Freitag, 27. Januar 2017

The Purge - Election Year




















Regie: James DeMonaco

Purge im Wahljahr 2040....man gewöhnt sich schon schnell an das "Schöne"...

Dystopien sind in der derzeitigen Kinolandschaft sehr beliebt, nach dem Megaerfolg von "Die Tribute von Panem" folgten "Die Bestimmung", "Maze Runner" oder "Seelen" - das perfideste Zukunftsszenario dürfte allerdings "The Purge" des Regisseurs, Drehbuchautors und Filmproduzent James del Monaco sein. Denn er entwirft tatsächlich einen beängstigenden, gar nicht mal zu abwegigigen Blick in die Zukunft der USA, wenn man bedenkt, dass derzeit unsere Welt sich in irgendeiner Schieflage befindet. Was man vor der Flüchtlingskrise nicht im entferntesten in unserer immer globaleren Welt für möglich hielt: Das Aufbäumen nationaler Kräfte mit dem Ziel sich abzuschotten, sei es durch Brexit, durch Grenzen bis hin zu einer Mauer, die die Grenze zwischen den USA und Mexiko "verschönern" soll. Gerade diese Idee der Grenze wurde ja schon in John Carpenters Zukunftsvision "Die Klapperschlange" gezeigt, eine Mauer zwischen New York (die ganze Stadt wurde Gefängnis umfunktioniert) und dem Rest der USA. Tatsächlich hat auch "The Purge" Trilogie etwas von dem anarchistischen, kaltschnäuzigen Feeling der alten Carpenter Filme. Es wundert mich nicht, da James del Monaco als Drehbuchautor das Remake von Carpenters "Assault on Precinct 13" schrieb.
2013 startete dann Teil 1 von "The Purge - Die Säuberung" - der Film mit Ethan Hawke wurde zu Recht zum Kultfilm. Und auch die Fortsetzung "The Purge - Anarchy" war sehenswert und hatte genügend düstere Anteile einer fiesen und blutigen Großstadtapokalypse - Jäger und Gejagte.
Im Jahr 2022 regieren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die neuen "Gründungsväter" Um die Kriminalitätsraten und Arbeitslosenzahlen niedrig zu halten, führt die Regierung eine alljährliche „Purge-Nacht“ durch, in der alle Verbrechen inklusive Mord legal sind.  Von 19:00 Uhr abends bis 7:00 Uhr des Folgetages sind die Notrufsysteme von Polizei, Feuerwehr und Krankenhäusern nicht erreichbar - denn man sollte ja auch diesen Menschen die Möglichkeit des Purgen zugestehen. Die einzigen Regeln sind, dass hohe Regierungsbeamte ab "Stufe 10" nicht in Mitleidenschaft gezogen und nur Waffen bis "Stufe 4" eingesetzt werden dürfen. Ok - 18 Jahre später gibt es "The Purge" immer noch - aber das Waffengesetz wurde gelockert und da die Gefahr besteht, dass die Senatorin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell), eine entschiedene Gegnerin der Purge-Nacht, als kommende Präsidentin diese inzwischen 18 Jahre erfolgreiche Säuberung zu Fall bringen könnte, wird von den Gründungsvätern auch erlaubt alle Regierungsbeamte zu killen. Wenn da kein Kalkül dahintersteckt in der Purge Nacht ein Attentat auf die erfolgreiche Politikerin zu verüben. Zumindest hat sie aber mit Leo Barnes (Frank Grillo) einen versierten und treuen SecurityChef. Zuschauer von Teil 2 dürften den Mann kennen. Damit wäre die Haupthandlung von "The Purge - Election Year" erklärt. Das Attentat misslingt vorerst, aber Barnes muss mit der Senatorin in der Stadt untertauchen, dort ist natürlich an jeder Ecke und sogar im hintersten Winkel mit Mördern in fiesen Masken zu rechnen. Die Mörder nehmen auch jährlich zu, denn inzwischen boomt der Mördertourismus ganz gewaltig - viele Nationen reisen an diesem Tag in die USA um mitzumachen. Ein Seitenhieb, um anzusprechen, dass andere Länder noch keine Purge Nacht haben und die USA wieder einmal ein Vorreiter von politischen Trends ist. Jedenfalls bekommen die beiden Verfolgten Hilfe von dem Ladenbesitzer Joe (Mykelti Williams), seinem vertrauenswürdigen Mitarbeiter Marcos (Joseph Julian Soria) und von Laney (Betty Gabriel), die mit ihrem Krankenwagen durch die Stadt fährt, um Verletzte zu versorgen. Zu fünft geraten sie natürlich wieder in Gefahr...



