Sonntag, 13. November 2016

Desierto

























Regie: Juan Cuaron

Mauerbau oder Hasenjagd.....

Am 24. Januar 2017 wird feststehen welche fünf Länder eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film bekommen. Unter den mehr als 80 Anwärter sind Kim Jee-Woon mit "Age of Shadows" (Südkorea), "Unter dem Sand" von Martin Zandvliet (Dänemark), "It´s only the end of the World" von Xavier Dolan (Kanada), "Elle" von Paul Verhoeven (Frankreich), "Fire at Sea" von Gianfranco Rossi (Italien), "Julieta" von Pedro Almodovar, "Afterimage" von Andrzej Wajda (Polen), "Toni Erdman" von Maren Ade (Deutschland) aussichtsreich - aber auch der mexikanische  Actionthriller "Desierto" von Jonas Cuaron hat Chancen. Durch den Sieg von Donald Trump zum US-Präsidenten ist das Thema des Filmes sogar noch aktueller geworden. Denn er war es, der ja durch Slogans wie "Mauer hochziehen zwischen USA und Mexiko" seine Meinung zu den Einwanderern kund gegeben hat. Und wenn man dann noch seine Aussage "Ich kann jemand auf der Straße abknallen, ohne dass es mich Wählerstimmen kosten würde" dazu nimmt, dann ist der Bösewicht in "Desierto", ein gewisser Sam (Jeffrey Dean Morgan) genau der Typus Mensch, der dieser theoretischen Gerede über  Abschottung gekoppelt mit viel Rassismus, brutale Taten folgen lässt. Der Mann geht mit seinem treuen und zur blutrünstigen Bestie erzogenen Schäferhund im Pick-up (das Lieblingsauto eines Serienkillers) auf Jagd. Zuerst muss ein Hase dran glauben, aber dann entdeckt Sam in der Wüste einige illegale Einwanderer, die heimlich über die Grenze gekommen sind. Was er noch nicht weiß: Diese Gruppe ist sehr schnell zu Fuß, vier andere folgen in einem gewissen Abstand, weil sie erschöpft sind. Zu dieser langsamen Gruppe gehört Moises (Gael Garcia Bernal), der seinen kleinen Sohn wieder sehen will - ausserdem die junge Adela (Alondra Hidalgo), ein sehr erschöpfter Mann und Mechas (Diego Catano), einer der Schleuser. Und das Quartett hat zuerst mal Glück, denn sie werden von Sam nicht gesehen, der seine Knarre geladen hat und nun als unerbittlicher Grenzkontrolleur tätig wird - da die acht Mexikaner gerade durch eine Sandpfanne laufen, sind sie optimale Opfer seiner scharfen Schüsse. Schockiert beoachten die vier Überlebenden dieses unglaubliche Szenario, was die Knarre nicht vollendet, wird vom Hund erledigt. Und natürlich werden sie von Sam entdeckt. Die Jagd geht weiter...


Jonas Cuaron ist der Sohn des Regisseurs Alfonso Cuaron, der mit Filmen wie "Harry Potter und der Gefangene von Askaban",  "Y tu mama tambien", "Children of Men" und "Gravity" weltberühmt wurde. Der Regie-Youngster schrieb schon gemeinsam mit seinem Vater das Drehbuch zum oscargekrönten Weltraum-Abenteuer "Gravity". Optisch ist "Desierto" gut gelungen, eine überzeugende Kameraarbeit von Damian Garcia. Allerdings hat der Film das Problem, dass weder der Serienkiller noch die Opfer, die um ihr Leben rennen, besonders markant herausgearbeitet werden. Auch wenn Gael Garcia Bernal die Hauptrolle spielt. Er bleibt dennoch etwas farblos - auch Jeffrey Dean Morgan als Redneck ist gewöhnungsbedürftig. Denn so richtig nimmt man ihm den brutal agierenden Jäger nicht ab. Interessant aber seine Beziehung zu seinem Hund. Leider muss der treue Vierbeiner seinen Gehorsam mit dem Leben bezahlen - dies erst lässt den Killer richtig wütend werden, vorher legte er das Gewehr sehr ruhig und ohne Emotion an. So enttäuscht der Film leider ein bisschen, weil auch die Spannung nur durch einige Logiklöcher aufrechterhalten bleibt - denn wer bleibt schon in der ganzen Nacht in der Nähe des Tatorts, wo sich der Täter nach aller Wahrscheinlichkeiit auch noch der Gunman aufhalten muss. Erst am anderen Morgen - nach einem ausgiebigem Schlaf wachen Opfer und Täter nicht mal hundert Meter voneinander entfernt auf. Also wenn man auf mich Jagd macht, dann suche ich in jeder Sekunde das Weite. Aber dann wäre vielleicht auch die Jagd zu Ende. Ich bin gespannt, ob dem Film aufgrund der aktuellen politischen Tendenz "Angst vor Fremden zu haben" eine Oscar-Nominierung gelingt.


Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

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