Regie: Levan Gabriadzes
Geister brauchen doofe Teenies...
Found Footage Filme brauchen nur ein geringes Budget, sie sind
immer noch beliebt - vor allem im Horrorgenre - und sie spielen daher
immer mal wieder das Vielfache ihrer Kosten ein. So auch bei Levan
Gabriadzes "Unknown User" (Original: Unfriended) aus dem Jahr 2014. Der
Film kostete grade mal 1 Million US-Dollar und spielte weltweit ca. 59
Millionen Dollar ein. Die gesamte Handlung des 83 Minuten kurzen Films
spielt sich auf dem Desktop des Laptops der Schülerin Blaire Lily
(Shelley Henning) aus dem kalifornischen Fresno ab. Die schaut sich noch
einmal ein Video an, dass vor genau einem Jahr gedreht wurde und zeigt
wie sich ihre beste Freundin Laura Barns ( Heather Sossmann) vor
laufender Kamera erschießt. Grund für den Suizid der beliebten Schülerin
war ein Clip, anonym auf Youtube hochgeladen, der sie zeigt, wie sie
betrunken im eigenen Kot liegt. Die Veröffentlichung führte daher zu
riesigem Hohn und Spott, so dass der Teenager keinen anderen Ausweg mehr
sah als sich das Leben zu nehmen. Dies geschah am 12. April
2013...heute Abend ein Jahr später trifft sich Blairy Lily mit sechs
Freunden in einem Skype-Chat. Dabei sind ihr Boyfriend Mitch Roussel
(Moses Jacob Sturm) und die Schulkameraden Jess Felton (Renee Olstead),
Ken Smith (Jacob Wysocki) und Adam Sewell (Will Peltz). Während dem
Gespräch merken sie, dass sich ein unbekannter User, der den Namen
"billie227" trägt, ebenfalls im Chat aufhält. Nach mehreren erfolglosen
Versuchen den Fremden loszuwerden, wird die Vermutung immer stärker,
dass ihnen die Mitschülerin Val Rommel (Courtney Halverson) einen
Streich spielt. Sie laden daher Val in den Chat ein. Gleichzeitig
erhalten sie über Facebook Nachrichten von Laura Barns Konto.
Auf
dem Facebook-Profil von Jess erscheinen dann auch bald recht peinliche
Bilder von Val bei einer Party, auf denen sie sich übergibt oder Drogen
nimmt. Nun wird Jess von Val beschuldigt, dass sie diese Bilder
absichtlich hochgeladen hat. Jess löscht die Bilder, aber kurz danach
erscheinen diese auf Adams Account. Es kommt zu heftigen Streitereien
untereinander. Val wird von Lauras Account in der Folge massiv bedroht.
Die glaubt, dass Ken etwas damit zu tun haben könnte und verlässt den
Chat, um die Polizei anzurufen. Dies ist der Auftakt des mörderischen
Jahrestages. Dieser "billie227" hat vor Rache für Lauras Tod zu nehmen
und bald gibt es auch den ersten Toten...
Das von Timur
Nuruachitowitsch Bekmambetow (Wächter des Tages, Wächter der Nacht)
produzierte Horror-B Picture hat einen sehr interessanten und
originellen Ansatz, auch wenn ich zugeben muss, dass es recht
anstrengend ist das Geschehen auf diesem Laptop zu verfolgen, wenn sich
die kleinen Zusatzfenster öffnen. Lange Zeit bleibt die Handlung im
Dunkel und der Film liefert auch diverse hochaktuelle Bezüge zu
Cyber-Mobbing, Social-Media-Wahn, zu der Angst etwas im Netz zu
verpassen oder der Sucht ständig mit dem Internet verbunden zu sein.
Schon ganz am Anfang am Beispiel des gezeigten Selbstmord-Videos, wo die
Schüler, die das mitfilmen zwar immer "tu es bitte nicht" rufen, aber
niemals die Hand von der Kamera nehmen. Dies ist dann auch später
ersichtlich, wenn die Situation im Chat durch den unbekannten Billie
immer brenzliger wird - alle bleiben gebannt vor Ort. Leider triftet der
Film dann nach dem ersten Tod eines der Teenager in eine sehr
unlogische Richtung. Man müsste meinen, dass die Teenies dann so schlau
sind sich entweder a) aus dem Chat auszusteigen, um Hilfe zu holen oder
sich b) vielleicht "live" treffen, da sie wahrscheinlich gar nicht so
weit auseinander wohnen. Zumal ja Mitch in den ersten Szenen in Aussicht
stellte "schnell mal auf einen Sprung rüberzukommen". Sie bleiben am
Ball und werden natürlich so zum Kanonenfutter des Täters, der an allen
Orten gleichzeitig präsent zu sein scheint und möglicherweise so der
Film auch in eine "Geistergeschichte" abdriftet. Es bleibt aber alles
bis zuletzt sehr unklar und so kurz vor Schluß wünschte ich natürlich,
dass den Machern eine begnadete Idee eingefallen ist, wie der Film aus
dieser Sackgasse nochmals rauskommt. Aber nach diesem Handlungsverlauf
war fast nur dieser eine Schlußakkord möglich und der kam dann auch.
Leider muss ich sagen. "Unknown User" - ein origineller Film, der leider
gesamthaft gescheitert ist.
Bewertung: 4 von 10 Punkten.
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