Regie: Yong Ki Jeong
Weggeworfene Puppen...
"The Doll Master" ist das Regiedebüt des südkoreanischen Regisseurs
Yong-Ki Jeong. Ähnlich wie in dem hochgelobten "Re-Cylce" der Brothers
Pang geht es um Weggeworfenes und Verlassenes. Während aber die
Filmemacher aus Hongkong alle weggeworfenen Dinge und Menschen, ja sogar
auch abgetriebene Kinder, in ihrer Horrorvision thematisierten, geht es
in "The Doll Master" um verlassene und weggeworfene Puppen. Damit ist
deutlich eine Verwandtschaft mit der wohl bekanntesten Horrorfilmpuppe
"Chucky" gegeben, aber asiatische Filmemacher gehen alles ganz anders
an. Während "Chucky" ausschließlich böse und in seiner Primitivität ganz
einfach gestrickt ist und einfach nur morden will, sind diese Puppen
aus Südkorea irgendwie beseelt. Sie wurden vom Besitzer einfach in der
Mülltonne entsorgt oder bekamen zuwenig Aufmerksamkeit. Die Besitzer
wussten dabei nicht, dass der scheinbar tote Gegenstand auch zu wahren
Gefühlen fähig war. Diese Puppen können sich in ihren Besitzer
verlieben, sie können für immer der beste Freund sein - genauso können
sie aber auch Wut und Trauer über Verlust empfinden. So die
melancholische wie poetische Ausgangslage. Der Horror kommt auch nicht
zu kurz, denn wird diese Seele verletzt, wandelt sie sich zu einem
mörderischen Dämon, schaurig schön und tödlich.
"The Doll Master" beginnt mit einer Rückblende aus vergangenen Tagen: Aus Liebe zu einer Frau schneidert ein Mann ( Nam Myung-ryul)eine
Puppe als Ebenbild ihrer Schönheit, ohne zu wissen, dass auch Puppen
lieben können. Als kurz darauf die Frau grausam zugerichtet gefunden
wird, wird der Mann sofort für schuldig gehalten und von der
aufgebrachten Polizei getötet und dann im Wald verscharrt – der Puppe ( Jeong Yu-mi) bleibt fortan nichts anderes übrig, als am Grab des Mannes zu warten. Viele Jahre vergehen.
Im
Heute und Hier werden einige junge Menschen in ein Puppenmuseum auf dem
Lande eingeladen. In diesem Haus lebt der Kurator des Museums (Chun Ho-jin) und die geheimnisvolle, sehr schweigsame an den
Rollstuhl gefesselte Puppenmacherin Frau Im (Kim Do-Yung). Die Gäste
sollen dabei als Vorlagen für die Gestaltung weiterer Puppen dienen. Die
selbstbewusste Hae-mi (Kim Yoo-mi) ist eine junge Bildhauerin. Der
attraktive Tae-seong (Shim Hyung-tak) ist Model und hat sich als
einziger selbst eingeladen. Die Dichterin Young-ha (Ok Ji-young) hat
eine ausgeprägte Sozialphobie und hat ihre eigene Puppe Demian
mitgebracht. Der Fotograf Jung-ki (Lim Hyenong-jun) findet genug Motive
für sein Fotoshooting und die Schülerin Sun-jung (Lee ka-yeong) ist
nicht nur die jüngste Teilnehmerin, sondern auch die vorlauteste.
Das Haus selbst ist faszinierend, aber auch skurril. Denn in jedem
Zimmer - ja sogar auf den Toiletten - befinden sich Puppen in teilweise
merkwürdigen Positionen. Überall haben sie ihren Platz, diese filigran
gearbeiteten, kleinen und auch größeren Gestalten. Die kleineren Puppen
bevölkern die Regalwände, die größeren dienen als Spiegelhalter und
Deckenlampen. Am nächsten Tag begegnet Hae-mi einem sonderbaren jungen
Mädchen, das sich Mi-na ( Lim
Eun-Kyung). Irgendwie hat sie sofort einen Bezug zu diesem fremden
Kind, die anderen Teilnehmer bekommen das schüchterne Mädchen erst gar
nicht zu Gesicht. Dann beginnt eine Serie unheimlicher Ereignisse. Die
geliebte Damien Puppe der labilen Dichterin wird zerstört, damit ist es
mit der Ruhe und Gemütlichkeit im Haus der Puppen vorbei....
Der
Film ist visuell sehr überzeugend gestaltet, hat aber das Problem, dass
irgendwann in der Mitte des Films zu viele Puppenplots aufgemacht
werden, die nicht wirklich so richtig zusammenpassen wollen. Dabei wäre
es sicherlich etwas plausibler gewesen, wenn man den beiden Hauptpuppen
etwas mehr gemeinsamen Halt in der Story verpasst hätte. Die Plots
laufen wie selbstverständlich nebeneinander her ohne dass sie wirklich
diesen logischen Bezug zueinander hätten. Das muss man vielleicht als
Absurdität des Films akzeptieren, der ansonsten sehr gut gelungen ist.
Bis zum Höhepunkt des Films ist alles sehr klassisch gehalten mit der
altbekannten und äusserst beliebten Geschichte vom Besuch einiger Gäste,
die in ein geheimnisvollen Hauses eingeladen werden und auf diesem
begrenzten Raum den Horror erleben. So funktionierte auch neuere gute
Horrorfilme wie "Incite Mill" von Hideo Nakata, weil sie sich an das
Vorbild "10 little Indians" von Agatha Christie halten.
Diese
Puppen sind zierliche Porzellangeschöpfe mit fein geschnittenen
schneeweißen Gesichtern, blutroten Lippen und Augen, die alles andere
als leblos sind. Sie sind es, die dieses alte Haus bevölkern, das zu
einem asiatischen Pendant europäischer Spukschlösser mutiert. Aber
Vorsicht ist geboten, denn diese anmutigen Figuren, von Künstlerhand
geschaffen und unheilig beseelt, befinden sich auf einem Rachefeldzug.
Dabei geht es manchmal um ein schreckliches Verbrechen, das Jahrzehnte
zurückliegt, aber auch um emotionellen Verlust und den scheinbar ganz
banalen Treuebruch, den ein Kind begeht, wenn es seine einstmals
geliebte Puppe wegwirft. Genau mit solchen Einfällen fügt der Regisseur
dem Film eine gewisse Trauer und eine starke Poesie mit ein.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.