Sonntag, 26. Oktober 2014

Across the River

























Regie: Lorenzo Bianchini

Das Geheimnis des Waldes...

Ich könnte mir vorstellen, dass der italienische Gruselfilm "Across the River" (Original: Oltre il guado) von Lorenzo Bianchini am besten in einem ganz dunklen Kino funktioniert, noch besser mit ganz wenig Zuschauern.
Doch der Reihe nach: Marctropolis Filmentertainment, der diesen Film in Deutschland herausbrachte, ließ darüberhinaus die wunderbare Tradition des beinahe schon ausgestorbenen Vorfilms wieder aufleben und zeigt vor dem Hauptfilm den irischen Kurzfilm "Foxes" von Lorcan Finnegan aus dem Jahr 2011, der ca. 15 Minuten dauert und in einer mysteriösen Geschichte über ein Ehepaar berichtet, die in einer tristen Wohnsiedlung leben. Die Frau ist immer mehr von den Füchsen fasziniert, die ums Haus herumschleichen. 
Dieser Einstand passt perfekt zu dem nachfolgenden "Across the River", weil in beiden Filmen nur wenig gesprochen wird und auch im Hauptfilm Füchse vorkommen.
Die Werbung für den Film ist arg irreführend, denn als italienischen "Evil Dead" suggeriert man dem Genreliebhaber man hätte es mit einer blutigen Schlachtplatte im Wald mit vielen effektiven Dämonen zu tun. Weit gefehlt...zwar lässt sich der Film eher mit "Blair Witch Project" vergleichen, aber auch dieser Verweis trifft kaum den Charakter des Films.
Zuschauer, die Action und Spannung erwarten, sollten vielleicht auch die Finger von diesem Low Budget Film lassen - denn ich habe in diesem Jahr keinen Film gesehen, der seine Geschichte langsamer erzählt und sich so viel Zeit lässt. Im Grunde passiert auch nicht wirklich viel.
Wir beobachten den Natur- und Tierverhaltensforscher Marco (Marco Marchese), der ganz alleine arbeitet und momentan die Füchse, Rehe und Wildschweine in den dunklen und stark bewaldeten Grenzgebieten zwischen Italien und Slowenien erforscht. Um deren Verhaltensweisen zu dokumentieren und zu analysieren, verwendet er Foto- und Filmfallen. So kann er die Tiere betäuben und an ihnen Digicams zur weiterem Beobachtung befestigen. Immer wieder wertet er das Material aus und stößt aber dabei auf seltsame Abbildungen, die er sich nicht genau erklären kann. Auch die Cam, die sich am Körper des Fuchses befindet, gibt rätselhafte Schnappschüsse preis. Darüberhinaus ist das Wetter nicht besonders schön, es regnet in Strömen - zum Glück bietet sein Wohnmobil immer wieder den nötigen Schutz. Neugierig dringt er immer tiefer in die abgelegenen Wälder vor. Ein Fluß stellt die letzte Barriere dar, er weiß wenn er ihn überquert, dann ist er möglicherweise eine Weile von der Zivilisation abgeschnitten, denn der Pegel des Gewässers steigt. Nach einiger Zeit entdeckt Marco ein verlassenes Bergdorf. Zeitgleich wird ein alter Bauer im Gespräch mit seiner Frau eingeblendet, der dieses weit entfernte Bergdorf gut kennt und der weiß, dass in seinen Ruinen und Gemäuern ein entsetzliches Geheimnis bewahrt wird. Es geht dabei um zwei Schwestern, deren Schreie er manchmal in der Nacht im Wald noch hört...


Der Film hat eine sehr dichte Atmosphäre, vorausgesetzt man kann sich auf die teilweise schleppende Erzählweise einlassen, die in der Mitte des Films doch immer mal wieder kleine Hänger hat. Dennoch ist Lob für dieses Regiedebüt angebracht, denn durch ein ausgefeiltes Sounddesign, durch stimmungsvolle Geistermusik und durch düstere, schaurig-schöne Bilder, die die optische Kargheit des Horrorfilms noch unterstreichen, gibts dann doch beklemmende Momente. Vor allem, weil der Mann so einsam und allein, ganz auf sich selbst gestellt ist und möglicherweise auch noch zusätzlich mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert wird. Ein bisschen Found Footage Film ist auch dabei, aber auf logische italienische Weise, denn als Naturforscher kann der Mann Bilder und Geräusche gut gebrauchen, die ihm seine Nachtkameras und Mikrophone liefern. Die Wackeligen Bilder, die er da dann inspiziert passen dann auch wunderbar ins Konzept, ohne das es derart aufgesetzt wie bei den amerikanischen Verwandten wirkt, die die Kamera nie aus der Hand geben und flott drauf los filmen, auch dann noch wenn sie gerade von einem Monster gekillt werden.
Der Nachteil ist dann aber auch wieder, dass der Film auch immer mal wieder Gefahr läuft statisch zu werden. Was aber bleibt ist die dichte unheilvolle Stimmung, die am Ende auch nicht die erhofften Antworten gibt, die sich vor allem ein Wissenschaftler wünscht. Stattdessen wird der Radiohörer informiert. Ein guter Schlußakkord, wie ich finde und insgesamt findet sich bei Bianchinis Arbeit über die Geheimnisse des Waldes, doch etwas von dem eigenartigen Flair des 2010 verstorbenen Kultregisseurs Jean Rollin (Die eiserne Rose, Foltermühle der gefangenen Frauen).


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Ab in die Ewigkeit

























Regie: J. Lee Thompson

Schuld daran sind Mutti und Vati...

Der Brite J. Lee Thompson hat in den letzten Jahren seiner aktiven Karriere vor allem Filme mit Charles Bronson realisiert. Auf sein Konto gehen "Der weiße Büffel", "Caboblanco", "Ein Mann wie Dynamit", "Der Liquidator", "Der Ambassador", "Murphys Gesetz", "Das Weiße im Auge", "Das Gesetz ist der Tod" und "Kinjite".
Man kann auch von akzeptablen bis teilweise sehr guten Routinearbeiten sprechen - seine früheren Werke wie "Eiskalt in Alexandrien", "Tiger Bay", "Die Kanonen von Navarone" oder "Ein Köder für die Bestie" tragen eine individuellere Handschrift. Zweimal machte er einen Ausflug ins Horrorfach: 1966 mit "Die schwarze 13" und 1981 im Fahrwasser der damals großen "Slasher" Welle den Schocker "Ab in die Ewigkeit" (Original: Happy Birthday to me), der damals die Zuschauer mit dem Versprechen köderte die sechs bizarrsten Morde sehen zu können.
Es war damals eine regelrechte Blütezeit für Horror der unterschiedlichsten Art. Ob grobschlächtig und plakativ oder auch nur spannend...die Industrie kurbelte eine Vielzahl von Titeln herunter, die aber oft schnell wieder in der Versenkung verschwanden und lediglich in den immer mehr aufkommenden Videotheken ihr Zielpublikum fanden. Dabei fällt "Ab in die Ewigkeit" ein bisschen aus dem Rahmen, da J. Lee Thompson ein seltsames Mischding aus Horrorfilm und Psychothriller schuf und trotz der effektiven Morde eher konventionell, stellenweise sogar etwas altmodisch, inszenierte.
Hinter dieser kanadischen Produktion standen John Dunning, Andre Link und Lawrence Nessis, die bereits mit "My bloody Valentine" einen Hit an der Kasse landen konnten.
In der Hauptrolle war TV-Star Melissa Sue Anderson zu sehen, damals bestens bekannt als Mary Ingalls aus "Unsere kleine Farm" und so gesehen recht eigenwillig besetzt.
Sie spielt darin die beliebte Highschool-Studentin Virginia Wainwright, die vor einigen Jahren einen unerklärlichen Autounfall überlebt hat, aber mitansehen musste, wie ihre Mutter (Sharon Acker) ums Leben kam. Mit Hilfe von vielen Gehirnoperationen und dem psychologischen Beistand von Dr. David Faraday (Glenn Ford) wurde eine völlige Genesung erreicht - doch die Erinnerung ist ausgelöscht.
Aber immerhin ist sie mit ihrem Dad (Lawrence Dan), der aber nie Zeit für sie hat, wieder dorthin zurückgekehrt wo die Wainwrights vor dem Unfall wohnten und wo sich auch die rennomierte Privatschule befindet. Dort hat sie Freunde wie Ann (Tracey A. Bregman) , Alfred (Jack Blum), Steve (Matt Craven), Rudi (David Eisner), Amelia (Lisa Langois) Bernadette (Leseh Donaldson), Greg (Richard Rebiere) und Etienne (Michel-Rene Labelle).
Die Studenten nennen sich "Top10" Clique und sie treffen sich Abend für Abend im Pub "Silent Lady" um dort neue doofe Streiche auszudenken, die nicht nur die Schulleiterin Mrs. Patterson (Frances Hyland) zur Weißglut treibt. Diese Teenager von sehr wohlhabenden Eltern benehmen sich aber manchmal auch wie Vollidioten. So starten sie öfters ein waghalsiges Rennen über eine sich öffnende Zugbrücke und sich dabei sehr in Gefahr bringen. Eines Abend verschwindet Bernadette spurlos und dies ist dann auch der Auftakt für weitere Vermisste...



