. Die Polizei hat auch schnell ein Geständnis durch subtile Drohung des "Dorfdeppen".
Problematisch ist tatsächlich das Erinnerungsvermögen von Do-Jun, der sich nur unter großer Anstrengungen erinnern kann und durch seine Behinderung generell massive Gedächtnislücken hat.
Die Mutter weiss natürlich, dass ihr Sohn keiner Fliege was zuleide tut und gibt sich nicht mit der abgeschlossenen Ermittlung der Polizei zufrieden. Sie macht sich auf in Eigenregie zu ermitteln...
Bong Joon-Ho ist einer der interessantesten Filmemacher Südkoreas. Auf sein Konto geht das verstörende Meisterwerk "Memories of a Murder", wo es um die Jagd nach einem Serienkiller geht und in dem der Regisseur auch die sehr fragwürdigen und gewalttätigen Ermittlung-Methoden der Polizei offenlegt. In "Mother" setzt sich diese Thematik wieder fort.
Nebenbei schafft er es die Charakterstudie einer besorgten Frau zu zeigen, die einerseits sozial isoliert erscheint und andererseits noch zusätzlich am Rande der Selbstzerstörung agiert.
Für Spannung sorgt ein guter Suspenceanteil, der sogar einen Hitchcockfilm zitiert, den ich jetzt nicht nennen will, da ansonsten die Auflösung vielleicht verraten werden könnte.
Auch ansonsten klingt öfters die abgründige Phantasie vom Master of Suspence an.
Der Film ist durchgehend glaubwürdig, unterhaltsam und spannend komponiert. Darüberhinaus hat Bong Joon-Ho einen großartigen Sinn fürs Visuelle, dies ermöglicht natürlich die Entfaltung einer enormen Wirkung. großen Anteil daran hat die Kamera-Arbeit von Hong Kyung-pyo.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
The Howling
Regie: Yoo-Ha
Wolfshund...
Howling" ist ein Film des koreanischen Regisseurs Yoo Ha aus dem Jahr 2012, er hat nichts mit dem gleichnamigen Werwolf-Klassiker von Joe Dante zu tun. Der Thriller erinnert eher an die perfide Geschichte, mit der uns Samuel Fuller mit "Der weiße Hund von Beverly Hills" konfrontierte.
War es Mord oder Unfall ? Jedenfalls ist die Spurensuche bei der ersten Begutachtung am Tatort - eine Tiefgarage - noch völlig ratlos. Das Opfer verbrannte in seinem Wagen, aber auch Bißspuren lassen sich feststellen.
Am Tatort die eingespielte Mordkommission und die junge und unerfahrene Polizistin Eun-yeong (Na-yeong Lee), die sich auf ihren ersten Arbeitstag freut. Vorher war die engagierte Polizistin mit dem Motorrad unterwegs und fuhr Streife durch die Straßen von Seoul.
Der Empfang, den ihr ihre männlichen Kollegen bereiten, ist äusserst frostig und gar ablehnend, sie soll die Partnerin des rauen, chauvinistischen und zynischen Detective Sang-gil (Kang-ho Song) werden, der endlich mal befördert werden will und dann dieses unnötige Anhängsel. Er ist auch nicht gerade erfreut, dass sein Chef ihm genau diesen "Unfall" zum aufklären gibt.
Die Kollegen amüsieren sich über das ungleiche Paar und nutzen jede sich bietende Gelegenheit der jungen Frau die Schreibtischarbeiten aufzubrummen.
Wenige Tage darauf gibt es einen weiteren Toten, der ebenfalls unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Offenbar wurde er durch einen Wolf oder Wolfshund zerfleischt.
Nun ermittelt Sang-gil ambitionierter, denn er rechnet sich beim Aufklären der beiden Morde große Chancen aus, endlich aufzusteigen.
Daher igrnoriert er den Rat seiner jungen Kollegin, die Kollegen mit ins Boot zu holen, um zu helfen. Der ehrgeizige Ignorant lehnt ab, stattdessen wartet er nur auf Fehler seines unliebsamen Anhängsels. Sehr bald kommen die beiden durch die mangelnde Zusammenarbeit an ihre Grenzen...
Irgendann denkt man an einen Mysteryfall, denn was sucht ein Wolf in Seoul und was bewegt den Wolf zum Serienkiller ? Interessanterweise bleibt alles bodenständig und verlässt die Pfade des etwas ungewöhnlichen Polizeithrillers nie. Dabei ist der Film gut unterhaltsam und hält - trotz ein bisschen Überzogenheit und einer gewissen Nähe zum Kitsch - die Spannungskurve gut im Griff.
