Sonntag, 24. Januar 2016

Unknown User

























Regie: Levan Gabriadzes

Geister brauchen doofe Teenies...

Found Footage Filme brauchen nur ein geringes Budget, sie sind immer noch beliebt - vor allem im Horrorgenre - und sie spielen daher immer mal wieder das Vielfache ihrer Kosten ein. So auch bei Levan Gabriadzes "Unknown User" (Original: Unfriended) aus dem Jahr 2014. Der Film kostete grade mal 1 Million US-Dollar und spielte weltweit ca. 59 Millionen Dollar ein. Die gesamte Handlung des 83 Minuten kurzen Films spielt sich auf dem Desktop des Laptops der Schülerin Blaire Lily (Shelley Henning) aus dem kalifornischen Fresno ab. Die schaut sich noch einmal ein Video an, dass vor genau einem Jahr gedreht wurde und zeigt wie sich ihre beste Freundin Laura Barns ( Heather Sossmann) vor laufender Kamera erschießt. Grund für den Suizid der beliebten Schülerin war ein Clip, anonym auf Youtube hochgeladen, der sie zeigt, wie sie betrunken im eigenen Kot liegt. Die Veröffentlichung führte daher zu riesigem Hohn und Spott, so dass der Teenager keinen anderen Ausweg mehr sah als sich das Leben zu nehmen. Dies geschah am 12. April 2013...heute Abend ein Jahr später trifft sich Blairy Lily mit sechs Freunden in einem Skype-Chat. Dabei sind ihr Boyfriend Mitch Roussel (Moses Jacob Sturm) und die Schulkameraden Jess Felton (Renee Olstead), Ken Smith (Jacob Wysocki) und Adam Sewell (Will Peltz). Während dem Gespräch merken sie, dass sich ein unbekannter User, der den Namen "billie227" trägt, ebenfalls im Chat aufhält. Nach mehreren erfolglosen Versuchen den Fremden loszuwerden, wird die Vermutung immer stärker, dass ihnen die Mitschülerin Val Rommel (Courtney Halverson) einen Streich spielt. Sie laden daher Val in den Chat ein. Gleichzeitig erhalten sie über Facebook Nachrichten von Laura Barns Konto.
Auf dem Facebook-Profil von Jess erscheinen dann auch bald recht peinliche Bilder von Val bei einer Party, auf denen sie sich übergibt oder Drogen nimmt. Nun wird Jess von Val beschuldigt, dass sie diese Bilder absichtlich hochgeladen hat. Jess löscht die Bilder, aber kurz danach erscheinen diese auf Adams Account. Es kommt zu heftigen Streitereien untereinander. Val wird von Lauras Account in der Folge massiv bedroht. Die glaubt, dass Ken etwas damit zu tun haben könnte und verlässt den Chat, um die Polizei anzurufen. Dies ist der Auftakt des mörderischen Jahrestages. Dieser "billie227" hat vor Rache für Lauras Tod zu nehmen und bald gibt es auch den ersten Toten...


 Das von Timur Nuruachitowitsch Bekmambetow (Wächter des Tages, Wächter der Nacht) produzierte Horror-B Picture hat einen sehr interessanten und originellen Ansatz, auch wenn ich zugeben muss, dass es recht anstrengend ist das Geschehen auf diesem Laptop zu verfolgen, wenn sich die kleinen Zusatzfenster öffnen. Lange Zeit bleibt die Handlung im Dunkel und der Film liefert auch diverse hochaktuelle Bezüge zu Cyber-Mobbing, Social-Media-Wahn, zu der Angst etwas im Netz zu verpassen oder der Sucht ständig mit dem Internet verbunden zu sein. Schon ganz am Anfang am Beispiel des gezeigten Selbstmord-Videos, wo die Schüler, die das mitfilmen zwar immer "tu es bitte nicht" rufen, aber niemals die Hand von der Kamera nehmen. Dies ist dann auch später ersichtlich, wenn die Situation im Chat durch den unbekannten Billie immer brenzliger wird - alle bleiben gebannt vor Ort. Leider triftet der Film dann nach dem ersten Tod eines der Teenager in eine sehr unlogische Richtung. Man müsste meinen, dass die Teenies dann so schlau sind sich entweder a) aus dem Chat auszusteigen, um Hilfe zu holen oder sich b) vielleicht "live" treffen, da sie wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander wohnen. Zumal ja Mitch in den ersten Szenen in Aussicht stellte "schnell mal auf einen Sprung rüberzukommen". Sie bleiben am Ball und werden natürlich so zum Kanonenfutter des Täters, der an allen Orten gleichzeitig präsent zu sein scheint und möglicherweise so der Film auch in eine "Geistergeschichte" abdriftet. Es bleibt aber alles bis zuletzt sehr unklar und so kurz vor Schluß wünschte ich natürlich, dass den Machern eine begnadete Idee eingefallen ist, wie der Film aus dieser Sackgasse nochmals rauskommt. Aber nach diesem Handlungsverlauf war fast nur dieser eine Schlußakkord möglich und der kam dann auch. Leider muss ich sagen. "Unknown User" - ein origineller Film, der leider gesamthaft gescheitert ist.

Bewertung: 4 von 10 Punkten.

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