Samstag, 27. September 2014

Godzilla

























Regie: Gareth Edwards

Godzilla gegen Muto...

Mit einem Box-Office Ergebnis von ca. 525 Millionen Dollar erwies sich die Neuverfilmung von "Godzilla" als erfolgreich. Allerdings ist das gute Ergebnis nicht alleine dem amerikanischen Markt zu verdanken, vor allem die Einspielergebnisse in Japan und China sorgten für den weltweiten Erfolg.
Dabei orientiert sich Gareth Edwards Action- und Kaiju Eiga Film vornehmlich am japanischen Original von Ishiro Honda aus dem Jahre 1954, das durch die Spezialeffekte von Eiji Tsuburaya so bekannt wurde. Der Erfolg des Monsterfilms löste eine gewaltige Serie von Nachfolgern aus, die noch bis weit in die 70er Jahre hinein, erfolgreich in den Kinos liefen. Dabei musste Godzilla, der erste Prädator aus einer Welt vor unserer Zeit, mit vielen Bestien und fremdartigen kreaturen große Kämpfe bestehen - Zuschauer waren immer die kleinen Menschen des Industriezeitalters. Gegner hatten illustre Namen wie Gamera, Mothra oder Guila, das übergroße Huhn.
Roland Emmerich versuchte sich 1998 an dem Stoff und er amerikanisierte das japanische Urzeitmonster, obwohl er dramaturgisch wie inhaltlich den Vorgänger zitierte. Gareth Edwards, der mit "Monsters" schon einen ähnlichen Film ablieferte, gab nun der Riesenechse ihren japanischen Flair zurück und das ist gut so.
Wer allerdings einen Film erwartet, bei dem die menschlichen Figuren besonders gut und tief gezeichnet sind, der wird eine Enttäuschung erfahren, denn Hauptdarsteller dieser Neuverfilmung von "Godzilla" ist Godzilla selbst und natürlich die beiden Mutos, seine gefährlichen Gegner - gegen die er dann kämpfen muss, weil die Balance der Welt in Gefahr geraten ist.
Die Anfangssequenz beginnt 15 Jahre vor der Haupthandlung, als auf den Philippinen bei Minenarbeiten ein prähistorisches Monster, Muto genannt, erwacht, das durch seine ungeheuerlichen Kräfte kurzerhand ein Atomkraftwerk in Japan zerstört. Bei diesem Unglück kommt unter anderem Sandra Brody (Juliette Binoche) , die Frau des für Erdbebensicherheit des Kraftwerks zuständigen Joe Brody (Bryan Cranston) und Mutter des kleinen Ford (CJ Adams) ums Leben.
Im Jahr 2014 ist der erwachsene Ford Brody (Aaron Taylor Johnson) versierter Bombenentschärfer bei der US-Armee, ist selbst glücklich mit Elle (Elisabeth Olson) verheiratet und einen Sohn. Mit seinem Vater hat er ein eher gespanntes Verhältnis, da dieser die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann. Als dieser in Asien verhaftet wird, weil er in die immer noch als Sperrgebiet deklarierte Zone eindrang, nimmt Ford das nächste Flugzeug, um seinem Vater zu helfen. Dann wird er selbst von den Aussagen seines Vaters beeinflusst und findet sich bald selbst heimlich im Sperrgebiet wieder. Vor Ort finden die beiden heraus, dass die Katastrophe vertuscht wurde und nicht ein Erdbeben der Auslöser für die damalige Katastrophe war, sondern der männliche Muto, der jetzt erneut erwacht. Er hatte sich in der Ruine des Kernkraftwerkes eingenistet und sich 15 Jahre lang vom radioaktiven Material ernährt. Dann bricht er aber aus der Sperrzone heraus und tritt seine Flucht ins Meer an. Auf seinem Weg ist Zerstörung das Motto und sehr schnell befindet sich die Menschheit in einer apokalyptischen Gefahr....



 Im Film selbst tauchen auch noch die bekannten Darsteller Ken Watanabe und David Strathairn in tragenden Nebenrollen auf. Ansonsten regiert bei Gareth Edwards Schocker vor allem das Bild einer Endzeitszenerie. Der Film ist in allen technischen Belangen sehr stark gemacht und zeigt in kühlen Bildern ein futuristisches Endzeitszenario. Der Mensch selbst spielt beim Kampf der Giganten eine untergeordnete Rolle und das ist auch gut so. Wer ein Faible für solche eigenartigen Monsterfilme hat, der wird von dieser Neuverfilmung auch recht angetan sein. Meiner Meinung nach hat Gareth Edwards mit diesem kühl inszenierten, aber dennoch schönen Monsterfilm der Superlative alles richtig gemacht. Wenn der sanfte Riese Godzilla im Hafen von San Francisco auftaucht, um die Menschheit von der Muto-Plage zu erlösen, gleicht das beinahe schon einem spirituellen Ereignis.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Come out and Play




Regie: Makinov

Insel der grausamen Kinder...

Der mexikanische Schocker "Come out and play" ist beinahe so etwas wie eine 1:1 Kopie des 1976 entstandenen spanischen Horrorklassikers "Ein Kind zu töten" von Narciso Ibanez Serradors. Szene für Szene hat der mexikanische Regie-Debütant Makinov nachgestellt.
So wird derjenige Zuschauer vielleicht bei dieser Neuverfilmung genauso begeistert sein wie ich es war als ich vor einigen Jahren erstmalig das Original ansah. Denn gut kopiert ist mindestens schon halb gewonnen und Makinov setzt von Beginn an an auf eine sehr dichte Grundstimmung. Der Aufbau ist ruhig und eher bedächtig und zeigt das amerikanische Ehepaar Beth (Vinessa Shaw) und Francis (Ebon Moss-Bachrach) bei ihrem Urlaub in Mexiko. Beth ist schwanger und die beiden sind voller Hoffnung, ihren letzten Urlaub nochmal so richtig genießen zu können, bevor ihr Baby geboren wird. Doch Beth schwächelt schon und ihr Partner mischt sich alleine unter die vielen Feiernden, die gerade Karneval feiern. Aber auch ihm ist nicht so richtig zu feiern zumute, er sucht einen Einheimischen, der Boote an Privatleute verleiht. Mit so einem Boot wollen die beiden zu einer sehr schönen Insel gelangen, die sich dort in der Nähe befinden soll und die vor allem das richtige ist für Touristen, die etwas abseits der gebräuchlichen Urlaubsorte, Sonne, Strand und Meer geniessen wollen. Darüberhinaus soll die kleine Insel auch einen berühmten, besonders authentischen Karneval feiern. Schliesslich findet Francis den Bootseigentümer in einer Bar und verabredet sich mit ihm am anderen Morgen am Hafen. Dort wird man sich schnell einig, da Francis dem Mann ein überaus großzügiges Angebot macht. Dann nichts wie weg mit dem gecharterten Boot aufs offene Meer, bald sieht man schon die wunderschöne Insel. Die beiden Flitterwöchner werden am Strand von Kindern des Ortes empfangen. Ein bisschen fällt die Scheu der Kinder auf, ein Junge wirkt sogar etwas feindselig. Denn er will nicht, dass Francis in seinem roten Fischer-Eimer schaut. Der Ort selbst scheint am Tag nach Karneval wie ausgestorben, lediglich einige Kinder sieht man aus den Fenstern schauen...



Sobald das junge Ehepaar die Insel betritt, entfaltet die Geschichte auch sogleich ihren mysteriösen Inhalt. Die eher karg ausgestatteten Schauplätze sowie die menschenleeren Straßen sorgen dabei für ein starkes Gefühl der Beklemmung, denn vom ersten Moment an kann man erahnen, das hier ein drohendes Unheil in der Luft liegt. Lediglich die sporadisch auftretenden Kinder zeugen davon, das sich auch Menschen auf der Insel befinden, wobei man aber zunächst überhaupt keine Erwachsenen zu Gesicht bekommt. Wie schon im Original bekommt man auch hier keine wirkliche Erklärung für das Ganze geliefert und es wird der Fantasie des Zuschauers überlassen, welche Ereignisse sich wohl abgespielt haben müssen und was die Ursache für das aggressive Verhalten der Kinder ist, das fast minütlich immer mehr zum Vorschein kommt. Dadurch erhält die Geschichte eine wunderbar mysteriöse Note und bezieht auch eine Menge Kraft aus dem Aspekt, das man sich als Zuschauer auf dem gleichen Wissensstand befindet wie die Protagonisten des Filmes. Die schöne Insel wird so immer ein Stück weit bedrohlicher und bald ist klar, dass es vielleicht sogar gar kein Entrinnen mehr gibt. "Come out and play" steht somit in der Tradition anderer Klassiker, bei denen letztendlich die unschuldig wirkenden Kinder in Wahrheit das Böse verkörpern. So gruselte man sich schon im "Dorf der Verdammten" vor diesen blonden Kindern, die anders als die anderen waren. Aber auch mit Entsetzen wird man daran erinnert, dass auch in der kleinen Regan aus "Der Exzorzist" der leibhaftige Teufel steckt und Damien in "Das Omen" nicht nur sein Kindermädchen in den Tod trieb.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Donnerstag, 25. September 2014

Retribution

























Regie: Kyoshi Kurosawa

Isolation und Einsamkeit...

Der bekannte Horrorfilm Produzent Takashige Ichise bat ab 2004 mehrere namhafte japanische Regisseure darum für ihn einen Horrorfilm zu drehen, die inzwischen gesamthaft die J-Horror Theater Serie ergeben. Diese Serie setzt sich aus den Filmen "Infection" von Masayuki Ochiai, "Premonition" von Norio Tsuruta, "Reincarnation" von Takashi Shimizu, "Kaidan" von Hideo Nakata, "Kyöfu" von Hiroshi Takahasi, "Noioi" von Kōji Shiraishi und "Retribution" von Kiyoshi Kurosawa zusammen.
"Retribution" ist ein Polizeifilm, der zuerst sehr konventionell mit einem mysteriösen Mord in einer nicht gerade einladenden Gegend am Hafen von Tokio beginnt. Eine Frau in einem roten Kleid wurde die Nacht davor von einem unbekannten Killer einer einer schlammigen Salzwasserpfütze ertränkt. Der versierte, schwer depressive Noboru Yoshioka (Koji Yakusho) übernimmt die Ermittlungen. An seine Seite gestellt ist sein jüngerer Kollege Toru Miyaji (Tsuvoshi Ihara). Zwischen den beiden Polizisten herrscht ein latenter Konkurrenzkampf. Noboru Yoshioka leidet sehr stark an seiner privaten Einsamkeit, gelegentlich besucht ihn die Prostituierte Harue Nimura (Manami Konishi). Er hegt für die junge Frau tiefere Gefühle und wünscht sich mehr Zweisamkeit. Doch die Frau muss für einige Tage verreisen. So kann sich der Polizist auf seine Ermittlungen im Fall des unbekannten Opfers (Riona Hazuki) konzentrieren, die bei der Mordkommission die Bezeichung F18 erhält. Erschreckend stellt der Bulle fest, dass er möglicherweise viel mehr mit dem Mord zu tun hat als ihm lieb ist. Er entdeckt einen fehlenden Knopf an seinem Mantel und wenig später findet er ihn am Tatort, wo es ihn magisch hinzieht. Auch erscheint ihm der Geist einer Frau in einem roten Kleid. Sehr schnell geschieht ein zweiter Mord. Dieses Mal wird der Zuschauer Zeuge wie der angesehene Arzt Seishinkai Takagi (Jo Odagiri) seinen eigenen Sohn mit einer Spritze betäubt und ihn im Salzwasser ertränkt. Der Mann gibt seine Tat zu und gibt an, dass er Geister sieht. Es bleibt aber nicht bei diesem Mord. Die Lösung des mysteriösen Rätsels liegt womöglich in Der Vergangenheit, im Verdrängten, das seinen Fluch auf die Gegenwart ausweitet und seinen Ursprung in der Gegend um den Hafen hatte.


In langsamer Erzählweise und ruhigen, sorgfältig komponierten Einstellungen gelingt es dem Regisseur Kyoshi Kurosawa gleich von Anfang an eine sehr bedrückende und morbide Stimmung zu erzeugen. Das Grauen entfaltet sich langsam und es dominiert das unheimliche Mysterium. Kyoshi Kurosawa verzichtet weitestgehend auf drastische Schocks. Langsam aber sicher entsteht bei "Retribution" ein hypnotischer Sog und dem Hauptdarsteller Koji Yakusho gelingt das Kunststück eine Identifikation mit dem Publikum zu schaffen und dennoch in gewisser Weise undurchschaubar zu bleiben. Beklemmend auch die Subtexte, die der Film mit den Themen "Kollektivschuld" und "soziale Krankheit" anbietet. Die Location ist perfekt für diesen subtilen Thriller gewählt. Mitten in der Metropole ist der Mittelpunkt ein einsamer Ort der Isolation.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Eine Million Jahre vor unserer Zeit

























Regie: Don Chaffey

Am Anfang war Raquel Welch...

Stell dir vor es ist Urzeit und die Geschichte wird neu geschrieben. Denn neben den Steinzeitmenschen leben hier auch immer noch Saurier, die ja eigentlich am Ende des Mesozoikums, in der Kreidzeit durch einen Meteorit ausstarben.  Ausserdem leben in dieser prähistorischen Phase gigantische Wasserschildkröten, Riesenspinnen, Neanderthalern und Riesenleguane. Unsere zotteligen Vorfahren leben in Zwietracht nebeneinander. Siegreich ist immer das Alphamännchen. Daher ist es auch schwer für Tumak (John Richardson) sich gegen seinen mächtigen Vater Akhoba (Robert Brown) und seinen Bruder Sakana (Percy Herbert) durchzusetzen. Nach einer erfolgreichen Warzenschweinjagd eskaliert die Situation in der Höhle. Tumak fällt im Kampf mit seinem Vater von der Klippe des Berges. Er überlebt aber und so macht er sich auf einen Weg durch feindliches Land. Feindlich im Sinne von "Fressen und gefressen werden". Urzeitliche Riesentiere bedrohen den Einzelgänger, der nach seiner Flucht vor einer Riesenschildkröte entkräftet an einem Strand liegenbleibt. Dort lebt bereits ein zivilisierterer Stamm von blonden Jägern und Sammlern. Von den meisten Stammensmitgliedern wird "Der Neue" wegen seiner linkischen Art misstrauisch beäugt. Lediglich die schöne und kluge Luana (Raquel Welch) entwickelt ein Faible für Tumak und verteidigt ihn. Als ein Harryhausen´scher Velociraptor das Dorf überfällt, schlägt die Stunde von Tumak, der ein kleines Mädchen aus den Klauen des Echsenmonsters befreien kann und das Tier töten kann. Doch der blonde Dorfschönling ist eifersüchtig, so kommt es zum Kampf und anschliessend wandert das neue Paar Tumak und Luana durch die unwirtliche Urwelt, wo wieder Gefahren lauern. Es ist nicht leicht in dieser Steinzeit...



 Ray Harryhausen entwickelte die Stop Motion Technik seines Lehrers Willis O´Brien zur Perfektion. Seine Technik war viele Jahre wegweisend für Spezialeffekte beim Film. Er entwickelte damit zahlreiche Fabelwesen, Dinosaurier und Geister auf der Leinwand zum Leben. Unvergessen sind seine Kreationen in Filmen wie "Sindbads 7. Reise" mit fiesen Zyklopen, "Jason und die Argonauten" mit Skelettkriegern oder "Kampf der Titanen" mit tollen Figuren wie Calibos oder Medusa. Hier in dem Hammermovie "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" von Don Chaffey aus dem Jahr 1966 präsentiert er diverse Saurierarten wie Triceratops, Ceratosaurus, Allosaurus, Brontosaurier, Pteraodon oder Rhamphorhynchus - sehr zur Freude seiner nostalgisch angehauchten Fans.  Witzig ist der Trashstreifen auch noch, denn er räumt mit dem Klischee der dummen Blondinen auf - die Doofen sind eher die sich stark fühlenden Männer, die ständig aufgrund ihrer Dummheit in die Predouille kommen. Natürlich ist das ganze Szenario völlig unglaubwürdig, aber da muss man durch. Schliesslich liegen die Stärken dieses Urzeitfilms nicht in der authentischen Atmosphäre. Wer aber naiv wie ein Kind an den Film herangeht und auch an Felswänden aus Schaumstoff seine Freude hat, der wird "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" auch heute noch vergnügliche Seiten abgewinnen. Damals war das sogar ein riesiger Kinoerfolg und machte das Busenwunder Raquel Welch zum ulitmativen Weltstar.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Haus des Grauens (Paranoiac)

























Regie: Freddie Francis

Anthonys Rückkehr...

Nachdem "Ein Toter spielt Klavier" aus dem Jahr 1961 für die Hammer Productions ein Riesenerfolg wurde, realsierte man weitere Suspence Thriller im Hitchcock´schen Stil. Der berühmte Kameramann Freddie Francis (Schloß des Schreckens, Der Elephantenmensch, Glory, Kap der Angst) drehte zwei der besten Nachfolger. 1964 entstand "Der Satan mit den langen Wimpern", aber bereits ein Jahr vorher betrat der Kinozuschauer das "Haus des Grauens" (Originaltitel: Paranoiac), der die Geschichte der wohlhabenden Familie Ashby erzählt. Leider sind Mr. und Mrs. Ashby bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und dieses tragische Ereignis ist schon vor 11 Jahren passiert. Die drei Kinder der Ashbys waren noch sehr jung und kamen in die Obhut ihrer Tante Harriet (Sheila Burrell), die allerdings nicht verhindern konnte, dass der älteste Sohn Anthony im blühenden Alter von 15 Jahren Selbstmord durch einen Sprung von der Klippe ins Meer beging - Simon (Oliver Reed), der jüngere Bruder ist nun als Erwachsener ein verschwenderischer Alkoholiker, der seine Mitmenschen grausam behandelt. Seien Schwester Eleanor (Janette Scott) ist psychisch sehr labil und wird von der hübschen Krankenschwester Francoise (Liliane Brousse) betreut. Insgeheim will der maßlose Simon seine Schwester in den Wahnsinn treiben, damit er das gesamte Vermögen der Eltern erben kann. Aber noch hat der Anwalt und Vermögensverwalter John Kossett (Maurice Denham) ein wachsames Auge darauf.  Als bei der Trauerfeier für die Eltern plötzlich in der Kirche ein geheimnisvoller Mann (Alexander Davion) auftaucht, ist Eleanor felsenfest davon überzeugt, dass sie gerade ihren toten Bruder Anthony gesehen hat...


"Haus des Grauens" bietet sehr guten Old School Grusel, das Drehbuch von Jimmy Sangster baut kontinuierlich Spannung auf und sowohl Freddie Francis als auch  Kameramann Arthur Grant haben ein gutes Gespür für atmosphärische Bilder, die den Film noch zusätzlich aufwerten können.
Was sich im ersten Teil des Films zunächst noch wie eine recht konventionelle Geschichte um mögliche Erbschleichereien anmutet, nimmt etwa in der zweiten Hälfte des Films eine plötzliche Wendung, in dem sich der Mix aus Thriller und Horror voll entfalten kann. Man darf rätseln über die wahre  Identität Tonys und darüberhinaus bekommt man einen guten Einblick  in die psychologischen Abgründe der Ashbys. Neben der geheimmisbeladenen Tante, einem wahsinnigen Bruder und hübschen Frauen in der Opferrolle, noch dazu im Sixties-Outfits kommen noch mumifizierte Leichen, bizarre Masken und einige Gothic-Horror-Schocks zum Einsatz.  Nach 77 Minuten ist leider Schluß - aber gerne wäre man noch länger zu Besuch geblieben bei den Ashbys und einem grandios aufspielenden Oliver Reed, der alle anderen beinahe an die Wand spielt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Schock

