"Howling", der auf einem japanischen Roman von Asa Nonami basiert, ist in der Auflösung allerdings etwas konstruiert geschrieben. Wie sehr oft liefert der koreanische Film auch hier Einblick in eine sehr sonderbare Welt der dortigen Polizisten, hier sind es unverbesserliche Ignoranten, die junge Beamtin kann einem bei soviel männlicher Doofheit leid tun.
Regisseur Yoo-Ha war mir vor allem bekannt durch den sehr guten Martial-Art Beitrag "Blood and Flowers".
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
7 Days
Regie: Daniel Grou
Erlösung durch Blutrache ?
Ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben der Familie Hamel. Der Vater Bruno (Claude Legault) und die Mutter Sylvie (Fanny Malette) verabschieden sich von ihrer kleinen Tochter Jasmine (Rose-Marie Coallier), die zum Nachmittagsunterricht aufbricht. Eigentlich wollte der Papa sie dorthin fahren, aber er ist selbst nach seiner Schicht im Krankenhaus sehr müde.
Als er aufwacht, surft er ein bisschen im Internet - dann klingelt es an der Tür und ein Schulkamerad der kleinen Jasmine gibt dort die Schularbeiten ab, denn das Mädchen war nicht in der Schule. Nun tauchen erste Ängste auf. Es wird doch nichts passiert sein ?
Die Mutter macht sich noch größere Sorgen und Bruno begleitet die inzwischen verständigte Polizei den Weg, den die Kleine gewöhnlich nahm, abzusuchen.
Diese Suche wird zum größten Alptraum. Denn das Wertvollste, dass die Eltern besaßen, wird dort leblos in den Gebüschen befunden.
Es zeigt auch sichtliche Spuren einer Vergewaltigung.
Für die Eltern beginnt somit der Untergang. Lethargisch und schockiert verlassen sie die nächsten Tagen die Wohnung nicht. Die Trauer ist zu groß, als dass sie bewältigt werden könnte. Aus liebevoller Idylle wird Hass auf das unbekannte Monster, dass noch frei herumläuft.
Einige Zeit später kann Kommissar Herve Mercure (Remy Girald) den Eltern mitteilen, dass ein Verdächtiger gefasst wurde, dessen DNA am Tatort zur Überführung sorgte. Es ist der wegen solcher Delikte einschlägig vorbestrafte Anthony Lemaire (Martin Dubreuil). Brunos Rache kann beginnen...
Ein Rachefilm, der etwas anderen Art - denn innerhalb "7 Days" soll der Mörder möglichst grausam büßen, eine Folterung bis zum erlösenden Tod. Dabei hofft der Vater, dass an diesem 7. Tag (dem Geburtstag der Tochter) die erhoffte Katharsis eintritt. Dcoh die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen zusehends. Bringt die Rache tatsächlich eine Befriedigung ?
Selbstjustiz war schon immer ein beliebtes Thema im Film. Während der Klassiker wie "Ritt zum Ox-Bow" das Thema in einer kritischen Art und Weise darbrachte, übernahm im progressiven Kino die Tendenz Selbtjustiz mit einer gewissen Verherrlichung darzustellen immer mehr Raum.
"Dirty Harry" und "Death Wish" aus den 70ern prägten das Genre nachhaltig.
Die erschreckendsten Momente sind jedoch dann gegeben, wenn ein Film das unermessliche Leid, den Rachegedanken und die eigene Hölle gleichzeitig spürbar machen kann. So ist für mich nach wie vor die erschreckendste Szene, als Max von Sydow in "Die Jungfrauenquelle", wissend dass er die Mörder seiner Tochter im Haus beherbergt, in der Küche sitzt und weiss, dass er die Übeltäter töten wird und gleichzeitig sein Gesicht die größte Verzweiflung offenbart.
Dieser Stoff wurde dann auch fürs Horrorgenre in "The Last House on the Left" ausgeschlachtet.
Der kanadische Film "7 Days" von Daniel Grou gehört eher zu der leisen, ganz unbehaglichen Rachefilme. Ein bitterer Film, in dem der Protagonist sein eigenes Moralempfinden Stück für Stück zerstört....
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
Frozen Ground
Regie: Scott Walker
Robert Hansen...
