Dienstag, 18. Oktober 2022

Dark Classes


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Dario Argento

Gefährlicher Verfolger...

Bei den 72. internationalen Filmfestspielen von Berlin konnte Horroraltmeister Dario Argento seinen Film "Occhiali neri" vorstellen, bei dem der Regisseur endlich auch wieder seine treue Fangemeinde begeistern will. Argento hat seit seinem 1996 entstandenen "Stendhal Syndrom" leider kein großes Meisterwerk mehr geschaffen. Die Nachfolgefilme sind wie "Card Player" oder "Do you like Hitchcock ?" waren allenfalls akzeptabel, mehrheitlich wurden einige Filme wie "Mother of Tears", "Giallo" oder "Phantom der Oper" eher enttäuschend aufgenommen. Kein Vergleich zu seinen großen wegweisenden Werken aus den 70ern und 80ern wie "Deep Red", "Tenebrae", "Suspiria" oder "Horror Infernal".
Unüberschaubare Räume, grelle Farben, schwarze Lederhandschuhe und blitzende Rasierklingen - wie kein zweiter Filmemacher hat Dario Argento mit der filmischen Anatomie der Angst gearbeitet. Sein Markenzeichen waren die ausgefeilten Inszenierungen des Albtraums im italienischen Giallo Thriller, auch der Gothic Horror gehörte zu seinem Steckenpferd. Seine Filme sind bis heute faszinerend und bizarr geblieben und wurden völlig zu Recht zu Kultfilmen. In Deutschland ist sein Name leider mit einer tragischen Zensurgeschichte verbunden. Die meisten seiner Meisterwerke bleiben bis heute indiziert und sind bestenfalls nur gekürzt zu bewundern.
Es vergingen nun auch zehn Jahre zwischen seiner "Dracula" Version und "Occiali Neri", der international mit dem Titel "Dark Classes" oder "Black Classes" vermarktet wird. In Deutschland erhielt der Thriller noch den Zusatz "Blinde Angst" und nimmt auch Bezug auf die Hauptfigur der Geschichte: Diana, gespielt von Ilenia Pastorelli, ist eine römische Prostituierte, die im Laufe der Handlung blind wird und somit verwandt ist mit klassischen Filmfiguren wie Suzy Hendrix (Audrey Hepburn) aus "Warte, bis es dunkel ist"oder "Philip Hannon (Van Johnson) in "23 Schritte zum Abgrund".
In Rom arbeitet die Prostituierte Diana (Ilena Pastorelli). Es ist Sommer und Tagesgespräch ist die Sonnenfinsternis. Dabei schaut Diana zu sehr ins Licht, so dass sie in den Folgetagen eine dunkle Brille tragen muss. Ein weiteres Tagesgespräch sind die derzeitigen Morde an drei Edelprostituierten. Auch Diana ist einigermaßen besorgt, dass sie Opfer dieses Psychopathen werden könnte. Tatsächlich lernt sie einen seltsamen Freier (Andrea Gherpelli) kennen, der sich aggressiv benimmt. Die Polizei tappt im Dunkel, sie wissen lediglich, dass der Mörder einen schwarzen Lieferwagen fährt. Diana wird eines Nachts, nachdem sie einen Kunden in einem Hotel der Via Venetto besucht hat, von einem Lieferwagen verfolgt. Doch dieser ist weiß...der Fahrer des Wagens verursacht jedoch wissentlich einen Autounfull, in dem Dianas Auto mit einem anderen Wagen zusammenstößt. Die Insassen sind Eltern mit ihrem kleinen Sohn. Der Vater stirbt am Unfallort, die Mutter wird lebensgefährlich verletzt in die Intensivstation gebracht. Und der kleine zehnjährige Chin ( Xinyu Zhang) kommt mit einem schweren Schock unverletzt davon. Diana selbst verliert durch den Unfall ihr Augenlicht. Eine Katastrophe für die junge Frau, die aber Hilfe von der Therapeutin Rita (Asia Argento) bekommt. Rita vermittelt ihr einen guten Blindenhund - fortan ist Nerea, so heißt die Hundedame, ihr ständiger Begleiter. Auch Chin wird im Laufe der Geschichte zu einer wichtigen Person. Und der Killer beobachtet Diana schon seit längerem...






Der Film beinhaltet eine spannende erste Stunde, bevor sich die Ereignisse arg überschlagen und danach die Giallo Logik das Ruder des Films übernimmt. Was den Film auf dem Höhepunkt etwas chaotisch wirken lässt. Einige Kritiker sahen in "Dark Classes" die Wiedergeburt von Argentos Meisterschaft klasse wie abartige Thriller entstehen zu lassen. Andere sahen in "Dark Classes" lediglich einen soliden Kriminalfilm mit viel Blut. Natürlich fließt bei Argento immer ein Stück Horrorfeeling mit ein und wenn Diana und der kleine Chin auf der Flucht sind, dann kommen doch irgendwie Erinnerungen an Gangsterbraut Gloria auf, die im John Cassavettes Film von 1980 mit dem puerto-ricanischen Nachbarsjungen in New York vor der Mafia flieht.






Bewertung: 7 von 10 Punkten. 
 

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