Sonntag, 18. Januar 2015

Alphaville


















Regie: Jean Luc Godard

Liebe und Gewissen verboten...

 In einer nahen Zukunft, nach 1965, trifft Geheimagent Lemmy Caution (Eddie Constantine) mit seinem Ford Galaxie in Alphaville ein. Er hat den Auftrag erhalten den verschollenen Professor von Braun (Howard Vernon) zu finden und ihn vielleicht sogar zu töten. Der Agent tarnt sich als Journalist und taucht ein in diese geheimnisvolle Stadt auf einem anderen Planeten, wo Gefühle und der Ausdruck von Kreativität unter Strafe gestellt sind. Er mietet sich ein Zimmer im Hotel, wo er von den kalten, gefühllosen Vermittlerinnen empfangen wird, die ihm Sex schnellen Sex im Hotelzimmer anbieten. In Alphaville selbst finden derzeit die berühmten Festspiele statt, aber dafür hat Lemmy keine Zeit. er sucht zuerst nach seinem verschwundenen Kollegen, dem Agenten Henri Dickson (Akim Tamiroff) um so besser an von Braun zu kommen, dem Erfinden und Schöpfer des mächtighen Computers Alpha 60. Mit einer krächzenden Stimme gibt dieser Supercomputer den Ton an und erklärt aufrichtige Gefühle zum Kapitalverbrechen. In einem Schwimmbadl findet ein erschreckendes Ereignis statt. Dort wird Lemmy Caution Zeuge einer Hinrichtung von Systemfeinden, die oberen Bosse von Alphaville applaudieren nach jeder Erschießung. Die Frage wessen sich diese vielen Menschen schuldig gemacht haben, wird damit erklärt, dass dieVerurteilten Gefühle zeigten. So weinte einer der Männer bei der Beerdigung seiner Frau, was schließlich zur Todesstrafe führte. Die Angeklagten werden mit gefesselten Armen und Beinen in eine Reihe gestellt und mit Maschinenpistolen erschossen. Nach jeder Erschießung werden die Leichen von jungen,hübschen Schwimmerinnen aus dem Wasser gezogen, die daraufhin ein kleines Wasserballet mit Akrobatik aufführen. Im Zuge der Nachforschungen, die immer gefährlicher für den Agenten werden, trifft er auch auf Natascha von Braun (Anna Karina), die schöne Tochter des wahnsinnigen Professors, in dier er sich schließlich auch verliebt. Un die Liebe, die irgendwann auf Gegenseitigkeit beruht, könnte schließlich auch der Schlüssel sein, dass die Flucht aus Alphaville und seiner faschistischen Unterdrückung von Gefühl, Hoffnung und Poesie gelingen könnte...


"Alphaville" ist auch bekannt unter dem deutschen Verleihtitel "Lemmy Caution gegen Alpha 60". Die Figur des Lemmy Caution ist ähnlich wie Jerry Cotton ein erdachter FBI Agent, der zunächst in einer Romanreihe und auch anschliessend in einer Reihe von Kinofilmen erfolgreich war. Sein Autor heißt Peter Cheyney und seine Romane wurden nach dem 2. Weltkrieg in ganz Frankreich gerne gelesen und schließlich entdeckte der französische Filme die Figur für eine ganze Reihe von Filmen, die allesamt sehr populär wurden. Es entstanden Filme wie "Zum Nachtisch blaue Bohnen", die auch in Deutschland erfolgreich im Kino liefen und Eddie Constantine zum Big Star machten. Jean Luc Godards Film ist natürlich von der Machart her ein krasser Gegensatz zu den anderen Lemmy Filmen, daher besiegelte der verstörenden Science Fiction Film auch das Karriereende von Constantine - man nahm es dem Schauspieler übel die Film-Manege als strahlender Held und Sieger verlassen zu haben und stattdessen als ein müder, gealterter und depressiv wirkender Mann aufzrtreten, der in einem Trenchoat gehüllt, ausgesetzt und verloren in einer Zukunftswelt nach einem Ausweg suchen muss. Der Film ist sehr eigenwillig und auch etwas sonderbar. Lange Monologe des Supercomputers verstärken die feindliche Umgebung, die in Alphaville herrscht - wobei die Kulisse des in schwarz weiß gedrehten Kultfilms mit voller Absicht unzweifelhaft das Paris des Jahres 1965 darstellt. So geht es Godard vermehrt auch um die Gegenwart, er bringt in seinem Film Bezüge zu zeitgenössischen Ereignissen unter und streut auch politische Themen seiner Zeit mit in den Film. Godard gelingt es sehr gut eine gewisse Entmenschlichung durch eine modernistische Architektur zu zeigen - vor allem warnt der Film aber eindringlich vor den Gefahren der Zensur. Ein Thema gestern so aktuell wie heute und morgen. Optisch ist der Science Fiction Film ganz Nouvelle Vague, in seinen Bildern und Settings entdeckt er die Keime einer totalitären Zukunft. Jean-Luc Godard verbindet hier auf faszinierende Weise Science Fiction, Film Noir, schwarze Komödie, Gesellschaftskritik und Detektivkrimi zu einem teils amüsanten, teils sehr ernsten bis sehr sonderbaren und gelegentlich auch sperrigen Mix, der beim ersten Anschauen kaum zu greifen ist.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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