Dienstag, 1. November 2016

The VVitch


























Regie: Robert Eggers

Der Teufel hat viele Gesichter...

Von dem Horrorfilm "The VVitch - A New England Folktale" des Regisseurs Robert Eggers kann ein Fan von subtilen Horrorgeschichten nur noch begeistert sein.  Dies mit Mystery angereicherte Geschichte spielt in der Zeit der Pilgerväter und erinnert sofort an Nicholas Hynters Filmdrama "Hexenjagd" mit Winona Ryder, Joan Allen und Daniel Day Lewis, das die Hexenjagd im Jahre 1692 in Salem, einer damals streng puritanischen Gemeinde im US-Staat Massachuetts aufgriff, der zu dieser Zeit noch eine britische Kolonie war. Diese Hexenprozesse fanden damals in dieser streng puritanischen Gemeinde tatsächlich statt.  In ihrem Verlauf wurden 20 Beschuldigte hingerichtet, 55 Menschen unter Folter zu Falschaussagen gebracht, 150 Verdächtigte inhaftiert und weitere 200 Menschen der Hexerei beschuldigt. Die Anschuldigungen dehnten sich innerhalb weniger Monate auf viele andere amerikanische Gemeinden aus.
Eggers Film spielt kurz vor dieser Zeit um 1630. Zehn Jahre nachdem die Mayflower mit ersten Siedlern aus England an Bord im amerikanischen Plymouth anlegte. Zu diesen ersten Immigranten zählt auch die Familie des streng religiösen William (Ralph Ineson). Gemeinsam mit seiner Frau Katherine (Kate Dickie) erziehen sie ihre Kinder Thomasin (Anya Taylor Joy), Caleb (Harvey Scrimshaw) und die kleinen Zwillinge Mercy (Ellie Grainger) und Jonas (Lucas Dawson) sehr streng nach den Geboten Gottes und der heiligen Schrift. Vor kurzem haben die vier Kinder noch ein kleines Geschwisterchen Samuel bekommen. Das Leben als Neubürger in einer Plantage erweist sich aber für den wenig angepassten Vater William als sehr schwierig. Daher nimmt der Zuschauer in der ersten Szene an einem Prozess der Kirchenältesten gegen ihn tiel, mit dem Ergebnis, dass er und seine Familie aus der Gemeinde ausgestoßen werden. Die Familie verlässt das Dorf und nach einer kurzen Reise von einigen Tagen finden sie am Rande eines großen Waldes ein neues, scheinbar ruhiges Zuhause. Dort wollen sie sich eine Existenz aufbauen. Das Leben ausserhalb der Zivilisation bedeutet aber viel Arbeit und vor allem viel Gebet, damit dieses Vorhaben des Existenzaufbaus auch gelingen mag.  Als der Winter naht werden die Pflanzen, die William gesät hat, von einer Krankheit befallen. Da der Mais so nicht eßbar ist, tauscht William heimlich den geliebten Silberbecher seiner Frau gegen Tierfallen ein. Die platziert er im nahen Wald, um dort erfolgreich Wild zu töten. Dann verschwindet der kleine Samuel wie von Geisterhand vor den Augen der ältesten Tochter Thomasin, die auf ihn aufpassen sollte. Dieses Verschwindet verändert die gesamte Familie. Die Mutter weint nur noch und betet, der Vater sieht nur die Jagd im Vordergrund und geht mit seinem Ältesten in den Wald zur Jagd, was er der Frau verheimlicht. Doch in den Fallen ist kein Tier. Aber sie entdecken auf dem Heimweg plötzlich einen Hasen, den der Vater schießen will. Doch auch dies misslingt - stattdessen verletzt sich der Vater durch den Schuß leicht am Gesicht. Während Mercy und Jonas vermehrt mit dem wilden Ziegenbock "Schwarzer Philipp" spielen, sieht der Zuschauer eine Szene im Wald. Eine dort lebende Hexe schmiert sich in der Nacht mit Blut ein. Und damit verstärkt sich auch der Konflikt innerhalb der Familie. Während William dies für eine Prüfung Gottes hält, denkt Katherine zunehmend an einen Fluch. Und dabei lässt sie ihren Kummer immer mehr an Thomasin aus...




Wer ein Faible für düstere Märchen mag, der kommt bei diesem großartigen Horrorbeitrag voll auf seine Kosten. Am Anfang erinnerte mich der Film sogar an den hervorragenden Märchenfilm "Das Märchen der Märchen" von Matteo Garrone, der für mich zu den absoluten Highlights dieses Filmjahres zählt, aber sehr bald verwandelt sich diese mystische, geheimnisvolle Stimmung immer mehr in einen fiesen Alptraum. Dies geschieht aber alles äusserst subtil und glaubwürdig, die Atmosphäre bleibt stets auf dem höchsten Level erhalten. Grandiose Kameraarbeit von Jarin Blaschke, meines Erachtens ein potentieller Oscar-Kandidat. Wie auch die junge Anya Taylor-Joy als Thomasin. Aber auch Ralph Ineson, Kate Dickie und Harvey Scimshaw liefern sehr gute Darstellungen ab.
Umso erstaunlicher, dass "The VVitch" Eggers Regiedebüt ist. Dies hat er sorgfältig geplant, denn er hat mit Historikern zusammengearbeitet um die Geschichte sehr authentisch darzustellen. Er las Prozessakten, zeitgenössischen Überlieferungen - sogar landwirtschaftliche Abhandlungen. Ein Perfektionsbestreben, dass der Cineast ja nur von wenigen Ausnahmeregisseuren wie Luchino Visconti gewohnt war. Zu diesen Elementen ließ er sich aber auch von den Gedanken in seiner kindheit inspieren. So lässt sich das Märchenhafte dieser Geschichte ableiten. Eggert hat als Kind geglaubt, dass die Wälder hinter seinem Elternhaus von Geistern, Hexen und Dämonen bewohnt sind. Neben den menschlichen Darstellern sind im Film mehrere Tiere, darunter ein Hund, ein Pferd, Ziegen, Hasen und ein Rabe zu sehen. Und ja, der Teufel hat viele Gesichter. Ein perfekter Grusler für Halloween.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

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