Der Showdown des Films findet dann in einer kirche statt. Dort halten die neuen Gründungsväter mit ihren Anhängern eine heilige Messe mit menschlicher Opferung ab. "Religion ist Opium für das Volk" und es ist ein weiterer Hinweis auf die derzeitigen Konflikte unserer Welt. Ausserdem faszinieren die fiesen Masken der Purger. Sehr oft wird man dadurch auch an einen weiteren Klassiker erinnert: "The Warriors" von Walter Hill zeichnete in den späten 70er Jahren ein ähnliches Szenario einer nächtlichen Metropole. In den Straßen der Nacht lauert überall der Tod und jeder ist dein Feind. Dieses Flair strahlt auch phasenweise diese Trilogie aus, ich kann nicht sagen, welcher der 3 Filme der Beste ist, ich finde sie sind alle irgendwie gleichwertig. Zwar ist bisher keiner von James deMonacos Purge-Varianten perfekt, aber alle sind spannende Beispiele für gut gemachte B-Pictures. Die Vorstellung des Purgens macht sogar irgendwie Angst.
Einige Szenen bleiben auch hängen: So die aufgestellte Guillottine in einer Nebenstraße, die durchgeknallte Schokoladenliebhaberin oder der Blick auf das Lincoln Memorial an der Nation Mall - auf den Säulen sind die Buchstaben P U R G E in rot zu sehen. Nein, das wurde in der Purge Nacht natürlich nicht mit Farbe geschrieben....wie gesagt beklemmend und beängstigend. 




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 22. Januar 2017

Hannibal

Regie: Ridley Scott

Ein Kannibale in Florenz....

