Regie: Pang Brothers
Weggeworfene Spielsachen, weggeworfene Kinder...
Eine sonderbare Welt in die die Schriftstellerin Tsui Ting-Yin (Angelica Lee) abtaucht oder hineingeworfen wird. Die Autorin findet sich im Laufe des Films "Re-Cylce" in einem Paralleluniversum wieder, in dem alle verlassenen oder weggeworfenen Dinge und Personen enden, einschließlich abgetriebener Babys - letzteres als moralischer Anker für den mit CGI Effekten angereicherten Film der Pank Brothers. Es gibt aber doch Momente, in dem der Zuschauer diese geniale, dämonische und verstörende Welt als künstlich am Rechner geschaffen wahrnimmt. Dies reduziert dann immer wieder den klaustrophobischen Bann, der in anderen Szenen durchaus vorhanden ist.
Um was geht es: Die junge Autorin
Tsui ist der neue Star am Bestsellerhimmel und besonders beliebt wegen
ihrer brillianten Romane. Gerade eben ist eines ihrer Bücher sehr
erfolgreich verfilmt worden. Während einer Pressekonferenz gibt sie
bekannt, dass ihr nächstes Buch eine Geschichte über sprituelle Welten
und übernatürliche Kräfte werden soll. An diesem Tag nimmt auch ihr
Ex-Freund (Jettrin Watanasin) wieder Kontakt mit ihr auf. Er war es
auch, der sich vor 8 Jahren gegen sie und für seine Ehe entschieden hat,
obwohl Tsui damals schwanger war. Sie erteilt dem inzwischen
Geschiedenen eine deutliche Absage auf seinen Wunsch, dass er sie gerne
wieder öfters sehen würde. In ihrer Wohnung fängt sie mit ihrem Buch an,
doch es will ihr einfach keine passende Handlung dazu einfallen.
Frustriert verwirft sie das Projekt immer wieder oder löscht die
entsprechenden Daten von ihrem Computer. Zeitgleich wird die Wohnung
aber auch zum einem bedrohlichen Ort, denn dort beschleichen sie immer
wieder merkwürdige Illusionen und die Visionen, die sie in ihrem
Manuskript thematisierten, scheinen Wirklichkeit zu werden. Tsui gerät
in eine Welt, die sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht hätte
vorstellen können. Sie hat auch das Gefühl nicht alleine zu sein. Sie
findet lange schwarze Haare und glaubt eine unbekannte Frau zu sehen.
Als sie eines Abends in einen Aufzug steigt, fährt eine alte Frau und
ein kleines Mädchen mit ihr. Sie steigt aber vorher aus und findet sich
in einer post-apokalyptischen Welt, in der sie von irgendwann im Lauf
der Handlung auch von Untoten bedrängt und gejagt wird. Aber sie bekommt
noch mehr zu sehen. Von einem alten Mann (Lau Siu-Ming) erfährt sie,
dass sie sich in einer Welt befindet, in der das Vergessene und
Zurückgelassene der Menschen hier in diesem Bereich seinen Platz
gefunden hat. Doch sie erfährt, dass sie der einzige Fremdkörper dieser
Welt ist. Sie darf nicht länger dort bleiben und soll den Weg nach
draussen finden. Ein kleines Mädchen (Zeng Qiqi) erklärt sich bereit sie
durch diese angsteinflössende, aber auch sehr faszinierennde Welt zu
der Schleuse zu führen, wo angeblich der Übergang der Welten sein
soll...
Eine Welt, in der alles liegt, was mal fortgeworfen
wurde - auch Menschen und dieser Aspekt verleiht dem Film am Ende eine
ganz besondere Tragik, auch wenn vielleicht einige Zuschauer genau diese
Wendung als zu melodramatisch für einen Horrorfilm ansehen könnten.
Ansonsten wandelt der Film auch auf den Ideen anderer Filmvorbildern.
Man erkennt eine verschachtelte Welt wie in "Silent Hill, eine üppige
Märchenlandschaft wie in "Alice im Wunderland", aber auch eine langsam
wahnsinnig werdenden Heldin wie in Polanskis "Ekel". Dies alles in
einer bizarren Umgebung, als hätte die Heldin sich in einem unschönen
Winkel von Interzone verirrt. Es gilt einen Wald mit Erhängten zu
durchqueren, auf die Frau wartet dann aber ein Meer der Embryonen und
auch eine Brücke mit Zombies birgt Gefahr in sich.
Optisch
wurde diese Dimension betörend gestaltet. Der Zuschauer staunt wegen der
fragilen Häuserschlucht. Alles sieht so aus, als ob es langsam in sich
zusammenfallen würde. Etliche Treppen ohne Geländer führen auf den Grund
dieser Schlucht und immer wieder jagen untote Gestalten und Geister
hinter der Protagonistin her. Die Häuserschlucht wird zu einem Hof, in
dem zwischen den Häusern ein Riesenrad seine Runden dreht und eine
gigantische Schiffschaukel schwingt sich oben bedrohlich hin- und her.
Man sucht Schutz zwischen unnatürlich großen Spielzeugen oder in einer
Bücherei, in der es konstant Bücher regnet. Der Film wird zweifelsohne
von den vielen Computeranimationen getragen, die Story selbst ist
vielleicht eher vernachlässigt worden, wenn man mal vom Thema
"Abtreibung" absieht.
Den Pank Brüdern ist dieser etwas
gewagte Mix zwischen Kommerz und Surrealismus gelungen. Inhaltlich
passen die Schauwerte, die aufgefahren werden, auch noch bestens zu den
Gefühlen, die sie tagtäglich begleiten. Verdrängtes kommt zum Vorschein
in dieser wohl selbst geschaffenen Fiktion, wo Alptraum und Realität
miteinander kollidieren.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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