Samstag, 30. Dezember 2017

Get out
















Regie: Jordan Peele

Rassenvampirismus, Hypnose und Gehirntransplantationen...

50 Jahre nach nach Stanley Kramers Filmerfolg "Rat mal, wer zum Essen kommt" bekommt dieser Klassiker über den versteckten Rassismus in liberalen, großbürgerlichen Kreisen der amerikanischen Gesellschaft ein fieses und galliges Update. Regie in "Get out" führte der US-Komiker Jordan Peele, der genau das gleiche Grundgerüst wie Kramers Film aufweist: Eine junge weiße Amerikanerin stellt bei einem Wochenendbesuch ihren neuen Freund - einen Afroamerikaner - ihren liberalen, vermögenden Eltern vor. Damals spielten Sidney Poitier, Katherine Houghton, Spencer Tracy und Katharine Hepburn diese Rollen. Jordan Peele setzte dagegen eher auf neue Gesichter. Und sein Film geht auch bald in eine horrorartige Richtung.
Der New Yorker Fotograf Chris Washington (Daniel Kaluuya) ist liiert mit der hügschen Rose Armitage (Allison Williams) und das Mädchen möchte ihren neuen Boyfriend auch ihren Eltern vorstellen.
"Wissen deine Eltern, dass ich schwarz bin ?" fragt Chris vor dem ersten Wochenendausflug zu Roses Familie, doch Rose antwortet mit einer Frage "Sollten sie ?" Dann verrät sie ihrem attraktiven Lover, dass ihr Vater (Bradley Whitford) Präsident Obama auch ein drittes Mal gewählt hätte. Also kein Grund zur Sorge. Nur Chris Freund Rod Williams (Lil Hel Howery), der sich solange um Chris Hund kümmert, ist skeptisch - Rod ist Mitarbeiter der TSA (Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Ministeriums für innere Sicherheit). Dann setzt sich das junge Paar ins Auto und fährt auf den Landsitz irgendwo in Upper State New York. Vater Dean ist ein angesehener Neurochirurg, Roses Bruder Jeremy (Caleb Landry Jones) will in die Fußstapfen seines Dads treten und ist Medizinstudent. Missy Armitage, die Mutter (Catherine Keener) ist eine Psychiaterin, die auch fundierte Kenntnisse in Psychose hat. Der Empfang ist zunächst herzlich, auch wenn die Armitages schon recht sonderbar wirken. Auch das Hauspersonal ((Marcus Henderson und Betty Gabriel) - schwarz und devot - verhält sich mehr als merkwürdig. Mit der Zeit bemerkt Chris auch, dass es für Roses Eltern trotzt der liberalen haltung anstrengend ist, sich auf ihn - den neuen Freund der Tochter - wirklich einlassen zu können. Beim Abendessen gibt es sogar einen unschönen Zwischenfall mit Jeremy, der etwas angetrunken gegen Chris ausfällig und beleidigend reagiert.
So steht der Besuch lange nicht mehr unter einem guten Stern, er unterdrückt aber seinen Impuls sofort abzureisen und übernachtet seiner Freundin zuliebe. In dieser Nacht kann er kaum schlafen und verlässt das Haus. Auf dem riesigen Grundstück der Armitages will er eine Zigarette rauchen. Obwohl die Familie bereits eindringlich das Rauchen verteufelt hat. Wieder im Haus angekommen, sieht er, dass Roses Mom noch wach ist. Die hat bemerkt, dass Chris seine Nikotinsucht nicht mehr unterdrücken konnte und bietet ihm an sofort rauchfrei zu sein - dank ihrer Tiefen-Hynose. In dieser Sitzung verrät Chris etwas über den Tod seiner Mutter, ein echtes Trauma und er hat das Gefühl, dass diese Hynosetechnik ihn vollständig paralysieren konnte. Am anderen Morgen wacht er auf und zahlreiche Gäste treffen auf dem Landsitz ein. Der Besuch bei den Eltern fällt zeitgleich auf ein jährliches Treffen gut situierter Akademiker aus dem Freundeskreis, zu Ehren von Roses verstorbenem Großvater. Die Gäste sind ausschließlich weiß...nur einen "Bruder" entdeckt Chris, doch der dunkelhäutige Logan King (Lakeith Stanfield) ist genauso unterwürfig wie die Dienstboten. Nun weiß Chris, dass hier eine ganz krumme Sache am Laufen ist....




Im Horrorgenre ist "Get out" sicherlich die Überraschung des Jahres. Ein Komiker macht den besten Beitrag dieses Jahres in dieser Sparte. Die Zuschauer waren begeistert und so kommt der Film, der mit einem überschaubaren Budget von 5,4 Millionen Dollar realisiert wurde, über 170 Millionen Dollar Umsatz an der Kinokasse machen.
Als Zuschauer hat mich "Get out" sehr stark an den Horrorklassiker "Die Frauen von Stepford" erinnert und kann als Satirebeitrag über den unterschwelligen Rassismus der liberalen Wohlstandsgesellschaft in Amerika richtig gut punkten. Darüberhinaus ist "Get out" richtig spannend und Hauptdarsteller Daniel Kaluuya spielt sehr überzeugend. Dadurch ist das Mitfiebern gesichert, wenn es darum geht dem weißen Horror zu entgehen. Gut gewählt auch die Filmbösewichte - sie alle sind vordergründig sehr freundlich und liebenswürdig. Es ist auch verblüffend, wie viele Fragen zu diesem Themenkreis "Rassismus in den USA" sich mit Peeles eigentlich sehr simpler Grundidee auftauchen.






Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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