Regie: James Wan
Valak rocks the House...
"Schatz, wir haben einen neuen Auftrag" - bereits zum zweiten Mal lässt Horrorspezialist James Wan (Saw, Insidious, Death Silence) den bekannten Dämonologen Ed Warren, gespielt von Patrick Wilson, filmisch wieder auferstehen. Gemeinsam mit seiner extrem hellsichtigen Ehefrau Lorraine, die heute noch lebt, waren sie über drei Jahrzehnte lang die führenden Spukforscher in den USA. Beide hielten an Hochschulen und Universitäten Vorlesungen zu parapsychologischen Themen, sie untersuchten bekannte Spukhäuser wie das Ocean Born Mary House in Henniker, New Hampshire und das berühmte Haus in Amityville. Ein Geisterhaus, dass schon in den 70er Jahren ein Kinothema war und von Stuart Rosenberg erfolgreich verfilmt wurde. In den 80er Jahren untersuchte das Ehepaar ein Haus in Connecticut, dass später ebenfalls Filmthema wurde: "Das Haus der Dämonen" wurde von Peter Cornwall realisiert und sicherlich den Horrorfans bestens bekannt. Noch erfolgreicher wurde aber James Wans Geisterhaus-Abstecher in die Vergangenheit. "Conjuring" spielte weltweit phänomenale 317 Millionen Dollar ein und wurde inzwischen vom Nachfolgefilm "Conjuring 2" um 3 Millionen Dollar Einspiel überboten. Erstmalig wurden die Warrens auch zu den Hauptfiguren beider Geschichten. Während sich Teil 1 auf ein altes Farmhaus in Harrisville in Rhode Island bezieht, agieren die beiden im Nachfolger bereits international. Denn auch in England gibts anscheinend ein Geisterhaus in Enfield, wo ein aggressiver Poltergeist sein Unwesen treiben soll. Man spricht sogar in den Medien bereits von dem "englischen Amityville" und obwohl Lorraine (Vera Farmiga) düstere Vorahungen hat und in Visionen den Tod ihres Mannes sieht, wollen die beiden den geplagten Bewohnern des Hauses helfen und mal für drei Tage vorbeischauen. Ziel ist es herauszufinden, ob hier wirklich übersinnliche Ereignisse geschehen oder ob vielleicht die elfjährige Janet Hodgson (Madison Wolfe) dies alles vielleicht nur vortäuscht. Sie ist es, die am meisten Kontakt mit dem Geist (ein sehr alter Mann, der in einem Sessel des Hauses verstarb) hat. Aber sehr schnell bemerken auch die Mutter Peggy (Frances O´Connor) und die drei Geschwister Margaret (Lauren Esposito), Billy (Benjamin Haigh) und Johnny (Patrick McAuley), dass sich schwere Möbel im Haus von ganz alleine bewegen, dass es überall zu klopfen scheint und bald spricht Jane auch manchmal mit der Stimme dieses alten Mannes. Dies ist natürlich ein Fall für die Warrens und obwohl Ed seiner besorgten Frau verspricht nur mal kurz im Geisterhaus vorbeizuschauen, sind sie bereits kurz nach der Ankunft extrem ins Geschehen involviert. Mit dem britischen Experten Maurice Grosse (Simon McBurley), der skeptischen Parapsychologin Anita Gregory (Franka Potente) und einem Kameramann gehts gleich zur Sache...
In der A-Note kann man James Wan wieder einmal eine sehr gute Note bescheinigen. "Conjuring 2" ist genauso gut wie der Erstling und man merkt, dass der Filmemacher aus Malaysia sein Handwerk bestens versteht. Eine extreme Liebe zum Detail ist zu erkennen, dies zeigt sich an dem sehr authentischen Retrolook, mit dem die Geschichte aus den 70er Jahren ausgestattet ist. Im Schlafzimmer der Teenies hängen Poster der Bay City Rollers und auch Kleider und Frisuren weisen sofort auf den Zeitpunkt der Ereignisse hin. Es gibt auch sehr gute Kamerafahrten und mit einem Gemälde einer teuflischen Nonne und einer mysteriösen Wundertrommel ganz stimmige Details, die den Gruselgehalt der Geschichte zu steigern vermögen. Freunde des ersten Teils werden hier ebenfalls entzückt sein. Tatsächlich gehört "Conjuring 2" in der Gesamtschau sicherlich zu den besseren Geisterfilmen. Man merkt die Professionalität des Regisseurs. Allerdings ist mir - genau schon wie beim ersten Teil und bei vielen anderen neuen Geisterfilmen - die Anzahl der Geistereffekte viel zu hoch. Das mag daran liegen, dass ich die Subtilität bevorzuge und noch immer die beiden Klassiker "Schloß des Schreckens" von Jack Clayton und "Bis das Blut gefriert" von Robert Wise für die besten Geisterfilme aller Zeiten halte und die kamen mit relativ wenig Schockmomenten aus und setzten stattdessen auf geniale Schauspielerleistungen. In "Schloß des Schreckens" auf Deborah Kerr und in "Bis das Blut gefriert" auf Julie Harris und Claire Bloom. In manchen Szenen weiß auch Wan diese unheimliche Atmosphäre zu nutzen, andererseits setzt er aber immer wieder auch auf den beinahe schon plumpen Effekt. Dennoch: Die Qualität überwiegt und auch das Duo Patrick Wilson und Vera Farmiga gefällt mir in ihrem unentwegten Kampf gegen die Dämonen dieser Welt.
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