wobei hier der Zuschauer viel mehr weiß als die Mitschüler oder die ermittelnde Polizei. Die geht nämlich "nur" von vermissten Schülern aus - der Zuschauer hat aber schon gesehen, dass die arme Bernadette in ihrem Auto von einem unbekannten Killer gewürgt wurde und auf der anschliessenden Flucht mit einem Schlachtermesser kalt gemacht wurde. Eine Leiche ist aber nicht zu finden. So wird im Film weiter munter gemeuchelt...mit einem Fleischspieß beispielsweise oder auch mit Hantelstange und diversen Gewichten. Hier darf sich der britische Regisseur mal genüßlich bis sadistisch austoben. Auf dem Höhepunkt des Films nimmt die Geschichte immer mehr absurde Züge an und mit ganz, ganz vielen Wendungen und Plots aufwarten kann, von denen eins unglaublicher ist als das andere. Alles gipfelt sich dann in einer Geburtstagsfeier morbiden Ausmaßes.
Vor diesem überbordenden Showdown gibts aber immer wieder Hänger - die Geschichte ist nie sonderlich spannend und manch eine Nebenhandlung, die eingebaut wird, sorgt lediglich für ein bissel mehr Leerlauf. So ist dieser "seriös" inszenierte und sorgfältig gestaltete Slasher der ersten Stunde nicht durchweg perfekt gelungen, aber es reichte immerhin dafür, dass er mit der Zeit ein bisschen Kultstatus erreichen konnte. Kameramann war Robert Paynter, der auch oft mit Regisseur Michael Winner (Scorpio, Lawman, Chatos Land) zusammenarbeitete.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Only lovers left alive





















Regie: Jim Jarmush

Die Kinder der Nacht sind müde...

Gibt es einen Vampirfilm neueren Datums, der noch blutleerer daherkommt als "Twilight - Bis zum Morgengrauen" und seine diversen Fortsetzungen ? Schauen sie sich Jim Jarmushs "Only lovers left alive" an, denn hier gehts bei den Blutsaugern nur noch lethargisch zu und sie sind inzwischen so depressiv geworden, dass sie aussterben könnten. 
Was waren da noch für Zeiten als Vampire richtig Lust auf Blut hatten - und zwar nicht wie Edward Cullen und seine Familie, die als "kalte Wesen" zu Vegetariern geworden sind, somit Tierblut tranken und ihre Mitmenschen in Ruhe lassen. Bela Lugosi oder Christopher Lee - waren beide keine Kostverächter und sie lechtzen förmlich nach dem roten Lebenssaft, der am besten schmeckte, wenn man das Opfer in den Hals biß und es ausbluten ließ. In Jarmushs Film gibts in kleinen Schnapsgläschen ein Schlückchen vielleicht, gelegentlich auch mal ein "Blut" am Stiel. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Der Vampirfilm ist in eine Phase gekommen, so ähnlich wie sie auch der Western durchgemacht hat...vom Heldenspektakel Gut und Böse und dem Kampf mit den Indianerfeinden...wurde es brutaler und dreckiger (Italo Western) aber auch differenzierter und melancholischer (Spätwestern) als eine Art Abgesang. Diese Tendenz ist nun auch im Vampirstreifen zum Hauptpart geworden, man hat es vielleicht in der Anne Rice Verfilmung "Interview mit einem Vampir" erahnen können, da dort mit Brad Pitt ein unglücklicher Vampir auftauchte, der mit seinem Dasein überhaupt nicht klarkommt.
Und von einer dieser unglücklichen Existenzen erzählt auch der optisch aus einem Guß gemachte "Only lovers left alive". Denn Adam (John Hiddleston) ist dem Vampirdasein überdrüssig - er lebt es ja ohnehin nicht mehr aus, sondern besorgt seine Blutampullen im Krankenhaus. Ein Glück, dass es geldgierige Ärzte wie Dr. Watson (Jeffrey Wright) gibt, bei dem Adam seine Rationen abholt. Geld hat der passive Vampir genug - er ist auch verheiratet. Seine Frau Eve (Tilda Swinton) lebt aber in Tanger, ihn hat es nach Detroit verschlagen -dort vollzieht sich ja auch ein Sterben dieser Stadt und mit dem Auto fährt er nachts durch die bankrotte Motor City, durch eine inzwischen menschenleere Metropole, die in diesen Autofahrten fast schon wie eine Geisterstadt anmutet. Darüberhinaus gibts hier in der Stadt eine große Musikszene, vor allem der psychedelische Sound ist gefragt und Schöngeist Adam ist auch ein toller Gitarrist, ein begnadeter Musiker - seit Jahrhunderten - und seinen Kumpel Ian (Anton Yelchin), der ihm eine Knarre besorgen soll, kennt er aus der dortigen Undergrundszene. Bei einem Telefonat bemerkt Eve die selbstzerstörerischen Absichten ihres Mannes und sie reist zu ihm. Ausserdem taucht auch noch Ava (Mia Wasikowska) auf, die jüngere Schwester von Eve und die bringt doch reichlich Wirbel in das lethargische und phlegmatische Leben. Denn sie wetzt noch ihre Zähne, während sich Adam und Eve über Literatur, Kunst und Musik austauschen und ihre Erinnerungen an die vielen Freunde der Vergangenheit wie Schubert, Mary Shelley, Lord Byron oder Christopher Marlowe austauschen...


Letzter lebt sogar noch und ist nicht 1593 verstorben, er hat auch "Hamlet" geschrieben und lebt nun in Tanger. Dort wird aber mit kontaminiertem Blut gehandelt, was auch für Vampire nicht gesund ist. Ansonsten wollte Jarmush nach eigenen Angaben die beiden Figuren Adam und Eve als Metaphern für den gegenwärtigen Zustand menschlichen Lebens anlegen. Diese seien zerbrechlich und laufen Gefahr, empfindlich zu werden für die Gewalt der Natur und für das kurzsichtige Verhalten derer, die an der Macht sind. Der Film hat schöne poetische Ansätze und eine interessante Bildsprache, vieles ist dunkel in den Farben der Nacht gehalten. Die Mixtur schließt auch die progressive Undergrundmusik mit ein, die sehr gut als Gegengewicht zur Poesie der Geschichte passt. Alles in allem ist mir aber Jarmushs Vampirvariante ein bissel zu kulturverliebt und zu dekadent. Und ich hab es ja etwas bedauert, dass Mia Wasikowska sehr schnell aus dem Haus geworfen wird, denn sie brachte Leben in den faden Alltag. Zu Recht beschimpft sie wütend ihre Schwester und den Schwagen als biedere Snobs. Diese laufen dann mit ausgesaugter Langsamkeit beinahe schon in ihr Verderben. Doch der Untergang ist immer eine Frage guter Zähne. So macht Jarmush am Ende auch Hoffnung, dass Christopher Lee weiterlebt. Guter Film, aber kein Meisterwerk wie "Night on Earth", "Dead Man", "Ghost Dog", "Mystery Train" oder "Stranger than Paradise".



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Montag, 20. Oktober 2014

Edge of Tomorrow

























Regie: Doug Liman

Auf ein Neues...

