Regie: Guillem Morales
Einsamkeit und Wohnraumparasiten...
Die eigenen vier Wände sind der Rückzugsort des Menschen. Sicherheit,
Behaglichkeit und Geborgenheit; das erwarten wir uns von den Räumlichkeiten, die
hinter unserer Haus- oder Wohnungstüre liegen. Doch in dem spanischen
Paranoia-Thriller "Uncertain Guest" (Original: El habitante Incierto) des
Spaniers Guillem Morales aus dem Jahr 2004 bekommt das Home-Invasion-Genre einen
sehr ungewöhnlichen Eindringling präsentiert. Denn der Fremde (Agusti
Villaronga, Regisseur von "Im Glaskäfig" und "El Mar"), der bei Architekt Felix
(Andoni Garcia) nur mal kurz telefonieren wollte und den Hausherrn bat kurz das
Wohnzimmer zu verlassen ist plötzlich spurlos verschwunden. Aber wohin ? Ging
er, ohne Auf Wiedersehen zu sagen. Oder aber..ist er immer noch in diesem
riesigen Haus, dass der neurotische Felix seit kurzem alleine bewohnt. Denn er
hat sich vor kurzem von seiner Lebensgefährtin Vera (Monica Lopez) getrennt. Die
Einsamkeit ist jedoch schwer zu ertragen und seit diesem mysteriösen Fremden
kehrt auch eine Angst ein. Denn beunruhigend sind die seltsamen Geräusche, es
klingt als würde jemand verstohlen durch die Räume wandern. Zwar kann Felix
niemanden finden, doch er gerät zunehmend in Bedrängnis und Aufregung und weiß
sich bald nicht mehr anders zu helfen als die Polizei zu verständigen. Diese
sucht aber auch erfolglos im Haus. Ist das alles etwa Einbildung ? In der
Folgezeit nimmt Felix wieder Kontakt mit Vera auf, die sich auch alleine fühlt
und ihren Exlover vermisst. Doch diese kurze Zweisamkeit wird jäh unterbrochen,
als Felix Vera nachts in der Küche mit jemandem reden hört. Steckt seine
Freundin etwa mit dem Eindringling unter einer Decke ? Oder ist dies der Beginn
einer Schizophrenie ? Paranoia und Panik bewirken, dass Felix sich eine Waffe
beschafft...
In Sachen Suspence und Spannungsaufbau gibts in "Uncertain Guest" überhaupt
nichts auszusetzen. Die Geschichte fesselt irgendwie und man ist gespannt, was
hinter diesen mysteriösen Vorkomnissen steckt. Sind die Beobachtungen real oder
eingebildet ? Jedenfalls orientierte sich der spanische Regisseur m.E. ein
bisschen an der Struktur von Polanskis "Der Mieter", der dann zwar die
Geschichte eines Krankheitsverlaufs aufzeigt, aber auch einen Rest Zweifel
offenlässt. Wie es der spanische Film löst, wird natürlich nicht verraten. Aber
im Hauptteil des Films fühlt man sich ein bisschen in die Filmwelt eines Luis
Bunuel hineinversetzt, besonders in sein Alterswerk "Das obskure Objekt der
Begierde", dort spielen zwei Frauen ein und dieselbe Frau. Morales entscheidet
sich allerdings für das Gegenteil. Die selbe Schauspielerin spielt zwei
verschiedene Rollen, wobei sich für den Protagonisten die weiblichen Figuren zu
einer Person verschmelzen. Guillem Morales ist ein Name den man sich merken
sollte. Sein 2010 realisierter Nachfolgefilm "Julias Eyes" hat mich schon
begeistert, auch "Uncertain Guest" liefert sehr gute Genreunterhaltung, trotz
kammerspielartigem Szenario. Was den Film zusätzlich interessant macht ist seine
Zweiteilung. Während der Hauptdarsteller bis zur Mitte des Films eher passiv ist
und sich kaum was traut, ändert sich dies in der zweiten Hälfte. Felix übernimmt
den aktiven Part und schafft klare Verhältnisse, allerdings mit fatalen Folgen.
Bewertung. 8 von 10 Punkten.