Samstag, 31. Oktober 2015

Re-Cycle

























Regie: Pang Brothers

Weggeworfene Spielsachen, weggeworfene Kinder...

Eine sonderbare Welt in die die Schriftstellerin Tsui Ting-Yin (Angelica Lee) abtaucht oder hineingeworfen wird. Die Autorin findet sich im Laufe des Films "Re-Cylce" in einem Paralleluniversum wieder, in dem alle verlassenen oder weggeworfenen Dinge und Personen enden, einschließlich abgetriebener Babys - letzteres als moralischer Anker für den mit CGI Effekten angereicherten Film der Pank Brothers. Es gibt aber doch Momente, in dem der Zuschauer diese geniale, dämonische und verstörende Welt als künstlich am Rechner geschaffen wahrnimmt. Dies reduziert dann immer wieder den klaustrophobischen Bann, der in anderen Szenen durchaus vorhanden ist.
Um was geht es: Die junge Autorin Tsui ist der neue Star am Bestsellerhimmel und besonders beliebt wegen ihrer brillianten Romane. Gerade eben ist eines ihrer Bücher sehr erfolgreich verfilmt worden. Während einer Pressekonferenz gibt sie bekannt, dass ihr nächstes Buch eine Geschichte über sprituelle Welten und übernatürliche Kräfte werden soll. An diesem Tag nimmt auch ihr Ex-Freund (Jettrin Watanasin) wieder Kontakt mit ihr auf. Er war es auch, der sich vor 8 Jahren gegen sie und für seine Ehe entschieden hat, obwohl Tsui damals schwanger war. Sie erteilt dem inzwischen Geschiedenen eine deutliche Absage auf seinen Wunsch, dass er sie gerne wieder öfters sehen würde. In ihrer Wohnung fängt sie mit ihrem Buch an, doch es will ihr einfach keine passende Handlung dazu einfallen. Frustriert verwirft sie das Projekt immer wieder oder löscht die entsprechenden Daten von ihrem Computer. Zeitgleich wird die Wohnung aber auch zum einem bedrohlichen Ort, denn dort beschleichen sie immer wieder merkwürdige Illusionen und die Visionen, die sie in ihrem Manuskript thematisierten, scheinen Wirklichkeit zu werden. Tsui gerät in eine Welt, die sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Sie hat auch das Gefühl nicht alleine zu sein. Sie findet lange schwarze Haare und glaubt eine unbekannte Frau zu sehen. Als sie eines Abends in einen Aufzug steigt, fährt eine alte Frau und ein kleines Mädchen mit ihr. Sie steigt aber vorher aus und findet sich in einer post-apokalyptischen Welt, in der sie von irgendwann im Lauf der Handlung auch von Untoten bedrängt und gejagt wird. Aber sie bekommt noch mehr zu sehen. Von einem alten Mann (Lau Siu-Ming) erfährt sie, dass sie sich in einer Welt befindet, in der das Vergessene und Zurückgelassene der Menschen hier in diesem Bereich seinen Platz gefunden hat. Doch sie erfährt, dass sie der einzige Fremdkörper dieser Welt ist. Sie darf nicht länger dort bleiben und soll den Weg nach draussen finden. Ein kleines Mädchen (Zeng Qiqi) erklärt sich bereit sie durch diese angsteinflössende, aber auch sehr faszinierennde Welt zu der Schleuse zu führen, wo angeblich der Übergang der Welten sein soll...



 Eine Welt, in der alles liegt, was mal fortgeworfen wurde - auch Menschen und dieser Aspekt verleiht dem Film am Ende eine ganz besondere Tragik, auch wenn vielleicht einige Zuschauer genau diese Wendung als zu melodramatisch für einen Horrorfilm ansehen könnten. Ansonsten wandelt der Film auch auf den Ideen anderer Filmvorbildern. Man erkennt eine verschachtelte Welt wie in "Silent Hill, eine üppige Märchenlandschaft wie in "Alice im Wunderland", aber auch eine langsam wahnsinnig werdenden Heldin wie in Polanskis "Ekel".  Dies alles in einer bizarren Umgebung, als hätte die Heldin sich in einem unschönen Winkel von Interzone verirrt. Es gilt einen Wald mit Erhängten zu durchqueren, auf die Frau wartet dann aber ein Meer der Embryonen und auch eine Brücke mit Zombies birgt Gefahr in sich.
Optisch wurde diese Dimension betörend gestaltet. Der Zuschauer staunt wegen der fragilen Häuserschlucht. Alles sieht so aus, als ob es langsam in sich zusammenfallen würde. Etliche Treppen ohne Geländer führen auf den Grund dieser Schlucht und immer wieder jagen untote Gestalten und Geister hinter der Protagonistin her. Die Häuserschlucht wird zu einem Hof, in dem zwischen den Häusern ein Riesenrad seine Runden dreht und eine gigantische Schiffschaukel schwingt sich oben bedrohlich hin- und her. Man sucht Schutz zwischen unnatürlich großen Spielzeugen oder in einer Bücherei, in der es konstant Bücher regnet. Der Film wird zweifelsohne von den vielen Computeranimationen getragen, die Story selbst ist vielleicht eher vernachlässigt worden, wenn man mal vom Thema "Abtreibung" absieht.
Den Pank Brüdern ist dieser etwas gewagte Mix zwischen Kommerz und Surrealismus gelungen. Inhaltlich passen die Schauwerte, die aufgefahren werden, auch noch bestens zu den Gefühlen, die sie tagtäglich begleiten. Verdrängtes kommt zum Vorschein in dieser wohl selbst geschaffenen Fiktion, wo Alptraum und Realität miteinander kollidieren.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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