..und täglich grüßen Mimic, Alpha und Omega. So lässt sich Tom Cruises neues Science-Fiction Werk umschreiben. Inzwischen sind in der Filmographie des prominentesten Scientologen einige Zukunftsfilme zu finden: Mit Spielbergs "Minority Report" gings los, es folgte "Krieg der Welten". Nach dem 2013 realisierten "Oblivion" nun "Edge of Tomorrow". Regisseur des Streifens ist Doug Liman, der sich mit "Jumper", "Bourne-Identität" oder "Mr. und Mrs. Smith" einen Namen machte.
Tatsächlich ist die Idee von "Edge of Tomorrow" reichlich hirnverbrannt und auch die Umsetzung der Geschichte liest sich völlig unlogisch und bescheuert - aber sie funktioniert. So erleben wir Tom Cruise als der für Public Relations zuständige Major Bill Cage, der erfolgreiche Rekrutierungsmaßnahmen durchführte und nun während der morgen stattfindenden Invasion in Frankreich publikumswirksame Aufnahmen dieses gefährlichen Kriegsspektakels machen soll. So will es jedenfalls der Vorgesetzte General Brigham (Brendan Gleeson). Der Versuch den Sturkopf zu bestechen misslingt und nun sieht sich Cage nicht nur als Feigling, sondern auch als Deserteur gebranntmarkt. Zum Private degradiert wird er zwangsweise als einfacher Infanerist in der vordersten Reihe der Invasionsstreitmacht eingesetzt. Doch die Soldaten sterben alle an der Küste den Heldentot, die Invasion scheitert katastrophal. Auch Cage stirbt - wacht aber am Morgen des vorherigen Tages wieder auf. War alles nur ein Traum ? Nein - aber der gute Mann steckt in einer Zeitschleife fest, die ihn denselben Tag immer wieder erleben und auch sterben lässt. Schuld war das Blut des Gegnern - er kam in Kontakt mit dem Blut eines dieser Aliens und zwar mit einem Alpha- Mimic. Mimics nennt man diese Alienrasse, Alphas sind mächtigere Vertreter dieser fiesen Species, die mächtigsten aber sind die Omegas. Diese Ausserirdischen verwüsteten die Städte Europas und töteten die Bevölkerung. London könnte als nächstes fallen. Keine Armee der Welt vermag die zerstörerische Kraft aufzuhalten. Die Menschheit ist technologisch weit unterlegen und scheint dem Untergang geweiht. Doch noch hat sie nicht alle Hoffnung verloren. Denn mit dem ständigen Sterben von Tom Cruise gibts auch eine Chance wie die Schlacht gewonnen werden kann. Doch er braucht die Hilfe der Kriegsheldin Sergeant Rita Vrataski (Emily Blunt)...


so kämpft sich Tom Cruise wie in einem PC-Game von Level zu Level. Jedes Sterben birgt auch einen neuen Anfang und man weiß natürlich, wenn man eine Gefahr schon durchlebt hat, wo sie lauert und wie man sie meistert. So kämpft und stirbt sich Cruise vom Strand weg, auf die Straße und beim Showdown führt die Reise sogar nach Paris in den Louvre, wo der Omega-Mimic sein Dominzil hat. Dies alles ist unglaublich temporeich und Tom Cruise spielt recht locker auf, so dass neben der Spannung auch eine gewisse Coolness gegeben ist. Gute Komik und viel Action begleiten den abgedrehten Sciencefictionbeitrag. Die blitzschnellen Alienkreaturen erinnern sogar an diese widerlichen "Bugs" aus "Starship Troopers" und solche Aliens sieht man ja bekanntlich immer gerne im Genrefilm.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Das Cabinet des Dr. Caligari

























Regie: Robert Wiene

Die Mutter aller Horrorfilme in überwältigender Restauration...

Der junge Francis (Friedrich Feher) sitzt mit einem anderen Mann auf einer Parkbank. Als er eine Frau (Lill Dagover) vorbeigehen sieht, erklärt er "Das war meine Braut und was ich erlebt habe, ist noch viel seltsamer als allws, was Ihnen begegnet ist, ich werde es Ihnen erzählen". In dieser Rückblende tut sich vor dem Auge des Zuschauers der Vorhang auf in die norddeutsche Kleinstadt mit dem Namen Holstenwall. Dort ist gerade Jahrmarkt und man sieht das Treiben im Städtchen verzerrt durch schräge Linien, schiefen Hausfassaden und Wände, geneigte Ebenen, unklare Wege oder schräg hängende Laternen. Dort lebt Francis und wird von seinem besten Freund Alain (Hans Heinrich von Twardowski) überredet sich ins Vergnüngen zu stürzen. Auf dem Jahrmarkt selbst gehört auch Dr. Caligari (Werner Krauss) zu den Schaustellern und Akteuren. Vom städtischen Beamten, der ihn sehr hochmütig und mit Verachtung behandelt hat, bekam er die Genehmigung, dass er sein Medium Cesare (Conrad Veidt), einen Somnambulen, präsentieren darf. Dieses zombieartige Wesen verbringt sein Leben in einem todesähnlichen Schlaf und kann nur durch die hypnotische Beeinflussung seines Meisters Caligari zum Leben erwachen. Das Publikum nähert sich neugierig. Noch während der Jahrmarkt im Gange ist, wird der Beamte, der die Genehmigung ausstellte, tot aufgefunden. Ein grässlicher Mord in der Kleinstadt, doch Francis und Alain befinden sich im Zuschauerraum und sehen die Erweckung des geheimnisvollen Mediums. Der Doktor gibt bekannt, dass Cesare in der Lage ist sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu sehen. Alain stellt ihm die Frage "Wie lange lebe ich noch ?", worauf das Medium "Bis zum Morgengrauen" antwortet. Ein Schock im ersten Moment, doch die beiden jungen Männer glauben der Wahrsagerei natürlich nicht und treffen auf dem Heimweg die hübsche Jane (Lil Dagover), in die sich beide Männer verlieben. Sie bemerken es und beschliessen, dass Jane entscheiden soll, wer ihr Herz erobern kann, Freunde wollen sie in jedem Fall bleiben. Dann ist Nacht. Am Morgen ist Alain tatsächlich tot. Wieder mit einem Messer, der zweite Mord innert weniger Stunden. Francis verdächtigt Caligari und beobachtet ihn. Dieser wacht neben einem sargähnlichen Kasten, in dem Cesare liegt. Dann geschieht ein dritter Mordversuch, der in letzter Sekunde von der Polizei vereitelt wird. War der Verdacht unbegründet ? Jedenfalls sitzt der vermeintliche Mörder im Gefängnis, aber dennoch wird Jane von Cesare in ihrem Bett angegriffen...



Am Ende einer wilden Verfolgungsjagd flieht Caligari in ein Irrenhaus. Francis scheint am Ziel seiner Ermittlungen im Fall Caligari angelangt zu sein: Es stellt mit Zeugen fest, dass Caligari mit dem Direktor identisch ist.  Mit Hilfe hypnotischer Beeinflussung wollte der wahnsinnige Wissenschaftler die totale Manipulierbarkeit von Somnambulen nachweisen. Es bleibt allerdings ungeklärt, wie aus dem Diretor Caligari werden konnte, der im 18. Jahrhundert in Italien lebte und mit seinem Medium die Dörfer bereiste. Auch damals gabs immer wieder Morde, die in diesem Umfeld verübt wurden. Als Francis seine Erzählung beendet hat, geht er in das Anstaltsgebäude. Er begegnet dort Cesare, dem Direktor, auch seiner Braut Jane. Der Direktor sieht nun nicht mehr verrückt aus, sondern macht einen ganz normalen Eindruck. Francis selbst gehört zu den Insassen des Irrenhaus und unterliegt den dort geltenden Gesetzen der Realität. Der Direktor erklärt seinen Helfern, dass Franics ihn für diesen verstorbenen Caligari hält, dass er ihn aber nun, wo er die Krankheit kenne, den Mann heilen kann...,
Das hervorstechendste Merkmal dieses bahnbrechenden, expressionistischen Stummfilms aus dem Jahr 1920 ist weder die Geschichte noch die Thematik, sondern der Dekor. Ob aus ökonomischen oder künstlerischen Beweggründen, es war jedenfalls ein gewaltiger Schritt von den üblich naturalistischen Bauten zu dieser völligen Künstlichkeit der Welt des Doktor Caligari. Die Ausstatter Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig waren Mitglieder der Berliner "Sturm"  Gruppe und machten aus der finanziellen Not der Decla Filmgesellschaft eine innovative Tugend. Sie erstellten statt aufwendiger Kulissen aus Pappe, Leinwand und Sperrholz eine unnaturalistische Alptraumvision. Dadurch, daß alles irreal, gestaucht, kubistisch, schief, eben anders erscheint, akzeptiert man als Zuschauer selbst einen Jahrmarkt, der eigentlich nur aus einem Leierkastenmann, einem Treppengeländer, einigen angedeuteten Zelten, zwei stilisierten Karussells, diversen durchs Bild strömenden Statisten und einem gemalten Hintergrund besteht. Zur Amtsstube im Rathaus führen kafkaeske, endlos erscheinende Korridore. Autoritäten sitzen auf absurd hohen Stühlen, Schatten auf Wänden und Gesichtern sidnd aufgemalt. Besonders das fingerdicke Makeup von Conrad Veidt wirkt enorm geisterhaft.
"Das Cabinet des Dr. Caligari" ist ein Film von Robert Wiene aus dem Jahr 1919 und wurde bei seiner Uraufführung 1920 zum riesigen Kinoerfolg. Als Sensation galt, dass nun die Kunst Einzug in das noch neue Medium Film gehalten hatte. Aus diesen Grunde wurde der deutsche Film der Weimarer Republik weltberühmt und drohte Hollywood den Rang abzulaufen. Es enstanden weitere Meisterwerke wie "Der Golem" (1920, Carl Boese, Paul Wegener), "Nosferatu" (1922, F.W.Murnau) oder "Metropolis" (1927, Fritz Lang). Auch Jahrzehnte später ist der Einfluss dieses Kino-Frühwerks in der Filmgeschichte noch zu spüren - er ist so etwas wie der Archetyp des Psychothrillers, der tief in die Abgründe der Seele blickt und auch lange nicht alle seine Geheimnisse preisgibt. Sogar Martin Scorseses "Shutter Island" dürfte sehr stark von diesem Meisterwerk inspiriert worden sein.
Der Expressionismus selb ist eine den Anfang des 20. Jahrhunderts prägende Kunstrichtung. Durch die Vereinfachung der Formen und den Einsatz von kräftiger, kontrastreicher Farbgebung war es eine Gegenbewegung zum Realismus, Naturalismus und Impressionismus. Im Grunde eine Kunst des gesteigerten Ausdrucks. Die Erben dieser Filme können in den beiden Genres Film Noir und Horrorfilm angesehen werden. Am Ende erscheint die Handlung unwirklich, da sie sich scheinbar als Hirngespinst eines Insassen einer Nervenheilanstalt entpuppt. Doch diese Erklärung steht auf brüchigem Boden, da es offensichtlich ist, dass hier auch Autoritäten attackiert werden und die Figuren des Films Mühe haben mit der eigenen Identität. "Wer bin ich ? " steht allgegenwärtig im Raum und auch die bange Frage, wer das Gegenüber ist.
Siegfried Kracauer zog 1947 in seinem einflussreichen Buch "Von Caligari zu Hitler" eine interessante sozialpsychologische Parallele zwischen dem Filmstoff und dem aufkommenden Nationalsozialismus.  So sieht er in Caligari eine der vielen Tyrannen-Figuren des Weimarer Republik. Die dem Drehbuch von Janowitz und Mayer durch Regisseur Robert Wiene hinzugefügte Rahmenhandlung interpretierte Kracauer als einen Akt politischer Verdrängung, da er die angebliche Intention des Films in sein Gegenteil verkehrt habe. Mit der Umkehrung der Rolle des Wahnsinnigen und des Gesunden sei die Autorität in Form Dr. Caligaris wieder bekräftigt worden. Für den Autor selbst, der die Allmacht der Staatsgewalt anprangern wollte, war Calgari das Symbol einer schrankenlosen Macht - die durch Militärdienstpflicht und Kriegserklärungen über Leben und Tod von Untertanen bestimmen können. Cesare dagegen das Bild des zum willenlosen Werkzeug abgerichtete kleinen Mannes und Francis fungiert als Vertreter der Vernunft und würde zumindest in eine positive Zukunft deuten, wenn da nicht Wienes fieser Widerhaken am Ende wäre, der Rätsel aufgibt.
Auf Grundlage des im Filmarchiv des Bundesarchivs erhaltenen Kameranegativs hat die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung eine digital restaurierte Fassung des Films in einer hochauflösenden 4 K-Version geschaffen. Die digitale Bildrestaurierung führte die in Bologna ansässige L´Immagine Ritrovata - Film Restoration & Conservation in den Jahren 2012 und 2013 aus, der Film erstrahlt somit jetzt in einem großartigem Glanz, wie es ihm auch gebührt.





Bewertung. 10 von 10 Punkten.

Montag, 13. Oktober 2014

She - Herrscherin der Wüste





















Regie: Robert Day

Königin Ursula, 2000 Jahre alt...

