Samstag, 31. Oktober 2015

The Doll Master

























Regie: Yong Ki Jeong

Weggeworfene Puppen...

"The Doll Master" ist das Regiedebüt des südkoreanischen Regisseurs Yong-Ki Jeong. Ähnlich wie in dem hochgelobten "Re-Cylce" der Brothers Pang geht es um Weggeworfenes und Verlassenes. Während aber die Filmemacher aus Hongkong alle weggeworfenen Dinge und Menschen, ja sogar auch abgetriebene Kinder, in ihrer Horrorvision thematisierten, geht es in "The Doll Master" um verlassene und weggeworfene Puppen. Damit ist deutlich eine Verwandtschaft mit der wohl bekanntesten Horrorfilmpuppe "Chucky" gegeben, aber asiatische Filmemacher gehen alles ganz anders an. Während "Chucky" ausschließlich böse und in seiner Primitivität ganz einfach gestrickt ist und einfach nur morden will, sind diese Puppen aus Südkorea irgendwie beseelt. Sie wurden vom Besitzer einfach in der Mülltonne entsorgt oder bekamen zuwenig Aufmerksamkeit. Die Besitzer wussten dabei nicht, dass der scheinbar tote Gegenstand auch zu wahren Gefühlen fähig war. Diese Puppen können sich in ihren Besitzer verlieben, sie können für immer der beste Freund sein - genauso können sie aber auch Wut und Trauer über Verlust empfinden. So die melancholische wie poetische Ausgangslage. Der Horror kommt auch nicht zu kurz, denn wird diese Seele verletzt, wandelt sie sich zu einem mörderischen Dämon, schaurig schön und tödlich.
"The Doll Master" beginnt mit einer Rückblende aus vergangenen Tagen: Aus Liebe zu einer Frau schneidert ein Mann ( Nam Myung-ryul)eine Puppe als Ebenbild ihrer Schönheit, ohne zu wissen, dass auch Puppen lieben können. Als kurz darauf die Frau grausam zugerichtet gefunden wird, wird der Mann sofort für schuldig gehalten und von der aufgebrachten Polizei getötet und dann im Wald verscharrt – der Puppe ( Jeong Yu-mi) bleibt fortan nichts anderes übrig, als am Grab des Mannes zu warten. Viele Jahre vergehen.
Im Heute und Hier werden einige junge Menschen in ein Puppenmuseum auf dem Lande eingeladen. In diesem Haus lebt der Kurator des Museums (Chun Ho-jin) und die geheimnisvolle, sehr schweigsame an den Rollstuhl gefesselte Puppenmacherin Frau Im (Kim Do-Yung). Die Gäste sollen dabei als Vorlagen für die Gestaltung weiterer Puppen dienen. Die selbstbewusste Hae-mi (Kim Yoo-mi) ist eine junge Bildhauerin. Der attraktive Tae-seong (Shim Hyung-tak) ist Model und hat sich als einziger selbst eingeladen. Die Dichterin Young-ha (Ok Ji-young) hat eine ausgeprägte Sozialphobie und hat ihre eigene Puppe Demian mitgebracht. Der Fotograf Jung-ki (Lim Hyenong-jun) findet genug Motive für sein Fotoshooting und die Schülerin Sun-jung (Lee ka-yeong) ist nicht nur die jüngste Teilnehmerin, sondern auch die vorlauteste.
Das Haus selbst ist faszinierend, aber auch skurril. Denn in jedem Zimmer - ja sogar auf den Toiletten - befinden sich Puppen in teilweise merkwürdigen Positionen. Überall haben sie ihren Platz, diese filigran gearbeiteten, kleinen und auch größeren Gestalten. Die kleineren Puppen bevölkern die Regalwände, die größeren dienen als Spiegelhalter und Deckenlampen. Am nächsten Tag begegnet Hae-mi einem sonderbaren jungen Mädchen, das sich Mi-na ( Lim Eun-Kyung). Irgendwie hat sie sofort einen Bezug zu diesem fremden Kind, die anderen Teilnehmer bekommen das schüchterne Mädchen erst gar nicht zu Gesicht. Dann beginnt eine Serie unheimlicher Ereignisse. Die geliebte Damien Puppe der labilen Dichterin wird zerstört, damit ist es mit der Ruhe und Gemütlichkeit im Haus der Puppen vorbei....



 Der Film ist visuell sehr überzeugend gestaltet, hat aber das Problem, dass irgendwann in der Mitte des Films zu viele Puppenplots aufgemacht werden, die nicht wirklich so richtig zusammenpassen wollen. Dabei wäre es sicherlich etwas plausibler gewesen, wenn man den  beiden Hauptpuppen etwas mehr gemeinsamen Halt in der Story verpasst hätte. Die Plots laufen wie selbstverständlich nebeneinander her ohne dass sie wirklich diesen logischen Bezug zueinander hätten. Das muss man vielleicht als Absurdität des Films akzeptieren, der ansonsten sehr gut gelungen ist. Bis zum Höhepunkt des Films ist alles sehr klassisch gehalten mit der altbekannten und äusserst beliebten Geschichte vom Besuch einiger Gäste, die in ein geheimnisvollen Hauses eingeladen werden und auf diesem begrenzten Raum den Horror erleben. So funktionierte auch neuere gute Horrorfilme wie "Incite Mill" von Hideo Nakata, weil sie sich an das Vorbild "10 little Indians" von Agatha Christie halten.
Diese Puppen sind zierliche Porzellangeschöpfe mit fein geschnittenen schneeweißen Gesichtern, blutroten Lippen und Augen, die alles andere als leblos sind. Sie sind es, die dieses alte Haus bevölkern, das zu einem asiatischen Pendant europäischer Spukschlösser mutiert. Aber Vorsicht ist geboten, denn diese anmutigen Figuren, von Künstlerhand geschaffen und unheilig beseelt, befinden sich auf einem Rachefeldzug.  Dabei geht es manchmal um ein schreckliches Verbrechen, das Jahrzehnte zurückliegt, aber auch um emotionellen Verlust und den scheinbar ganz banalen Treuebruch, den ein Kind begeht, wenn es seine einstmals geliebte Puppe wegwirft. Genau mit solchen Einfällen fügt der Regisseur dem Film eine gewisse Trauer und eine starke Poesie mit ein.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen