Mittwoch, 8. August 2018

I remember you

























Regie: Oskar Thor Axelsson

Die verschwundenen Kinder von Island...

Horrorfilme aus Island sind eher selten - aber Oskar Thor Axelsson war immerhin auf dem Fantasy Film Fest so erfolgreich, dass die Geistergeschichte in diesem Jahr den Fresh Blood Award als bester Debütfilm gewann. Einge der bisherigen Gewinner wie "Brick", "Blancanieves", "Shrews Nest" oder "Under the Shadow" haben inzwischen einiges an Kultstatus erlangt.
Und lobend erwähnen muss man die Machart des Films, weil sie sich wohltuend vom US-Geisterhaus Einerlei doch stark abhebt und statt einer Überdosis an Schockeffekten ruhig und bedacht vorgeht. Der Regisseur wählt auch eine interessante Variante seine Geschichte zu erzählen. Es sind zwei voneinander zuerst unabhängige Vorgänge, die sich irgendwann im Laufe der Handlung zu einer Einheit fügen. Im Grunde sogar drei Geschichten - denn beide Geschichten der jüngeren Gegenwart sind gekoppelt an ein früheres Ereignis: Dem Verschwinden des kleinen Bernodus (Arnar Pall hardarson), der von einigen seiner Mitschüler immer wieder gehänselt wurde. Eines Tages verschwindet der Junge spurlos. Jahrzehnte vergehen und seltsamerweise sterben die Peiniger von Bernodus seit einiger Zeit alle kurz darauf. Nur noch zwei der ehemaligen acht Schikanierer sind am Leben...eine davon ist die geistig umnachtete Ursula (Ragnheidur Steindursdottir), die in einer geriatrischen Psychiatrie untergebracht ist. "I remember you" ist einerseits die Geschichte des Psychologen Freyr (Johannes Haukur Johannesson), dessen kleiner Junge Benni (Gudni Geir Johanneson) ebenfalls seit vielen Monaten vermisst wird. Auch er verschwand spurlos und da der Junge Diabetes hatte, ist die Hoffnung auf ein Überleben beim Vater schnell verschwunden. Es war ihm sehr schnell klar, dass man den Jungen nur noch tot finden würde. Aber diesen Wunsch - den Leichnam zu finden - hat er nie aufgegeben. Als Arzt wird er von der Polizei angefordert, als man eine alte Frau erhängt in einer Kirche vorgefunden hatte. Die Kirche ist verwüstet, an der Wand sind seltsame Nachrichten. Die Polizistin Dagny (Sara Dögg Asgeirsdottir) verbindet diesen Suizid mit dem Verschwinden eines Jungen, das seit Jahrzehnten Rätsel aufgibt. Die Frau hatte Kreuze auf ihrem Rücken und ein altes Klassenbild zeigt 8 Kinder - jedes mit einem Kreuz versehen. Natürlich löst diese Wende in der Untersuchung bei Freyr alte Wunden wieder auf. Die zweite Geschichte befasst sich mit dem Dreiergespann Gardar (Thor Kristjansson), seiner Frau Katrin (Anna Gunndis Gudmudsdottir) und deren bester Freundin Lif (Agusta Eva Erlendsdottir). Die drei haben es sich in den Kopf gesetzt, ein altes Haus auf einer verlassenen Insel wieder instand zu setzen. Doch in diesem Haus geschehen eigenartige Dinge...





Isands Filmlandschaft ist sicherlich sehr klein, aber immerhin machten sich Baltasar Kormakur oder Erlingur Thoroddsen bereits einen guten Namen. Der kleine Geisterhaus-Schocker basiert auf dem Roman von Yrsa Sigurdardottir und setzt genauso wie der Film auf Atmosphäre. Island wirkt halt sehr stimmungsvoll als dankbare Kulisse in unheimliche Abgründe hinabzusteigen. Die Geschichte bleibt lange im Dunkel, bis dem Zuschauer durch die Zusammenführung beider Handlungsstränge ein größerer Durchblick gewährt wird. Doch es bleiben auch am Ende viele Fragezeichen - manche Zuschauer werden da vielleicht enttäuscht sein, dass die Macher nicht mehr aufklären. Ich finde aber, dass es der Geschichte gut steht, dass etwas im Dunkel bleibt. Das Schlußbild gibt vielleicht einen weiteren Hinweis. Die Location ist natürlich gnadenlos gut - ein Ort, der seit langem unbewohnt ist. Nur die raue See, eine fröstelnde Landschaft - die Menschen in "I remember you" sind irgendwie isoliert wie die Geisterkinder, die gesucht werden.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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