Samstag, 31. Oktober 2015

The Doll Master

























Regie: Yong Ki Jeong

Weggeworfene Puppen...

"The Doll Master" ist das Regiedebüt des südkoreanischen Regisseurs Yong-Ki Jeong. Ähnlich wie in dem hochgelobten "Re-Cylce" der Brothers Pang geht es um Weggeworfenes und Verlassenes. Während aber die Filmemacher aus Hongkong alle weggeworfenen Dinge und Menschen, ja sogar auch abgetriebene Kinder, in ihrer Horrorvision thematisierten, geht es in "The Doll Master" um verlassene und weggeworfene Puppen. Damit ist deutlich eine Verwandtschaft mit der wohl bekanntesten Horrorfilmpuppe "Chucky" gegeben, aber asiatische Filmemacher gehen alles ganz anders an. Während "Chucky" ausschließlich böse und in seiner Primitivität ganz einfach gestrickt ist und einfach nur morden will, sind diese Puppen aus Südkorea irgendwie beseelt. Sie wurden vom Besitzer einfach in der Mülltonne entsorgt oder bekamen zuwenig Aufmerksamkeit. Die Besitzer wussten dabei nicht, dass der scheinbar tote Gegenstand auch zu wahren Gefühlen fähig war. Diese Puppen können sich in ihren Besitzer verlieben, sie können für immer der beste Freund sein - genauso können sie aber auch Wut und Trauer über Verlust empfinden. So die melancholische wie poetische Ausgangslage. Der Horror kommt auch nicht zu kurz, denn wird diese Seele verletzt, wandelt sie sich zu einem mörderischen Dämon, schaurig schön und tödlich.
"The Doll Master" beginnt mit einer Rückblende aus vergangenen Tagen: Aus Liebe zu einer Frau schneidert ein Mann ( Nam Myung-ryul)eine Puppe als Ebenbild ihrer Schönheit, ohne zu wissen, dass auch Puppen lieben können. Als kurz darauf die Frau grausam zugerichtet gefunden wird, wird der Mann sofort für schuldig gehalten und von der aufgebrachten Polizei getötet und dann im Wald verscharrt – der Puppe ( Jeong Yu-mi) bleibt fortan nichts anderes übrig, als am Grab des Mannes zu warten. Viele Jahre vergehen.
Im Heute und Hier werden einige junge Menschen in ein Puppenmuseum auf dem Lande eingeladen. In diesem Haus lebt der Kurator des Museums (Chun Ho-jin) und die geheimnisvolle, sehr schweigsame an den Rollstuhl gefesselte Puppenmacherin Frau Im (Kim Do-Yung). Die Gäste sollen dabei als Vorlagen für die Gestaltung weiterer Puppen dienen. Die selbstbewusste Hae-mi (Kim Yoo-mi) ist eine junge Bildhauerin. Der attraktive Tae-seong (Shim Hyung-tak) ist Model und hat sich als einziger selbst eingeladen. Die Dichterin Young-ha (Ok Ji-young) hat eine ausgeprägte Sozialphobie und hat ihre eigene Puppe Demian mitgebracht. Der Fotograf Jung-ki (Lim Hyenong-jun) findet genug Motive für sein Fotoshooting und die Schülerin Sun-jung (Lee ka-yeong) ist nicht nur die jüngste Teilnehmerin, sondern auch die vorlauteste.
Das Haus selbst ist faszinierend, aber auch skurril. Denn in jedem Zimmer - ja sogar auf den Toiletten - befinden sich Puppen in teilweise merkwürdigen Positionen. Überall haben sie ihren Platz, diese filigran gearbeiteten, kleinen und auch größeren Gestalten. Die kleineren Puppen bevölkern die Regalwände, die größeren dienen als Spiegelhalter und Deckenlampen. Am nächsten Tag begegnet Hae-mi einem sonderbaren jungen Mädchen, das sich Mi-na ( Lim Eun-Kyung). Irgendwie hat sie sofort einen Bezug zu diesem fremden Kind, die anderen Teilnehmer bekommen das schüchterne Mädchen erst gar nicht zu Gesicht. Dann beginnt eine Serie unheimlicher Ereignisse. Die geliebte Damien Puppe der labilen Dichterin wird zerstört, damit ist es mit der Ruhe und Gemütlichkeit im Haus der Puppen vorbei....



