Regie: Alain Gsponer
Bedrückende Zukunft....
Der Roman "Jugend ohne Gott" des Schriftstellers Ödön von Horvath
erschien 1937 und beschrieb die Charakter- , Gedanken- und Lieblosigkeit
der Jugend im Dritten Reich. In dem Buch werden die Schüler, von denen
die Geschichte handelt, nur mit Buchstaben benannt, sie sind s.g.
Nummern in einem System ohne Individualiät. Nur die Leistung für die
Gemeinschaft zählt und dieses System bringt natürlich radikale
Systemträger, Mitläufer und auch Opportunisten hervor. Der Roman wurde
bereits mehrfach verfilmt.
Der in Zürich geborene Regisseur Alain Gsponer ist für die
Neuverfilmung aus dem Jahr 2017 verantwortlich und um den Stoff für die
Jugend von Heute noch interessanter zu machen, versetze man den die
Geschichte von der Nazizeit in eine nahe Zukunft. Statt des Faschismus
hat sich in dieser gar nicht mehr so entfernten Zeit eine starke
Gewinner-Verlierer Gesellschaft entwickelt. Damit wird der Tatsache
Rechnung getragen, dass die heutige Jugend sehr stark durch die sozialen
Medien geprägt sind sowie einem immer stärkeren Druck und
Konkurrenzkampf unserer Gesellschaft der unsere Gedanken und unsere
Handlungen beeinflusst. Resultat dieser Entwicklungen könnten ein
Wertefall sein oder um es mit den Worten des Schriftstellers
auszudrücken "eine Welt ohne Gott", was dann auch die Moral tötet.
Für den jungen talentierten Hauptdarsteller gabs am Ende den
Bayrischen Filmpreis als Auszeichnung und bei den Deutschen Filmpreisen
wurde immerhin das Szenenbild von Erwin Wladimirowitch Prib nominiert.
Interessant ist der Aufbau des Drehbuch, das von Alex Buresch und
Matthias Pacht geschrieben wurde. Das Duo erzählt die Geschichte des
Films aus vier verschiedenen Perspektiven, was dem Film eine gute
Dynamik verleiht. Diese Erzählform ist zuerst für den Zuschauer etwas
irritierend, aber sorgt auch für einen gewissen Sog. Die Handlung ist
pychologisch gut durchdacht und erinnert auch an einige Dystopie-Movies
aus den USA der letzten Jahre. Ausserdem hat mich "Jugend ohne Gott" ein
bisschen an den deutschen Actionthriller "Boy 7" von Özgür Yildirim
erinnert.
Ort der Handlung ist ein Assessment Camp in den Bergen, sehr
idyllisch gelegen - dort findet das jährliche Auswahlverfahren für die
wenigen Plätze an der rennomierten Eliteuniversität Rowald statt. Nur
fünf der Schüler werden genommen. Daher ist harter Konkurrenzkampf
angesagt, obwohl das Credo dieser Tests auch beinhaltet, dass man die
Ziele gemeinsam schaffen soll. Die Teenager haben alle vermögende
Eltern. Um die Teilnehmer jederzeit lokalisieren zu können, bekommen die
Jugendlichen einen Sender unter die Haut implantiert.
Als Begründung nennen die Psycgologin Loreen (Anna Maria Mühe) und
auch der Lehrer (Fahri Yardim) die Gefahr von illegalen Landstreichern
in der Gegend, die die Gesellschaft verlassen haben und untergetaucht
sind. Man soll solche Gesellschaftsverweigerer sofort melden, wenn man
ihn begegnet.
Der Schüler Zack (Jannis Niewöhner) hebt sich vom Rest der
Jugendlichen ab, denn er stellt im Innern das System in Frage. Sein
Vater, ein Geschäftsmann, hat Selbstmord verübt und um dieses Trauma zu
verarbeiten, ist es ihm erlaubt, dass er ein Tagebuch führt. Nadesh
(Alicia von Rittberg) ist interessiert an dem Aussenseiter, doch Zack
zeigt ihr die kalte Schulter. Eine schwierige Konstellation, da Zack und
Nadesh ein Team bilden sollen. Der egoistische Titus (Jannik Schüman)
rechnet fest damit, dass er am Ende in den Top5 liegt. Tatsächlich macht
Zack Bekanntschaft mit einer Reihe von Jugendlichen, die sich illegal
im Wald aufhalten und er verliebt sich in die hübsche Ewa (Emilia
Schüle), mit der er eine heimliche Affäre beginnt. Das darf natürlich
keiner wissen, doch die neugierige Nadesh liest in Zacks Tagebuch und
wird auch Zeugin, dass Zack sich mit Illegalen unterhalten hat. Noch
schweigt sie...
Ingesamt ist "Jugend ohne Gott" ein gelungener Dystopiebeitrag - er
hat mir sogar besser gefallen wie viele seiner US-Verwandten, weil er
das Thema doch subtiler behandelt und auch die Darsteller zu sehr guten
Leistungen animiert hat. So imponiert der junge Jannis Niewöhner als
jugendlicher Rebell und auch Jannik Schümann zeigt am Ende sein
ambivalentes Hin- und Hergerissensein zwischen Gut und Böse.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.