Samstag, 29. Oktober 2016

Boy 7



















Regie: Özgür Yildirim

Sonderbare Resozialisierung...

Warum nicht auch mal ein deutscher Film, der auf einen starken Kinotrend dieser Zeit anspringt ? Regisseur Özgür Yildirim drehte bereits einen guten deutschen Gangsterfilm (Chiko) und einen gelungenes HipHopMovie (Blutzbrüdaz). Nun wurde er im Genre der Dystopie mit jugendlichem Helden tätig. Dabei zeigt "Boy 7" ein äusserst zukunftspessimistisches Szenario von einer Leistungsgesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt. Der Film, basierend auf dem Roman von Mirjam Mous wurde bereits kurz vorher bereits in Holland verfilmt. Dort spielte der junge Matthijs van de Sande Bakhuyzen den "Boy 7" - in der deutschen Version wird diese Hauptfigur von David Kross (Krabat, Der Vorleser, Knallhart, War Horse) verkörpert.
Dabei fängt alles wie eine jugendliche Ausgabe von "Bourne identity" an. Denn der junge Typ, der in einem dunklen U-Bahn Schacht wieder aufwacht, kann sich an nichts erinnern. Ziellos schleppt er sich wieder in Richtung Bahnhof und man merkt, dass er die Leute irritiert. Warum ? Ein Polizist stellt ihn und zwingt ihn die Hände hochzunehmen und an die Wand zu stehen. Dort sieht der Junge sein verletztes Gesicht, bemerkt dass der Polizist per Funk durchgibt die gesuchte Person zu haben...in diesem Moment befreit der Junge sich gewaltsam aus der Hand des Gesetzeshüter. Aber wohin ? Durch eine Visitenkarte sucht er eine Bar auf, der Kellner meint, er habe kurz vorher mit einigen Freunden hier was gegessen. In der Toilette der Bar entdeckt er ein vollgeschriebenes Notizbuch, er merkt sofort, dass die Aufzeichnungen von ihm selbst stammen müssen. Dann taucht die mysteriöse Lara (Emilia Schüle) auf, die sich genauso wenig an die Vergangenheit erinnern kann, aber genau die gleiche Brandwunde an der linken Handinnenfläche hat, wie er selbst. Gemeinsam mit ihr lesen sie in diesem Notizbuch und dies führt zu Rückblenden, die dem Zuschauer zeigt, wie alles anfing. Natürlich mit einem Mädchen namens Carla (Ceci Chuh), die weiß, dass Nerd Sam (David Kross) schon seit langem in sie verschossen ist und dessen Fähigkeiten braucht, um sich ins System des Schul-Computers zu hacken und die schlechten Noten zu verbessern. Doch die Straftat wird entdeckt und der arme Sam zu 2 Monaten Resozialisierung in einem Institut namens "Kooperation X" verurteilt. Dort sieht man die vielen Teenager nicht als Straftäter, sondern als fähige Leistungsträger für die Zukunft, die nur fit gemacht werden müssen und deren geniale Fähigkeiten in gute Bahnen gelenkt werden müssen. Chef des Erziehungsinstituts ist  Direktor Fredersen (Jörg Hartmann), dessen rechte Hand ist der sonderbare Isaak (Jens Harzer), dessen unkonventioneller Lehrmethodenstil nicht jedermanns Sache ist. Sam heißt hier Boy 7, er teilt sein Zimmer mit Boy 6 (Ben Münchow) und freundet sich mit Safira (Liv Lisa Fries) an, die ebenfalls ein Genie am PC ist. Auch Lara muss sich dort als Girl 8 bewähren. Eines Tages macht Boy 7 eine sonderbare Beobachtung, die in einen handfesten Thriller mündet...



Und da muss man sagen, dass diese deutsche Dystopie-Variante keinesfalls schlechter ist wie die amerikanischen Vorbilder, egal ob sie nun "Maze Runner" oder "Die Bestimmung" heißen.
"Boy 7" hat eine Laufzeit von 108 Minuten, in der keine Langeweile aufkommt. Es passiert immer etwas, auch wenn man die Rückblenden noch viel besser in die Story hätte einbinden können. So mangelt es den Texten im Notizbuch ein bissel an der Authentizität, sie wirken nicht unbedingt als diese Gedächtnisstützen zurück zur Erinnerung. Wenn ich da an die Rafinesse von "Memento" denke - aber es gibt auch gute Pluspunkte für den Film. Zum einen ist David Kross ein sehr glaubwürdiger und sympathischer Schauspieler, der perfekt in die Rolle des Boy 7 passt. Auch Jörg Hartmann, bekannt als Tatort-Kommissar, macht seine Sache gut. Und auch wenn die Rolle von Jens Harzer fast schon automatisch fürs Overacting angelegt ist...er ist ein guter Bösewicht. Das Institut, eine Mischung aus Eliteinternat und Bundeswehrkaserne, sieht optisch sehr stark aus und sorgt schon rein optisch für eine gewisses Unbehagen. So punktet der Film auf der visuellen Ebene, ansonsten ist die Story irgendwie vorhersehbar. Dennoch lobe ich mir den Mut, dass endlich auch wieder deutsche Genrefilme gemacht werden.



Bewertung: 6 von 10 Punkten.

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