Sonntag, 9. November 2014

Dracula 3 D

























Regie: Dario Argento

Der Schrecken der Walpurgismacht...

Er ist einer der ganz Großen des europäischen Kinos: Dario Argento, der mit seinen Meisterwerken, "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe",  "Deep Red", "Suspiria", "Tenebrae", "Inferno", "Die neunschwänzige Katze", "Phenomena", "Opera", "Stendhal Syndrom" oder "Aura" Filmgeschichte schrieb. 
Unüberschaubare Räume, grelle Farben, schwarze Lederhandschuhe und blitzende Rasierklingen - der italienische Regisseur war  immer an einer filmischen Anatomie der Angst interessiert. Mit seinem ausgefeilten Inszenierungsstil setzte er Akzente im italienischen Giallo Thriller und auch im Genre des Gothic-Horror, zu dem er nun mit seiner Variante der allseits bekannten "Dracula" Geschichte zurückgekehrt ist.
Die meisten seiner Werke wurden zu Kultfillmen - sehr bedauerlich, dass seine Filme in Deutschland eher mit einer tragischen Zensurgeschichte in Verbindung stehen - nur wenige seiner bizarren und faszinierenden Thriller sind offiziell ungeschnitten erhältlich. Viele davon stehen nach wie vor auf dem Index.
Seine neueren Filmen sind zwar insgesamt immer sehr solide...die Enttäuschung seiner Fans ist aber chronisch sehr hoch, da man von einem Meister auch Meisterwerke erwartet und das waren Filme wie "The Card Player", "Do you like Hitchcock", "Giallo", "Sleepless", "Phantom der Oper" oder "Mother of Tears" natürlich nicht.
Auch "Dracula 3D" lässt sich leicht kritisieren, denn selten hat man im 2014er Kino mehr Trash gesehen. Argento schwelgt genüsslich in trivalen Gefilden und bereichert den klassischen Vampirstoff noch zusätzlich mit seinem beliebtem Tiermotiv. So ist der Blutsauger nicht nur Vampir und Wolf - sondern auch Eule, Riesenheuschrecke und eine ganze Armee von Fliegen.
Leider ist der von mir anonsten geschätzte Thomas Kretschmann, der bereits in "Stendhal Syndrom" als fieser Serienkiller überzeugte, kein optimaler Nosferatu. Stellenweise empfand ich ihn sogar als krasse Fehlbesetzung - aber gut, es gibt auch andere Vampirfilme, die keinen optimalen Obervampir haben, wenn ich da beispielsweise an den großartigen Hammer-Klassiker "Dracula und seine Bräute" denke. Obwohl David Peel als Obervampir Baron Meinster blass bleibt, ist der Film ein Juwel.
Dies kann man von "Dracula 3D" nicht ganz behaupten, aber er ist weit besser als seine schlechte Kritiken es vermuten lassen.
Der Film spielt während einer Walpurgismacht in dem Dorf Passburg, am Fuße der Karpaten. Die junge Tanja (Miriam Giovanelli) trifft sich in der Nachts heimlich mit dem verheirateten Milos (Christian Burruano) in einer Scheune. Nach dem hemmungslosen Sex läuft sie alleine ins Dorf. Das wird ihr jedoch zum Verhängnis, denn Graf Dracula (Thomas Kretschman) jagt sie in der Gestalt eines Vogels und saugt ihr das Blut aus. Auf Empfehlung von Lucy Kisslinger (Asia Argento) bekommt der junge Bibliothekar Jonathan Harker (Unax Ugalde) eine Anstellung im Schloß. Der soll die mehr als 400 Jahre alte Bibliothek des Grafen verwalten und ordnen. Seine hübsche Verlobte Mina Harker (Marta Gastini) reist einen Tag später an. Sie trifft aber ihren Verlobten nicht an, der im Schloß viel zu viel Arbeit hat. Zumindest sagt man so...im Wirklichkeit befindet sich der junge Mann schon in größter Gefahr, denn Tanja (inzwischen Vampirbraut) und auch der Graf wollen sein Blut. Im Dorf ereignen sich auch seltsame Dinge. Die Mutter von Tanja verschwindet plötzlich und auch Lucy sieht am anderen Tag leichenblass aus...



 Auf der Plussseite des Vampirtrashies steht die Kameraarbeit von Luciano Tovoli, dazu gute Kostüme und eine gelungene Art und Set Decoration, da waren kompetente Leute am Wer,. die mit ihrer Arbeit immer dezent im Hintergrund der knalligen Vampirsaga bleiben, aber dennoch optisch überzeugende Akzente setzen. Auch begleitet den Film ein naiver Charme, der heute selten geworden ist. Man hat stellenweise das Gefühl der Geist der alten Hammerfilme wäre auferstanden und hätte sich mit dem Mario Bava Klassiker "Die Stunde, wenn Dracula kommt" gekreuzt. Ich jedenfalls habe ich gut unterhalten, denn der Film schafft es immerhin, obwohl die Geschichte ja sattsam bekannt ist, mich bei guter Laune zu halten. Vielleicht hätte man mit einem besser passenden Vampirfürsten noch überzeugender sein können...aber auf der anderen Seite ist es natürlich schwer mit solchen heiligen Kühen wie Max Schreck, Bela Lugosi oder Christopher Lee wirklich konkurrieren zu können. Sie sind unvergessen.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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