Regie: Oskar Thor Axelsson
Die verschwundenen Kinder von Island...
Horrorfilme aus Island sind eher selten - aber Oskar Thor Axelsson
war immerhin auf dem Fantasy Film Fest so erfolgreich, dass die
Geistergeschichte in diesem Jahr den Fresh Blood Award als bester
Debütfilm gewann. Einge der bisherigen Gewinner wie "Brick",
"Blancanieves", "Shrews Nest" oder "Under the Shadow" haben inzwischen
einiges an Kultstatus erlangt.
Und lobend erwähnen muss man die Machart des Films, weil sie sich
wohltuend vom US-Geisterhaus Einerlei doch stark abhebt und statt einer
Überdosis an Schockeffekten ruhig und bedacht vorgeht. Der Regisseur
wählt auch eine interessante Variante seine Geschichte zu erzählen. Es
sind zwei voneinander zuerst unabhängige Vorgänge, die sich irgendwann
im Laufe der Handlung zu einer Einheit fügen. Im Grunde sogar drei
Geschichten - denn beide Geschichten der jüngeren Gegenwart sind
gekoppelt an ein früheres Ereignis: Dem Verschwinden des kleinen
Bernodus (Arnar Pall hardarson), der von einigen seiner Mitschüler immer
wieder gehänselt wurde. Eines Tages verschwindet der Junge spurlos.
Jahrzehnte vergehen und seltsamerweise sterben die Peiniger von Bernodus
seit einiger Zeit alle kurz darauf. Nur noch zwei der ehemaligen acht
Schikanierer sind am Leben...eine davon ist die geistig umnachtete
Ursula (Ragnheidur Steindursdottir), die in einer geriatrischen
Psychiatrie untergebracht ist. "I remember you" ist einerseits die
Geschichte des Psychologen Freyr (Johannes Haukur Johannesson), dessen
kleiner Junge Benni (Gudni Geir Johanneson) ebenfalls seit vielen
Monaten vermisst wird. Auch er verschwand spurlos und da der Junge
Diabetes hatte, ist die Hoffnung auf ein Überleben beim Vater schnell
verschwunden. Es war ihm sehr schnell klar, dass man den Jungen nur noch
tot finden würde. Aber diesen Wunsch - den Leichnam zu finden - hat er
nie aufgegeben. Als Arzt wird er von der Polizei angefordert, als man
eine alte Frau erhängt in einer Kirche vorgefunden hatte. Die Kirche ist
verwüstet, an der Wand sind seltsame Nachrichten. Die Polizistin Dagny
(Sara Dögg Asgeirsdottir) verbindet diesen Suizid mit dem Verschwinden
eines Jungen, das seit Jahrzehnten Rätsel aufgibt. Die Frau hatte Kreuze
auf ihrem Rücken und ein altes Klassenbild zeigt 8 Kinder - jedes mit
einem Kreuz versehen. Natürlich löst diese Wende in der Untersuchung bei
Freyr alte Wunden wieder auf. Die zweite Geschichte befasst sich mit
dem Dreiergespann Gardar (Thor Kristjansson), seiner Frau Katrin (Anna
Gunndis Gudmudsdottir) und deren bester Freundin Lif (Agusta Eva
Erlendsdottir). Die drei haben es sich in den Kopf gesetzt, ein altes
Haus auf einer verlassenen Insel wieder instand zu setzen. Doch in
diesem Haus geschehen eigenartige Dinge...
Isands Filmlandschaft ist sicherlich sehr klein, aber immerhin
machten sich Baltasar Kormakur oder Erlingur Thoroddsen bereits einen
guten Namen. Der kleine Geisterhaus-Schocker basiert auf dem Roman von
Yrsa Sigurdardottir und setzt genauso wie der Film auf Atmosphäre.
Island wirkt halt sehr stimmungsvoll als dankbare Kulisse in unheimliche
Abgründe hinabzusteigen. Die Geschichte bleibt lange im Dunkel, bis dem
Zuschauer durch die Zusammenführung beider Handlungsstränge ein
größerer Durchblick gewährt wird. Doch es bleiben auch am Ende viele
Fragezeichen - manche Zuschauer werden da vielleicht enttäuscht sein,
dass die Macher nicht mehr aufklären. Ich finde aber, dass es der
Geschichte gut steht, dass etwas im Dunkel bleibt. Das Schlußbild gibt
vielleicht einen weiteren Hinweis. Die Location ist natürlich gnadenlos
gut - ein Ort, der seit langem unbewohnt ist. Nur die raue See, eine
fröstelnde Landschaft - die Menschen in "I remember you" sind irgendwie
isoliert wie die Geisterkinder, die gesucht werden.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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