Montag, 4. Januar 2016

Der Mann mit den Röntgenaugen





















Regie: Roger Corman

Ich sehe...

In seiner Schaffensphase von 1960 bis 1964 gelangen Roger Corman, der in den 50er Jahren hauptsächlich schnell produzierte B-Pictures drehte, seine besten Filme. Verantwortlich dafür waren zwar in erster Linie seine gelungenen Adaptionen der Geschichten von Edgar Allen Poe, die er mit "Die Verfluchten" erfolgreich einleitete. Es folgten "Pit and the Pendulum", "Lebendig begraben", "Der grauenvolle Mr. X", "Der Rabe", "Die Folterkammer des Hexenjägers", "Satanas" und "Das Grab der Lygeia".
In diesen Jahren gelang ihm aber auch mit anderen Filmen die Anerkennung der seriösen Filmkritik. "Weißer Terrror" aus dem Jahr 1961 war sogar einer der ersten US-Movies überhaupt, die sich ernsthaft und glaubwürdig mit dem Rassismus auseinandersetzen. Mit Oscar-Preisträger, den er schon für "Lebendig begraben" verpflichten konnte, drehte er 1963 ein zweites Mal. Die zweite Zusammenarbeit mit dem Schauspieler wurde ein Klassiker des 60er Jahre Horrorfilms.
Basierend auf einer vagen Grundidee verfasste Autor Ray Russell gemeinsam mit Robert Dillon ein Drehbuch, dass den Weg der Hauptfigur Dr. James Xavier (Ray Milland) vom besessenen Wissenschaftler zum ausgegrenzten Individuum skizzierte. Daher ist "Der Mann mit den Röntgenaugen" der erste Film Cormans, dr sich mit der Thematik des "Mad Scientist" befasste. Es ist aber nicht so, dass der forschende Mediziner nicht komplett den Verstand verloren hat. Er kann aber irgendwann nicht mehr sehen, welche drastischen Folgen seine Experimente auf ihn selbst haben. Dabei geht es in der Geschichte gerade um das bessere Sehvermögen. Dank seiner Forschungen und eines vom ihm hergestellten Serums, dass er in die Augen tropft,  verfügt der Wissenschaftler über die Fähigkeit viel mehr zu sehen als seine Mitmenschen. Ja, es gestattet ihm sogar einen Einblick in das Innere des Menschen. Er kann durch die Kleider hindurchsehen, sieht so auch seine Mitmenschen nackt und dringt vor zu einem Blick auf Knochen und Organe.
Zunächst wird der engagierte Wissenschaftler noch von einer Stiftung finanziert, doch trotz der Unterstützung von Dr. Diane Fairfax (Diana van der Flis) und seinem Augenarzt Dr. Sam Brant (Harold J. Stone) wird der Geldhahn bald zugedreht und er muss ohne Unterstützung weiter forschen. Er entwickelt dieses Serum, dass er X nennt. Was zunächst noch an einem Affen ausprobiert wird, der mit dem neuen Sehvermögen so schlecht zurechtkommt, dass er stirbt, wird als Selbstversuch weitergeführt. Mit ungeahnten Folgen. Bei einer Operation schreitet er ein, weil sein Kollege Dr. William Benson (John Hoyt) eine falsche Diagnose stellte, die hätte fatal für die junge Patientin auf dem OP-Tisch hätte werden können. Er rettet so das Leben des Mädchens, hat nun aber die ganze Ärzteschaft gegen sich aufgebracht. Es kommt noch dicker. Bei einen Streit mit Brant und während dieses Handgemenges stößt Xavier seinen Freund ungewollt aus dem Fenster. Als Mörder gesucht, taucht er unter und findet Anschluß als Wahrsager Dr. Mentallo auf einem Jahrmarkt. Der Budenbesitzer Crane (Don Rickles) erkennt sehr schnell, dass er mit Mentallos Fähigkeit ziemlich viel Geld machen kann...



 Roger Corman gelingt es sehr schön herauszustellen, dass der Wissenschaftler - je sehender seine Augen werden - umso geringer die Verbindung zu seinen Mitmenschen noch Stand hält. Am Ende ist er ein Ausgestoßener, seine Umwelt begegnet ihm mit Angst und Furcht. Mit einem geringen Budget von 250.000 Dollar waren aufwändige Spezialeffekte nicht machbar. Doch Corman löste das finazielle Problem mit viel Phantasie und so werden die erweiterten Sehfähigkeiten durch einfache Grafiken und Überblendungen, durch farbverfremdete (Spectarama) und verzerrte Aufnahmen dem Zuschauer plausibel dargestellt. Dabei bleibt die Figur des Wissenschaftlers aber immer an erster Stelle der Story, die mystisch zu Ende geht.



Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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