Samstag, 17. Oktober 2015

Der Babadook

























Regie: Jennifer Kent

Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann...

Australien bringt immer wieder interessante Genrebeitrage ins Kino. Vor einigen Jahren sorgte Greg McLean mit "Wolf Creek" für erschreckendes Serienkillerfeeling, die Brüder Michael und Peter Spierig konnten mit "Predestination" überzeugen und Justin Kurzel machte mit "Die Morde von Snowtown" einen berühmten Kiiminalfall international bekannt. Mit "Animal Kingdom" kam aber der  beste Australienfilm der letzten Jahre aus dem Bereich des Thrillers und 2010 von David Michöd inszeniert. Im Horrorfilmbereich bietet Australien naürlich auch immer wieder tolle Naturlandschaften an, wie beispielsweise "Black Water", "Dark Beach" oder "Gone - The Trip of a lifetime" beweisen. "Der Babadook" ist da ganz anders, denn Jennifer Kents gruseliges Regiedebüt spielt vornehmlich in einem Haus und reiht sich in das derzeitig sehr hohe Aufkommen der "Geisterhausfilme" ein. Dabei geht der Film aber eher den klassischen Weg, den Fans auch schon im großartigen "Schloß des Schreckens" von Jack Clayton klasse fanden, würzt diesen aber mit sehr viel originellen Ideen und macht vor allem nicht den Fehler, dass er seine Effekte plump ausspielt. Auch die neue Horrorgestalt "Der Babadook" wird sparsam eingesetzt und erzielt sogar seine beste Wirkung beim Lesen des gleichnamigen Kinderbuchs, dass die beiden Protagonisten im Laufe der Handlung aufschlagen und der Zuschauer mit dort mit einem herrlichen creepy monochromen Artwork begeistert werden kann. Der Film beschwört eine Kinderphantasie herauf und in der Realität - man kann es kaum glauben - kriechen diese dunklen Märchengestalt aus einem Buch hervor. Die Gänsehaut ist garantiert und man fühlt sich an "Die unendliche Geschichte" oder "Die Mächte des Wahnsinns" erinnert. Der Film selbst beginnt mit dem alltag von Amelia (Essie Davies), die es nicht leicht hat. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes nun alleinerziehend und sie hat diesen Schicksalschlag noch lange nicht verarbeitet. Sie war mal Kinderbuchautorin, nun arbeitet sie unter Stress im Altenheim. Der kleine Sohn Samuel (Noah Wiseman) ist zudem ein echtes Problemkind. Er fällt immer wieder in der Schule mit seinen Eskapaden auf und wird zudem von Alpträumen über Geister und Monster geplagt. Die überarbeitete Mom findet deshalb nicht immer den gesunden Schlaf, den sie so nötig brauchen würde.  Doch es soll noch schlimmer kommen, als eines Tages aus heiterem Himmel ein Märchenbuch im Kinderzimmer auftaucht, das, in ganz und gar nicht kindgerechten Bildern, von einer Gruselgestalt  erzählt, die sich "Babadook" nennt und ein noch viel missratener, größerer Verwandter von Leprechaum sein könnte. Das toll gestaltete Bilderbuch erwähnt dabei, dass wenn man ihn einmal hereinlassen würde, als teuflischer Dauergast ihn nicht wieder los werden könnte. Erschreckt legt die Mutter das Bilderbuch zur Seite, nachdem sie es ihrem sehr interessierten Sohn vorgelesen hatte. Sie wirft das Buch in den Müll, doch es taucht wieder auf. Daraufhin häufen sich die unheimliche Erscheinungen und auch die überforderte Mutter, die Samuels Ängste zunächst auf seine ausgeprägte Phantasie schiebt, kann die dunkle Präsenz, die immer mehr Besitz - zuerst von ihm, dann auch von ihr selbst - ergreift, nicht länger leugnen....



Die australische Regisseurin Jennifer Kent hat sicherlich ein sehr geglücktes Filmdebüt hingelegt, dass nur einmal für einige Minuten aus dem Ruder gerät, da es in dieser kurzen Zeit plötzlich eine Art "Poltergeist" Kopie zu werden droht. Doch die Filmemacherin kriegt die Kurve und so ist der Film von Anfang bis Ende ein sehr hinreißender Horrorfilm, der die schwierige Gratwanderung zwischen Drama und Horror spielend schafft. Man fiebert mit den Charakteren mit und die Darsteller spielen einfühlsam bis mitreißend....Essie Davis als überforderte und bemühte Mutter, der kleine Noah Wiseman als hyperaktives Problemkind, dem die kindliche Geborgenheit schon mit dem Tod des Vaters entzogen wurde und nunmehr in dieser fragilen Mutter-Kind Beziehung noch mehr Schutz bräuchte - und genau an dieser Stelle setzt der Schrecken ein. Denn es kommt der schwarze Mann - stilvoll-gespenstisch gestaltet, er bricht ein in den intimen Schutzraum des Kindes.
Rein optisch ist die Gruselgestalt wunderbar altmodisch gestaltet, man könnte meinen er wäre aus einem expressionistischen deutschen Stummfilm aus der Weimarer Republik entstiegen. Jennifer Kent gibt an, dass sie vor allem durch den dänischen Filmemacher Lars von Trier beeinflusst wurde - in dessen 2002 entstandenen "Dogville" war sie auch die Regieassistenz.



Bewertung. 8,5 von 10 Punkten. 

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