Regie: Dario Argento
Der Schrecken der Walpurgismacht...
Er ist einer der ganz Großen des europäischen Kinos: Dario Argento,
der mit seinen Meisterwerken, "Das Geheimnis der schwarzen
Handschuhe", "Deep Red", "Suspiria", "Tenebrae", "Inferno", "Die
neunschwänzige Katze", "Phenomena", "Opera", "Stendhal Syndrom" oder
"Aura" Filmgeschichte schrieb.
Unüberschaubare Räume,
grelle Farben, schwarze Lederhandschuhe und blitzende Rasierklingen -
der italienische Regisseur war immer an einer filmischen Anatomie der
Angst interessiert. Mit seinem ausgefeilten Inszenierungsstil setzte er
Akzente im italienischen Giallo Thriller und auch im Genre des
Gothic-Horror, zu dem er nun mit seiner Variante der allseits bekannten
"Dracula" Geschichte zurückgekehrt ist.
Die meisten seiner
Werke wurden zu Kultfillmen - sehr bedauerlich, dass seine Filme in
Deutschland eher mit einer tragischen Zensurgeschichte in Verbindung
stehen - nur wenige seiner bizarren und faszinierenden Thriller sind
offiziell ungeschnitten erhältlich. Viele davon stehen nach wie vor auf
dem Index.
Seine neueren Filmen sind zwar insgesamt immer sehr
solide...die Enttäuschung seiner Fans ist aber chronisch sehr hoch, da
man von einem Meister auch Meisterwerke erwartet und das waren Filme wie
"The Card Player", "Do you like Hitchcock", "Giallo", "Sleepless",
"Phantom der Oper" oder "Mother of Tears" natürlich nicht.
Auch
"Dracula 3D" lässt sich leicht kritisieren, denn selten hat man im
2014er Kino mehr Trash gesehen. Argento schwelgt genüsslich in trivalen
Gefilden und bereichert den klassischen Vampirstoff noch zusätzlich mit
seinem beliebtem Tiermotiv. So ist der Blutsauger nicht nur Vampir und
Wolf - sondern auch Eule, Riesenheuschrecke und eine ganze Armee von
Fliegen.
Leider ist der von mir anonsten geschätzte Thomas
Kretschmann, der bereits in "Stendhal Syndrom" als fieser Serienkiller
überzeugte, kein optimaler Nosferatu. Stellenweise empfand ich ihn sogar
als krasse Fehlbesetzung - aber gut, es gibt auch andere Vampirfilme,
die keinen optimalen Obervampir haben, wenn ich da beispielsweise an den
großartigen Hammer-Klassiker "Dracula und seine Bräute" denke. Obwohl
David Peel als Obervampir Baron Meinster blass bleibt, ist der Film ein
Juwel.
Dies kann man von "Dracula 3D" nicht ganz behaupten, aber er ist weit besser als seine schlechte Kritiken es vermuten lassen.
Der
Film spielt während einer Walpurgismacht in dem Dorf Passburg, am Fuße
der Karpaten. Die junge Tanja (Miriam Giovanelli) trifft sich in der
Nachts heimlich mit dem verheirateten Milos (Christian Burruano) in
einer Scheune. Nach dem hemmungslosen Sex läuft sie alleine ins Dorf.
Das wird ihr jedoch zum Verhängnis, denn Graf Dracula (Thomas
Kretschman) jagt sie in der Gestalt eines Vogels und saugt ihr das Blut
aus. Auf Empfehlung von Lucy Kisslinger (Asia Argento) bekommt der junge
Bibliothekar Jonathan Harker (Unax Ugalde) eine Anstellung im Schloß.
Der soll die mehr als 400 Jahre alte Bibliothek des Grafen verwalten und
ordnen. Seine hübsche Verlobte Mina Harker (Marta Gastini) reist einen
Tag später an. Sie trifft aber ihren Verlobten nicht an, der im Schloß
viel zu viel Arbeit hat. Zumindest sagt man so...im Wirklichkeit
befindet sich der junge Mann schon in größter Gefahr, denn Tanja
(inzwischen Vampirbraut) und auch der Graf wollen sein Blut. Im Dorf
ereignen sich auch seltsame Dinge. Die Mutter von Tanja verschwindet
plötzlich und auch Lucy sieht am anderen Tag leichenblass aus...
Auf
der Plussseite des Vampirtrashies steht die Kameraarbeit von Luciano
Tovoli, dazu gute Kostüme und eine gelungene Art und Set Decoration, da
waren kompetente Leute am Wer,. die mit ihrer Arbeit immer dezent im
Hintergrund der knalligen Vampirsaga bleiben, aber dennoch optisch
überzeugende Akzente setzen. Auch begleitet den Film ein naiver Charme,
der heute selten geworden ist. Man hat stellenweise das Gefühl der Geist
der alten Hammerfilme wäre auferstanden und hätte sich mit dem Mario
Bava Klassiker "Die Stunde, wenn Dracula kommt" gekreuzt. Ich jedenfalls
habe ich gut unterhalten, denn der Film schafft es immerhin, obwohl die
Geschichte ja sattsam bekannt ist, mich bei guter Laune zu halten.
Vielleicht hätte man mit einem besser passenden Vampirfürsten noch
überzeugender sein können...aber auf der anderen Seite ist es natürlich
schwer mit solchen heiligen Kühen wie Max Schreck, Bela Lugosi oder
Christopher Lee wirklich konkurrieren zu können. Sie sind unvergessen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen