Regie: James DeMonaco
Purge im Wahljahr 2040....man gewöhnt sich schon schnell an das "Schöne"...
Dystopien sind in der derzeitigen Kinolandschaft sehr beliebt, nach dem Megaerfolg von "Die Tribute von Panem" folgten "Die Bestimmung", "Maze Runner" oder "Seelen" - das perfideste Zukunftsszenario dürfte allerdings "The Purge" des Regisseurs, Drehbuchautors und Filmproduzent James del Monaco sein. Denn er entwirft tatsächlich einen beängstigenden, gar nicht mal zu abwegigigen Blick in die Zukunft der USA, wenn man bedenkt, dass derzeit unsere Welt sich in irgendeiner Schieflage befindet. Was man vor der Flüchtlingskrise nicht im entferntesten in unserer immer globaleren Welt für möglich hielt: Das Aufbäumen nationaler Kräfte mit dem Ziel sich abzuschotten, sei es durch Brexit, durch Grenzen bis hin zu einer Mauer, die die Grenze zwischen den USA und Mexiko "verschönern" soll. Gerade diese Idee der Grenze wurde ja schon in John Carpenters Zukunftsvision "Die Klapperschlange" gezeigt, eine Mauer zwischen New York (die ganze Stadt wurde Gefängnis umfunktioniert) und dem Rest der USA. Tatsächlich hat auch "The Purge" Trilogie etwas von dem anarchistischen, kaltschnäuzigen Feeling der alten Carpenter Filme. Es wundert mich nicht, da James del Monaco als Drehbuchautor das Remake von Carpenters "Assault on Precinct 13" schrieb.
2013 startete dann Teil 1 von "The Purge - Die Säuberung" - der Film mit Ethan Hawke wurde zu Recht zum Kultfilm. Und auch die Fortsetzung "The Purge - Anarchy" war sehenswert und hatte genügend düstere Anteile einer fiesen und blutigen Großstadtapokalypse - Jäger und Gejagte.
Im Jahr 2022 regieren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die neuen "Gründungsväter" Um die Kriminalitätsraten und Arbeitslosenzahlen niedrig zu halten, führt die Regierung eine alljährliche „Purge-Nacht“ durch, in der alle Verbrechen inklusive Mord legal sind. Von 19:00 Uhr abends bis 7:00 Uhr des Folgetages sind die Notrufsysteme von Polizei, Feuerwehr und Krankenhäusern nicht erreichbar - denn man sollte ja auch diesen Menschen die Möglichkeit des Purgen zugestehen. Die einzigen Regeln sind, dass hohe Regierungsbeamte ab "Stufe 10" nicht in Mitleidenschaft gezogen und nur Waffen bis "Stufe 4" eingesetzt werden dürfen. Ok - 18 Jahre später gibt es "The Purge" immer noch - aber das Waffengesetz wurde gelockert und da die Gefahr besteht, dass die Senatorin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell), eine entschiedene Gegnerin der Purge-Nacht, als kommende Präsidentin diese inzwischen 18 Jahre erfolgreiche Säuberung zu Fall bringen könnte, wird von den Gründungsvätern auch erlaubt alle Regierungsbeamte zu killen. Wenn da kein Kalkül dahintersteckt in der Purge Nacht ein Attentat auf die erfolgreiche Politikerin zu verüben. Zumindest hat sie aber mit Leo Barnes (Frank Grillo) einen versierten und treuen SecurityChef. Zuschauer von Teil 2 dürften den Mann kennen. Damit wäre die Haupthandlung von "The Purge - Election Year" erklärt. Das Attentat misslingt vorerst, aber Barnes muss mit der Senatorin in der Stadt untertauchen, dort ist natürlich an jeder Ecke und sogar im hintersten Winkel mit Mördern in fiesen Masken zu rechnen. Die Mörder nehmen auch jährlich zu, denn inzwischen boomt der Mördertourismus ganz gewaltig - viele Nationen reisen an diesem Tag in die USA um mitzumachen. Ein Seitenhieb, um anzusprechen, dass andere Länder noch keine Purge Nacht haben und die USA wieder einmal ein Vorreiter von politischen Trends ist. Jedenfalls bekommen die beiden Verfolgten Hilfe von dem Ladenbesitzer Joe (Mykelti Williams), seinem vertrauenswürdigen Mitarbeiter Marcos (Joseph Julian Soria) und von Laney (Betty Gabriel), die mit ihrem Krankenwagen durch die Stadt fährt, um Verletzte zu versorgen. Zu fünft geraten sie natürlich wieder in Gefahr...
Der Showdown des Films findet dann in einer kirche statt. Dort halten die neuen Gründungsväter mit ihren Anhängern eine heilige Messe mit menschlicher Opferung ab. "Religion ist Opium für das Volk" und es ist ein weiterer Hinweis auf die derzeitigen Konflikte unserer Welt. Ausserdem faszinieren die fiesen Masken der Purger. Sehr oft wird man dadurch auch an einen weiteren Klassiker erinnert: "The Warriors" von Walter Hill zeichnete in den späten 70er Jahren ein ähnliches Szenario einer nächtlichen Metropole. In den Straßen der Nacht lauert überall der Tod und jeder ist dein Feind. Dieses Flair strahlt auch phasenweise diese Trilogie aus, ich kann nicht sagen, welcher der 3 Filme der Beste ist, ich finde sie sind alle irgendwie gleichwertig. Zwar ist bisher keiner von James deMonacos Purge-Varianten perfekt, aber alle sind spannende Beispiele für gut gemachte B-Pictures. Die Vorstellung des Purgens macht sogar irgendwie Angst.
Einige Szenen bleiben auch hängen: So die aufgestellte Guillottine in einer Nebenstraße, die durchgeknallte Schokoladenliebhaberin oder der Blick auf das Lincoln Memorial an der Nation Mall - auf den Säulen sind die Buchstaben P U R G E in rot zu sehen. Nein, das wurde in der Purge Nacht natürlich nicht mit Farbe geschrieben....wie gesagt beklemmend und beängstigend.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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