Regie: Ana Lily Amirpour
Die Frau im Tschador...
Mit vielen Verweisen auf das klassische Kino ist der in
schwarz-weiß gedrehte Vampirfilm "A Girl walks home alone at night" der
Iranerin Ana Lily Amirpour ausgestattet. Arash, der junge Held des
Films, erinnert mit seinen Posen an James Dean. Er ist der stolze Fahrer
eines 1957er Ford Thunderbird. Seine Bekanntschaft, die geheimnisvolle
junge Frau, trägt einen quergestreiften Pullover und erinnert viele
Cineasten an Jean Sebergs Rolle als Patricia in "Außer Atem".
Die
Regisseurin nennt ihren Film einen "feministischen Vampirfilm" -
tatsächlich sind die Geschlechterrollen auch interessant vertauscht in
"Bad City", wo die Handlung spielt. Das Mädchen, dass sich eigentlich
fürchten müsste, wenn sie nachts alleine nach Hause läuft ist eine
Täterin. Und die Männer, die ihr nachts begegnen, sind die potentiellen
Opfer.
Ana Lily Amirpour wurde in England geboren und wuchs in
den Vereingitren Staaten auf. Vor ihrem nun vorliegenden Spielfilmdebüt
drehtes sie eine Reihe von Kurzfilmen. Die Story selbst beruht auf
einer Graphic Novel von Amirpour - auch dort taucht der weibliche
iranische Vampir im Tschador auf, der mit einem Skateboard durch die
dunkle Nacht dieser seltsamen Stadt wandelt.
Gedreht wurde in
der kalifornischen Ölstadt Taft, dies alles sorgt für noch mehr morbide
Stimmung durch die Location. Diese Tiefpumpen und eine nur nachts
gezeigte Industrieanlage prägen einen Teil der Atmosphäre dieses Films.
Amirpour wählte einen sehr langsamen Erzählstil mit sparsamen Dialogen.
Oft kommt der Soundtrack zum Einsatz. Es ist manchmal Britpop, dann
wieder elektronische Musik und Lieder aus dem Nahen Osten.
Die
Handlung ist sehr schnell erzählt: Der junge Arash (Arash Marandi) lebt
gemeinsam mit seinem drogensüchtigen Vater Hossein (Marshall Manesh) in
dieser üblen Stadt namens Bad City. Sein ganzer Stolz ist sein 57er
Ford Thunderbird, doch er muss den Wagen an den Dealer Saeed (Dominic
Rains) abgeben, weil der Vater immense Schulden bei ihm hat. Er bringt
eine Katze mit nach Hause, die herrenlos scheint. Ebenfalls in Bad City
lebt ein Straßenjunge (Milad Eghbali), eine Prostituierte (Mozhan Marno)
und weitere komische und seltsame Vögel. In diese kleine Welt tritt
auch diese mysteriöse junge Frau im Tschador (Sheila Vand) ein.
Diese
Frau hat ein dunkles Geheimnis: Sie ist ein gefährlicher
menschenmordender Vampir. Ihre Lieblingsopfer sind kriminelle und
drogensüchtige Männer. Eines Nachts trifft sie auf den Straßen auf den
dort cruisenden Saeed. Dieser nimmt die Fremde mit sich nach Hause. Ein
folgenschwerer Fehler. In dieser Nacht treffen aber auch Arash und die
geheimnisvolle Frau aufeinander...
Der Film erzählt in
poetischer Weise von dieser ungleichen Freundschaft. Als im Laufe des
Films Arash ebenfalls zum Dealer wird, ist er dennoch nicht unbedingt in
Gefahr von seiner neuen Freudin bebissen zu werden. Vieles wird in
diesem sehr schön bebilderten Vampirstreifen (Kamera: Lyle Vincent) nur
angedeutet, der Zuschauer soll sich einen Reim darauf machen. So spricht
die schweigsame Täterin vor allem mit der Prostituierten. Sie gibt ihr
Ratschläge und den Tipp mit auf den Weg, dass sie sich wieder darauf
besinnen soll, was sie selbst gerne möchte. Auch der Straßenjunge bleibt
verschont, aber sie ermahnt ihn, dass er "gut" durchs Leben gehen soll.
Der
Filmemacherin ist ein sehr ungewöhnlicher Film gelungen, der in seinen
besten Szenen durchaus das Potential hat den Zuschauer zu faszinieren.
Das große Plus des Films sind aber die Gesichter der unverbrauchten
neuen Stars Sheila Vand und Arash Marandi.
Kritiker
verglichen die Machart von "A Girls walks home alone at night" mit den
Filmen von Aki Kaurismäki oder Jim Jarmush. Auch den typischen Quentin
Tarantino Style wollten einige Filmliebhaber darin erkennen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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