Donnerstag, 10. November 2022

Orlacs Hände


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Wiene

Der Pianist und der Mörder...

"Orlacs Hände" wurde in Wien gedreht und ist ein Film des deutschen Stummfilmregisseurs Robert Wiene, der als Macher des expressionistischen Meilensteins "Das Cabinett des Dr. Caligari" aus dem Jahr 1919 zu Weltruhm kam.
Es folgen "Genuine" im Jahr 1920, "Raskolnikow" im Jahr 1923 und "Orlacs Hände" ein Jahr danach. Nach dieser Zeit schuf er eher harmlose leichte Filme.
"Orlacs Hände" ist eine interessante Mischung aus Horror- und Kriminalfilm, wurde später auch noch einige Male verfilmt, u.a. 1935 von Karl Freund unter dem Filmtitel "Mad Love".
Der Film bekam keine Jugendfreigabe. Es existierte sogar ein Antrag des sächsischen Innenministeriums, das den Film verbieten wollte. Als Grund wurde eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung angeführt. So sehr zeige der Film die Ermittlungsmethoden der Polizei wie beispielsweise die Abnahme von Fingerabdrücken. Dies würde doch den bösen Buben ermöglichen bei ihren zukünftigen Taten viele Fehler zu vermeiden, was schließlich auch die Erfolgsquote bei der Aufklärung der Verbrecher mindert.
Für die Ausübung seiner Karriere als erfolgreicher Konzertpianist ist Paul Orlac (Conrad Veidt) auf seine Hände angewiesen. Doch alles ändert sich nach einer schrecklichen Kollison zweier Züge. Orlac war Passagier und überlebt diesen schrecklichen Eisenbahnunfall zwar, aber seine Hände hat er verloren. Seine Frau Yvonne (Alexandra Sorina) bittet den behandelnden Chirurgen Dr. Serra (Hans Homma) alles zu versuchen um die wichtigen Körperteile zu retten. Dieser entscheidet sich schließlich zu einer gewagten Operation, indem er Orlac die Hände des kürzlich hingerichteten Mörders Vasseur annäht. Der weiß zuerst nichts davon wessen Hände er nun hat. Aber er fühlt sich irgendwie verfolgt durch einen Mann (Fritz Kortner), der ihm immer wieder (im Traum?) erscheint. Als er irgendwann den Chirurgen zur Rede stellt und die Wahrheit erfährt, droht der Pianist irgendwie wahnsinnig zu werden. Er will mit diesen Mörderhänden weder Konzerte geben, noch seine geliebte Frau jemals wieder zärtlich berühren. Dadurch kommt das Paar in finanzielle Not, die Gläubiger bestehen darauf, dass die Schulden endlich beglichen werden. Imemrhin kann Yvonne einen Tag Aufschub erwirken. Sie besucht Pauls extrem reichen Vater (Fritz Strassny), der seinen Sohn abgrundtief hasst. Daher ist das Betteln nach Geld auch vergebens. Dennoch fleht Yonne am Abend ihren Mann an selbst zu dem bösen Vater zu gehen, um ihm noch einmal darum zu bitten. Als Paul dort eintrifft, liegt sein Vater erstochen auf dem Boden. Er wurde ermordet. Er ruft die Polizei, die feststellt, dass die Fingerabdrücke des verstorbenen Mörders Vasseur überall zu finden sind...




"Orlacs Hände" ist mit den beiden Stummfilmstars Conrad Veidt und Fritz Kortner, der den Gegenspieler darstellt, hochkarätig besetzt und gilt als frühes Beispiel für einen traumatisierten "Untoten". Der avantgardistische Soundtrack stammt von Johannes Kalitzke, das vom Stuttgarter Kammerorchester eingespielt wurde. Es wurde eine Partitur der Ängste. Die Figur des Paul Orlac ist von Angstneurosen und Projektionen geprägt, die ihn in eine albtraumhafte Stimmung versetzen, aus der es fast unmöglich erscheint wieder herauszufinden. Carmen Cartellini ist als Dienstmädchen Regine zu sehen, eine Schlüsselfigur dieser Geschichte. Der Film basiert auf dem Roman von Maurice Renard - einer der ersten Romane zum Thema "Transplantationen".





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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