Von den vier verfilmten Hannibal Lecter Romanen von Thomas Harris beschreibt Ridley Scotts "Hannibal" aus dem Jahr 2001 die späteste Zeitspanne im Leben des beliebten "Feingeistes" und Serienkiller. Michael Mann stellte zwar als erster Filmemacher den fiesen Hannibal einem Kinopublikum vor und "Manhunter" aus dem Jahr 1986 war ein guter Film, aber Brian Cox hinterließ nicht diesen bleibenden Eindruck wie es der britische Schauspieler Anthony Hopkins in "Das Schweigen der Lämmer" im Jahr 1991 schaffte. Für einen Horrorfilm schaffte Jonathan Demmes Film sogar das Kunststück bei der Oscarverleihung fünf Trophäen abzukassieren - einer ging an Hopkins, einer an die genauso hervorragende Jodie Foster, das Drehbuch von Ted Tally wurde auszgezeichnet - genauso wie der Regisseur und als bester Film schlug er die Mitkonkurrenten "JFK", "Bugsy", "Die Schöne und das Biest" und "Herr der Gezeiten" aus dem Rennen.
Ein Kassenerfolg war der Film sowieso - weltweit ein Umsatz von 272 Millionen Dollar. Kein Wunder, dass alles nach einer Fortsetzung aussah. Es sollten aber 10 Jahre vergehen um zu sehen wie es mit Hannibal und Clarice weiterging. Leider hatte Jodie Foster keine Lust und so muss man sich in "Hannibal" erst einmal an Julianne Moore gewöhnen. Sie ist eine sehr gute Schauspielerin und macht ihre Sache auch gut, aber gegen die Performance von Jodie Foster verliert sie natürlich.
Ansonsten ist "Hannibal" der Hannibal Film, der am meisten Horror bietet. Durch die opulente Machart der ersten ca. 80 Minuten, die in Florenz spielt, wirkt Ridley Scotts Film wie eine bedrückende Horroroper. Natürlich ist der Schauplatz Florenz geradezu wie geschaffen für das Untertauchen von Lecter. Er wirkt dort als Kurator in der Capponi-Bibliothek. Aber man ist ihm auf den Fersen. Durch die hohe Belohnung, die der steinreiche Mason Verger (Gary Oldman), ein früherer Patient und das einzig überlebende Opfer von Lecter, hat er es geschafft zu den 10 meistgesuchtesten Verbrechern aufzusteigen.
Der ehrgeizige Inspektor Rinaldo Pazzi (Giancarlo Gannini) ermittelt in Florenz im Fall des verschwundenen früheren Museumskurator, an dessen Stelle nun der gebildete Dr. Fell (natürlich Hannibal) als Nachfolger diese Arbeit mit großer Begeisterung und Hingabe macht. Aber man ist dem Serienkiller auf der Spur. Verger betreibt die Suche mit größter Verbissenheit, denn er will sich seinen Peiniger persönlich vornehmen und ihn leiden sehen. Auch das FBI ermittelt wieder und Clarice Starling (Julianne Moore) denkt jeden Tag an ihre Begegnungen mit dem Serienkiller vor 10 Jahren. Mit dem Regierungsbeamten Paul Krendler (Ray Liotta) liegt sie im ständigen Clinch. Wegen einem verpatzten Einsatz ist sie bei ihrem Arbeitgeber in der Kritik. Durch Verger kann sie wieder am Fall Lecter arbeiten. In der Zwischenzeit hat aber auch Inspektor Pazzi in Florenz herausgefunden, wer der neue Kurator wirklich ist. Er nimmt Kontakt zum FBI und zu Vergers Gefolgsleuten auf, denn es winkt eine Belohnung von 3 Millionen Dollar. Seine hübsche Frau Allegra (Francesca Neri) ahnt nicht vom gefährlichen Spiel ihres Mannes. Statt den Behörden die Festnahme Lecters zu überlassen, mischt er selbst mit - aus lauter Gier, weil er fürchtet der Zugriff könnte ohne sein Zutun misslingen. Doch er hat nicht mit Lecters Intelligenz gerechnet, der sein Spiel durchschaut hat. Am Palazzo Veccio geschieht ein grauenhafter Mord...
 




Danach verschlägt es Lecter in die Heimat und er wird wieder auf Clarice treffen und natürlich auch auf seinen Todfeind Verger. Der Zuschauer wird mit gefrässigen Wildschweinen konfrontiert, die Menschenfleisch lieben und mit einer geöffneten Schädeldecke. Ausserdem mit einer durchtrennten Hand und mit einer nicht gerade üblichen selbst mitgebrachten Zwischenmahlzeit während eines Fluges.
Im Grunde wirkt "hannibal" beinahe zweiteilig - die lange und ausufernde Sequenz in Florenz ist m.E. total brilliant gelungen und es ist schade, dass die Geschichte dann im Showdown, der 40 Minuten dauert, auf fiese und eklige Schauwerte setzt. Zwar gibts in Florenz auch zwei unappetitliche Sekundenszenen, aber sie verstärken dramaturgisch die morbide Atmosphäre, die sich in der Umgebung des Serienmörders dort auftut. Die Szenen am Ende sind mir zu aufgesetzt und übertrieben. Natürlich ist "Hannibal" nicht dieser ultimative Filmklassiker wie "Schweigen der Lämmer" - aber dennoch ist "Hannibal" ein guter Genrefilm, der eindrücksvoll die beiden Seiten von hannibal Lecter widerspiegelt - einerseits der gebildete Kurator, aber in Sekundenschnelle umgeschaltet auf den bestialischen Killer.
Hopkins spielt einfach klasse - und Giancarlo Gannini spielt so gut - er hätte m.E. sogar eine oscar-Nominierung als beste männliche Nebenrolle verdient. 





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Wiegenlied für eine Leiche

























Regie: Robert Aldrich

Hollywood Grand Guignol...

