Regie: Andre de Toth
Das unheimliche Wachsfigurenhaus...
Ticketpreise fürs Kino stiegen in den
letzten Jahren rasant nach oben. Der 2015 durchschnittliche Preis an den
Kassen der deutschen Lichtspielhäuser betrug 8,05 Euro. Vor 13 Jahren
lag der Preis bei 5,86 Euro. Das sind riesige Preiserhöhungen, die
natürlich den ganz neuen Blockbustern immer zugute kommen und daher
landen sie mit viel weniger Zuschauern als früher viel schneller auf den
Topplätzen der umsatzstärksten Filme aller Zeiten. Je weiter wir in die
Vergangenheit schauen, desto günstiger war ein Ticket fürs Kino zu
bekommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in der
inflationsbereingten Hitliste des US-Kinos eben nicht "Avatar" auf Platz
1 steht, sondern der unverwünstliche Südstaaten-Klassiker "Vom Winde
verweht", den Victor Fleming nach dem Roman von Margaret Mitchell im
Jahr 1939 fertigstellte. "Avatar" kommt immerhin auf Platz 14 in dieser
aussagekräftigeren Liste. Und interessanterweise taucht in diesem Top
100 Ranking auch der 3D-Horrorklassiker von Vincent Price "House of Wax"
auf Platz 98 auf. Damit liegt der Film des Regisseurs Andre de Toth
aus dem Jahr 1953 in Sachen Erfolg ungefähr gleichauf mit neueren
Megablockbustern wie "The Hunger Games 1 + 2" (2012/2013), "Pirates of
Carribean 1" (2003) oder "Lost World Jurassic Park 2" (1997).
Sicherlich
klingelten damals vor allem auch wegen der 3D-Technik die Kinokassen,
aber auch ohne diese Effekte macht dieser nostalgiche Horrorhappen auch
heute noch immer eine gute Figur. Furios inszeniert wurde der Band des
Wachsfigurenkabinetts, dabei sieht man die wunderbar verarbeiteten
Figuren immer mehr schmelzen und langsam in sich zusammenfallen. Auch
die nächtliche Verfolgung eines Opfers durch den geheimnisvollen Killer
durch die Straßen von New York des Jahres 1910 wartet mit wunderschönen,
expressionistischen und schattenreichen Bildern auf.
In
Deutschland wurde "House of Wax" umgetauft in "Das Kabinett des
Professor Bondi" - sonderbar auch heute noch, da im Original der
Professor und leidenschaftliche Schöpfer der Wachsfiguren Professor
Henry Jarrod heißt und ein "Bondi" mit keinem Wort erwähnt wird. In der
deutschen Synchronfassung wird beim erneuten Zusammentreffen des
totgeglaubten Professors mit dem Kunstmäzen Sindey Wallace im Dialog
erwähnt, dass Jarrod sich von nun an "Bondi" nennt. Wobei diese
Umtaufung für den Film völlig unerheblich ist und die Erwähnung
lediglich die deutsche Namensgebung rechtfertigt.
"Das
Kabinett des Professor Bondi" ist selbst ein Remake des 1933 erschienen
"Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts" von Michael Curtiz. 2005
versuchte sich der spanische Regisseur Jaume Collet Sera an einem losen
Remake, doch dessen Handlung weißt kaum Gemeinsamkeiten mit dem 53er
Klassiker auf. Lediglich die Wachsfiguren selbst spielen in beiden
Filmen eine tragende Rolle.
Zur Handlung selbst: Der begnadete
Bildhauer Henry Jarrod (Vincent Price) arbeitet in seinem Atelier mit
großer Begeisterung an seinem Wachsfiguren. Dabei macht er nur wenig
Konzessionen an den Kommerz - sehr zum Leidwesen seines
Geschäftspartners Matthew Burke (Roy Roberts), der viel Geld in Jarrods
Wachsfigurenkabinett gesteckt hat, aber zuwenig Gewinn erwirtschaftet.
Mit Neid blickt er auf die Zuschauerzahlen von Londons Madame Tussaud.
Doch mehr Sensationen, mehr Zugeständnisse an Grusel und Greueltaten
lehnt der Künstler ab. Er setzt zu 100 % auf seine Könnerschaft, die man
an seinen perfekten Wachs Figuren wie Johanna von Orleans, Cleopatra
und Marc Anton, Marie Antoinette oder dem Lincoln Attentäter John Wilkes
Booth erkennen kann. Letzerer übrigens das Einzige Zugeständnis an das
Massenpublikum. Burke will den Geschäftsvertag gerne lösen, da kommt ein
anderer Finanzier wie Sidney Wallace (Paul Kavanagh) gerade Recht.
Dieser hat auch Interesse in Jarrod zu investieren, doch er bittet um
eine 3 monatige Wartezeit, da er zuerst nach Ägypten zu Ausgrabungen
fährt. Diese Zeitspanne ist Burke zu lang und so steckt der gierige
Geschäftsmann das Museum kurzerhand in Brand. Alles nur um die
Versicherungssumme von 25.000 Dollar zu bekommen. Natürlich versucht ihn
Jarrod daran zu hindern, dabei kommt es zum Kampf auf Leben und Tod.
Jarrod bleibt in den Flammen liegen. Zuerst gilt er als tot und Burke
kassiert das Geld. Doch er hat mit schwersten Verletzungen überlebt und
macht sich auf ein neues Wachsmuseum aufzubauen. Dabei ist er aber die
Hilfe des taubstummen Igor (Charles Bronson) angewiesen. Zur selben Zeit
wird Burke in seiner Wohnung ermordet, die Tat wird von dem Killer als
Selbstmord fingiert. Auch Burkes Freundin Cathy Gray (Carolyn Jones)
wird Opfer des wahnsinnigen Mörders. Augenzeugin wird die junge Sue
Allen (Phyllis Kirk), die optisch Jarrods Wachsfigur Marie Antoinette
ähnlich sieht. Die junge Frau wird von dem im Gesicht völlig entstellten
Mörder durch die nächtlichen Straßen gejagt. Die Polizei jagt mit
Hochdruck nach dem Killer. In der Zwischenzeit wird aber Jarrods
Wachsfigurenkabinett glanzvoll eröffnet. Auch Sue Allen ist unter den
Zuschauern. Schockiert blickt sie auf die Figur der Jeanne D´Arc - sie
sieht ihrer toten Freundin, deren Leichnam im Leichenschauhaus entwendet
wurde, verblüffend ähnlich...
Schaurig schön, kann man da nur
sagen. Der Film dauert zwar nur 85 Minuten, aber es gibt sogar eine
"Intermisson" nach etwa 50 Minuten Laufzeit. Grandios sind die äusserst
atmosphärischen Bilder, die immer ein wohliges Grusel Feeling
beinhalten. Der Film strahlt eine sehr schöne mysteriöse und unheimliche
Aura aus. Natürlich ist auch Horrorikone Vincent Price voll im Element -
er spielt mit Bravour den Professor, der dem Wahnsinn verfallen ist und
obwohl vieles nicht gezeigt wird, ist schon die Vorstellung, was dieser
geisteskranke Künstler mit seinen Opfern in seinem Atelier anstellt,
ein echter Gruselgarant.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen