Freitag, 27. Februar 2015

Dark Skies

























Regie: Scott Stewart

Gefährliche Begegnung der dritten Art..

Scott Stewart ist der Regisseur des apokalyptischen Fantasythrillers  "Legion" und des Science Fiction Vampirjägerfilm "Priest". Nun legte er mit dem 2013 entstandenen "Dark Skies" eine Mischung aus Horror und Alienfilm nach. Stewart ist ein Regisseur, der sich auch gut mit Visuellen Effekten auskennt, setzt aber eher auf ein wohldosiertes Szenario. Kameramann David Boyd folgt in langen Takes den Protagonisten, die vom Schlaf erwachen, etwas hören... durch das dunkle Reihenhaus, dass sich in diesen Einstellungen in ein seltsames klaustrophobisches Labyrinth verwandelt. Zum Glück hat er darauf verzichtet, dass aus jeder dunklen Ecke ein Schockmoment herausspringt. Das wahre Ausmaß dieser Phämomene offenbart sich erst nach und nach und als geübter Zuschauer denkt man sofort an Dämonen und Geister, die sich da in einem Haus mitten in der ruhigen Neubausiedlung niedergelassen haben. Schließlich haben wir nie wieder Tobe Hoopers "Poltergeist" vergessen.
Und genau wie die Freelings aus dem großen Referenzfilm der 80er sind auch die Barretts eine typische, durchschnittliche, amerikanische Familie. Und genau wie Vater Freeling macht Lacy Barrett (Keri Russell) auf Imobilien und versucht Häuser zu verkaufen. Allerdings weit weniger erfolgreich. Und Ehemann Daniel (Josh Hamilton) ist noch schlimmer dran, denn er sucht verbissen und leider schon lange vergeblich nach einem neuen Job. Die Hypothek ist fällig und man hat noch keine Ahnung wie man das alles weiter bezahlen kann. Daher hängt auch der Hausfrieden ein bisschen schief. Erschwerend hinzu kommt die Pubertät des älteren Jungen Jesse (Dakota Goy, der seine Rolle sehr gut spielt) und inzwischen etwas gegen den Vater rebelliert. Dem Vater passt es nicht so recht, dass sein Sohn zuviel mit dem etwas älteren Kevin Ratner (L.J.Benet) abhängt. Auch beginnt bei Jesse das Interesse für Mädchen, damit sondert er sich zusätzlich etwas ab. Der kleine Bruder Sam (Kadan Rockett) spricht von dem imaginären "Sandmann", der ihm Nachts, höchstwahrscheinlich im Traum erscheint und mit ihm redet. Tatsächlich ereignen sich ohne Vorwarnung einige mysteriöse Dinge. Eines Nachts war ein fremdes Tier am Kühlschrank, obwohl die Tür abgeschlossen wurde. Es folgt in der nächsten Nacht das Entdecken von bizarr aufgestellten Gegenständen des Hauses. Dann werden in der Nacht aus allen Bilderrahmen im Haus die Fotos entwendet. Die Polizei ist ratlos und sucht nach rationalen Möglichkeiten. Spielt eines der Kinder den ahnungslosen Eltern Streiche ? Die Alarmanlage geht mitten in der Nacht hoch, mehrere Schwärme toter Vögel gehen auf das Haus nieder - ersteres wird als technischer Fehler, der nicht erklärbar abgetan, Letzteres scheint immer mal wieder vorzukommen. David installiert eine Überwachungskamera und beginnt so Kontrolleur über den Alltag seiner Familie zu werden. Langsam macht sich Paranoia in der Familie breit. Und noch mehr: Die Kinder weisen Verletzungen von körperlicher Gewalt auf, was die Eltern zusätzlich in den Focus von Jugendschutzbehörden bringt....

 Im Film gibt es in der Mitte eine Art "Break", eine Stelle, an der der Vater mit dem Satz "Ich bin bereit es zu glauben" sich wieder geschlossen zu seiner Frau zeigt, die bereits die Theorie über ausserirdischen Besuch nicht mehr für unwahrscheinlich hält. Ein Spezialist für Aliens (J.K. Simmons) wird besucht und dieser erklärt den Barretts, dass viele Menschen das ähnliche Problem haben oder hatten. Aber das Dilemma bleibt, dass kein Mensch ihnen diese Story glauben wird. Man ist also im Kampf gegen "Die Grauen" auf sich selbst angewiesen. Die Familie muss zusammenhalten und versuchen die Eindringlinge zu vertreiben, die nicht selten ein Familienmitglied irgendwann entführen. Die meisten dieser Menschen bleiben verschwunden. Damit erkennen die Eltern auch, dass der kleine Sam allergrößter Gefahr steckt. Aber möglicherweise ist es auch schon zu spät.
Sehr gekonnt führt Scott Stewart seine anfänglich anmutende Poltergeist-Variante in eine interessante Science Fiction Richtung. Damit verändert sich auch der Verweis auf die Poltergeist Familie Freeling hin zu den Nöten von Farmer Hess, gespielt von Mel Gibson in Shyamalans "Signs", der ebenfalls langsam erkennt welche Bedrohung auf seine Familie einstürmt. Nur ist Filmvater Josh Hamilton auch in einer Phase des Films so bescheuert, dass er völlig falsch auf die Ereignisse reagiert. Ich finde der Film steckt voller Überraschungen und wenn dann noch das zunächst etwas verworrene Ende dazu kommt, welches aber bei näherer Betrachtung und intensiver Überlegung, noch zum perfekt inszenierten Sahnehäubchen dieses eh schon rundum gelungenen Home Invasion Beitrag  wird, dann darf man schon ein bisschen begeistert sein. "Dark Skies" ist als ambivalenter Horrorfilm, der mehr auf Atmosphäre setzt und deshalb sich auch als zukünftiger Klassiker des Genres bestens empfiehlt.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Katakomben

























Regie: John Erick Dowdle

Wie oben, so unten...

John Erick Dowdle hat mit dem Found Footage Beitrag "Katakomben" (Original: As Above, so below) vielleicht seinen bislang besten Horrorfilm gedreht. Der Regisseur ist bekannt durch das Remake von "Quarantäne" und "Devil - Fahrstuhl zur Hölle" (eine Produktion von M. Night Shyamalan, der auch das Drehbuch dazu schrieb.
Der überwiegende Teil der Dreharbeiten wurde vor Ort in den echten Katakomben gedreht - eine Entscheidung, die sich natürlich atmosphärisch sehr günstig auf die Geschichte auswirkt. Es führte dazu die klaustrophobische Stimmung besonders glaubwürdig zu vermitteln.
Der Zuschauer muss dabei aber einige logische Ungereimtheiten schlucken. Jedenfalls ist die renommierte Archäologin Scarlett Marlowe (Perdita Weeks) einem ganz alten Rätsel der Menscheit auf der Spur. Angesteckt wurde sie von dem Ehrgeiz ihres Vater, der viele Jahre seines Lebens widmete, um den sogenannten "Stein der Weisen" zu finden. In den ersten Szenen ist die Heldin zu sehen, wie sie sich auf einer spannenden Reliquienjagd im Iran befindet. Dort findet sich weitere Hinweise auf den Aufenthaltsort des sagenhaften Steines. Das Relikt, so sagten die Alchimisten, könne unedle Metalle in Gold verwandeln und vielleicht sogar tote Materie zu Leben erwecken - es soll sich in den Katakomben von Paris befinden. Gemeinsam mit ihrem Freund George (Ben Feldman) und Kameramann Benji (Edwin Hodge - einer muss ja da sein, der den Found Footage Stil rechtfertigt) will sie nun diesen Schatz bergen. Dazu braucht sie aber einen versierten Führer. Von einem Unbekannten bekommt sie den Tipp einen gewissen Papillon (Francois Civil) zu kontaktieren, der das unterirdische Labyrinth in Paris kennt. Dieser willigt in das gefährliche Unternehmen ein und bringt seine Freundin Siouxie (Marion Lambert) und Kumpel Zed (Ali Marhyar) mit. Er warnt aber - denn sein Freund La Taupe (Cosme Castro) verschwand vor 2 Jahren in den Katakomben. Schon beim Betreten merkt die Crew, dass sie da unten nicht alleine sind. Es finden dort merkwürdige Kulte statt, eine seltsame Frau (Olivia Csiky Trnka), hat sich dort mit ihren Jüngerinnen versammelt und hält eine sonderbare Messe ab. Dann wird der Trip immer gefährlicher - immer wieder tauchen Trugbilder auf. Scarlett sieht ihren toten Vater, der sich erhängt hat. George entdeckt sein altes Klavier aus Kindertagen. Und Papillon steht bald vor einem brennenden Auto. Es wird Opfer geben, aber die Truppe findet auch eine Schatzkammer, vor allem aber ein Tor zur Hölle...


Insgesamt bietet die Artefaktejagt nicht viel neues, die Geschehnisse werden immer unerklärlicher - allerdings wird die schwache Story des Films von der grusligen Atmosphäre zusammengehalten. Immer wieder werden mal aramäische Schriften zu entziffern sein, immer wieder werden die Protagonisten mit den inneren Dämonen konfrontiert. Um dieser Hölle zu entrinnen, braucht es eine gewisse Kentniss des spiegelbildlichen Höhlensystems. Das Ganze ist durchweg unterhaltsam, wenn man sich nicht daran stört, dass man stellenweise - vor allem auf dem Höhepunkt, im Hauptteil der Geschichte - den Eindruck hat, dass die Katakomben zunehmend zu einer Kirmes-Geisterbahnfahrt verkommen, wo in jedem Raum ein neuer Schrecken auf den Besucher wartet.
Dass sich trotzdem überraschend keine Langeweile breitmacht, ist vor allem dieser bereits erwähnten atmosphärischen Dichte zu verdanken, die im Zusammenspiel von Sujet, Location und Machart trotz aller Klischees und Vorhersehbarkeiten erstaunlich gut gelingt. Der Found-Footage-Stil hat sich zwar merklich abgenutzt, aber hier erscheint er dann doch irgendwie sinnvoll, da er die beabsichtigte dokumentarische Wirkung der Bilder unterstützt. Da Scarletts Suchtrupp gleich über mehrere Kameras verfügt, die zum Teil in die Helme eingebaut sind, werden diese Bilder zumeist schlüssig in den Film integriert. Zudem ist die Alchemie-Thematik nicht ganz uninteressant.


Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

Dienstag, 17. Februar 2015

Predestination

















Regie: Michael und Peter Spierig

Jane und John...

Robert A. Heinlein (1907 bis 1988) zählt neben Ksaac Asimov und Arthur C. Clarke sicherlich zu den bedeutendsten englischsprachigen Science Fiction Schriftsteller. Ihm wurde immer wieder ein Hang zum Militarismus vorgeworfen, besonders kommt dies in seinem berühmten wie berüchtigten Roman "Starship Troopers" zur Geltung, dort werden bürgerliche Rechte nur gewährt, wenn man auch seinen Wehrdienst geleistet hat. Dies verstärkte den Eindruck des faschistischen Gedankenguts des Romans. Der Film wurde erfolgreich von Paul Verhoeven verfilmt und ist für mich der beste Science Fiction Film der 90er Jahre.
Nun haben auch die deutschstämmigen und in Australien lebenden Zwillingsbrüder Michael und Peter Spierig eine Adaption einer Geschichte aus Heinleins "All you zombies" gewählt und sich für die Verfilmung der Kurzstory "The Unpleasant Profession of Jonatha Hoag" entschieden.
Wieder ist Ethan Hawke aus Hauptdarsteller mit von der Partie, er trat bereits im Vorgängerfilm der Spierig Brothers "Daybreak" auf.
Während dieser Vorgänger gutes Mittelmaß im Genreangebot war, so ist Ihnen dieses Mal mit "Predestination" ein kleines Zeitreise-Meisterwerk gelungen und es ist schwer bei soviel Überraschungen, Drehungen und Wendungen, die die Geschichte zu bieten hat, den Überblick zu behalten. Aber die Faszination ist in jeder Sekunde dieser 97 Minuten gegeben. Bereits in den ersten Szenen passiert extrem viel. Nach einer sehr brenzligen Situation mit der Zeitmaschine hat sich das Äussere des Zeitreiseagenten (Ethan Hawke) durch eine schwere Verbrennung sehr stark verändert. Aber da die Zeitebenen wechseln sieht man ihn im Jahr 1970 als Barkeeper in einer New Yorker Bar, wo er Bier zapft und den Gästen ein guter Gesprächspartner und noch besserer Zuhörer ist. Am Tresen sitzt ein Mann (Sarah Snook), der mit dem Barmann eine Wette eingeht. Er bekommt dann eine Flasche Whisky geschenkt, wenn es ihm gelingt die unglaublichste Geschichte aller Zeiten zu erzählen, die Geschichte seines Lebens. In Rückblicken erfährt man von einem Waisenkind Jane, die hochintelligent ist, als Kind extreme Fähigkeiten in Geist und Körper aufweist und der eine Karriere in der Raumfahrt bevorsteht. Doch Schicksalsschläge verändern die junge Frau, sowohl psychisch als auch physisch. Und die Geschichte selbst wird zu einer Achterbahnfahrt, voll mit zunehmend abstruseren Wendungen und Offenbarungen. Eine Geschichte, die sogar den Erzähler und den Zuhörer auf neue Art und Weise zusammenfügen und mit sich selbst konfrontieren...


Ethan Hawke hat im Film lange Zeit den Part des verständnisvollen Kumpeltyps, die australische Jungdarstellerin Sarah Snook muss da weitaus komplexer agieren, denn ihre Figur ist vielschichtig angelegt.
Ihre Rolle verlangt eine außergewöhnliche geschlechtliche Wandelbarkeit, die von Maske und Kostümen zwar unterstützt, nie aber vollständig getragen werden kann. Sie schafft diese Balance aber mühelos und bleibt durchweg glaubwürdig.
Freunde von Zeitreise-Thrillern mit der Öffnung von einem Paralleluniversum wie in "Looper", "Triangle", "Memento", "Donnie Darko", "Butterfly Effect" oder "Inception" werden sich hier freuen, denn den Machern gelingt es, dass der Zuschauer sich einfach in die Geschichte hineinfallen lässt. Optisch erinnert die Ausstattung stark an Zack Snyders "Watchmen".
Auch die Frage ist interessant, wie durch Zeitreisen und die Einflussnahme auf Ereignisse nicht nur Gegenwart, sondern auch Vergangenheit verändert werden kann. Kann der berüchtigte Fizzle Bomber im Jahr 1975 in New York 11.000 Menschen töten ? Am faszinierendsten ist aber das Geflecht aus Sarah, John und dem gemeinsamen Baby.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

The Signal

























Regie: William Eubank

Wo bin ich ?

Der 1982 geborene US-Filmemacher William Eubank begann schon im Alter von 18 Jahren als Regisseur zu arbeiten. Seinen ersten abendfüllenden Film "Love" war ein vierjähriges Projekt, in der er die Rollen des Directors, des Drehbuchautors, das Kameramanns und des Szenenbildners wahrgenommen hat. Nun ist sein zweiter Film "The Signal" erschienen. Eubank selbst gibt an, dass ein Film ein Verlauf von Stimmungen und Gefühlen sein sollte. Die Bedeutung der Thematik, all das würde dann folgerichtig zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Tatsächlich lässt der Film am Ende doch einige Fragen offen oder die Erklärung erfolgt ganz einfach etwas zu plump, als dass man sich mit ihr zufrieden geben wollte. Denn weite Teile des Low Budget Films waren gut gelungen und es gelang dem Macher die Geschichte, die er erzählt, eine lange Zeit über sehr mysteriös und geheimnisvoll zu halten. Inhaltlich weiß "The Signal" dem Genre natürlich nicht viel Neues hinzuzufügen.  Was dann anfänglich als ruhiges Roadmovie beginnt, entwickelt sich nach einem ebenso kurzen wie wirkungsvollen Gruselabschnitt im Found-Footage-Stil (da steht ein sonderbares Haus in der Wüstengegend von Nevada) zu einem Puzzle, das nicht nur das Publikum, sondern auch Hauptfigur Nic zu lösen versucht. Und dieser wird von dem Jungstar der Stunde gespielt: Brenton Thwaites macht seine Sache wie schon in "Octulus" oder in "Hüter der Erinnerung" auch ziemlich gut. Dieser Nic (Brenton Thwaites) und sein bester Freund Jonah (Beau Knapp) sind Studenten am weltbekannten Massachusetts Institute of Technology. Zusammen mit ihrer Freundin Haley (Olivia Cooke), die darüberhinaus mit Nic liiert ist, sind sie durch den Südwesten der USA unterwegs. Hauptziel ist eigentlich Haley nach Kalifornien zu fahren, die dort für ein Jahr studieren will.  Aber wie gesagt, erstmal geht es quer durch die pittoresken Felslandschaften Nevadas. Die Jungs sind Computernerds und liefern sich auf der Fahrt nebenbei ein Fern­duell mit einem Hacker namens "Nomad", mit dem sie seit einiger Zeit PC-technisch in Konkurrenz stehen. Nic leidet darüberhinaus an Multipler Sklerose leidet, er ist auf Gehhilfen angewiesen - eine Tatsache, die ihn sehr belastet.  Der Film greift immer wieder auf Rückblenden zurück, in denen der damals noch gesunde Nic durch den Wald rennt. Als die Drei ein einsames Haus in der Wüste erreichen, in dem sie ihren geheimnisvollen Cyber-Widersacher vermuten, nimmt "The Signal" Anleihen beim Found-Footage-Stil des Blair Witch Project. Unter mysteriösen Umständen werden die Teenager überwältigt und auseinandergerissen, und kurz darauf erwacht Nick in einem aseptischen, vermutlich unterirdischen Forschungslabor., dem hauptsächlichen Handlungsort des Films. Er weiß nicht mehr, was geschehen ist und seine Freunde sind verschwunden.  Männer mit Schutzanzügen beobachten und plegen ihn. Ausserdem stellt sich einer dieser Männer als Regierungsbeamter Dr. Wallace Damon (Laurence Fishborne) vor. Ist Nic mit Aliens in Berühung gekommen oder mehr noch ...The Signal" punktet vor allem durch das Setting und die Opik. Die Forschungsstation wirkt geheimnisvoll und bedrückend. Alles erscheint unheimlich und unwirklich.  Was ist mit den drei Freunden in dem Haus geschehen? Aus welchem Grund werden sie in einem Forschungslabor festgehalten? Wieso darf Nic seine Familie nicht anrufen? Und weshalb tragen die Angestellten allesamt Schutzanzüge? 


William Eubanks "The Signal" kann als gutes B-Picture angesehen werden, leider ist der Schluß nicht ganz so überzeugend wie der Weg dorthin. Aber man erkennt den talentierten Handwerker und man wird sicherlich noch weitere Genrearbeiten von ihm sehen können. Wie die Hauptfigur wird auch der Zuschauer bis zum Schluß im Unklaren gelassen. Dass der Film qualitativ schwächer wird mit der Auflösung, beweist natürlich dass ein Mystey Film nur so gut ist, wie das Mysteriöse an ihm.  Für Eubanks ist sein Film nach eigener Aussage eine Metapher für den Konflikt, Entscheidungen auf rationale und emotionale Weise zu treffen. Dies ist zumindest phasenweise geglückt.

Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Sonntag, 15. Februar 2015

Hüter der Erinnerung

























Regie: Phillip Noyce

Der Geber...

Nieder mit der Utopie, es leben die Dystopien...zumindest im Kino unseres Jahrzehnts. Eine Gesellschaft hat sich zum Negativen entwickelt. Die Autoren dieser Storys zeigen manchmal mit einem pessimistischen Zukunftsbild auf bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart. Dieser Staat der Zukunft ist dann höchstwahrscheinlich schon eine Diktatur geworden, geprägt durch den Untergang aus der Vergangenheit, den die Menschheit selbst verursacht hat. Die Regierung versucht diese neue Gesellschaft weitestgehend zu kontrollieren, sie am Denken zu hindert und verhindert die Freiheit von Informationen. Seit dem Megaerfolg von "Die Tribute von Panem" sprießen diese Filme wie Pilze aus der Erde und der Erfolg gibt Filmen wie "Die Bestimmung", "Maze Runner" oder "Hüter der Erinnerung" natürlich auch recht. Man nehme einfach ein paar attraktive Teenies und platziere sie in einen technisch und visuell stark gemachten Zukunfts-Themenpark.
Das Genre ist zwar schon uralt - wie Fritz Langs "Metropolis" aus dem Jahr 1925 beweist und brachte vor der Hinzunahme besonders jugendlicher Helden auch einige Meisterwerke hervor: Ich erinnere da an Truffaut "Fahrenheit 451", den düsteren George Lucas Film "THX 1138", Terry Giliams fiese Vision "Brazil" oder an "Battle Royale", dem bösartigen Vorbild der Panem-Storys aus Japan . Warum braucht die Science Fiction, der Dystopien Film nun diese Teenies ? Vermutlich weil seit dem Siegeszug mit "Twilight" und zwei jugendlichem Helden im Horrorgenre auch viel mehr Kohle gemacht wird als man vermutet hat.
Kritiker werden natürlich zu Recht bemerken, dass damit auch mit dem Genre eine gewisse Weichspülung einhergeht. Der Vampir verliert dadurch seine bissigen Zähne und erweist sich als blutleerer Sauger und schlapper Liebhaber. Übertragen heißt das auch für das Zukunftsszenario: Weniger Intensität, weniger Tiefgang - dafür aber eine gute Menge Mainstream mit dem ein eher düsteres Thema auch gewinnbringender verkauft werden kann.
Wie diese Filme in der Retrospektive eingeordnet werden wird die Zukunft zeigen. Haben sie gar auch das Zeug zu Klassikern ? Möglich wäre es natürlich. Denn in einigen Jahren sind sie selbst Kinogeschichte und repräsentieren mit ihrer Machart auch einen Zeitgeist, der dann Vergangenheit sein wird.
In "Hüter der Erinnerung" führte der Australier Philpp Noyce Regie, der bereits 1989 mit "Todesstille" auf sich aufmerksam machen konnte und sich in der Folge mit "Die Stunde der Patrioten" oder "Das Kartell" auch in den USA etablieren konnte. Jüngst inszenierte er Angelina Jolie als weibliche Bourne Ausgabe in "Salt". Die Form von "Hüter der Erinnerung" ist daher auch überzeugend und hat mit Brenton Thwaites einen der aufstrebenden Jungstars des zeitgenössischen Kinos an Bord. Der 26jährige Darsteller ist derzeit vollbeschäftigt mit "Oculus", "Maleficent" oder "The Signal". Bald startet auch "Son of a Gun".
In "Hüter der Erinnerung" spielt er den 16jährigen Jonas, der in einer scheinbar schönen neuen Welt lebt. Es gibt keine Kriege mehr, keine Armut und keine Gewalt. Aber um dieses zu halten sind die Menschen angehalten nach den Gesetzen der Ältesten (u.a. Meryl Streep) zu leben und dazu gehört die tägliche Einnahme von Medikamenten am Morgen, um den Tag zu bestreiten und vor allem um jedwede Gefühle zu ünterdrücken. Daher ist ein Begriff wie "Liebe" ebenso fremd wie "Hass". Ausserdem sehen die Menschen keine Farben. Daher ist diese Welt in schwarz-weiß. Alle tragen identische Kleidung, die Unterkünfte sind identisch. Kontrolle wird groß geschrieben. Jede Familie darf nur zwei Kinder haben.
Doch die Mütter und Väter sind nicht die leiblichen Eltern. Söhne und Töchter werden von Leihmüttern ausgetragen und einem Paar auf Antrag zugewiesen. Sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, wird die Familie aufgelöst und die jungen Menschen erhalten eine vorgegebene Aufgabe in der Gesellschaft. Jonas ist befreundet mit Fiona (Odeya Rush) und Asher (Cameron Monagham). In einer Zeremonie wird bestimmt, dass Jonas aufgrund seiner Intelligenz, Rechtschaffenheit die aussergewöhnlichste Aufgabe zugeteilt bekommt. Denn als Hüter der Erinnerung ist er einzigartig und die Aufgabe ist es das gesamte Wissen der Menschheit stellvertretend zu verwalten. Nur dieser Hüter der Erinnerung hat Einblick in alles verloren Geglaubte und wird auch die Welt kennenlernen, die vor der Einführung der Gleichheit existent war.  Der noch amtierende Hüter (Jeff Bridges) wird zu seinem Geber, der die Aufgabe hat, sein Wissen an die nächste Generation - also an Jonas - weiterzugeben. Jonas ist fasziniert von dieser ihm unbekannten, aber auch gefährlichen Welt voller Liebe und auch Hass. Er lernt Schmerz und Freude kennen. Und dabei lässt er auch das morgendliche Medikament weg...


 Je mehr Jonas Erkenntnis gewinnt, desto mehr tauchen die Farben im Film auf. Ein einfacher, aber auch effektiver Kunstgriff in diesem optisch gut gemachten Science Fiction Film, der mit seinen 97 Minuten knackig kurz geraten ist und daher der Gefahr entgeht eine gewisse Trägheit zu erlangen, wie man sie bereits im 2. Teil der Panem Trilogie bemerkte. Natürlich ist die Message entwaffend einfach, aber Noyce hat das alles in überzeugende Bilder getaucht. Die Flucht mit einem kleinen Säugling, der vom System "getötet" werden soll" ist dann auch gleichzeitig Höhepunkt des Films und fügt Traum und Wirklichkeit zusammen. Denn Jonas hat von dieser Schlittenfahrt im Schnee schon einmal geträumt und das Haus, aus dem man ein Weihnachtslied hört, steht sinnbildlich für das wieder gefundene Zuhause.


 Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Freitag, 13. Februar 2015

Lucy





















Regie: Luc Besson

Scarlett und 100 Prozent...

Fur Luc Besson ist seiner neuer Film "Lucy" tatsächlich so eine Art Comeback, nachdem seine Filme der letzten 10 Jahren nicht mehr so recht liefen. Die letzte überzeugende Arbeit "Angel A" liegt lange zurück. Seine Meisterwerke sind zweifelsohne "Im Rausch der Tiefe", "Subway" und auch "Leon, der Profi". Aber auch "Subway", "Das fünfte Element" oder "Johanna von Orleans" konnten sich sehen lassen. Immerhin war Luc Besson in den letzten Jahren nicht untätig, obwohl er ja schon mehr als einmal seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft angekündigt hat. Als Produzent von kultigen Actionfilmen wie "Transporter", "Ghettogangz" oder "Taxi" hat er gute Kohle verdient. Ausserdem produzierte er "Taken",  einen der besten und grimmigsten Actionfilme der letzten Jahre mit einem furios aufspielenden Liam Neeson sowie den Horrorstreifen "Frontiers". Ein Teil des Erfolgs von "Lucy" muss man natürlich der attraktiven Blondine Scarlett Johansson zuschreiben, die schon kurz nach ihrer Galavorstellung in "Unter the Skin" von Jonathan Glazer und ihrer Sprechrolle in "Her" schon wieder in einem Science Fiction Film auftritt und beste Chancen hat zu einer Ikone des Genres zu werden. Tatsächlich steht und fällt "Lucy" mit ihrer Darstellung. Der kurzweilige Film beginnt mit einem Prolog. Ein Vorfahre des Homo Sapiens schöpft aus einem See Wasser zu trinken. Aus dem Off hört der Zuschauer eine weibliche Stimme "Vor einer Milliarde Jahren wurde uns das Leben geschenkt. Was haben wir daraus gemacht ?" Dann Szenenwechsel und die aufmerksame Kamera Thierry Arbogast (Ridicule, Femme Fatale, Schwarze Kate,weißer Kater) zeigt in schnellen und hektischen Schnitten Eindrücke von unserer Welt, die Menschen wirken wie ferngesteuerte Ameisen. Eine 25jährige Amerikanerin namens Lucy (Scarlett Johansson) lebt in Taiwan mit ihrem Freund Richard, den sie erst kürzlich kennengelernt hat. Dieser wenig vertrauenswürdige Kerl schlägt ihr vor, dass sie einen Koffer mit unbekanntem Inhalt beim koreanischen Gangsterboss Mr. Jang (Choi Min-Sik) abliefern soll. Als Lohn winken 500 Dollar. Lucy ist misstrauisch und weigert sich. Der nette Freund fesselt sie daraufhin mit einer Handschelle an den besagten Koffer - unter Zwang betritt die Frau ängstlich das Hochhaus, in dem der Gangsterboss wohnt. Der Koffer beinhaltet eine neuartige Droge, synthetisches CPH4.  Lucy wird in Jangs Hotelzimmer verschleppt, wo Ihr und drei Männern ein Paket mit der Droge in den Unterleib implantiert wird. Die Droge soll auf diese Weise in drei Großstädte Europas, Berlin, Paris und Rom geschmuggelt werden.  Als sie von der unfreiwilligen Operation erwacht, findet sich angekettet in einem Container wieder, wo ihr einer von Jangs Schergen in den Unterleib tritt, so dass das Paket aufplatzt und die Droge teilweise in ihrem Körper freigesetzt wird. Die Substanz lässt die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns rapide steigen. Dadurch nimmt nicht nur ihre Intelligenz immer weiter zu, sondern sie erwirbt auch eine ganze Reihe weiterer übermenschlicher Fähigkeiten. Es ist wahrscheinlich, dass sie in den nächsten Stunden 100 % ihres geistgen Potentials nutzen kann - doch sie wird höchstwahrscheinlich auch bei diesem Prozess sterben müssen. Lucy nimmt Kontakt zum Wissenschaftler Samuel Norman (Morgan Freeman) auf. Am Ende steht eine Zeitreise bis zum Ursprung des Universums, dort trifft sie auf einer Etappe den im Prolog gezeigten Primaten aus dem Tier-Mensch Übergangsfeld...


Und der Zuschauer staunt nach diesem kurzweiligen 89 Minuten Film, der größtenteils auf dem 10% Mythos baiert. Viele Wissenschaftler sind sich sicher, dass der Mensch normalerweise nur einen kleinen Prozentsatz seiner Gehirnkapazität nutzt und den viel größeren Rest brach liegen lässt. Natürlich braucht man für den Film weit weniger als 10 % seiner Gehirnleistung, denn im Grunde ist "Lucy" nichts anderes als sehr modernes Kino mit guter Optik und relativ wenig Inhalt. Immerhin erhielt Luc Bessons Comeback sogar von der deutschen Film und Medienbewertung das begehrte Prädikat "besonders wertvoll". Das weltweite Einspielergebnis von 458 Millionen Dollar toppte sogar "Das fünfte Element",  Bessons bisher erfolgreichste Regiearbeit an den Kinokassen.

Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

Die Behandlung

























Regie: Hans Herbots

Der Troll und weibliche Hormone...

Bereits mit den ersten Bildern bahnt sich ein filmischer Albtraum an: Zwei Jungen spielen an einer Bahntrasse. Der eine hat sich als Indianer verkleidet, der Andere hat ein Cowboy Kostüm gewählt. Dann kjommt ein älterer Mann (Johan van Assche) dazu, der den kleinen Indianer packt und mit sich zieht. Dann erwacht Inspektor Nick Cafmeyer (Geert Van Rampelberg) aus seinem Traum. Es ist ein immer wiederkehrender Traum seit seiner Kindheit, als der Bruder spurlos verschwand und bis heute gibt es kein Lebenszeichen von Ihm. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Björn Opfer eines grausamen Verbrechens, aber eine Leiche fand man nie. Es gab damals auch Verdachtsmomente gegen Ivan Plettinckx, ein Pädophiler in der unmittelbaren Nachbarschaft und auch der Mann in Nicks Traum, aber es konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden. Doch der Verdächtige hat noch ein perfides Spiel mit dem Inspektor laufen, indem er ihn mit Briefen und ständigen Andeutungen quält, er wüsste vielleicht doch die Wahrheit über seinen Bruder. Während ihn sein persönliches Trauma nicht loslässt, wird Nick im Rahmen seiner Arbeit mit einem grausamen Fall konfrontiert. Eine Familie wurde brutal angegriffen, tagelang in Gefangenschaft gehalten, während der kleine Sohn der Familie missbraucht und entführt wurde. Einige Tage später wird die Leiche des Jungen gefunden, doch es wird schnell klar, dass der kranke Mörder nicht aufhören wird, aber wer ist dieser unheimliche "Troll" auch "Beißer" genannt, vor dem sich die Kinder in der Umgebung fürchten. Immer mehr zeigt sich sogar eine Verbindung zu früheren Fällen und nicht zuleztt sogar zum Verschwinden seines Bruders.. Die Ermittlungen bringen Cafmeyer – selbst traumatisiert durch ein lange zurückliegendes, persönliches Schicksal – an seine emotionalen Grenzen. Doch der Albtraum hat gerade erst begonnen, denn abseits der Ermittlungen hat der kranke Verbrecher bereits eine neue Familie als Opfer auserkoren...


"Die Behandlung" ist ein fieser belgischer Thriller aus dem Jahr 2014, der Regisseur heißt Hans Herbots. Die Thematik ist allerdings nichts für schwache Nerven, denn kaum ein Verbrechen ist so schlimm und perverrs wie der sexuelle Mißbrauch von Kindern. Der Film basiert auf dem Roman "Die Behandlung" von Mo Hayder. Die Handlung wurde im Film aber von England nach Belgien verlegt. Angesichts des Falls von Marc Dutroux und des Verdachts eines größeren Kinderpornografierings im Land, erhält der Film natürlich noch zusätzlich eine besonders glaubwürdige Note. Ansonsten ist das große Vorbild sehr schnell gefunden. Hans Herbots möchte mit seinem düsteren, auswegslosen Thriller in die Fußstapfen von Georg Sluizers großem Meisterwerk "Spurlos" treten. Und die Voraussetzungen dafür sind sehr gut, auch wenn man vielleicht nach dem Film doch auf den Gedanken kommt, dass der Täter vielleicht etwas zu überzeichnet dargestellt wurde. Das Ritual, dass der Täter wählt, ist irre krank und weckt sogar leichte Erinnerungen an die Geschmacklosigkeit aus "A Serbian Film".  Inmitten von Dreck und Pisse müssen die Opfer ein perfides Spiel mitmachen. Und Herbots weiß warum das Original von "Spurlos" so gut funktioniert hat und das US-Remake trotz Jeff Bridges so schlecht war  - daher verweigert der belgische Regisseur dem Zuschauer das Happy End im allerletzten Augenblick. Der Film ist erschütternd, tiefgründig und hochkomplex. Er zeigt auch die Polizeiarbeit realistisch und hat mit Geert van Rampelberg einen sehr guten Hauptdarsteller.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Dienstag, 10. Februar 2015

Stonehearst Asylum



















Regie: Brad Anderson

Ein sonderbares Irrenhaus...

Brad Anderson auf den Spuren von Edgar Allan Poe. Mit "Stonehearst Asylum" wird der Zuschauer ins Jahr 1899 entführt. Dabei gibt die erste Szene an der Universität in Oxford einen Einblick in die medizinischen Lehren über die weibliche Hysterie. Zu diesem Zweck hat der Dozent und Nervenarzt (Brendan Gleeson) für die Studenten mit der verwirrten Eliza Graves (Kate Beckinsale) eine überaus attraktive Testperson für seine lehrbegierigen Studenten. Die zweite Szene des Films zeigt den jungen Londoner Arzt Dr. Edward Newgate (Jim Sturgess) auf dem Weg zu seinem neuen Arbeitsplatz. Am Weihnachtsabend 1899 trifft er dort in Stonehearst Asylum ein. Diese Nervenanstalt ist berühmt. Alle mental verwirrten Menschen sind aus gutem Hause - ausgestoßen von den jeweiligen Familien, die sich ihrer kranken Angehörigen schämen. Dort praktiziert ein gewisser Dr. Silas Lamb (Ben Kingsley) mit sehr eigenwilligen, für die damalige Zeit geradezu revolutonären Methoden. Mit dem Wissen der gelernten Schulmedizin kommt der Youngster dort sicherlich nicht weiter - er muss sich auf die progressiven Behandlungen seinen Vorgesetzten einstellen, der nicht gleich mit Medikamenten ruhig stellt und wo Personal und Patient ziemlich nahe im Stationsalltag zusammen sind.
Obschon Newgate überrascht ist, neigt er dazu, dem vertrauenswürdigen Lamb Glauben zu schenken. Bis er des Nachts durch Geräusche in den Keller gelockt wird und über eingekerkerte Menschen stolpert. Unter ihnen Dr. Benjamin Salt (Michael Caine), der eine ganz eigene Geschichte zu Lamb und dessen Methode zu erzählen hat. Ausserdem ist dort auch Eliza Graves Patientin...


 Sehr gelungen ist die Ausstattung des Films, der auf der Kurzgeschichte "The System of Doctor Tarr and Professor Fether" von Edgar Allan Poe basiert. Dabei ist das Setting meistens sehr düster und gefällt mit einem gelungenen Zeitkolorit.
Es ist sogar der zweite Psychatrie Besuch des Regisseurs. Bereits sein 2001 realisierter und sein vielleicht bis dato bester Film "Session 9" schildert die horrormässigen Sanierungsarbeiten eines Teams in einem seit den 80er Jahren leerstehenden Psychiatriekomplexes. Es folgte "The Machinist" - einer dieser vielen Nachahmer von "Sixth Sense", also Geschichten, die bis zum Schlussakkord eine bedrohliche, geheimnisvolle, mystische, verschachtelte Geschichte aufbauen, der Zuschauer bleibt dabei die ganze Zeit im Dunkel - bis dann am Ende mit Karacho der Plot aufgelöst wird und mehr oder weniger einen Sinn ergibt. Seine Arbeit sicherlich eine der besseren in diesem Genre. Mit "Transiberian" gelang ihm ein äusserst spanender Eisenbahnthriller. "Die Herrschaft der Schatten" hatte es schon schwerer, weil diese postapokalyptische Geschichte über die letzten Lichtquellen recht sonderbar war. "The Call" war da wieder um einiges konventioneller und spannender - um bescherte auch mal Halle Berry wieder einen guten Erfolg, der mal nicht für die Goldene Himbeere nominiert wurde. Nun also ein Kostümfilm mit leichten Gruselmomenten, einigen geglückten Momenten und einem eher starken Ende.
Ansonsten gehört "Stonehearst Asylum" eher zum guten Durchschnitt - also nicht schlecht, recht unterhaltsam, aber dennoch wenig Potential für einen späteren Klassiker. Selbst die Starbesetzung reißt es nicht heraus. Ein bisschen errinert das Ganze - nicht nur wegen Ben Kingsley - an den wesentlich besseren Scorsese Film "Shutter Island". Interessant gestaltet ist aber die Frage, die die Geschichte aufwirft. Wie human sind die Methoden der Ärzte ? Der Film kommt jedenfalls zum guten Schluß, dass das humanistische Heilverfahren dann beginnt, wenn man mit dem Patienten die Therapie gestaltet und nicht über seinen Kopf hinweg...damals gar mit barbarischen Foltermethoden. So kommt auch der Moment, in dem man weiß, dass nicht nur Unschuldige im Keller eingesperrt sind.


Bewertung: 6 von 10 Punkten.