 Der Film ist visuell sehr überzeugend gestaltet, hat aber das Problem, dass irgendwann in der Mitte des Films zu viele Puppenplots aufgemacht werden, die nicht wirklich so richtig zusammenpassen wollen. Dabei wäre es sicherlich etwas plausibler gewesen, wenn man den  beiden Hauptpuppen etwas mehr gemeinsamen Halt in der Story verpasst hätte. Die Plots laufen wie selbstverständlich nebeneinander her ohne dass sie wirklich diesen logischen Bezug zueinander hätten. Das muss man vielleicht als Absurdität des Films akzeptieren, der ansonsten sehr gut gelungen ist. Bis zum Höhepunkt des Films ist alles sehr klassisch gehalten mit der altbekannten und äusserst beliebten Geschichte vom Besuch einiger Gäste, die in ein geheimnisvollen Hauses eingeladen werden und auf diesem begrenzten Raum den Horror erleben. So funktionierte auch neuere gute Horrorfilme wie "Incite Mill" von Hideo Nakata, weil sie sich an das Vorbild "10 little Indians" von Agatha Christie halten.
Diese Puppen sind zierliche Porzellangeschöpfe mit fein geschnittenen schneeweißen Gesichtern, blutroten Lippen und Augen, die alles andere als leblos sind. Sie sind es, die dieses alte Haus bevölkern, das zu einem asiatischen Pendant europäischer Spukschlösser mutiert. Aber Vorsicht ist geboten, denn diese anmutigen Figuren, von Künstlerhand geschaffen und unheilig beseelt, befinden sich auf einem Rachefeldzug.  Dabei geht es manchmal um ein schreckliches Verbrechen, das Jahrzehnte zurückliegt, aber auch um emotionellen Verlust und den scheinbar ganz banalen Treuebruch, den ein Kind begeht, wenn es seine einstmals geliebte Puppe wegwirft. Genau mit solchen Einfällen fügt der Regisseur dem Film eine gewisse Trauer und eine starke Poesie mit ein.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Re-Cycle

























Regie: Pang Brothers

Weggeworfene Spielsachen, weggeworfene Kinder...

Eine sonderbare Welt in die die Schriftstellerin Tsui Ting-Yin (Angelica Lee) abtaucht oder hineingeworfen wird. Die Autorin findet sich im Laufe des Films "Re-Cylce" in einem Paralleluniversum wieder, in dem alle verlassenen oder weggeworfenen Dinge und Personen enden, einschließlich abgetriebener Babys - letzteres als moralischer Anker für den mit CGI Effekten angereicherten Film der Pank Brothers. Es gibt aber doch Momente, in dem der Zuschauer diese geniale, dämonische und verstörende Welt als künstlich am Rechner geschaffen wahrnimmt. Dies reduziert dann immer wieder den klaustrophobischen Bann, der in anderen Szenen durchaus vorhanden ist.
Um was geht es: Die junge Autorin Tsui ist der neue Star am Bestsellerhimmel und besonders beliebt wegen ihrer brillianten Romane. Gerade eben ist eines ihrer Bücher sehr erfolgreich verfilmt worden. Während einer Pressekonferenz gibt sie bekannt, dass ihr nächstes Buch eine Geschichte über sprituelle Welten und übernatürliche Kräfte werden soll. An diesem Tag nimmt auch ihr Ex-Freund (Jettrin Watanasin) wieder Kontakt mit ihr auf. Er war es auch, der sich vor 8 Jahren gegen sie und für seine Ehe entschieden hat, obwohl Tsui damals schwanger war. Sie erteilt dem inzwischen Geschiedenen eine deutliche Absage auf seinen Wunsch, dass er sie gerne wieder öfters sehen würde. In ihrer Wohnung fängt sie mit ihrem Buch an, doch es will ihr einfach keine passende Handlung dazu einfallen. Frustriert verwirft sie das Projekt immer wieder oder löscht die entsprechenden Daten von ihrem Computer. Zeitgleich wird die Wohnung aber auch zum einem bedrohlichen Ort, denn dort beschleichen sie immer wieder merkwürdige Illusionen und die Visionen, die sie in ihrem Manuskript thematisierten, scheinen Wirklichkeit zu werden. Tsui gerät in eine Welt, die sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Sie hat auch das Gefühl nicht alleine zu sein. Sie findet lange schwarze Haare und glaubt eine unbekannte Frau zu sehen. Als sie eines Abends in einen Aufzug steigt, fährt eine alte Frau und ein kleines Mädchen mit ihr. Sie steigt aber vorher aus und findet sich in einer post-apokalyptischen Welt, in der sie von irgendwann im Lauf der Handlung auch von Untoten bedrängt und gejagt wird. Aber sie bekommt noch mehr zu sehen. Von einem alten Mann (Lau Siu-Ming) erfährt sie, dass sie sich in einer Welt befindet, in der das Vergessene und Zurückgelassene der Menschen hier in diesem Bereich seinen Platz gefunden hat. Doch sie erfährt, dass sie der einzige Fremdkörper dieser Welt ist. Sie darf nicht länger dort bleiben und soll den Weg nach draussen finden. Ein kleines Mädchen (Zeng Qiqi) erklärt sich bereit sie durch diese angsteinflössende, aber auch sehr faszinierennde Welt zu der Schleuse zu führen, wo angeblich der Übergang der Welten sein soll...



