Mittwoch, 29. Juli 2015
Der Junge und sein Hund
Regie: L.Q. Jones
Apocalpypse 2024...
L.Q.Jones ist ein 1927 geborener amerikanischer Schauspieler, der vor allem durch kleine Rollen in Western und Sam Peckinpah-Filmen bekannt wurde. 1975 hat er mit "A Boy and his Dog" einen Film als Regisseur inszeniert. Durch sein Ende wurde der Science Fiction Film inzwischen zum regelrechten Kultfilm. Wobei man wahlweise darüber streiten kann, ob das Endzeitszenario nun besonders frauenfeindlich oder aber besonders tierfreundlich ist. Dabei spielt der Film in einer alternativen Zeitlinie und basiert auf der Kurzgeschichte von Harlan Ellison. Zumindest spielt der Film in einer apokalyptischen Endzeit (daher auch der deutsche Alternativ-Titel "Apocalypse 2024") und weicht in der Erzählung von der uns bekannten Weltgeschichte deutlich ab. Denn im Jahr 2024 sind inzwischen 17 Jahren nach dem vierten Weltkrieg zwischen dem Ost- und dem Westblock vergangen. Vor diesem war der Kalte Krieg und der dritte Weltkrieg, der von 1950 bis 1983 dauerte und mit dem Vatikanischen Friedensvertag endete. Nach einer friedlichen Zeit von 24 Jahren kam es 2007 zum Weltkrieg Nr. 4, der nur noch 5 Tage dauerte - solange dauerte es bis alle Atomwaffen abgefeuert waren. Dann war Endzeit und Wüste. In diesem nuklearen Holocaust lebt der junge Vic (Don Johnson). Sein Begleiter ist der alte Hund "Blood", der aufgrund einer Mutation die Fähigkeit besitzt mit dem etwas ungehobelten Vic zu sprechen. Nahrung ist knapp, aber es herrscht auch noch ein anderer Mangel. Die Frauen sind knapp geworden und Vid befindet sich daher ständig auf der Suche nach den so rar gesähten Frauen um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Es herrscht das Gesetz der Stärkeren und überall lauern Banden. Doch Vic wird auch vom Undergrund aus beobachtet. Während eines netten Kinoabends mit Popcorn spürt Blood mit seinem gutem Riecher eine Frau auf, die sich dort als Mann getarnt aufhalten muss. Vic ist nicht mehr zu halten und folgt ihr um sie zu vergewaltigen. Das Mädchen heißt Quilla June Holmes (Susanne Benton) und steigt in ein unterirdisches Gebäude ein. Dort in solchen Gebäuden lauert meistens Gefahr durch die "Jauler" - das sind grün leuchtende Wesen, deren Berührung tödlich sein kann. Die sind aber zum Glück nicht da, aber eine Bande von Männern ist Vic gefolgt und will nun das Mädchen. Nur mit Kampf kann entschieden werden. Quilla gibt Vic zu verstehen, dass sie ihn sehr mag und mit ihm ein gemeinsames Leben aufbauen will. Doch sie will dieses Leben nicht auf der gefährlichen Oberfläche führen, sondern will Vic mit in ihre Zivilisation mit nehmen. So kommt es durch das Mädchen zur Trennung von Herr und Hund. Aber Blood will noch eine Weile dort oben am Eingang auf Vic warten. Dort in der Unterwelt, die zuerst durch riesige unterirdische Fabrikkomplexe führt, existiert das Land "Topeka" - eine bizarre, bunte, laute und schrille Unterwelt, die von einem Komitee beherrscht wird. Dort wird er erstmal von dauergrinsenden und kräftigen Michael (Hal Baylor) in einem großen Badzuber gewaschen. Alle Menschen, die dort unten leben tragen typische amerikanische Farmerkleidung der 20er und 30er Jahre, also Strohut, rot karierte Hemden und blaue Latzhosenjeans. Dazu passt besonders ein ganz in weiß geschminktes Clowngesicht. Über Lautsprecher werden banale Lebensweisheiten verbreitet, im Wechsel mit leckeren Kuchenrezepten. Vic soll dort unten die Frauen schwängern, so zumindest will es das Komitee (u,a,Helen Winston, Jason Robards) so. Klar, dass Vic sehr bald wieder auschecken will. Aber die Flucht ist mit der Todesstrafe belegt...
LQ. Jones hat mit "Der Junge und sein Hund" ein ziemlich originelles und abgefahrenes Science Fiction Movie gedreht, dass tatsächlich mit einem coolen Ende aufwartet und dadurch auch im Gedächtnis haften bleibt. Für den damals 25jährigen Don Johnson war es der erste große Erfolg. Für die Rolle des jungen, respektlosen Vic gewann er den Saturn Award als bester Darsteller. Der Film selbst war auch in der Kategorie "Bester Science Fiction Film"nominiert - verlor aber gegen Norman Jewisons "Rollerball".
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Freitag, 24. Juli 2015
Das verborgene Gesicht
Regie: Andres Baiz
Die Gesichter vor und hinter dem Spiegel...
"Das verborgene Gesicht" heißt im Original "La Cara Oculta" und ist eine spanisch-kolumbianische Gemeinschaftsproduktion, inszeniert im Jahr 2011 von von Andres Baiz. Die kolumbianische Regiehoffnung hat auch das Drehbuch mitgeschrieben.
Damit ist ihm in weiten
Teilen ein ruhiger und interessanter Thriller gelungen, der erst nach 45
Minuten seinen Plot bekannt gibt und durch diese Wendung immer mehr der
Film über zwei Frauen wird, die den selben Mann lieben. Dieser Mann ist
der spanische Dirigent Adrian (Quim Gutierrez), der genau weiß wie er
auf das andere Geschlecht wirkt. Der Mann, der ein Engagement bei den
Philharmonie in Bogota hat, flirtet gerne, so auch mit Cellistin
Veronica (Marcela Mar). Dies dürfte vielleicht auch der Grund des
Verschwindens seiner Freundin Belen (Clara Lago), die wir zum Beginn des
Film in einer Videobotschaft sehen. Sie hat das Haus verlassen, dass
das frisch verliebte Paar von der Deutschen Emma (Alexandra Stewart)
gemietet hat und nun ist das Glück schon zu Ende, denn vor der Kamera
teilt sie ihn mit, dass sie ihn zwar sehr liebt, aber ihn dennoch
verlässt.
Nun
der attraktive Mann ist nicht lange alleine. Als er sich als Verlassener
verzweifelt in einer Bar betrinkt, lernt er die hübsche Kellnerin
Fabiana (Martina Garcia) kennen. Sie nimmt ihn nach einer Schlägerei,
die er provoziert hat, mit zu sich nach Hause - natürlich knistert es.
Währenddessen ermittelt aber die Polizei in Sachen Belen, keiner weiß wo
die Frau abgeblieben ist. Fabiana zieht als Ersatz ins riesige Miethaus
und hat sofort das Gefühl, dass es im Haus einen Geist gibt.
Im
Badezimmer scheint sie Geräusche wahrzunehmen, es hört sich so an, als
würden sie vom Abfluss des Waschbecken herauf ertönen. Auch der Hund
Hans, der besonders an Belen hing, benimmt sich eigenartig. Während
Fabiana badet, schlägt das Wasser plötzlich Wellen. Was passiert in
diesem Haus und was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Spiegeln
des Hauses ?
Geschickt setzt Andres Baiz auf gezielten
Einsatz von Suspence und erreicht dies interessanterweise durch den
Einsatz dieser Spiegel. Dies erzeugt ein spannungs- und facettenreiches
Drama um Voyeurismus und Klaustrophobie, denn die Handlung findet
abwechselnd von zwei verschiedenen Blickwinkeln statt. Dieser Effekt
sorgt für ein geheimnisvolles Vexierspiel zwischen Innen- und Außenwelt.
Ein Liebespaar wird beobachtet, denn ein geheimer Raum gewährt durch
zwei halbdurchlässige Spiegel Sicht auf das Schlafzimmer und auf das
angrenzende Bad. In einem angedachten Versteck, einem Panic Room, von
einem Altnazi erbaut, das nun zum Gefängnis geworden ist, agiert der
Voyeur. Aber damit ist die Handlung aus den geschickt verschachtelten
Erzählsträngen noch nicht zu Ende. Denn die neugierige Fabiana beginnt
mit ihrem Geist, den sie im Haus vermutet, zu kommunizieren und der
Zuschauer bekommt Einblick in die interessante Frage, welche Kräfte im
Menschen stärker und welche schwächer wirken. Zumal die Hilfe, die
jemand dringend zum Überleben benötigen würde, mit dem Fortbestehen der
Beziehung kollidieren würde. Warum ? Weil die Liebe besser funktioniert
ohne lästige Konkurrenz. Die Handlungen der drei Protagonisten sind
geprägt von Selbstsucht, Misstrauen und Rücksichtslosigkeit. Am Ende
sorgt eine erneute Affäre des Mannes für eine neue Dynamik. Wie sie
verlaufen wird, dass überlässt der fähige Regisseur der Gedankenwelt des
Zuschauers.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
In the Name of the Son
Regie: Vincent Lannoo
Elisabeths Rache...
