Regie: Dario Argento
Gefährlicher Verfolger...
Bei den 72. internationalen Filmfestspielen von Berlin konnte
Horroraltmeister Dario Argento seinen Film "Occhiali neri" vorstellen,
bei dem der Regisseur endlich auch wieder seine treue Fangemeinde
begeistern will. Argento hat seit seinem 1996 entstandenen "Stendhal
Syndrom" leider kein großes Meisterwerk mehr geschaffen. Die
Nachfolgefilme sind wie "Card Player" oder "Do you like Hitchcock ?"
waren allenfalls akzeptabel, mehrheitlich wurden einige Filme wie
"Mother of Tears", "Giallo" oder "Phantom der Oper" eher enttäuschend
aufgenommen. Kein Vergleich zu seinen großen wegweisenden Werken aus den
70ern und 80ern wie "Deep Red", "Tenebrae", "Suspiria" oder "Horror
Infernal".
Unüberschaubare Räume, grelle Farben, schwarze Lederhandschuhe und
blitzende Rasierklingen - wie kein zweiter Filmemacher hat Dario Argento
mit der filmischen Anatomie der Angst gearbeitet. Sein Markenzeichen
waren die ausgefeilten Inszenierungen des Albtraums im italienischen
Giallo Thriller, auch der Gothic Horror gehörte zu seinem Steckenpferd.
Seine Filme sind bis heute faszinerend und bizarr geblieben und wurden
völlig zu Recht zu Kultfilmen. In Deutschland ist sein Name leider mit
einer tragischen Zensurgeschichte verbunden. Die meisten seiner
Meisterwerke bleiben bis heute indiziert und sind bestenfalls nur
gekürzt zu bewundern.
Es vergingen nun auch zehn Jahre zwischen seiner "Dracula" Version
und "Occiali Neri", der international mit dem Titel "Dark Classes" oder
"Black Classes" vermarktet wird. In Deutschland erhielt der Thriller
noch den Zusatz "Blinde Angst" und nimmt auch Bezug auf die Hauptfigur
der Geschichte: Diana, gespielt von Ilenia Pastorelli, ist eine römische
Prostituierte, die im Laufe der Handlung blind wird und somit verwandt
ist mit klassischen Filmfiguren wie Suzy Hendrix (Audrey Hepburn) aus
"Warte, bis es dunkel ist"oder "Philip Hannon (Van Johnson) in "23
Schritte zum Abgrund".
In Rom arbeitet die Prostituierte Diana (Ilena Pastorelli). Es ist
Sommer und Tagesgespräch ist die Sonnenfinsternis. Dabei schaut Diana zu
sehr ins Licht, so dass sie in den Folgetagen eine dunkle Brille tragen
muss. Ein weiteres Tagesgespräch sind die derzeitigen Morde an drei
Edelprostituierten. Auch Diana ist einigermaßen besorgt, dass sie Opfer
dieses Psychopathen werden könnte. Tatsächlich lernt sie einen seltsamen
Freier (Andrea Gherpelli) kennen, der sich aggressiv benimmt. Die
Polizei tappt im Dunkel, sie wissen lediglich, dass der Mörder einen
schwarzen Lieferwagen fährt. Diana wird eines Nachts, nachdem sie einen
Kunden in einem Hotel der Via Venetto besucht hat, von einem Lieferwagen
verfolgt. Doch dieser ist weiß...der Fahrer des Wagens verursacht
jedoch wissentlich einen Autounfull, in dem Dianas Auto mit einem
anderen Wagen zusammenstößt. Die Insassen sind Eltern mit ihrem kleinen
Sohn. Der Vater stirbt am Unfallort, die Mutter wird lebensgefährlich
verletzt in die Intensivstation gebracht. Und der kleine zehnjährige
Chin ( Xinyu Zhang) kommt mit einem schweren Schock unverletzt davon.
Diana selbst verliert durch den Unfall ihr Augenlicht. Eine Katastrophe
für die junge Frau, die aber Hilfe von der Therapeutin Rita (Asia
Argento) bekommt. Rita vermittelt ihr einen guten Blindenhund - fortan
ist Nerea, so heißt die Hundedame, ihr ständiger Begleiter. Auch Chin
wird im Laufe der Geschichte zu einer wichtigen Person. Und der Killer
beobachtet Diana schon seit längerem...
Der Film beinhaltet eine spannende erste Stunde, bevor sich die
Ereignisse arg überschlagen und danach die Giallo Logik das Ruder des
Films übernimmt. Was den Film auf dem Höhepunkt etwas chaotisch wirken
lässt. Einige Kritiker sahen in "Dark Classes" die Wiedergeburt von
Argentos Meisterschaft klasse wie abartige Thriller entstehen zu lassen.
Andere sahen in "Dark Classes" lediglich einen soliden Kriminalfilm mit
viel Blut. Natürlich fließt bei Argento immer ein Stück Horrorfeeling
mit ein und wenn Diana und der kleine Chin auf der Flucht sind, dann
kommen doch irgendwie Erinnerungen an Gangsterbraut Gloria auf, die im
John Cassavettes Film von 1980 mit dem puerto-ricanischen Nachbarsjungen
in New York vor der Mafia flieht.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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