Regie: Val Guest



"Schock" - war der erste Horrorbeitrag der legendären Hammer-Productions. Der Erfolg des Films, der im Original "The Quatermass Xperiment" heißt machte weitere Genrefilme möglich und so wurde in den Folgejahren aus den Hammer-Filmen langsam die heute geliebte Legende. Der Ausflug in die Horrorgefilde des Science Fiction Fachs blieb natürlich nicht das einzige Thema - 1957 präsentierte man Frankenstein, ein Jahr später den legendären Dracula, nach einem weiteren Jahr die Mumie, 1961 den Hitchcock´schen Suspence, 1965 gabs Zombies, ab 1970 war man Gast in Karnstein.
"Schock" basiert wie auch die zwei später entstandenen Quatermass-Filme "Feinde aus dem Nichts" und "Das grüne Blut der Dämonen" auf einer Fernsehserie aus der Feder Nigel Kneales, der mit der Filmadaption nicht ganz zufrieden war.
In nüchterner Schwarz-Weiß Optik ist der Film typisch für die Science Fiction Film der 50er Jahre. Der zweite Weltkrieg war zu Ende, der kalte Krieg zog langsam an und sorgte damit für einen guten Nährboden von paranoiden Ängsen. Der durch eine fremde Macht mutierte Victor Carroon, sehr gut gespielt von Richard Wordsworth, ist eine Art Symbol für eine feindlich politische Gesinnung - ein ehemals guter Bürger, der nun unter feindlichem Einfluß steht und die bestehende Gesellschaftsordnung unterwandert, zuerst noch unerkannt durch sein menschliches Aussehen. Ähnlichkeiten mit Don Siegels Klassiker "Invasion of the Body Snatchers" sind gegeben, aber auch an "Invasion vom Mars" wird man sich erinnern. In all diesenFilmen geht es um eine fremde und gefährliche Macht, vesteckt unter der Oberfläche bekannter und vertrauter Personen. Zunächst vermutet man aber radioaktive Strahlung für Victors beginnende Mutation.
Eine unter der Leitung des selbstbewussten und auch arroganten Professor Quatermass (Brian Donlevy) durchgeführte Weltraumexpetion findet ein unrühmliches Ende. Die Rakete, die ins All geschossen wurde, muss in der ländlichen Gegend der Grafschaft Berkshire notlanden. Von der ursprünglichen dreiköpfigen Besatzung ist aber nur noch der Astronaut Victor Carroon an Bord. Seine beiden Kollegen sind unauffindbar und wie vom Erdboden verschwunden. Nur die leeren Raumanzüge liegen im Raumschiff. Eine Auswertung eines an Bord aufgenommenen Films bringt ebenfalls wenig brauchbare Antworten. Carroon selbst ist seltsam - er wirkt apathisch und scheint unter einem fremden Einfluss zu stehen. Die Ärzte finden heraus, dass die Zellstruktur des Mannes in einer Änderung begriffen ist. Als er seiner Verzweiflung Ausdruck verleiht und an die Fensterbank schlägt, verbindet sich sein Gewebe mit dem Gewebe einer dort stehende Kaktuspflanze. Es kommt noch schlimmer. Caroons Ehefrau (Margia Dean) misstraut den Bemühungen von Quatermass und schmiedet einen Plan, wie sie ihren geliebten Gatten aus dem Krankenhaus holen kann. Sie lässt ihn entführen, dadurch kann aber Caroon fliehen und mordet sich durch London. Die Opfer sind zuerst die Tiere in einem Zoo, dann schlägt das Monster in der Maske des Bürgers auch bei seinen Artgenossen zu.


 Am Ende wird der Zuschauer Zeuge einer grausamen Verwandlung. Brian Donlevy ist überzeugend in der Rolle des reichlich egoistischen Prof. Quatermass.  Richard Woodsworth, der in den besten Momenten an Boris Karloffs Frankenstein-Ungeheuer erinnert, hat eine unvergessene Szene mit einem kleinen Mädchen, dass mit ihrer Puppe spielt. Die Erzählweise ist eher langsam gehalten mit einem hohen Maß an Realismus, man hat stellenweise das Gefühl einer Wochenschau beizuwohnen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Donnerstag, 18. September 2014

Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes





















Regie: Robert Fuest

Vincent Price und die 10 Plagen...

