Freitag, 8. Januar 2016

Seelen




















Regie: Andrew Niccol

Body Snatchers, mal anders serviert...

Bekannt wurde die US-Autorin Stephanie Meyer durch die Bis(s)-Jugendbuchreihe über die Beziehung zwischen der Schülerin Bella mit dem Vampir Edward Cullen, der dritte im Bunde und Edwards Nebenbuhler ist ein Werwolf namens Jacob Black. Das erste Buch verkaufte sich so gut, dass Stephanie Meyer insgesamt 4 Forsetzungen nachschob und sämtliche Romanen wurden mit Kristen Stewart, Robert Pattison und Taylor Lautner extrem erfolgreich verfilmt. Die Romane und deren Verfilmungen hatten auch einen enormen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Horror- und Sciencefiction Literatur und des Film. Sie läuteten eine ganze Reihe von Dystopien mit jugendlichen Helden ein. Ich denke ohne die Helden Bella und Eward Cullen wären Zukunftsvisionen des Kinos wie "Hunger Games". "Maze Runner" oder "Divergent" nicht möglich gewesen. So gesehen ebnete der Typus vom blutleeren Vampir, der sich mit einer normal Sterblichen einlässt, den Weg zu einem jugendfreien und softeren Zukunfsszenario. Man kann sich darüber streiten, ob es eine gute Entwickung für das Genre darstellt, wenn die Helden immer jünger werden und sich sofort als Identifikationsfiguren anbieten. Möglicherweise verlieren sie dabei ihren Schrecken, ihr Charisma und ihre phantastische Aura. Jedenfalls versuchte sich Stephanie Meyer im Jahr 2008 an ein weiteres Buch, dass sich vor allem auch an erwachsene Leser richtet. Gemeint ist "The Host", der 2013 ebenfalls verfilmt wurde. In Deutschland bekam der Film den Namen "Seelen". Für den neuseeländischen Regisseur Andrew Niccol war der Ausflug ins Science Fiction Fach kein Neuland. sein Erstling "Gattaca" war ein pessimistischer Blick in die Zukunft und wurde hochgelobt. Auch "In Time" mit Justin Timberlake hat "Zeit als Währung" zum Thema und spielt in einer nahen Zukunft. Somit ist "Seelen" sein dritter Science Fiction Beitrag und spielte bei einem Budget von ca. 40 Millionen Dollar immerhin weltweit 63 Millionen Dollar ein, was aber angesichts der Erwartungen, die mit dem Namen Stephanie Meyer verbunden waren, doch als sehr enttäuschendes Einspielergbnis für die Macher war. Dabei ist die Grundidee des Films sehr interessant und fängt in etwa dort an wo Horrorklassiker wie "Invasion of the Body Snatchers" endeten. Nämlich in einer nahen Zukunft, wo die Aliens die Erde inzwischen bevölkert haben, indem sie in die Körper der Menschen schlüpften und ein neues System aufbauten. Nach Einschätzung der Eindringlinge aus dem Weltall in eine auf alle Fälle friedlichere Welt. Das neue System - ohne die Fehler und ohne die Aggression der Menschen - ist die bessere Welt. Die Seelen, so nennen sich die Aliens, benutzen die Menschen als Wirt und haben die vollständige Kontrolle über deren Körper und Erinnerungen übernommen. Fast alle Menschen beherbergen inzwischen die Seele.
Es gibt aber doch noch einige Überlebende. Diese wenigen noch freien und von den Seelen gejagten Menschen verstecken sich in Wäldern und Wüsten. Eine davon ist die 19jährige Melanie Stryder (Saorise Ronan), die mit ihrem kleinen Bruder Jamie (Chandler Canterbury) auf der Flucht ist. Unterwegs trifft sie auf Jared (Max Irons), in den sie sich verliebt. Doch das Mädchenwird von einer Gruppe von Suchern gestellt und es wird ihr eine Seele namens Wanderer eingesetzt. In den meisten Fällen verschwindet nach so einer Operation das alte Ich des Wirtskörpers, doch der alte Geist von Melanie wehrt sich gegen den Eindringling im Körper und so redet sie immer wieder mit dem Wanderer, der so auch ihre Emotionen kennenlernt. Oder besser noch: Der Wanderer und Melanie fusionieren fast ein bissel zu einer Einheit zusammen, die sich dadurch auszeichnet, dass sie hin und hergerissen zwischen Menschsein und Seelensein ist. Die Melanie in ihr bereitet auch die Flucht vor, denn sie will ihren Bruder und ihren Boyfriend wiedersehen. Doch sie wird verfolgt. Die Sucherin (Diane Kruger) lässt nicht locker und verfolgt, denn sie ahnt richtig, dass Wanderer/Melanie sie zu noch weiteren flüchtigen Menschen führen wird, die noch ohne Seele sind. Tatsächlich findet der Wanderer ihren Onkel Jeb (William Hurt), der sich mit weiteren Überlebenden im Inneren eines Berges versteckt hat. Dort leben auch Jamie und Jared. Zunächst sind die Menschen dem Wanderer, der wie Melanie aussieht, misstrauisch gesinnt, einige wollen sie sogar töten. Doch nicht nur bei Jared kommen die alten Gefühle zurück, auch der zunächst feindlich gesinnte Ian (Jake Abel) verliebt sich in den Wanderer...

Was am Anfang sehr vielversprechend und interessant beginnt und mit tollen Bildern ausgestattet ist, wird immer mehr zur kuriosen Lovestory, wo sich die Heldin der Geschichte selbst mal klarwerden muss, wohin die Gefühle gehen, denn Melanie ist nach wie vor in Jared verliebt, aber der Wanderer, der sich irgendwann "Wanda" nennt, lernt auch "menschliche" Gefühle kennen und fängt für Ian an zu schwärmen. Eine komische Konstellation, in der es dann nur schwer gelingt, das eigentlich Thema des Films noch glauwürdig als düstere Zukunftsvision beizubehalten. Am Ende ist es Wanda, die andeutet, dass es vielleicht in Zukunft zu einer positiven Annäherung zwischen Mensch und Alien geben könnte, weil der Alien gelernt hat, dass der böse Mensch auch Eigenschaften besitzt, die erhaltenswert erscheinen. Insgesamt eine zwiespältige Aufbereitung von Science Fiction trotz solider Regie und der charismatischen Darstellerin Soarise Ronan, deren Potential hier nicht ganz so gut zur Geltung kommt.

Bewertung: 4 von 10 Punkten.

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