 Eine Welt, in der alles liegt, was mal fortgeworfen wurde - auch Menschen und dieser Aspekt verleiht dem Film am Ende eine ganz besondere Tragik, auch wenn vielleicht einige Zuschauer genau diese Wendung als zu melodramatisch für einen Horrorfilm ansehen könnten. Ansonsten wandelt der Film auch auf den Ideen anderer Filmvorbildern. Man erkennt eine verschachtelte Welt wie in "Silent Hill, eine üppige Märchenlandschaft wie in "Alice im Wunderland", aber auch eine langsam wahnsinnig werdenden Heldin wie in Polanskis "Ekel".  Dies alles in einer bizarren Umgebung, als hätte die Heldin sich in einem unschönen Winkel von Interzone verirrt. Es gilt einen Wald mit Erhängten zu durchqueren, auf die Frau wartet dann aber ein Meer der Embryonen und auch eine Brücke mit Zombies birgt Gefahr in sich.
Optisch wurde diese Dimension betörend gestaltet. Der Zuschauer staunt wegen der fragilen Häuserschlucht. Alles sieht so aus, als ob es langsam in sich zusammenfallen würde. Etliche Treppen ohne Geländer führen auf den Grund dieser Schlucht und immer wieder jagen untote Gestalten und Geister hinter der Protagonistin her. Die Häuserschlucht wird zu einem Hof, in dem zwischen den Häusern ein Riesenrad seine Runden dreht und eine gigantische Schiffschaukel schwingt sich oben bedrohlich hin- und her. Man sucht Schutz zwischen unnatürlich großen Spielzeugen oder in einer Bücherei, in der es konstant Bücher regnet. Der Film wird zweifelsohne von den vielen Computeranimationen getragen, die Story selbst ist vielleicht eher vernachlässigt worden, wenn man mal vom Thema "Abtreibung" absieht.
Den Pank Brüdern ist dieser etwas gewagte Mix zwischen Kommerz und Surrealismus gelungen. Inhaltlich passen die Schauwerte, die aufgefahren werden, auch noch bestens zu den Gefühlen, die sie tagtäglich begleiten. Verdrängtes kommt zum Vorschein in dieser wohl selbst geschaffenen Fiktion, wo Alptraum und Realität miteinander kollidieren.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Freitag, 23. Oktober 2015

Jurassic World

























Regie: Colin Trevorrow

Mit Delta, Echo, Charlie und Blue auf Du und Du....