Nach dem riesigen Kinoerfolg (9 Millionen Dollar Kasse) von "Was geschah wirklich mit Baby Jane ?" hatte Hollywood Regisseur offensichtlich Spass noch ein weiteres grotesk-triviales Horrorstück im Stil des Grand Guignol zu inszenieren. Und es sollte wieder mit dem herrlich funktionierenden Grusel- Duo Bette Davis und Joan Crawford besetzt werden. Doch die Crawford wurde krank. Es ging aber auch das Gerücht herum, dass sie aus dem Unternehmen ausstieg, weil sie empfand, dass Aldrich Bette Davis bevorzugte. Vivien Leigh und Katharine Hepburn sagten ab - so kam es zur Verpflichtung der großartigen Olivia de Havilland, die es wunderbar beherrscht völlig gütige Charaktere zu spielen (Cousine Melanie in "Gone with the wind oder als Ruth in der Doppelrolle in "Dark Mirror") oder auch das krasse Gegenteil (Terry in "Dark Mirror" - die von Hass und Paranoia zerfressene Zwillingsschwester der gütigen Ruth). In "Wiegenlied für eine Leiche" durfte sie die Cousine der seltsamen und etwas durchgeknallten Bette Davis spielen. Und zwar etwas angelegt wie in Henry Kosters "Meine Cousine Rachel" - dort ist der Zuschauer auch erst mal damit beschäftigt diese Cousine richtig einzuschätzen. Ist sie gekommen um zu helfen oder hat sie etwa finstere Pläne ?
"Wiegenlied für eine Leiche" spielte wieder reichlich Geld ein - mit 8 Millionen Dollar Umsatz schaffte es Robert Aldrich auf Platz 20 der Kinojahrescharts. Und tatsächlich ist der Film beinahe genauso stark wie der Vorgänger - er fällt lediglich beim zweiten Sehen etwas ab, da man dann die vielen Wendungen des Psychothrillers mit fiesem Horroreinschlag bereits kennt. Und es gibt darin nicht nur ein Wiedersehen mit diesen Legenden der Leinwand Bette Davis und Olivia de Havilland.
Auch für die Nebenrollen hat Aldrich ein paar grandiose Kinostars der 40er verpflichtet: Joseph Cotten, Mary Astor, Agnes Moorehead oder Cecil Kellaway.
Ein langes Intro führt den Zuschauer zurück ins Jahr 1927, nach Louisiana. Dort hat sich die Southern Belle Charlotte Hollis (Bette Davis) in den verheirateten John Mayhew (Bruce Dern) verliebt. Die beiden haben vor nach Mexiko zu fliehen, er hat für sie sogar ein Lied "Hush Hush sweet Charlotte" geschrieben. Doch der Vater von Charlotte, der steinreiche und einflussreiche Big Sam Hollis (Victor Buono) erfährt von der untragbaren Liason und zwingt den Liebhaber sich von Charlotte fernzuhalten. Am gleichen Tag findet im Herrenhaus von Hollis ein riesiger Ball statt. John gibt Charlotte im Pavillon den Laufpass und wird später brutal ermordet. Die Hand wird ihm mit einem Schlachtermesser abgetrennt, ausserdem wird er enthauptet. Charlotte erscheint dann im Ballsaal mit einem blutigen Kleid.
37 Jahre später: Die Kinder im Ort machen sich schon seit Jahren einen Spass mit einer Mutprobe. Wer den Mut hat in der Dunkelheit in das Haus zu gehen, der ist ein Held. Ausserdem haben sie schon vor Jahren den Song von Charlottes Liebhaber als Spottlied umgedichtet. Im Ort gilt Charlotte, die nie heiratete, als verschrobene, reizbare und leicht verrückte Einzelgängerin, für die die Zeit stehen geblieben ist. Sie gilt jedoch als harmlos, obwohl sie immer die Hauptverdächtige in diesem bis heute unaufgeklärten Mordfall des Jahres 1927 war. Sie hat nur eine echte Bezugsperson - die Haushälterin Velma (Agnes Moorehead). Gelegentlich schaut der Arzt Dr. Drew Bayliss (Joseph Cotten) vorbei. Oder neuerdings Luke Standish (Wesley Addy), der Sheriff des Orts, denn Charlotte will das alte Anwesen nicht verlassen - obwohl die Räumung schon angesetzt ist. Die schrullige Charlotte wäre wohlhabend genug, um in einem viel schöneren Haus zu wohnen. Doch sie hängt an ihren Erinnerungen fest und glaubt die Räumung wäre ein Komplott von Jewel Mayhew (Mary Astor), der Witwe ihres ehemaligen Lovers. Nur gut, dass vielleicht Hilfe in der Person ihrer Cousine Miriam Deering (Olivia de Havilland) kommt - zumindest setzt Charlotte auf sie. Mit dem Einzug von Miriam mehren sich aber auch mysteriöse und schreckliche Vorkomnisse im Haus. Kann es sein, dass Charlotte nun endgültig den Verstand verliert. Zur gleichen Zeit taucht auch der Versicherungsagent Harry Willis (Cecil Kellaway) in der Stadt auf, der sich für den alten Mordfall besonders interessiert....