Genau wie Richard
Fleischer in "Der Frauenmörder von Boston" die Jagd nach dem Serienkiller Albert
Henry DeSalvo zum Thema hatte, ist auch Scott Walkers 2013 realisierter
Serienkillerfilm nach wahren Begebenheiten verfilmt worden. Der unauffällige
Bürger Robert Christian Hansen ermordete zwischen 1971 und 1983 zwischen 17 und
21 Frauen in der Nähe von Anchorage in Alaska. Er wurde 1983 gefasst und zu 461
Jahren Gefängnis verurteilt, die Strafe verbüsst er im Spring Creek Correctional
Center in Seward, Alaska. Seine Opfer lernte er vornehmlich im Rotlichtmilieu
kennen, meistens handelte es sich um Prostituierte. Der verheiratete
Familienvater Robert Hansen (John Cusack) lud die Frauen zu sich ein, wenn er
sturmfreie Bude hatte und als Höhepunkt der Qualen setzte er die bereits schwer
misshandelten Frauen in den Wäldern aus und jagte und erschoß sie während ihrer
Flucht wie Wild. Dabei kann der passionierte Jäger auch auf zahlreiche Trophäen
von Waldtieren in seinem Haus blicken, die ausgestopften Tiere sind somit Teil
eines Zimmer des Hauses, wenn dies zur Folterkammer wird. Jack Halcombe
(Nicholas Cage) ist der ermittelnde Detective, der durch die junge Cindy Paulson
(Vanessa Hudgens) endlich auf die Spur des Serienkillers kommt. Doch es ist gar
nicht so einfach den Mann zu überführen. Obwohl Cindy fliehen konnte und ein
hoher Zusammenhang zu den bereits verschwundenen Frauen gegeben wäre. Doch
Hansen gilt als glaubwürdiger wie die junge Frau, die anschaffen geht. Hansen
gibt an, dass er die Frau mitgenommen hätte und nichts passiert ist was ohne die
Einwilligung der Prostituieren geschah. Doch Halcombe gibt nicht auf und Cindy
gerät erneut in Gefahr...
Wie bereits in Joel
Schumachers 1999 entstandener "8 MM" begibt sich Nicholas Cage erneut auf
Serienkillerjagd. Es führt ihn aber diesmal nicht in den Rotlicht-Underground
nach Machern von Snuff-Videos. Diesmal ermittelt er auf gefrorenem Grund in
Alaska. Dabei ist der Film sehr ruhig geraten und bezieht seinen Reiz vor allem
auf den realistischen Ermittlungsarbeiten, die einen bis dato unbescholtenen und
in seiner Umgebung beliebten Bürger überführen soll. Dabei gelingt es John
Cusack mit relativ wenig Aufwand einen diabolischen Mann zu spielen, der seine
gewalttätigen Anteile mit seiner unauffällligen Maske gekonnt verstecken kann.
Cusack gelingt eine bemerkenswerte Charakterstudie und er stellt mit seiner
Peformance Nicholas Cage eindeutig in den Schatten. Der Film lässt sich Zeit für
seine Figuren und wer einen actiongeladenen Reißer erwartet, der könnte
vermutlich enttäuscht werden. Trotzdem ist "Frozen Ground" in seinem Genre eine
überdurchschnittliche Arbeit, die Umgebung ist wie geschaffen für einen
eiskalten Killer, der in menschenleerer Gegend sein Jagdrevier gefunden hat.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Killer von Wien
Regie: Sergio Martino
Die Laster der Julie Wardh...
Die attraktive Julie Wardth (Edwige Fenech) steht beinahe am Rande eines Nervenzusammenbruchs, denn ihr Exgeliebter Jean (Ivan Rassimov) stellt ihr immer noch nach, weil er nur bei der masochistisch veranlagten Julie seine sadistischen Neigungen exzessiv ausleben konnte.
Doch die will nicht mehr, zu fatal war diese zerstörerische Leidenschaft. Im Moment jedenfalls hält sie sich eher unglücklich bei ihrem Mann, dem Börsenmakler (Alberto de Mendoza) in Wien auf.
Dort besucht sie eine Party ihrer Freundin Carol (Conchita Airoli) und lernt den smarten George (George Hilton) kennen, mit dem sie sich zeurst etwas zierend, aber dann doch recht flott einlässt.
In Wien ist es allerdings gerade jetzt für attraktive Frauen gefährlich, denn es geht ein unbekannter Serienmörder um, der seine Opfer mit dem Messer tötet.