Eine kleine Jurassic Park Erinnerung: 1993 gelang Steven Spielberg mit seinen Urzeitechsen ein Megablockbuster, der sofort zum kassenträchtigsten Film aller Zeiten wurde. Insgesamt lag das überragende Einspielergebnis bei 1, 029 Milliarden Dollar. Damit liegt der Film auch heute noch - 22 Jahre später - immer noch auf Platz 19 dieses Allt Tim Worldwide Box Office Ranking und der Zuschauer machte nicht nur Bekanntschaft mit einem geklonten echten T. Rex sondern auch mit den wenigen Velociraptoren, die mindestens genauso gefrässig wie der etwas größere Verwandte war.  Teil 2 war logisch und dieser spielte nicht mehr im Vergnügungspark Isla Nublar, sondern auf der Nachbarsinsel Insla Sorna. Dort haben die Saurier überlebt und leben auch in ihrem Ökosystem allein ohne Mensch. Natürlich dürfen die Eindringlinge nicht fehlen, die den T. Rex nach San Diego holen wollen. Man will viel, viel Geld mit dem Urtier verdienen. Wie in Teil 1 gerät das Unternehmen, dem eine Großwildjagd auf der Insel vorausging, aus dem Ruder und am Ende der geldgierige InGen Chef, der Neffe von John Hammond wird vom kleinen Saurierkind - im Beisein der Mutter - gerechterweise aufgefressen. Das 618 Millionen Dollar Einspielergebnis kann man als hervorragend betrachten. Teil 3 - diesmal nicht mehr unter der Regie von Spielberg - war mit 368 Millionen Dollar kasse zwar ein guter Blockbuster, sorgte aber nicht mehr für eine weltweite Sauriermania, die die ersten zwei Filme auslösten. Dies obwohl mit dem Spinosaurus ein ebenso großes Monstertier ins Kinorennen geschickt wurde. Ausserdem bekamen die beliebten Raptoren eine Schlüsselrolle in diesen dennoch gut gemachten Genrefilm von Joe Johnston, den sie jagten die Menschen wegen den Eiern, die ihnen gestohlen wurden. Ausserdem wurde ganz klar, dass sich die intelligenten Echsen untereinander verständigen und Hilfe anfordern können. In Teil 4 kommt es noch dicker. Mittlerweile liegt der 2015 von Colin Trevorrow inszenierte Megafilm mit einem weltweiten Einspielergebnis von 1.6661,5 Milliarden US Dollar auf Platz 3 der Liste erfolgreichster Filme. Bei dem hohen Budget von 150 Millionen Dollar durften sich die Macher also massivst freuen. Das schöne an diesen Jurassic Park Filmen ist, dass jeder dieser vier Filme einen eigenen Charakter hat und auch über ziemlich viel Charme verfügt. Ein bisschen Größenwahn ist auch dabei, wenn der ehemalige Navy Soldat Owen Grady (Chris Pratt) im Film als Velociraptor Flüsterer agiert. Denn die Helden des Films sind neben den zwei Brüdern Gray (Ty Simpkins) und Zach Mitchell (Nick Robinson), die den Jurassic World Park besuchen, auch ein flottes Velociraptoren Quartett, die auf die Namen "Blue", "Delta", "Echo" und "Charlie" hören. Sie haben gelernt auf die Befehle ihres Alphatieres Owen Grady zu hören, sind aber nach wie vor gefährlich und haben die Menschen zum Fressen gern. Was besonders in einer Szene zu sehen ist, wo ein neuer Mitarbeiter aus Unachtsamkeit ins Käfig stürzt und es Owen zu verdanken ist, dass der junge Mann nicht gleich in vier Stücke gerissen wird. Wie immer gibts auch einen fiesen, aber äusserst dummen Bösen: Vic Hoskins (Vincent D´Onofrio) Owens Vorgesetzter, möchte die Ergebnisse des Raptorentrainings für die militärische Nutzung einsetzen.
Und Dr. Henry Wu (B.D. Wong) hat im Labor eine neue Attraktion geschaffen, die bald aufs zahlende Publikum losgelassen werden soll. Dieses sehr blasse Tier nennt sich Indominus Rex und ist ein aus dem Erbmaterial des T.rex und weiteren, geheim gehaltenen Arten künstlich geschaffener Hybrid und extrem intelligent. Während der ganz Park an diesem Tag brechend voll ist, das Publikum sich an den Shows mit Fütterungen von fleischfressenden Dinosauriern wie dem T. Rex und dem im Wasser lebenden Mosasaurus erfreut, während die Kids auf kleinen Baby-Triceratops reiten dürfen, setzt sich die Magnetbahn mit unseren beiden Brüdern in Bewegung. Danach gehts weiter mit steuerbaren Kugeln im freien Gelände, vorbei zwischen friedlichen Gallimimus-Herden. Doch die Gefahr naht schon. Denn weder optishc noch durch Wärmebildsensoren kann der neu erschaffene Saurier in seinem Gehege ausgemacht werden. Ist er etwa entflohen ? Claire Dearing (Bryce Dallas Howard), die von Parkeigentümer Masrani (Irrfan Khan) angestellte Leiterin des Parks zieht ihren Ex Owen hinzu. Doch durch eine List kann das hochintelligente Tier ausbrechen. Was folgt ist ein Blutbad, das Monster macht keinen Unterschied zwischen Menschen oder friedlich auf der Wiese herumlaufenden Apatosauriern. Als dann auch noch Flugsaurier aus dem Gehege fliegen ist die Katastophe perfekt...
 



und das Happening beinahe auf dem Höhepunkt. Zwar noch nicht ganz. Denn das Bild, dass in Erinnerung bleiben wird ist ein auf dem Motorrad fahrender Chris Pratt, in der Mitte seiner folgsamem Velociraptoren, die den Indominus Rex besiegen sollen.
"Jurassic World" ist schon ein perfekt gestaltetes Popkorn-Event, bei dem zwar die Logik völlig auf der Strecke bleibt - aber den Spass und die Freude an den Urzeitechsen erneut wecken kann. Zwar hatte nur Spielbergs Erstling diese magische Aura und Faszination zu bieten, aber der Unterhaltungswert ist und bleibt enorm hoch. Natürlich ist der Film ein Knaller, vor allem dann wenn man die Raptoren heiß und innig liebt. Sie wurden immer weiterentwickelt und am Ende von Teil 4 mutiert einer davon sogar zu einem echten Helden. Ein Höhepunkt jagt den nächsten kann man am Ende sehen, auch wenn bei den Machern beim Showdown dann doch irgendwie der Gaul durchgeht. Der Wahnsinn regiert, wenn auch noch der echte T. Rex in den Ring steigt und aus dem riesigen Wasserbecken der Mosasaurus für Ruhe sorgt. Aber diese Art von Wahnsinn macht auch den Charme dieser Reihe aus. Es gibt sogar eine tragische, ganz traurige Apatosaurus Sterbeszene und wer hätte es gedacht, dass es mal eine Raptoren Streichel-Szene im Jurassic Park gibt.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Maniac Cop

























Regie: William Lustig

Ein Polizist aus der Hölle...

"Maniac Cop" entstand 1988 und ist eine Art Gemeinschaftproduktion des Regisseurs William Lustig, der bekannt wurde durch den kultigen Serienkillerfilm "Maniac"l und seinem Drehbuchautor und Produzent Larry Cohen, der ebenfalls durch den 1974 realisierten "Die Wiege des Bösen" Regisseur eines Kultfilmes wurde. Dabei kam "Maniac Cop" wegen seiner brutalen Szenen sehr schnell auf den Index und erst 2013 erfolgte die Listenstreichung. Natürlich ist "Maniac Cop" reichlich schräg und absurd, aber dennoch steckt in diesem sehr 80er Jahre typischen B-Movie reichlich Kultpotential. Trashig, Grindhouse...dies alles beinhaltet dieser Billigfilm, der gerade mal 1,1 Millionen Dollar kostete und erst im Laufe der Zeit Gewinn einfahren konnte.
Eine Kellnerin verlässt ihre Bar, sie geht alleine durch die Straßen des nächtlichen New Yorks. Die Frau hat keine Angst. Doch plötzlich lauern ihr zwei jugendliche Gangmitglieder auf. Sie wollen die junge Frau berauben und sie siind mit ihren Mitteln nicht gerade zimperlich. Die Frau wird brutal geschlagen, kann sich aber erfolgreich zur Wehr setzen. Sie flieht in den nahegelegenen Park. Dort sieht sie zum Glück die Silhouette eines sehr großen Cops. Sie rennt auf ihn zu, doch das wird ihr Unglück. Ein Blick in sein Gesicht (der Zuschauer sieht ihn noch nicht) genügt, dass sie sich fürchtet. Doch da ist es auch schon zu spät - der große Polizist packt sie an der Kehle und zerquetscht ihr das Genick. Kurze Zeit später wird ein jünges Pärchen mit diesem Maniac Cop konfrontiert. Somit ist für den Ermittler Frank McCrae (Tom Atkins)  schnell klar, dass er in den Reihen der Polizei zu suchen hat. Eine Theorie, die den Vorgesetzten Commissioner Pike (Richard Roundtree) und Captain Ripley (William Smith) gar nicht in den Kram passt. Die glauben eher, dass der Mörder sich bewusst als Cop ausgibt um dem Ruf der Polizei zu schaden. Bald ist der junge Beamte Jack Forrest (Bruce Campbell) im Visier der Ermittlungen. Denn seine Frau Ellen (Victoria Catlin) wird mit aufgeschlitzter Kehle in dem Motel aufgefunden, wo Jack kurze Zeit vorher mit Theresa Mallorey (Laurene Landon), einer Kollegin von der Sitte, ein Schäferstündchen hatte. Jack wird verhaftet, aber Frank McCrae glaubt an die Unschuld seines Kollegen. Seine Spur führt zu Sally Noland (Sheree North), eine langjährige, gehbehinderte Mitarbeiterin im Archiv. Diese war einst die Geliebte des in Sing Sing verstorbenen Supercops Matt Cordell (Robert Z´Dar) , der damals von seinen korrupten Kollegen verhaftet wurde. Lebt der Mann etwa noch und will nun bittere Rache nehmen ?...


 William Lustig wartet natürlich mit einer Reihe von altbekannten Szenarien aus Cop- und Horrorfilm auf, die Inszenierung ist aber extrem spannend und dynamisch gestaltet. Da stört dieser etwas unglogisch agierende,  fast übermenschlich starke Killer gar nicht so sehr. Jedenfalls gefällt diese dreckige Großstadtambiente, Lustig und Cohen setzen auf den Schrecken des nächtlichen New York, wo ein böser Killer sein Unwesen treibt. Mit Tom Atkins (bekannt aus John Carpenters Filmen) und Bruce Campbell (Ashley aus "Tanz der Teufel") konnten auch zwei damalige Kultdarsteller gewonnen werden. Darüberhinaus darf Laurene Landon besonders auffällige Frisur-Modesünden der 80er präsentieren. Und auch wenn Robert Z´Dars ensttellte Maske doch auch ein bissel unfreiwillig komisch wirkt - "Maniac Cop" ist eine Art Copfilm mit einem Killer, der Jason Vorhees heißen könnte. Also kein gewöhnlicher Mensch wie du und ich, sondern stumm, entstellt und unaufhaltsam völlig von der Rolle. Erst gegen Ende wird das Gesicht gezeigt. Bis dahin bleibt er ein Mysterium, nach dem Aussehen zu urteilen schwenkt man dann in seiner Beurteilung um. Denn optisch könnte der "Maniac Cop" auch ein Zombie sein.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Samstag, 17. Oktober 2015

Ex_Machina

























Regie: Alex Garland

Ava....

Der Brite Alex Garland schreibt Bestseller-Romane (Der Strand) und Drehbücher für Filme wie "28 Days later" oder "Dredd". Sein Regiedebüt heißt "Ex-Machina" und der Film ist so super gelungen, dass ich ihn zu den Kinohighlights dieses Jahres einordne. Natürlich hat er auch das Drehbuch selbst verfasst. Und Genrefreunde sollten nicht gleich zurückschrecken, wenn sie den Begriff des Kammerspiels in diesem Zusammenhang hören. Diese Einteilung ist zwar richtig, aber dennoch ist die Handlung gravierend spannend, dynamisch und auch furios. Dies alles in einer kühl-elegant gestalteten begrenzten Umgebung, lediglich 3 Hauptfiguren und eine Nebenfigur beherrschen die Szenen. Dazu liefert Garland in dieser ruhigen und stilsicheren Erzählweise noch zig Metaebenen mit dazu. Im Grunde genommen neben der Warnung vor unserem allzu naiven und leichtfertigen Umgang mit modernen Kommunikationsmethoden im Netz auch eine philosophische Komponente über die Schöpfung des Menschen durch einen möglichen Gott und dem Schöpfungswillen des Menschen, für den die Existenz einer künstlichen Intelligenz immer mehr machbar erscheint.
"Suchmaschinen verraten nicht, was wir denken - Suchmaschinen verraten, wie wir denken" - so ein Zitat von Nathan (Oscar Issac) des schwerreichen Milliardärs und Chef des Suchmaschinenimperiums "Blue Book", der wie eine Mischung aus Colonel Kurtz in "Apocalypse Now" und Steve Forbes wirkt, zu seinem eingeladenen Ehrengast Caleb (Domhnall Gleeson). Der Internet Milliardär lebt abgeschieden von der Außenwelt in einem geheimen Forschungslabor. Dort in seinem HighTech-Haus,  einem abgeschiedenen Walddomizil, schießt er sein ganzes Vermögen in die Forschung von künstlicher Intelligenz. Tatsächlich hat dieser extrem intelligente Eigenbrötler und Einsiedler eine menschenähnliche Maschine bereits entwickelt. Der junge Nerd Caleb, der in Nathans Firma als Programmierer angestellt ist, bekommt nun durch den Gewinn eines firmeninternen Preisausschreibens die Möglichkeit nicht nur seinen Chef persönlich kennenzulernen. Die Woche Urlaub im Domizil des öffentlichkeitsscheuen Internet-Tycoons umfasst auch die Teilnahme an einem Turing-Test. In diesem Test will Nathan belegen, dass sein künstlich erschaffenes Wesen Ava (Alicia Vikander) kein Roboter ist. Der junge talentierte Mann soll nun in diesen Tagen herausfinden, bo Awa ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen hat. Im Laufe dieses Experiments entwickelt Caleb sofort eine Faszination für die Maschine, kurze Zeit später entwickelt er auch Gefühle für Awa. Diese Zeiten, die er mit Ava verbringt, werden von Nathan mit seinen Kameras überwacht. Dieser trinkt sehr viel und vergnügt sich mit seiner nicht englischsprechenden Haushaltsgehilfing und Gespielin Kyoto (Sonoya Mizuno). Immer mal wieder kommt es in im Haus zu Stromausfällen. In dieser Zeit ist es Nathan nicht möglich die Gespräche seiner beiden Testpersonen mitzuhören. Während einem dieser Stromausfälle behauptet Gynoid Ava, dass Caleb von Nathan angelogen wird und er ihm deswegen nicht vertrauen könne. Es ist der Beginn eines Machtkampfes zwischen Mensch und Maschine...


 Garland schafft es dann mit jeder Geste einen undurchsichtigen Unterton zu platzieren. Dies macht die spannende Geschichte zwischen Schöpfer und Kreatur, aber auch die Konkurrenz zweier Männer, umso eindringlicher. Eine Geschichte vom unstillbaren Drang nach Freiheit. Während in dem exklusiven Hightech-Bunker sämtliche Fenster fehlen und immer mehr das Gefängnis offenbart, dass es auch ist, ist draußen die Wildnis. Der Android lernt schneller als erwartet. Garland stattet sie anfangs mit einer passiven Rolle aus, der Wechsel zur Aktivität und zum freien Willen gestaltet sich furios und "krass" wie Nathan am Ende anmerkt, als er merkt was er geschaffen hat. Darüberhinaus wird der Zuschauer mit reichlich doppeltem Boden versorgt, denn ein weiteres Thema des großartigen Films ist die Lüge, die Manipulation. Bis fast zuletzt ist das Duell Mensch-Maschine ungerecht. Denn der Schöpfer hat die Möglichkeit den Stecker zu ziehen. Was ist aber, wenn der Anroid mit seinem Bewusstsein gelernt hat menschliche Gefühle einzustudieren, vielleicht auch eine Veranlagung für unmoralisches Verhalten. Das Ende von "Ex_Machina" scheint zwar schwer verdaulich und unangenehm, es ist aber auf den zweiten Blick perfekt und macht den Film  zu einem Meisterwerk seines Fachs.


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Der Babadook

























Regie: Jennifer Kent

Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann...

Australien bringt immer wieder interessante Genrebeitrage ins Kino. Vor einigen Jahren sorgte Greg McLean mit "Wolf Creek" für erschreckendes Serienkillerfeeling, die Brüder Michael und Peter Spierig konnten mit "Predestination" überzeugen und Justin Kurzel machte mit "Die Morde von Snowtown" einen berühmten Kiiminalfall international bekannt. Mit "Animal Kingdom" kam aber der  beste Australienfilm der letzten Jahre aus dem Bereich des Thrillers und 2010 von David Michöd inszeniert. Im Horrorfilmbereich bietet Australien naürlich auch immer wieder tolle Naturlandschaften an, wie beispielsweise "Black Water", "Dark Beach" oder "Gone - The Trip of a lifetime" beweisen. "Der Babadook" ist da ganz anders, denn Jennifer Kents gruseliges Regiedebüt spielt vornehmlich in einem Haus und reiht sich in das derzeitig sehr hohe Aufkommen der "Geisterhausfilme" ein. Dabei geht der Film aber eher den klassischen Weg, den Fans auch schon im großartigen "Schloß des Schreckens" von Jack Clayton klasse fanden, würzt diesen aber mit sehr viel originellen Ideen und macht vor allem nicht den Fehler, dass er seine Effekte plump ausspielt. Auch die neue Horrorgestalt "Der Babadook" wird sparsam eingesetzt und erzielt sogar seine beste Wirkung beim Lesen des gleichnamigen Kinderbuchs, dass die beiden Protagonisten im Laufe der Handlung aufschlagen und der Zuschauer mit dort mit einem herrlichen creepy monochromen Artwork begeistert werden kann. Der Film beschwört eine Kinderphantasie herauf und in der Realität - man kann es kaum glauben - kriechen diese dunklen Märchengestalt aus einem Buch hervor. Die Gänsehaut ist garantiert und man fühlt sich an "Die unendliche Geschichte" oder "Die Mächte des Wahnsinns" erinnert. Der Film selbst beginnt mit dem alltag von Amelia (Essie Davies), die es nicht leicht hat. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes nun alleinerziehend und sie hat diesen Schicksalschlag noch lange nicht verarbeitet. Sie war mal Kinderbuchautorin, nun arbeitet sie unter Stress im Altenheim. Der kleine Sohn Samuel (Noah Wiseman) ist zudem ein echtes Problemkind. Er fällt immer wieder in der Schule mit seinen Eskapaden auf und wird zudem von Alpträumen über Geister und Monster geplagt. Die überarbeitete Mom findet deshalb nicht immer den gesunden Schlaf, den sie so nötig brauchen würde.  Doch es soll noch schlimmer kommen, als eines Tages aus heiterem Himmel ein Märchenbuch im Kinderzimmer auftaucht, das, in ganz und gar nicht kindgerechten Bildern, von einer Gruselgestalt  erzählt, die sich "Babadook" nennt und ein noch viel missratener, größerer Verwandter von Leprechaum sein könnte. Das toll gestaltete Bilderbuch erwähnt dabei, dass wenn man ihn einmal hereinlassen würde, als teuflischer Dauergast ihn nicht wieder los werden könnte. Erschreckt legt die Mutter das Bilderbuch zur Seite, nachdem sie es ihrem sehr interessierten Sohn vorgelesen hatte. Sie wirft das Buch in den Müll, doch es taucht wieder auf. Daraufhin häufen sich die unheimliche Erscheinungen und auch die überforderte Mutter, die Samuels Ängste zunächst auf seine ausgeprägte Phantasie schiebt, kann die dunkle Präsenz, die immer mehr Besitz - zuerst von ihm, dann auch von ihr selbst - ergreift, nicht länger leugnen....



Die australische Regisseurin Jennifer Kent hat sicherlich ein sehr geglücktes Filmdebüt hingelegt, dass nur einmal für einige Minuten aus dem Ruder gerät, da es in dieser kurzen Zeit plötzlich eine Art "Poltergeist" Kopie zu werden droht. Doch die Filmemacherin kriegt die Kurve und so ist der Film von Anfang bis Ende ein sehr hinreißender Horrorfilm, der die schwierige Gratwanderung zwischen Drama und Horror spielend schafft. Man fiebert mit den Charakteren mit und die Darsteller spielen einfühlsam bis mitreißend....Essie Davis als überforderte und bemühte Mutter, der kleine Noah Wiseman als hyperaktives Problemkind, dem die kindliche Geborgenheit schon mit dem Tod des Vaters entzogen wurde und nunmehr in dieser fragilen Mutter-Kind Beziehung noch mehr Schutz bräuchte - und genau an dieser Stelle setzt der Schrecken ein. Denn es kommt der schwarze Mann - stilvoll-gespenstisch gestaltet, er bricht ein in den intimen Schutzraum des Kindes.
Rein optisch ist die Gruselgestalt wunderbar altmodisch gestaltet, man könnte meinen er wäre aus einem expressionistischen deutschen Stummfilm aus der Weimarer Republik entstiegen. Jennifer Kent gibt an, dass sie vor allem durch den dänischen Filmemacher Lars von Trier beeinflusst wurde - in dessen 2002 entstandenen "Dogville" war sie auch die Regieassistenz.



Bewertung. 8,5 von 10 Punkten.