Natürlich spielt so ein erlesenes Ensemble mit riesiger Freude. Für Agnes Moorehead als Velma sprang sogar eine Oscar-Nominierung heraus. Nominiert wurde der Film ausserdem für die beste Kamera (Joseph Biroc), Art Directon (Glasgow & Bretton), Beste Kostüme (Norma Koch), bester Schnitt (Michael Luciano), beste Filmmusik (Frank de Vol), ausserdem wurde der Song selbst nominiert. Obwohl der Film viel weniger subtil ans Werk geht wie der Vorgänger. Dort bezieht die Geschichte ihren Horror aus dem Umgang der beiden Schwestern miteinander. In "Wiegenlied für eine Leiche" agiert Bette Davis noch überzogener - aber es funktioniert prächtig. Auch die Geschichte ist viel sadistischer und grob inszeniert. Eine eh schon durchgeknallte reiche Jungfrau soll wirklich verrückt im Sinne von "krank" gemacht werden. Dafür setzen die Übeltäter abgetrennte Körperteile ein, sie spielen nachts auf dem Klavier und rufen mit dem "Hush Hush Sweet Charlotte" ihr potentielles Opfer aus dem Bett. Eine Geschichte um Mord, Chaos und Täuschung. Sehr wendungsreich - wenn man an die vielen heutigen Filme mit den irren Wendungen denkt, dann ist "Wiegenlied für eine Leiche" sogar ein sehr zukunftsweisender Schocker. Für seine Entstehungszeit waren auch die Gruseleffekte recht krass. Aus heutiger Sicht natürlich schon etwas veraltet...aber es ist dennoch ein Vergnügen diesen kranken Südstaatencharakteren bei ihrem perfiden Spiel zuzusehen. Das Ende heißt Mord - aber auch Erlösung durch einen Brief.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Sonntag, 15. Januar 2017

Logan´s Run - Flucht ins 23. Jahrhundert

























Regie: Michael Anderson

Vom Sandmann zum Läufer...

