Donnerstag, 10. März 2016

Green Inferno

























Regie: Eli Roth

In den 70er Jahren hatten sie Hochkonjunktur in den Kinos: "Mondo Cannibale" von Umberto Lenzi, "Nackt und zerfleischt" von Ruggero Deodato oder "Die weiße Göttin der Kannibalen" von Sergio Martino - alles Vertreter des Kannibalen Expoitation Film. Und wären nicht diese unsäglichen Tiersnuff-Szenen gewesen, dann hätte man in dem einen oder anderen Fall auch den gelungenen Horrorbeitrag sehen können, aber diese Szenen haben dann doch alles verdorben. Denn der Kannibale an sich zog die Menschen merkwürdigerweise schon immer an. Sei es als böse Hexe im Grimmschen Märchen "Hänsel und Gretel" oder in den markanten Zeichnungen und Illustrationen des Wilheilm Busch. Man ekelte sich sehr, es war eine riesige Furcht vorhanden und doch war man irgendwo von diesen Erzählungen und Zeichnungen gruselig faszinierd. Nun hat Eli Roth, dem mit "Hostel" ein grausames, menschenfeindliches Horrormeisterwerk gelang, dieses Genre mit "The Green Inferno" neu belebt und ja...er hat auf die mit nichts zu rechtfertigten Tierquälereien verzichtet und bietet solche Szenen auch nicht als CGI Tricks an. Es ist nur einmal ein Tier zu sehen - ein imposanter Jaguar, der am Ufer eines Flußes ausruht.
Getarnt ist das unappetitliche Horrorspektakel (es gibt fiese Schlachtszenen und mehr zu sehen) durch eine umweltkritischen Geschichte. Denn es geht um Umweltaktivisten und um die Abholzung des Regenwaldes in Amazonasgebiet von Peru. Wobei die Exposition relativ uninteressant ist. Es werden jedoch die Protagonisten vorgestellt. Justine (Lorenza Izzo) ist Studentin an der Uni von New York und teilt sich eine Wohnung mit ihrer ebenfalls studierenden Freundin Kaycee (Sky Ferreira). Sie wird dabei auf eine Gruppe von Studenten aufmerksam, die sich aktiv für die Umwelt einsetzen. Anführer dieser Gruppe ist Alejandro (Ariel Levy), der zum Bedauern von Justine schon eine Freundin (Ignacia Allamand) hat. Etwas zögerlich, aber dennoch sehr engagiert schließt sich Neuling Justine diesen Aktivisten an und Alejandro plant denn auch gleich eine große Aktion, die weltweit für Aufsehen sorgen soll. Um die Abholzung des Regenwaldes und die Ausrottung der Naturvölker, die in diesem Gebiet des Dschungels abseits der Zivilisation leben, zu verhindert reisen sie vor Ort. Dort gelingt ihnen ein demonstratives Anketten an Baumriesen, das Eingreifen des brutal agierenden Bautrupps wird per Handy gefilmt und live ins Internet gestellt. Ein voller Erfolg...doch auf der Heimreise passiert eine Katastrophe. Die Maschine stürzt ab und reißt mehrere Insassen in den Tod. Justine, Alejandro, Kara, Jonah (Aaron Burns), Lars (Daryl Sabara), Amy (Kirby Bliss Planton), Samantha (Magda Apanovicz) und Daniel (Nicolas Martinez) überleben. Aber die Freude daran, währt nicht lange. Eingeborene entdecken die Aktivisten und verschleppen sie in ihr Dorf, wo sie wie Tiere in einen Käfig eingesperrt werden. Der Alptraum wird immer grausamer, denn fremde Menschen landen bei dem Stamm sofort im Kochtopf....


Erwähenswert, weil imposant sind der kahle Medizinmann (Ramon Lao) und die Dorfälteste (Antonieta Pari), die gerne Herz und Zunge isst.
Mit der Gewalt ist Eli Roth jedenfalls nicht zimperlich. Insbesondere die erste Schlachtung trieft vor brutalen Details. Gliedmaßen und weitere Körperteile werden dem Opfer bei lebendigem Leib abgetrennt und körperwarm verzehrt. Sicherlich nicht jedermanns Sache. Auch die Figuren sind nicht allzu differenziert gezeichnet. Da taucht dann der Kumpeltyp auf, der Egoist - aber auch die Jungfrau, so wie es sich bei einem zünftigen Kannibalenschocker auch gehört. Und dreimal darf geraten werden, wer diesen Part inne hat. Roth in seinem Element. Statt osteuropäische Folterknecht gibts hier eine Hommage an die Kannibalen. Und womöglich könnte ihm damit eine Renaissance dieses Genres gelingen, denn wieder gelingt ihm ein fieser und zynischer Unterton: Denn die Kannibalen, die von der ausbeutenden westlichen Welt in ihrem Lebensraum bedroht scheinen, können hier mal den Spieß umdrehen und einige dieser reichen Menschen aus der Zivilisation auf ihre Speisekarte setzen. Dabei haben sie gerade die Gruppe erwischt, die für ihren Erhalt einen weltweiten Protest setzte.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen