Regie: Justin Benson & Aaron Moorehead
Meine Freundin, das Monster...
Seit dem riiesigen Erfolg des romantischen Vampirfilms "So finster die Nacht" von Tomas
Alfredson haben sich die Horrorfilme über Verwandlungen irgendwie
verändert und zwar in poetischer Richtung. Damit erhält die klassische
Variante von Dracula oder Werwolf eine neue Ausrichtung. Weg von der
Furcht vor dem Monster, hin zu dem Inneren dieses Geschöpfes, dass sich
verwandelt. Und dies kann man wohl am besten, wenn sich der Mensch dann
auch verliebt, ohne zu wissen, dass die neue Bekanntschaft ein
schreckliches Geheimnis hütet. In diesem Jahr gab es gleich zwei dieser
tragischen Horrorliebesfilme, in dem sich ein Typ in eine schöne Frau
mit sprichwörtlich zwei Gesichtern verliebt. Einmal der feministische
Vampirstreifen der Iranerin "A Girl walks home alone at night", der
atmosphärisch dicht in schwarz weiß gedreht wurde und in der fiktiven
Stadt Bad City im Iran spielt. Dabei trifft der Held der Geschichte, ein
James Dean Typ, nachts eine geheimnisvolle Frau Tschador. Im
US-Independent Film "Spring" von Justin Benson und Aaron Moorehead ist
lange nicht klar in was für ein Monster sich die attraktive
Reisebekanntschaft da verwandelt. Einmal wirkt es so als würde sie zum
Vampir werden, dann wieder sprechen die weiteren Indizien für eine
Werwolf. Aber auch ein Alien ist da irgendwann nicht mehr
ausgeschlossen. Jedenfalls haben sich die beiden Filmemacher bei der
Optik des Monsters von dem genialen Berlin-Horrorfilm "Possession" des
polnischen Regisseurs Andrzej Żuławski inspirieren lassen. Zumindest wird man an diese schleimige, tentakelartige Kreatur erinnert.
Und
mit diesem gefährlichen Wesen wird der junge Rucksacktourist Evan (Lou
Taylor Pucci) im Süden von Italien zusammentreffen. Dabei fühlt sich der
junge Mann gleich von Louise (Nadia Hilker) sexuell angezogen, dieser
unbekannten Schönheit, die ihn am Strand ziemlich direkt angemacht hat.
Es beginnt eine romantische Liebesgeschichte, die schöne Sonnenwetter
beflügelt die Hormone. Dabei ging es dem jungen Evan in den letzten
Wochen und Monaten überhaupt nicht gut. Er verlor seinen Vater durch
einen Herzinfarkt und wenig später wurde auch bei seiner Mutter eine
unheilbare Krebskrankheit diagonistiziert. Daher gab er das Studium auf,
jobbte in einer Kneipe als Koch und saß bei seiner Mom bis zuletzt auf
dem Sterbebett. Danach Trauer, Frust und Aggression. Seinen Job verliert
er auch noch, weil er mit einem Gast eine Schlägerei hatte. Freund
Tommy (Jeremy Gardner) rät ihm zu einer Auszeit. Die führt in nach
Italien, er reist zuerst mit zwei Briten (Vinny Curran/Augie Duke), die
dann nach Amstersam weiterreisen. Er nimmt eine Arbeit auf dem Bauernhof
des alten Angelo (Francesco Carnelutti) an und trifft in der Stadt
erneut auf die flüchtige Bekanntschaft am Strand. Damit beginnt sehr
spontan eine Romanze, sehr bald findet Evan, dass er vielleicht die
Liebe seines Lebens gefunden hat. In dem verschlafenen Städtchen häufen
sich jedoch bizarre Zwischenfälle.Auch Louise beginnt, sich immer
merkwürdiger zu verhalten. Je intensiver die Lovestory werden könnte,
desto mehr versucht sie auch dagegen anzukämpfen....
Langsam
häufen sich dann in "Spring" die Szenen, in denen Schlangen und Würmer
das Bild besiedeln, verwesende Tierkadaver in der Landschaft verstreut
liegen, Blut an den alten Gemäuern der Stadt klebt – und es kommt
vermehrt zu schlagartigen Fluchten Louises bei den gemeinsanen Dates.
Was er lange nicht weiß ist, dass ihr Körper zu verfaulen beginnt, sich
monströs verwandelt und nach Opfern giert. Aber auch diese Szenen werden
eher im Arthaus-Style, etwas verwandt mit "Before the Sunrise" von
Richard Linklater, von den Machern präsentiert, aber durch die Story
fühlt man sich manchmal sogar an den großen Klassiker von Jacques
Tourneur "Cat People" erinnert, der vielleicht - entstanden in den 40er
Jahren - die Mutter aller romantischen Horrorverwandlungsfilmen ist.
Somit
dürfte vielleicht "Spring" für Leute mit Actionfaible eine Entäuschung
sein, denn die Liebesgeschichte steht im Vordergrund. In den besten
Momenten gelingt den Machern eine sehr gelungene Symbiose zwischen den
beiden Genres, Horror und Liebe verschmelzen zu einer
tragisch-schaurigen Einheit. Was als Selbstfindungstrip eines jungen
Kerls beginnt, endet in den Ruinen von Pompei. Ob es für die Liebenden
zum Happyend oder zur tödlichen Katastrophe wird, dieses Geheimnis gibt
der Film ganz am Ende preis in einer beeindruckenden Einstellung.
Außerdem
spielen das Leben, der Tod, das Klammern an das Leben, das
Vergängliche, der Verfall, die Trauer und die Einsamkeit durchaus große
Rollen in diesem Film. Die Beziehung zwischen Louise und Evan ist dabei
sehr real dargestellt, immer wieder legt sich eine morbide Aura in die
Vitalität der immer intensiveren Liebesgeschichte. Gelegentlich
gestalten sich die Gespräche, die die beiden führen etwas arg ausufernd,
aber dies braucht es vielleicht auch, damit man den Motiven von Evan
und Louise folgen kann.
Lou Taylor Pucci dürfte bei den
Horrorfans kein Unbekannter sein, er war bereits in "Horsemen", der
Neuverfilmung von "Evil Dead" oder "Carriers" zu sehen. Für die deutsche
Schauspielerin Nadja Hilker war es die erste große internationale
Rolle.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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