Samstag, 25. April 2015

Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller


























Regie: Scott Schirmer

Die Geschichte von Marty und Steve..

Der einzige Kritikpunkt, den man Scott Schirmers 2012 inszenierten "Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller" machen könnte, ist vielleicht, dass man dem Horrorfilm in manchen Szenen das sehr geringe Budget ansieht, mit dem der Filmemacher zurecht kommen musste. Allerdings macht Scott Schirmer mit gutem Ideenreichtum und einer großen Eigenständigkeit diese kleine Schwäche wieder mehr als wett. So ist sein Film nicht nur ein sehr besondererer, bisweilen sehr sonderbarer Serienkillerfilm, sondern auch ein melancholischer Coming of Age Beitrag. Erzählt wird die Geschichte von Marty (Gavin Brown), der als Fünftklässler zwar immer gute Noten bekommt, aber bei seinen Mitschülern als "uncool" und zu schüchtern gilt. Durch sein Hobby "Comic" hat er immerhin mit David (Alex Konig) einen etwa gleichaltrigen Freund gefunden. Dieser will aber die Kameradschaft wieder lösen, da er nicht mit einem Mobbingopfer wie Marty zusammen sein will. Jungs wie Marcus (Edward Jackson) oder Trevor (Adrian Cox-Thurmond) attackieren den armen Marty nicht nur verbal, sondern auch körperlich. Um dem quälenden Alltag zu entgehen, flieht der gemobbte Junge in die Welt der Horrorfilme. Auch Mom (Phillis Munro) und Dad (Louie Lawless) haben wenig Verständnis für die Nöte des Teenagers. Bald wird aber sein Leben selbst in den reinsten Horrorfilm verwandelt: Marty findet im Zimmer seines großen Bruders Steve (Ethan Philbeck) einen Kopf. Dieser liegt in der Bowlingtasche und es wird nicht der einzige Kopf bleiben. Die abgetrennten Köpfe wechseln sich ab, meistens gehörten sie dunkelhäutigen Frauen - aber auch das Haupt eines weißen Mannes fand der kleine Marty. Keine Frage: Sein Bruder hat ein Doppelleben. Und es ist auch nur eine Frage der Zeit, bis Steve merken wird, dass sein Doppelleben als fieser Killer entdeckt worden ist. Auch Marty selbst verändert sich in dieser Geschichte: Er wird den Platz des Opfers verlassen und versucht sich zur Wehr zu setzen. Als er tatsächlich schafft gegen einen Peiniger siegreich im Kampf zu sein, bekommt er Ärger mit der Mom und auch mit Pastor Don (Andy Alphonse). Auch Steve dreht auf. Er hat entschieden etwas dagegen, dass sein kleiner Bruder von seinen Mitschülern gequält wird...


"Found" zeigt auch in sehr gelungener Weise die emotionale Bindung der beiden Brüder.
Scott Schirmer dürfte selbst ein heißer Fan alter Horrorfilme aus dem VHS Fundus der 80er Jahre sein, denn die Familie leiht sich keine DVD aus, sondern die guten alten Cassetten für den Videoabend mit Freunden. Es ist nicht viel Blut zu sehen - ausser in der Sequenz dieses Videoabends, wo die beiden Freunde Marty und David die alte VHS-Cassette von "Headless" laufen lassen. Während David den richtigen Film sieht, läuft vor dem geistigen Auge Martys die gleiche Handlung - allerdings mit Hauptdarsteller Steve - ab. Dies alles wirkt in den besten Szenen verstörend und schockierend intensiv und spart auch nicht mit einer gewissen Gesellschaftskritik.
Ich fühlte mich etwas an "Henry - Portrait of a serial Killer" oder Romeros "Martin" erinnert. Schirmer inszenierte sehr stilsicher und ich war immer gut und vor allem nicht unintelligent unterhalten. Herznote von "Found" ist natürlich das Szenario eines in der Pubertät befindlichen Heranwachsenden. Man fühlt die Reize, die Marty durchlebt...das Verbotene und die Neugier. In dieser aufregenden Zeit ist es seine Aufgabe sich auch gegen seine Mitschüler zu behaupten. Doch er erfordert Mut sich den Rangeleien zu stellen. Marty ist zuerst mal introvertiert und flüchtet vor diesen Machtkämpfen. Die Newcomer Gavin Brown und Ethan Philbeck spielen sehr überzeugend.
Auch die blutige Titelsequenz im Comiclook weiß zu gefallen. Die größte Stärke des Films ist aber seine Loslösung von konventionellen Mustern und der Film, der auf einem Roman von Todd Rigney basiert, funktioniert sowohl als Jugenddrama als auch als Horrorbeitrag.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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