Regie: Roger Corman
Ich sehe...
In seiner Schaffensphase von 1960 bis 1964 gelangen Roger Corman,
der in den 50er Jahren hauptsächlich schnell produzierte B-Pictures
drehte, seine besten Filme. Verantwortlich dafür waren zwar in erster
Linie seine gelungenen Adaptionen der Geschichten von Edgar Allen Poe,
die er mit "Die Verfluchten" erfolgreich einleitete. Es folgten "Pit and
the Pendulum", "Lebendig begraben", "Der grauenvolle Mr. X", "Der
Rabe", "Die Folterkammer des Hexenjägers", "Satanas" und "Das Grab der
Lygeia".
In diesen Jahren gelang ihm aber auch mit anderen
Filmen die Anerkennung der seriösen Filmkritik. "Weißer Terrror" aus
dem Jahr 1961 war sogar einer der ersten US-Movies überhaupt, die sich
ernsthaft und glaubwürdig mit dem Rassismus auseinandersetzen. Mit
Oscar-Preisträger, den er schon für "Lebendig begraben" verpflichten
konnte, drehte er 1963 ein zweites Mal. Die zweite Zusammenarbeit mit
dem Schauspieler wurde ein Klassiker des 60er Jahre Horrorfilms.
Basierend
auf einer vagen Grundidee verfasste Autor Ray Russell gemeinsam mit
Robert Dillon ein Drehbuch, dass den Weg der Hauptfigur Dr. James Xavier
(Ray Milland) vom besessenen Wissenschaftler zum ausgegrenzten
Individuum skizzierte. Daher ist "Der Mann mit den Röntgenaugen" der
erste Film Cormans, dr sich mit der Thematik des "Mad Scientist"
befasste. Es ist aber nicht so, dass der forschende Mediziner nicht
komplett den Verstand verloren hat. Er kann aber irgendwann nicht mehr
sehen, welche drastischen Folgen seine Experimente auf ihn selbst haben.
Dabei geht es in der Geschichte gerade um das bessere Sehvermögen. Dank
seiner Forschungen und eines vom ihm hergestellten Serums, dass er in
die Augen tropft, verfügt der Wissenschaftler über die Fähigkeit viel
mehr zu sehen als seine Mitmenschen. Ja, es gestattet ihm sogar einen
Einblick in das Innere des Menschen. Er kann durch die Kleider
hindurchsehen, sieht so auch seine Mitmenschen nackt und dringt vor zu
einem Blick auf Knochen und Organe.
Zunächst wird der
engagierte Wissenschaftler noch von einer Stiftung finanziert, doch
trotz der Unterstützung von Dr. Diane Fairfax (Diana van der Flis) und
seinem Augenarzt Dr. Sam Brant (Harold J. Stone) wird der Geldhahn bald
zugedreht und er muss ohne Unterstützung weiter forschen. Er entwickelt
dieses Serum, dass er X nennt. Was zunächst noch an einem Affen
ausprobiert wird, der mit dem neuen Sehvermögen so schlecht
zurechtkommt, dass er stirbt, wird als Selbstversuch weitergeführt. Mit
ungeahnten Folgen. Bei einer Operation schreitet er ein, weil sein
Kollege Dr. William Benson (John Hoyt) eine falsche Diagnose stellte,
die hätte fatal für die junge Patientin auf dem OP-Tisch hätte werden
können. Er rettet so das Leben des Mädchens, hat nun aber die ganze
Ärzteschaft gegen sich aufgebracht. Es kommt noch dicker. Bei einen
Streit mit Brant und während dieses Handgemenges stößt Xavier seinen
Freund ungewollt aus dem Fenster. Als Mörder gesucht, taucht er unter
und findet Anschluß als Wahrsager Dr. Mentallo auf einem Jahrmarkt. Der
Budenbesitzer Crane (Don Rickles) erkennt sehr schnell, dass er mit
Mentallos Fähigkeit ziemlich viel Geld machen kann...
Roger
Corman gelingt es sehr schön herauszustellen, dass der Wissenschaftler -
je sehender seine Augen werden - umso geringer die Verbindung zu seinen
Mitmenschen noch Stand hält. Am Ende ist er ein Ausgestoßener, seine
Umwelt begegnet ihm mit Angst und Furcht. Mit einem geringen Budget von
250.000 Dollar waren aufwändige Spezialeffekte nicht machbar. Doch
Corman löste das finazielle Problem mit viel Phantasie und so werden die
erweiterten Sehfähigkeiten durch einfache Grafiken und Überblendungen,
durch farbverfremdete (Spectarama) und verzerrte Aufnahmen dem Zuschauer
plausibel dargestellt. Dabei bleibt die Figur des Wissenschaftlers aber
immer an erster Stelle der Story, die mystisch zu Ende geht.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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