Michael Andersons "Flucht ins 23. Jahrhundert" (Original: Logan´s Run) gilt als gewisser Vorbote für den Megaerfolg "Star Wars" von George Lucas und erinnert auch etwas an einen weiteren George Lucas Film: "THX 1138" aus dem Jahr 1971, ausserdem gibts ein paar Ähnlichkeiten zu George Pals "Zeitmaschine" - dort werden die Menschen nicht "aufsteigen" sondern in eine unterirdische Welt absteigen und dort von einer bösen, unterirdischen Gegenzivilisation gefressen werden, wenn sie reif sind. In beiden Fällen geschieht dies sinnvollerweise solange sie jung und knackig sind. Bis dahin leben die Menschen dieser Zukunft ähnlich apathisch und frei von materiellen Sorgen. In "Flucht ins 23. Jahrhundert" ist mit 30 Jahren Schluß. Aber bevor die Kristall-Lebensuhr zu Ende geht und sichtbar in den Handflächen "Rot" aufleuchtet, leben die jungen Menschen sorglos und mit heiterer Gelassenheit in einer von einer mächtigen Kuppel umwölbten Stadt. Der Film nach der Romanvorlage "Logans Run" von William F.  Nolan und George Clayton Johnson war ein riesiger Kinoerfolg im jahr 1976 und spielte alleine in den USA 25 Millionen Dollar ein.
Diese futuristische Welt schreibt Überwachung sehr groß. Die jungen Menschen werden von einem strengen Kontrollsystem überwacht, das ein allwissender Großcomputer steuert. Es ist aber keiner älter als 30 Jahre, denn mit diesem Zeitpunkt werden die Menschen mit der Illusion belogen, dass sie erneuert werden. Mit diesem Zeitpunkt werden sie zur Teilnahme am Karussel verpflichtet - eine Art Show, bei der die jüngeren die Kandidaten anfeuern, sich erneuern zu lassen. Doch nicht alle stehen auf dieses Ritual, denn sie denken - zu Recht - dass sie an diesem Happening getötet werden. Diese Menschen werden "Läufer" genannt und von den "Sandmännern" unerbittlich gejagt und eliminiert. Die beiden Freunde Logan 5 (Michael York) und Francis 7 (Richard Jordan) sind Sandmänner. Eines Tages bekommt Logan 5 vom Großcomputer den Befehl die "Zuflucht" zu suchen, weil sich dort Läufer befinden. "Die Zuflucht" soll ein Bereich sein, den keiner betreten darf, Logan 5 bekommt Sonderrechte durch seinen Auftrag - allerdings soll er sich als Läufer tarnen und zu diesem Zweck wird seine Uhr schon auf "baldige Erneuerung" gestellt. 4 Jahre zu früh...Logan merkt immer mehr, dass etwas nicht stimmt in diesem System. Er lernt die hübsche Jessica 6 (Jenny Agutter) kennen, die zu den Läufern gehört - als er eine Läuferin verschont, wird dies von seinem Freund beobachtet. Bald ist er, der die Zuflucht finden und zerstören soll,  tatsächlich der Gejagte der Sandmänner...
 



Bei dieser Flucht kommt dann ein einfallsreiches Setdesign zum Einsatz. Ein unterirdisches Labyrinth, ein unterirdisches Kraftwerk, eine Eishöhle und anschließend in die Überreste der Stadt Washington mit dem Capitol und der überlebensgroßen Statue von Abraham Lincoln. Am Ende finden Logan und seine Freundin einen alten Menschen (Peter Ustinov), der seit vielen Jahren nur mit seinen Katzen zusammen lebt. Der Film hat heute noch einen sehr schönen naiven Charme, auch wenn die erste Hälfte mit einer sehr gut inszenierten Karussell Sequenz und den Verfolgungsjagden viel besser ist als Teil 2, der an der Oberfläche spielt und Peter Ustinov ein paar weiße Worte sagen darf. Diese Szenen wirken etwas behäbig und es stellt sich etwas Langeweile ein..
Für die "Besten visuellen Effekte" gab es 1977 einen Sonderoscar. Nominiert wurde auch das Beste Szenenbild und die beste Kamera (Ernest Laszlo)




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Dienstag, 3. Januar 2017

Star Trek - Der Film

























Regie: Robert Wise

Das Abenteuer Enterprise beginnt gerade erst...

1979 war es soweit. Die erfolgreiche Science Fiction TV-Serie "Raumschiff Enterprise" aus den Jahren 1966 bis 1969 kam als großer Spielfilm in die Kinos. Und erwartungsgemäß wurde "Star Trek Der Film" unter der Regie von Altmeister Robert Wise ein riesiger Erfolg, er spielte alleine in den USA 139 Millionen US-Dollar ein und kam auf Platz 4 der erfolgreichsten Kinofilme gleich hinter "Moonraker", "Rocky 2" und "Alien". Doch die Fans der Serie mit den billigen Tricks und Kulissen aus Pappmache, aber dafür mit unschlagbarem Charme, waren enttäuscht.
Denn Wise setzte auf die Inszenierung einer opulenten Weltraum-Oper. Dazu wurde der Kameramann Richard H. Kline verpflichtet, der bereits mit  sehr gute Leistungen in den Filmen wie "Hängt ihn höher", "Andromeda", "Kalter Hauch", "Jahr 2022...die überleben wollen" oder "Teufelskreis Alpha" auf sich aufmerksam machen konnte. Wise schwebte irgendwie eine Kreuzung zwischen der TV-Serie und der authentischen Atmosphäre des Kubrick Klassikers "2001...Odysee im Weltraum" vor. So zumindest wirken viele Einstellungen des Films. Tatsächlich stammten die vielen visuellen Effekte von Douglas Trumbull und Richard Yurichich, die auch für den Kubrick Klassiker tätig waren. Die erhabene Filmmusik von Jerry Goldsmith passt da natürlich genau hin - zu diesen wunderbaren Bildern aus dem Weltraum. Doch genau da setzte auch die Kritik der Fans ein "Zu langweilig"...der Film mit einer Lauflänge von 132 Minuten lässt sich Zeit, setzt zu keiner Zeit auf Action, wie in der Serie und  genügt sich selbst in seiner schwelgend-barocken Üppigkeit. Durch den kommerziellen Erfolg kam es natürlich zu einer Fortsetzung und "Der Zorn des Khan" fand dann tatsächlich zu der alten Form der Serie zurück, der Film war viel beliebter als das Kinodebüt und ebnete den Weg für zahlreiche Fortsetzungen. Dennoch ist "Star Trek - der Film" aus heutiger Sicht alles andere als ein schlechter Film. Man muss allerdings akzeptieren, dass Captain James T. Kirk (William Shatner) besonders am Anfang des Films den unsympathischen Vorgesetzen raushängen darf und seiner Crew, die ihn dennoch liebt, barsche Befehle geben darf. Er hat sogar durch seine Erfahrung einen neuen Enterprise Captain ausgebotet. Dieser Will Decker (Stephen Collins) muss nun den Captain Sessel räumen, darf aber als Commander von Admiral Kirk Befehle ausführen.
Zum Glück kommt aber der extrem unterkühlte Spock (Leonard Nimoy) zurück an Bord und der immer kauzige Dr. McCoy (de Forrest Kelley) hat die Aufgabe den guten Kirk, der immer leicht am Abheben ist, wieder auf die Erde zurückzuholen. Dabei sind auch Scotty (James Doohan), Sulu (George Takei), Uhura (Nichelle Nichols) und Chekov (Walter Koenig)...allles gute und liebegewonnene Bekannte. Neu dabei ist die schöne Deltanerin Lieutenant Ilia (Persis Khambatta), die Ex-Geliebte von Decker.
Eine riesige, durch den Raum treibende Energiewolke befindet sich auf dem Weg zur Erde. Dabei zerstört sie drei klingonische Raumschiffe und die Föderationsraumstation Epsilon 9, die zuvor erfolglos versucht hatte, mit der Wolke zu kommunizieren. Die Föderation sieht die Erde durch die Wolke bedroht und entsendet die generalüberholte U.S.S Enterprise um die böse Wolke zu besiegen....



Erst am Ende des Films kommt Kirk hinter das Geheimnis der Wolke, deren Kern eine Maschine ist. Eindeutig geht die Richtung von "Star Trek - der Film" in Richtung Arthaus, ein klassisches Popcornmovie darf man zu keiner Zeit erwarten. Die Maschine, die sich "V´ger" nennt, wird von Kirk als "Voyager 6" erkannt. Eine von der Nasa im 20. Jahrhundert gestartete Raumsonde, deren Ziel es war, gesamtes Wissen über das Universum zu sammeln. Auf ihrer Odyssee im Weltraum kam sie auf einen Planeten, der von Maschinen beherrscht war. Diese entwickelten sie weiter und so setzte V´ger die Reise fort mit dem Ziel dieses gesammelte Wissen dem Schöpfer zu übergeben. Eine interessante, aber auch sehr schwierig zu verstehende Thematik aus dem Kreis "Mensch-Maschine-Gott", was zur Folge hat, dass das Ende ein bisschen zu absurd und menschlich gelöst wird. Da hat sicherlich nicht nur Spock die Logik vermisst. Aber ansonsten "Das menschliche Abenteuer beginnt gerade erst" und ich muss sagen nach nunmehr über 35 Jahre des Wiedersehens mit diesem Film, den ich damals auch nicht sonderlich spannend fand, ist Robert Wises Weltraumfilm doch mit viel Würde gealtert und es lässt sich heute feststellen, dass das erste Kinoabenteuer des Raumschiffs Enterprise viel besser als sein Ruf ist.



Regie: 7 von 10 Punkten.