Immer diese grausamen Wettrennen gegen die Zeit in den neuen Horrorfilmen: Das potentielle Opfer hat nur sechs Minuten zur Verfügung, um einen Schlüssel operativ aus dem Körper seines Jungen zu entfernen und damit den Schließmechanismus des Operationstisches zu lösen. Sechs Minuten: die ab sofort ablaufen, denn nach Ablauf dieser nur sehr kurzen Frist wird sich durch eine perfide Vorrichtung an der Decke Säure auf den Tisch ergießen und den Patienten bis zur Unkenntlichkeit verätzen. Hört sich sehr nach Jigsaws "Saw" Methoden an, ist aber schon viel früher gezeigt worden. In Robert Fuests optisch brillanten Brithorror-Classic "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" aus dem Jahr 1971 mit dem unvergessenen Vincent Price in einer seiner besten Rollen als unerbittlichem Rächer.
Der fiese Vollstrecker sagt in dem Film kein einziges Wort direkt, sondern nur mittels Mikrophon und Lautsprechern. Wenn Phibes etwas zu sagen hatte, blieb sein Mund geschlossen,  die Bewegungen an der Halsmuskulatur suggerieren dem Zuschauer aber das Gefühl , als würde er sprechen. Völlig schweigsam, mit Ausnahme ihres Todesschreis, bleibt Phibes Assistentin Vulnavia (Virgina North), die die ominöse 10er Mord- und Racheorgie manchmal auf der Geige begleitet oder aber mit ihrem schönen Afghanen Windhund dem Szenario einfach nur als Zuschauerin beiwohnt. Sie fugiert aber in vielen Fällen als todbringede Helfeshelferin.
Dieser Anton Phibes (Vincent Price) , ein virtuoser Orgelspieler, ist seit einem Autounfall im Jahr 1921 grausam entstellt. Aber er lebt - obwohl er offiziell auf dem Friedhof in der Familiengruft seine letzte Ruhestätte beigesestzt sein sollte. Im Jahr 1921 war es als seine geliebte Frau (Caroline Munro) starb. Die Frau wurde ein Opfer von inkompetenten Ärzten und Schwestern, 10 an der Zahl, und nach seinem offiziellen Ableben beginnt der Rächer, der auch Theologie studiert hat, mit seinen detaillierten Pläne, alle 10 Verantwortlichen zu töten. Inspektor Trout (Peter Jeffrey) ist mit dem ersten Fall betraut - ein Mediziner wurde das Opfer eines nächtlichen Fledermausschwarms. 
Die phantasievollen Methoden, mit denen die Ärzteschaft zu Tode kommt, sorgt natürlich für Furore und sehr bald ist klar, dass der Mörder die 10 biblischen Plagen, die Ägypten im Alten Testament widerfuhr, als Inspiration für seine Rache ausgewählt hat.
Der Zuschauer darf sich also neben den Gesichter nagenden Fledermäusen auf Bienen, Froschmasken, Blutentleerung, Eismaschine und Hagel, Ratten im Flugzeug, Messinghörner, Heuschrecken, Finsternis und den Tod des Erstgeborenen freuen. Weniger erfreut ist Dr. Vesalius (Joseph Cotten), dessen Sohn Lem (Sean Bury) in große Gefahr gerät....
 



Robert Fuest hat neben "Das Schreckenskabinett des  Dr. Phibes" noch einen weiteren tollen Klassiker des britischen Horrorfilsm hinterlassen. "And soon the Darkness" entstand 1970 kurz vor den beiden schwarzhumorigen Phibes Filmen und wurde erst vor kurzem durch ein gleichnamiges Remake mit Amber Heard von den Horrorfans wiederentdeckt und gefeiert. Ansonsten bemerkt man in "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" auch den Einfluss der britischen Kultserie "Mit Schirm, Charme und Melone" - Fuest hat ind en 60ern einige Folgen dieser grandiosen Agentenserie um Emma Peel und John Steed inszeniert.  Nach den Phibes Filmen wurde es still um Fuest - kein Wunder, da auch sein US-Film "Nachts, wenn die Leichen schreien" damals verheerende bis vernichtende Kritiken erhielt. "Dr Phibes" allerdings ist visuell hervorragend gestaltet und schwelgt in seiner äusserst bemerkenswerten Ausstattung. Darüberhinaus ist das Werk sehr fies und schwarzhumorig. Unvergessene Szenen für mich sind die erdrückende Froschmaske und die Mordszene im Club, bei dem der britische Gentleman nur daran interessiert ist seine Zeitung zu lesen, während Scotland Yard gerade vor seinen Augen einen Toten in der Tür von einem riesigen Messinghorn befreit. Auch die Szene des erfrorenen Arztes in seiner Limousine ist umwerfend gut gestaltet. Für mich ein total empfehlenswerter Klassiker, der in den britschen Elstree Studios gedreht wurde und auch optisch eine klare Verwandtschaft zu den Hammermovies nicht leugnen kann.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.