Regie: Denis Villeneuve
Rachaels Kind....
"Blade Runner 2049" wurde insgesamt fünfmal für einen Oscar
nominiert. Zum 14. Mal versuchte Kameramann Roger Deakins sein Glück,
mit seinen 13 bisherigen Nominierungen (u.a. Die Verurteilten, Fargo, No
Country for old men, Der Vorleser, Kundun, True Grit, Skyfall,
Prisoners, Sicario) konnte er noch keinen Sieg erringen. Diesmal standen
die Chancen aber so gut wie nie - denn der große Vorteil von Denis
Arcands Film liegt eindeutig in der phänomenalen Bildsprache und
tatsächlich gewann Deakins diesen Preis. Einen weiteren Oscar gabs für
die besten visuellen Effekte. Nominierungen gabs ausserdem für den
besten Ton, den besten Tonschnitt und das beste Szenenbild.
Optisch ist der Film hervorragend gemacht - die Städteszenen sind
kühl und beängstigend, auch die Szenen ausserdem der Metropole von Los
Angeles im Hinterland sind total gut gelungen. Schlamm und Dreck
erwartet dort den Blade Runner Officer K (Ryan Gosling), einen
Mitarbeiter der Einheit von Lieutenant Joshi (Robin Wright). Im Jahr
2049 hat sich das Leben drastisch verändert. 30 Jahre sind seit den
Ereignissen des 1. Teils vergangen. Damals im Jahr 2019 war Los Angeles
schon ein Moloch mit Dauerregen, Überbevölkerung, düster und schmutzig -
die Menschen werden mit Dauerwerbung manipuliert. Dort in dieser zeit
flüchtet der Blade Runner Rick Deckard (Harrrison Ford) mit seiner
Rachael (Sean Young) vor den Verfolgern aus der Stadt.
Die Replikanten von damals waren störanfällig und die meisten
wurden bereits aus dem Verkehr gezogen. Doch es gibt wohl noch einige im
Hintergrund, die von den Jägern gejagt werden. Nicht nur Menschen
bevölkern die Stadt, es gibt auch immer mehr Hologramme und künstliche
Menschen, die optisch gar nicht vom Menschen unterscheidbar sind. Dieser
Replikantentyp Nexus 9 hat keinen Groll gegen seine Erbauer. Er tut
seine Dienstleistungen solange, bis seine programmierte Lebenszeit
abgelaufen ist und er stirbt. Officer K lebt mit seiner holografischen
Gespielin Joi (Ana de Armas) zusammen, die ihn immer wieder mit neuen
Outfits überrascht.
Für körperliche Liebe braucht es aber eine echte Frau und Joi liebt
ihren Herrn so sehr, dass sie ihm eine Prostutierte (Mackenzie Davies)
besorgt.
Als auf dem Grundstück eines von K getöteten Farmers eine Kiste
ausgegraben wird, die die Knochen einer Frau enthält, wird Niander
Wallace (Jaret Leto), der die Tyrell Corporation nach ihrem Konkurs
übernahm, auf diesen Fund aufmerksam. Die Überreste weisen einerseits
eine Seriennummer auf, andererseits verraten sie, dass die Replikantin
vor dreißig Jahren ein Baby entbunden hat und dabei gestorben ist.
Wallace fehlt eine solche zeugungsfähige Replikantin noch in der
Produktpalette. Der Verdacht liegt nahe, dass Deckards Rachael ein Kind
erwartet hat. Immer mehr hat K. das Gefühl, dass er der Sohn von Deckard
sein könnte. Das Kind verschwand damals. Dieser Eindruck wird noch
bestärkt als K. die Erinnerungskonstrukteurin Dr. Ana Stelin (Carla
Juri) besucht. Bald ist er nicht mehr Jäger, sondern wird gejagt. Auch
von Wallaces Vorzeigereplikantin Luv (Silvia Hoeks)....
Diese Jagd führt ins zukünftige San Diego - eine riesige Mullkippe
ist daraus geworden. Auch Las Vegas ist in der Zukunft ein düsterer Ort -
nach einem Atomkrieg ist es ein radioaktiv verseuchtes Sperrgebiet.
Dort lebt der alte Deckard mit einem Hund. Insgesamt kann "Blade Runner
2049" nicht ganz mithalten mit der großartigen Qualität des Ridley Scott
Klassikers aus dem Jahr 1982. Muss er auch nicht, denn nur wenige
Science Fiction Filme stehen mit "Blade Runner" auf Augenhöhe. So
beispielsweise der erste "Alien" Film (auch von Ridley Scott) und
Stanley Kubricks wunderbare "2001 - Odyssee im Weltraum".
Aber genau wie mit "Arrival" hat Regisseur Denis Villeneuve einen
beachtlichen Science Fiction Film geschaffen, der weniger durch seine
Handlung besticht, sondern vor allem durch seine phänomenalen Bilder
einer nahen Zukunft. Wie im Original hat Arcand auch auf viele schöne
Frauen gesetzt, die die handlung bereichern. Im Original hießen sie
"Rachael" , "Pris" oder "Zhora". 36 Jahre später sind es die böse
Replikantin Luv, die toughe Polizeichefin Joshi, das Hologram Joi oder
die Prostituierte Mariette.
Sicherlich lohnt auch ein zweites Ansehen, da die visuellen
Eindrücke so stark sind, die Gefahr dabei besteht, dass man einige
Feinheiten einfach gar nicht wahrnimmt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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