"Sie" ist ein Roman des Briten Sir Henry Rider Haggard und wurde 1887 erstmalig unter dem Titel "She - A History of Adventure" veröffentlicht. Das Buch verkaufte sich 83 Millionen mal, wurde in 44 Sprachen übersetzt und zählt somit zu den meistverkauften Romanen aller Zeiten. Immer wieder wurde der Abenteuerstoff verfilmt - die bekanntesten dürften wohl die 1935er Verfilmung "Herrscherin einer versunkenen Welt" mit Helen Gahagan und die von Robert Day inszenierte britische Hammerproduktion "She - Herrscherin der Wüste" aus dem Jahr 1965 mit Ursula Andress in der Titelrolle sein. Wie gewohnt geht Hammer entwaffend naiv mit dem Stoff um und es wurde vieles von der Vorlage erst gar nicht verwendet. Aber dafür gibts eben Bond Girl Ursula Andress und die überstrahlt alles mit ihrer blendenden Schönheit.
Drei Männer des britischen Empire sind im Jahr 1918 in Palästina hängengeblieben. Das Geld von Major Ludwig Horace Holly (Peter Cushing) ist aufgebraucht, so muss schon dessen Butler Job (Bernard Cribbins) die anfallenden Spesen bezahlen. Holly hat auch noch den jungen Leo Vincey (John Richardson) dabei, um den er sich kümmert, weil dessen Vater und Hollys bester Freund gestorben ist. Dort in einer Spelunke wirft Leo ein Auge auf das Mädchen Ustane (Rosenda Monteros), die an einem der Nebentische ihn auch eingehend beobachtet. Die beiden jungen Leute lernen sich kennen, beschliessen das Lokal zu verlassen, um etwas alleine zu sein. Doch das scheinbar so reizvolle Rendezvous entpuppt sich als Hinterhalt. Während eines Kusses bekommt Leo von hinten einen Schlag auf den Kopf und erwacht kurze Zeit später in einem edlen Haus, wo er auf die schöne Ayesha (Ursula Andress) trifft. Diese verspricht ihm ewige Liebe und ewiges Leben, wenn sich der junge Mann eine strapaziöse Reise in eine noch nicht erforschte Region von Nord-Ost-Afrika begibt, um die verlorene Stadt Kuma zu finden. Als Pfand bekommt er einen Ring und eine Landkarte, dann verschwindet die geheimnisvolle Schöne.
Natürlich kann jetzt keine Macht der Welt den verliebten Leo mehr aufhalten, die Reise zu machen. Seine beiden Begleiter schließen sich ihm natürlich an. Was sie natürlich nicht wissen, ist der wahre Grund der Expedition. Die unsterbliche Ayesha glaubt in Leo die Reinkarnation ihres früheren Geliebten Kallikrates, ein hoher ägyptischer Priester, erkannt zu haben. Um immer mit ihm vereint zu sein braucht es natürlich ein Ritual, aber zuerst mal muss der beschwerliche Weg gemeistert werden...


 Das ist natürlich kein Horrofilm, aber er findet hier auch ein Plätzchen, weil Hammer draufsteht.
"She" fällt genauso wie der ein Jahr später entstandene "1 Million Jahre vor unserer Zeit" etwas aus dem üblichen Hammerschema. Aber in beiden Fällen ging die Rechnung an der Kinokasse auf - möglich machten es die beiden Hauptdarstellerinnen Ursula Andress und Raquel Welch - beide waren zu ihrer Zeit echte Filmschönheiten. Darüberhinaus gehts wie in jedem Hammer auch in "She" sehr farbenprächtig zu. Tolle Szenen in der brennenden Wüste gibts natürlich auch. Rein oberflächlich mag man den Film vielleicht als Abenteuerfilm betrachten, aber ich zähle ihn eher zu den Mysteryfilmen und das Hauptthema "Unsterblichkeit" einer 2000 Jahre alten Herrscherin mutet dann doch schon beinahe wieder Horrormässig an. Ganz nebenbei muss sich der junge Leo auch noch zwischen der wahren Liebe (Ustane) und dem leidenschaftlichen Begehren (Ayesha) entscheiden. Keine leichte Aufgabe für den jungen Mann, der von beiden Frauen heiß begehrt wird. Es gibt auch ein Wiedersehen mit Peter Cushing - neben Christopher Lee der populärste Hammerdarsteller, wie immer mit einer sicheren Präsenz und gutem Spiel. 



Bewertung: 7 von 10 Punkten.