Regie: Zack Parker
Die Geheimnisse und Beobachtungen der Esther Woodhouse...
"Proxy" von Zack Parker wirbt
damit, dass er die Suspence eines Alfred Hitchcocks einsetzt. Das ist
leider nur bedingt gelungen, allerdings gibt es eine Szene in der Mitte -
es ist die brutalste Sequenz des ansonsten sehr ruhig erzählten
Thrillers - und die erinnert ganz, ganz stark an Brian de Palma. Da
"Proxy" ein B-Picture ist und mit einem eher unbekannten Cast aufwartet,
wurde ich auch phasenweise an Brian de Palma letztem Film "Passion"
erinnert. Steht doch gerade diese Arbeit zwar typisch für seine Arbeit,
aber repräsentiert auch durch eine gewisse Farblosigkeit einen viel
weniger opulenten und üppigen Bilderrausch mit grandiosen Kamerafahrten.
Dies fehlt bei "Proxy" gänglich und der Film muss sich ausschließlich
auf seine Figuren konzentrieren. Dabei kam ein ungewöhnliches und
interessantes Film-Experiment heraus. Lange, eigentlich sogar die
gesamte erste Hälfte, verschleiert der Macher seine Intentionen und kein
Zuschauer kann wirklich in die Karten schauen, was für eine Geschichte
nun gerade abläuft. Er lässt das Publikum im absoluten Zweifel über
seine Absichten und entwickelt sich im 2. Teil zu einem Twist Kino.
Viele Kritiker fanden die erste Hälfte toll und die zweite wesentlich
schwächer. Ausser mir...ich fand die erste Zeit eher zäh bis zermürbend,
denn ich hätte schon ein ganz klein wenig Durchblick gehabt. Es darf ja
ganz, ganz vieles mysteriös sein, aber bitteschön doch nicht alles. So
hatte ich keinen festen Bezugspunkt, der kam dann erst ab dem zweiten
Teil, dort bekam der Film dann doch noch die Kurve. Und mag vielleicht
einiges an den Twists unlogisch sein, es brachte doch eine gewisse
chaotische Ordnung in das Chaos und man konnte etwas mehr Bezug zu den
Figuren bekommen. Am Anfang schwebt alles frei über den Genres. Mal
Thriller, mal Drama, mal Horrorfilm. Eine Einordnung gelang wie gesagt
nicht, da sich Zack Parker offensichtlich diesem Ansinnen konsequent
verweigerte.
Erzählt wird dabei
die Geschichte einer sensiblen, ja labilen jungen Frau. Diese Esther
Woodhouse (Alexia Rasmussen) ist hochschwanger und freut sich im 9.
Monat langsam auf ihr Kind. Doch auf der Straße wird sie von einer
unbekannten Person angegriffen und zusammengeschlagen. Während die Frau
ohnmächtig auf dem Boden liegt, tritt und schlägt der Angreifer mit
voller Wucht auf den Bauch und damit auf das Kind im Mutterleib ein.
Esther überlebt schwerverletzt den Angriff, doch sie verliert ihr Kind.
Dies wirft die Frau noch stärker aus der Bahn. Depressiv und vereinsamt
sucht sie bald den Beistand in einer Selbsthilfegruppe. Dort trifft sie
auf die hübsche Melanie Michaels (Alexa Havens), die ihr erzählt, dass
auch ihr kleiner Junge Peyton vor längerer Zeit ums Leben kam. Die
Frauen freunden sich an. Doch kurz darauf macht Esther eine merkwürdige
Entdeckung in einem Einkaufszentrum. Dort beobachtet sie Melanie, die
sich verzweifelt an das Wachpersonal wendet und darum bittet sofort nach
ihren entlaufenen Sohn Peyton zu suchen. Wenig später beobachtet sie
Melanie, wie sie zu ihrem Wagen läuft und dort ein Kind herausholt. Das
muss Peyton sein. Aber warum erzählt sie dann vom Tod ihres Kindes ?
In
der Folge der Geschichte taucht auch noch eine alte Bekannte von Esther
auf. Diese Anika Barön (Kristina Klebe) ist die Geliebte von Esther und
auch Melanie bekommt einen Ehegatten (Joe Swanberg). Mit diesem
Quartett startet der Film dann in die nächste Phase des verwirrenden
Spiels. Möglicherweise bearbeitet der Regisseur in seinem Film auch das
Münchhausen Stellvertreter Syndrom. Menschen, die unter dieser Krankheit
leden, erfinden, übersteigern oder verursachen Symptome bei Dritten,
meist Kindern, um anschließend die medizinische Behandlung zu bekommen.
Der Wunsch nach größerer Aufmerksamkeit ist wohl die Ursache des
Problems.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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