Julie bekommt Blumen geschickt mit anonymen Botschaften, die sie allerdings sofort Jean zuordnet, denn der Inhalt nimmt Bezug auf die verbotenen Gelüste der schönen Frau. Da aber auch ein Model ermordet wird, das sich auf der Party von Carol befand, könnte auch der Serienkiller ganz in der Nähe sein. Vielleicht ist sogar Jean der gesuchte Mörder ?
"Der Killer von Wien" heisst im Original "lo strano vizio della signora wardh" (Die seltsame Angewohnheit der Frau Wardth) und wurde 1971 von Sergio Martino gedreht. Der Film gilt als einer der besten Giallos überhaupt.
Dabei fängt alles zuerst mal eher ruhig an, man lernt Julie kennen und auch die drei Männer, die sie begehren. Ein perfekter Score läutet dann langsam den unheimlichen Krimiteil ein, der mit fiesen Morden und spanenden Verfolgungsjagden einher geht. Julie schwebt immer irgendwo in Gefahr. Am Ende gibts einige Wendungen, die wie immer bei einem Giallo extrem überraschend sind, aber diese Twists sind so raffiniert durchgestylt, dass sie nicht mal so übertrieben sind, wie man es bei den meisten Vertretern dieses Genres kennt. Im Gegenteil, ganz am Schluß gibts noch einer mörderisch gute Suspence-Einlage, die das große Krimi Vergnügen bbestens abrundet.
Dramaturgisch ist das Intrigenspiel jedenfalls bestens durchgestylt und wie immer gibts einen Schuß Erotik.
Klasse sind die Sequenzen im Park vom Schloß Schönbrunn, aber auch die Attacke im dunklen Parkhaus sorgt für knisternde Spannung.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
Texas Killing Fields
Regie: Amy Canaan Mann
Leichen im Sumpf...
Seit 1971 wurden mehr als 60 Leichen im sumpfigen Umkreis von Texas City gefunden. Die Opfer waren meistens junge Frauen, bei den Einheimischen gilt das Gebiet, also der Korridor zwischen Houston und Galveston als verflucht, es wird "Texas Killing Fields" genannt.
Im Mittelpunkt von Amy Canaan Manns Thriller "Texas Killing Fields" steht aber nicht der Krimiplot, sondern gibt Einblick in die Ermittlungsarbeit zweier sehr unterschiedlicher Polizisten. Der New Yorker Brian Heigh (Jeffrey Dean Morgan) ist streng gläubig und sieht seinen Job auch als Art Sozialarbeiter für die in seinem Gebiet lebende Bevölkerung, die meisten sozial schwach und verarmt zur Unterschicht gehören. Mike Sounder (Sam Worthington) kommt aus der Gegend und agiert wesentlich ruppiger als sein zugezogener, einfühlsamer Kollege. Sounders Exfrau Pam (Jessica Chastain) ist ebenfalls Polizistin und verrichtet ihren Dienst im benachbarten Clark County, dort wo man immer wieder Leichen im Sumpf auffindet.
In einem dieser zahlreichen Bayous wird eine Frauenleiche gefunden - somit im Zuständigkeitsbereich von Sounders Exfrau, doch Heigh sieht im Verschwinden einer weiteren Frau einen Zusammenhang beider Fälle. Und der Cop verbeißt sich sehr schnell in den Fall, sehr zum Ärger seines jüngeren Kollegen, der sich am liebsten aus dem Schmutz heraushalten will.
Eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielt die junge Anne Sliger (Chloe Grace Moretz)...
Zwar versucht Michael Manns Tochter den Charakteren der Geschichte Tiefe zu verleihen, doch das will nicht so recht gelingen. Mike ist der knallharte Polizist, der gleich drauf haut, wenn ihm was nicht passt, genau wie seine Ex-Frau Pam, die ihm in nichts nachsteht. Dagegen ist Brian eher der sanftere, empathische Typ und kümmert sich fürsorglich um die junge Anne. Das wirkt alles etwas oberflächlich und stereotyp, auch die Inszenierung finde ich nicht besonders geglückt, da sie extrem chaotisch - ohne roten Faden - wirkt. Hauptmerk liegt nicht in der Spannung, die die Geschichte haben könnte, sondern vielmehr zeichnet Amy Canaan Mann einen weiteren Film der inzwischen beliebten Serie "Whtie Trash", von denen "Frozen River" und "Winters Bone" wohl die populärsten Vertreter sind und doch verglichen mit "Texas Killing Fields" wesentlich straffer inszeniert wurden.
