Samstag, 17. Oktober 2015

Das Kabinett des Professor Bondi


























Regie: Andre de Toth

Das unheimliche Wachsfigurenhaus...


Ticketpreise fürs Kino stiegen in den letzten Jahren rasant nach oben. Der 2015 durchschnittliche Preis an den Kassen der deutschen Lichtspielhäuser betrug 8,05 Euro. Vor 13 Jahren lag der Preis bei 5,86 Euro. Das sind riesige Preiserhöhungen, die natürlich den ganz neuen Blockbustern immer zugute kommen und daher landen sie mit viel weniger Zuschauern als früher viel schneller auf den Topplätzen der umsatzstärksten Filme aller Zeiten. Je weiter wir in die Vergangenheit schauen, desto günstiger war ein Ticket fürs Kino zu bekommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in der inflationsbereingten Hitliste des US-Kinos eben nicht "Avatar" auf Platz 1 steht, sondern der unverwünstliche Südstaaten-Klassiker "Vom Winde verweht", den Victor Fleming nach dem Roman von Margaret Mitchell im Jahr 1939 fertigstellte. "Avatar" kommt immerhin auf Platz 14 in dieser aussagekräftigeren Liste. Und interessanterweise taucht in diesem Top 100 Ranking auch der 3D-Horrorklassiker von Vincent Price "House of Wax" auf Platz 98 auf.  Damit liegt der Film des Regisseurs Andre de Toth aus dem Jahr 1953 in Sachen Erfolg ungefähr gleichauf mit neueren Megablockbustern wie "The Hunger Games 1 + 2" (2012/2013), "Pirates of Carribean 1" (2003) oder "Lost World Jurassic Park 2" (1997).
Sicherlich klingelten damals vor allem auch wegen der 3D-Technik die Kinokassen, aber auch ohne diese Effekte macht dieser nostalgiche Horrorhappen auch heute noch immer eine gute Figur. Furios inszeniert wurde der Band des Wachsfigurenkabinetts, dabei sieht man die wunderbar verarbeiteten Figuren immer mehr schmelzen und langsam in sich zusammenfallen. Auch die nächtliche Verfolgung eines Opfers durch den geheimnisvollen Killer durch die Straßen von New York des Jahres 1910 wartet mit wunderschönen, expressionistischen und schattenreichen Bildern auf.
In Deutschland wurde "House of Wax" umgetauft in "Das Kabinett des Professor Bondi" - sonderbar auch heute noch, da im Original der Professor und leidenschaftliche Schöpfer der Wachsfiguren Professor Henry Jarrod heißt und ein "Bondi" mit keinem Wort erwähnt wird. In der deutschen Synchronfassung wird beim erneuten Zusammentreffen des totgeglaubten Professors mit dem Kunstmäzen Sindey Wallace im Dialog erwähnt, dass Jarrod sich von nun an "Bondi" nennt. Wobei diese Umtaufung für den Film völlig unerheblich ist und die Erwähnung lediglich die deutsche Namensgebung rechtfertigt.
"Das Kabinett des Professor Bondi" ist selbst ein Remake des 1933 erschienen "Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts" von Michael Curtiz. 2005 versuchte sich der spanische Regisseur Jaume Collet Sera an einem losen Remake, doch dessen Handlung weißt kaum Gemeinsamkeiten mit dem 53er Klassiker auf. Lediglich die Wachsfiguren selbst spielen in beiden Filmen eine tragende Rolle.
Zur Handlung selbst: Der begnadete Bildhauer Henry Jarrod (Vincent Price) arbeitet in seinem Atelier mit großer Begeisterung an seinem Wachsfiguren. Dabei macht er nur wenig Konzessionen an den Kommerz - sehr zum Leidwesen seines Geschäftspartners Matthew Burke (Roy Roberts), der viel Geld in Jarrods Wachsfigurenkabinett gesteckt hat, aber zuwenig Gewinn erwirtschaftet. Mit Neid blickt er auf die Zuschauerzahlen von Londons Madame Tussaud. Doch mehr Sensationen, mehr Zugeständnisse an Grusel und Greueltaten lehnt der Künstler ab. Er setzt zu 100 % auf seine Könnerschaft, die man an seinen perfekten Wachs Figuren wie Johanna von Orleans, Cleopatra und Marc Anton, Marie Antoinette oder dem Lincoln Attentäter John Wilkes Booth erkennen kann. Letzerer übrigens das Einzige Zugeständnis an das Massenpublikum. Burke will den Geschäftsvertag gerne lösen, da kommt ein anderer Finanzier wie Sidney Wallace (Paul Kavanagh) gerade Recht. Dieser hat auch Interesse in Jarrod zu investieren, doch er bittet um eine 3 monatige Wartezeit, da er zuerst nach Ägypten zu Ausgrabungen fährt. Diese Zeitspanne ist Burke zu lang und so steckt der gierige Geschäftsmann das Museum kurzerhand in Brand. Alles nur um die Versicherungssumme von 25.000 Dollar zu bekommen. Natürlich versucht ihn Jarrod daran zu hindern, dabei kommt es zum Kampf auf Leben und Tod. Jarrod bleibt in den Flammen liegen. Zuerst gilt er als tot und Burke kassiert das Geld. Doch er hat mit schwersten Verletzungen überlebt und macht sich auf ein neues Wachsmuseum aufzubauen. Dabei ist er aber die Hilfe des taubstummen Igor (Charles Bronson) angewiesen. Zur selben Zeit wird Burke in seiner Wohnung ermordet, die Tat wird von dem Killer als Selbstmord fingiert. Auch Burkes Freundin Cathy Gray (Carolyn Jones) wird Opfer des wahnsinnigen Mörders. Augenzeugin wird die junge Sue Allen (Phyllis Kirk), die optisch Jarrods Wachsfigur Marie Antoinette ähnlich sieht. Die junge Frau wird von dem im Gesicht völlig entstellten Mörder durch die nächtlichen Straßen gejagt. Die Polizei jagt mit Hochdruck nach dem Killer. In der Zwischenzeit wird aber Jarrods Wachsfigurenkabinett glanzvoll eröffnet. Auch Sue Allen ist unter den Zuschauern. Schockiert blickt sie auf die Figur der Jeanne D´Arc - sie sieht ihrer toten Freundin, deren Leichnam im Leichenschauhaus entwendet wurde, verblüffend ähnlich...



 Schaurig schön, kann man da nur sagen. Der Film dauert zwar nur 85 Minuten, aber es gibt sogar eine "Intermisson" nach etwa 50 Minuten Laufzeit. Grandios sind die äusserst atmosphärischen Bilder, die immer ein wohliges Grusel Feeling beinhalten. Der Film strahlt eine sehr schöne mysteriöse und unheimliche Aura aus. Natürlich ist auch Horrorikone Vincent Price voll im Element - er spielt mit Bravour den Professor, der dem Wahnsinn verfallen ist und obwohl vieles nicht gezeigt wird, ist schon die Vorstellung, was dieser geisteskranke Künstler mit seinen Opfern in seinem Atelier anstellt, ein echter Gruselgarant.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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