Samstag, 29. August 2015

The Second Coming


























Regie: Herman Yau

Der Zwilling...

Der asiatische Horrorfilm hatte seine große Zeit vor etwa 15 Jahren, damals entstanden Meisterwerke wie "The Ring" (Hideo Nakata), "Audiition" (Takashi Miike, 1999), "Dark Water" (Hideo Nakata, 2002), "The Grudge" (Takashi Shimizu, 2002), "The Eye" (Pang Brothers, 2002)  oder "A tale of two Sisters" (Kim Jee-Won, 2003). Diese Populärität brachte auch eine riesige Schwemme an weniger gelungenen Verwandten hervor - die Motive wiederholten sich zu oft und irgendwann war die Luft draußen. Heute werden die Asia-Schocker sehr oft mit den großen Vorbildern des Genres verglichen und man merkt, dass in den meisten Fällen einfach der innovative Charakter auf der Strecke geblieben ist. Es gibt aber nach wie vor interessante Horrorfilme aus dieser Region. Sehr aufregend empfand ich Juno Maks "Rigor Mortis", ein Geisterhausfilm aus dem Jahr 2013. Auch Altmeister Park Chan Wook operierte erfolgreich im Horrorfach und hatte ein paar neue Facetten zum Thema "Vampir" in seinem melancholischen "Durst" beizutragen. Auch "Nightmare Detektive" von Shinya Tsukamato, "Retribution" von Kyoshi Kurosawa oder "Noroi" von Koji Shiraisi waren gut gemachte Genre-Arbeiten.
Mit "The Second Coming" kehrte nun auch Regisseur Herman Yau (größter internationaler Erfolg: IP-Man - The Final Fight) zum Horrorgenre zurück. Bereits im Jahr 1993 sorgte er für Unbehagen mit seinem fiesen Horrorserienkillerfilm "The Untold Story". Sein neuer Film weist dabei auch wieder die für Yau sehr typischen provozierenden, kranken Szenen auf. Da wird die Abtreibung der verzweifelten Mutter Jen (Maggie Siu) in den ersten Szenen des Films gezeigt. Im Grunde wollte sie es gar nicht tun, aber ihr sehr aggressiver Ehemann (Tak Bun Wong) macht mit seinen Gesten klar, dass er das ungeborene Kind auf keine Fall will. Der kleine Sohn wird Zeuge, wie seine Mutter beinahe verblutet. Ein Krankenwagen soll die Frau ins Spital bringen, Vater und Sohn sind dabei, dann ereignet sich ein Autocrash. Dann Szenenwechsel, viele Jahre sind inzwischen vergangen. Die junge Lucy (Joey Leong) hat es nicht leicht in ihrer Familie. Sie spürt immer wieder die latente Ablehnung ihres Vaters. Die Mutter versucht ständig Lucy mit ihrem großen Bruder Sunny (Yat Long Don Li) zu vergleichen, der im entfernten Australien Medizin studiert und nun die Familie besuchen kommt. Zu ihrem 16jährigen Geburtstag bekommt das Mädchen einen süßen Hund (Kumi) geschenkt. Dieser buddelt einige Tage später im Garten neben einem Baum ein Glas mit einem merkwürdigen grünen Inhalt aus. Als sie diese seltsame Flasche öffnet, beginnt das Mädchen sehr bald zu halluzinieren. Sie sieht ein menschenähnliches Wesen plötzlich im Kühlschrank sitzen oder sie sieht in der harmlosen Geburtstagstorte plötzlich eine ganze Armada von Maden herauskriechen. Schreiend stellt sie fest, dass nur sie diese Bilder sieht....


 Mag sein, dass "The Second Coming" einige Schwächen hat, aber insgesamt entpuppt sich die Geschichte um ein unerwünschtes Kind und um weitere gravierende Familiengeheimnisse, die sich mit dem Lauf der Handlung immer mehr offenbaren, als unterhaltsamer Mitternachtsgrusler. Dabei wird der Zuschauer mit einigen obskuren Einfällen konfrontiert: Da gibts mal Fötusblut im Einmachglas oder die Abtrennung eines Geschlechtsteils, das dann kurze Zeit später im Magen eines hungrigen Schäferhundes landet. Ja, man muss sich in "Second Coming" auf einige geschmackliche Entgleisungen einstellen. Ansonsten ist aber diese Verbindung von Geistern und Familientragödie sehr interessant gestaltet - im Lauf des Films fügen sich langsam die einzelnen Puzzleteile zusammen, am Ende wartet Lau sogar noch mit einem bizarren Plot auf. Was will man mehr ?

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

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