Insgesamt entlässt dieser etwas andere Serienkillerfilm mich als Zuschauer etwas enttäuscht zurück, denn abgesehen von einigen guten Einzelszenen und einer sehr guten Kameraarbeit (Stuart Dryburgh "Das Piano" ist der Film gesamthaft nicht besonders gut geworden. Er wirkt dramaturgisch eher schwach.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
Der Frauenmörder von Boston
Regie: Richard Fleischer
Albert de Salvo und 13 Morde...
Albert Henry DeSalvo (geboren am 3. September 1931 in Chelsea (Massachusetts); gestorben am 26. November 1973) war ein amerikanischer Serienmörder. DeSalvo ist auch bekannt als der berüchtigte "The Boston Strangler", dem 13 Morde zur Last gelegt werden.
Der erste Mord, der ihm zugeschrieben wird, ereignet sich am 14. Juni 1962. Das Opfer war die alleinstehende 55-jährige Anna Slesers. Sie sollte nicht das einzige Opfer bleiben, denn deSalvo erweist sich als sehr emsiger Serienmörder, in einem Zeitraum von 1 1/2 Jahren mordet er ein Dutzend weitere Frauen.
Detective Di Natale (George Kennedy) wird beim ersten Mord zu einer Wohnung gerufen, in der eine ältere Mrs. Slesers misshandelt und erwürgt wurde. Der Mediziner stellt fest, dass das Opfer nicht vergewaltigt wurde. Kurze Zeit später gibts die nächste Tote, die Frauen werden mit einem seltsam geknoteten Tuch erwürgt.
In Boston geht jedenfalls die Angst um, da die Medien über den Fall natürlich sehr ausführlich berichten und potentielle Opfer einghend warnen ihre Tür nicht zu öffnen, wenn ein Fremder klopft oder klingelt.
Captain Willis (Richard X. Slattery), Sgt. McAfee (Murray Hamilton), die Kollegen von Di Natale stehen vor einem Rätsel. Es ist auch sehr schwer ein brauchbares Profil des Unbekannten Killers zu erlangen, es wird halt in Rotlicht oder Schwulen Milieu gesucht, da innovative Ideen für die Ergreifung des Täters fehlen.
Der Kreis der Verdächtigen wird auch kleiner, da viele übliche Verdächtige nach intensiverer Betrachtung gar nicht in Frage kommen.
Justizminister Brooke (William Marshall) will die Arbeit der Polizei besser koordinieren. Er überträgt die Organisation dem alten Hasen John S. Bottomly (Henry Fonda), der diese Aufgabe erst nach einigem Zögern annimmt. Bottomlys Spezialeinheit tappt allerdings lange im Dunkeln.
Und der Täter de Salvo (Tony Curtis) mordet weiter. Dabei führt der unscheinbare Mann ein unauffälliges, ganz normales Familienleben und ist für seine Kinder ein guter, liebender Vater.
Erst als mit Dianne Cluny (Sally Kellermann) eines der Opfer schwer verletzt überlebt, scheint es plötzlich eine Chance zu geben, den Strangler fassen zu können...
Richard Fleischer drehte "Der Frauenmörder von Boston" im Jahr 1968, die Handlung beruht auf einem Buch von Gerold Frank, der sich mit den wahren Begebenheiten im Fall de Salvo beschäftigte.
Regisseur Richard Fleischer konzentriert sich sehr stark auf die Fahndung. Erst in der Mitte des Films taucht der getriebene Massenmörder auf, der an Schizophrenie leidet und sein zweites Ich so sehr abgespalten hat, dass er sich gar nicht an seine abscheulichen Taten erinnern kann.
Abgelenkt wird der Zuschauer immer mal wieder von einer damals neuen Technik, dem Splitscreen-Verfahrens, dass manchmal fast ein bisschen zu übertrieben oft eingesetzt wird. Dies verstärkt zwar den halbdokumentarischen Charakter des Films, mildert aber etwas die Suspence-Anteile, die auch aufgrund der sehr nüchternen Darstellung vielleicht etwas zu kurz kommen.
Tadellos gut ist allerdings die Darstellung von Tony Curtis, der eine sichtliche Freude daran hatte, fernab von seinen üblichen Rollenklischees die Darstellung eines kranken Killers zu übernehmen.
Er wurde im Jahr 1969 für diese gute Leistung als Bester Hauptdarsteller in einem Drama für den Golden Globe Award nominiert.
Bewertung: 8 von 10 Punkte
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