Regie: Jonathan Glazer
In der Maske der einsamen Verführerin...
Keine Sorge: "Under the skin" von Jonathan Glazer hat nicht deshalb
so viele ablehnende Kritiken, weil der Film so schlecht ist. Ganz im
Gegenteil, denn dieser ungewöhnliche Science-fiction Film hat das Zeug
zum Kultfilm des Jahres. Für viele Kinofans dürfte er allerdings zu
ungewöhnlich sein, um sich auf ihn einlassen zu können, denn er
widersetzt sich allen gängigen Erfolgsformeln und Zugeständnissen an den
Mainstream. Bereits Glazers Filmdebüt "Sexy Beast" aus dem Jahr 2000
mit Ray Winstone und Ben Kingsley, wurde mit zahlreichen Preisen
ausgeszeichnet. Auch "Birth" mit Nicole Kidman war ein ungewöhnlicher
Film - in "Under the Skin" lässt er eine männermordende? Scarlett
Johannsson als geheimnisvolle Weltenwandlerin in einem Lieferwagen durch
Schottland fahren...atttaktiv wie immer, allerdings mit schwarzen
Haaren nimmt sie Anhalten mit, flirtet mit Ihnen, verführt sie und lässt
sie verschwinden. Dabei werden sie nicht im klassischen Sinne ermordet,
doch wenn sie der geheimnisvollen Frau folgen und Sex erwarten,ver
lieren sie plötzlich den Boden unter den Füßen und tauchen plötzlich in
eine Flüssigkeit, ähnlich wie pechschwarzer Teer - dort versinken sie im
Gewässer und verschwinden. Der Film beginnt damit, dass ein
Motorradfahrer eine Frauenleiche zu dem Lieferwagen trägt. Ein Indiz
dafür, dass die Frau mindestens einen Komplizen bei ihrer Tour hat, der
ihr mit dem Motorrad folgt. Die Frau beginnt immer wieder Männer
anzusprechen, sie hat bei vielen Typen gute Chancen und so steigen sie
ahnungslos in den Wagen. Ein Anhalter (Joe Szula) besiegelt so sein
Schicksal. Ebenso ein Tscheche (Krystof Hadek), den sie an einem Strand
kennenlernt. In der Disco wird der junge Andrew (Paul Brannigan) zum
Opfer, auch eine Mann mit Neurofibromatose (Adam Pearson) hätte sich
seine ersten sexuellen Erfahrungen anders vorgestellt. Die Frau hat eine
Mission, die ausserirdisch sein muss - und sie zweifelt dann in der
Mitte des Films an ihrem Auftrag als sie einen Mann im Bus (Michael
Moreland) kennenlernt. Im Wald kommt es zu einer Konfrontation mit einem
aufdringlichen Waldarbeiter (Dave Acton) und der neugierige Zuschauer
bekommt endlich zu Gesicht, was sich bei der geheimnisvollen Frau unter
der Haut verbirgt...
es passiert nicht allzu viel in
"Under the Skin" und der Zuschauer beobachtet einfach das mysteriöse
Treiben einer Frau, die in ihrem Wagen vermeintlich Männer abschleppen
will, aber er wird auch nach den 107 Minuten Laufzeit auch nicht
schlauer sein, was dies alles zu bedeuten hat. Klar ist dann nur, dass
Scarlett hier ein Alien spielt, das sich in einer menschlichen Hülle
äusserst geschickt tarnt. Das Schicksal der Opfer wird kurz angedeutet -
denn ein Mann, der in dieser zähen Flüssigkeit gefangenen ist,
zerplatzt dort nach kurzer Zeit, zurück bleibt eine dünne Hauthülle, die
noch existiert.
Zugegeben ist dies keine leichte Kost, die
Jonathan Glazer hier serviert - aber ich empfand den Film durchgehend
faszinierend und in seiner Machart völlig unvorhersehbar und innovativ.
Auch optisch ist der Film durch die spröden Kamerabilder von Dan Landin
gut gelungen. Wer Film mag, bei denen Rätsel ungelöst bleiben, der wird
hier sicherlich sehr angetan sein und vielleicht sogar neue bwz. eher in
der heutigen Filmlandschaft verloren gegangene Seherfahrungen machen
können. Kinofans, die gängige Kinogeschichten mögen, werden bei diesem
eiskalten Experimental-Science-Fiction Film eher irritiert bis ablehnend
reagieren.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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