Der belgische Rachekrimi "In the Name of the Son" aus dem Jahr 2012
heißt im Original "Au nom du fils" und wurde inszeniert von Vincent
Lannoo. Die Geschichte steckt voller Sarkasmus und thematisiert in sehr
unkonventioneller Weise die zahlreichen Missbrauchsskandale und
Enthüllungen der katholischen Kirche und seiner Priester.
Anders
als vielleicht der Klappentext und das DVD Cover suggeriert, liefert
der Macher einen ernstzunehmenden Beitrag über Doppelmoral und
Heuchelei. Der Film ist nicht vulgär, brutal oder hirnbefreit, wie man
vielleicht meinen könnte. Im Gegenteil: Die Geschichte ist zwar
vollbesetzt mit gutem Sarkasmus, aber die Schilderungen vom etwas
gehobenen Familien- und Gemeindeleben der engagierten katholischen
Christin Elisabeth (Astrit Whetnall) gestaltet sich sensibel und
behutsam. Das Leben scheint in bester Ordnung zu sein und mit Jesus als
Begleiter geht alles noch viel, viel besser. Sie ist scheinbar glücklich
verheiratet mit einem liebenden Mann (Serge Swysen) hat zwei gut
erzogene Söhne und moderiert eine christliche Radioshow mit dem Namen
"Das lebende Wort". Eine engagierte Frau, die ständig für die
Kirchengemeinde arbeitet und bei den Priestern beliebt ist. Father Taon
(Philippe Nahon) hält große Stücke auf sie. Das Unheil beginnt damit,
dass Elisabeth den jungen italienischen Priester Achille (Achille
Ridolfi) bei sich wohnen lässt. Als sich ihr Mann bei der Ausbildung der
gläubig-militanten Wehrsportgruppe "Soldaten von Pius XII" aus Versehen
in den Schädel schießt, ist starker Glaube und größte Kraft gefragt.
Der etwas sensible 13 Jahre alte Sohn Jean-Charles (Zacharie
Chasseriaud) kann den Tod des Vaters nicht so leicht verkraften und
landet in den tröstenden Armen des jungen Paters. Und daraus wird mehr.
Eines Tages outet er sich während der Radio Sendung bei seiner Mutter
und gibt an sich in den Priester verliebt zu haben. Zuhause jagt er sich
eine Kugel in den Kopf. Nach der Trauer folgt eine Kehrtwende in ihrem
Glaubensleben.
Außer sich vor Empörung wendet sie sich an die
Kirche, um den pädophilen Geistlichen zur Verantwortung zu ziehen. Daran
hat man jedoch nur wenig Interesse, möchte lieber alles unter den
Teppich kehren, damit die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt. Und so
beschließt Elisabeth, während eines Besuchs beim Bischof, sich spontan
dazu, sich selbst der Sache anzunehmen...
was folgt ist ein
blutiger Rachefeldzug gegen all jene die sich im Namen des Herrn schwer
versündigen. Der Filmemacher hat es sichtlich darauf abgesehen mit
diesen Themen etwas Unruhe zu stiften bzw. die Skandale der letzten
Monate und Jahre nicht vergessen zu lassen. Nicht nur die systematisch
sexuellen Übergriffe werden aufgegriffen, die schrecklichste Erkenntnis
darf dann auch der Bischof artikulieren, doch bei soviel
Verantwortungsumkehr (er macht das jugendliche Opfer zum sexuell
aggressiven Täter) und Geheimbündelei tut es unserer Elisabeth sichtlich
gut, dass sich noch während der Unterredung die blutige Eruption
entlädt. Es ist aber erst ein Anfang. Ab hier wird der Feldzug der Rache
mit viel Blut eingeleitet. Vincent Lannoo setzt dabei aber
interessanterweise auf eine extrem ruhige Inszenierung dieser Aktionen.
Faszinierend wie zurückhaltend diese Passagen gemacht wurden. Das heikle
Thema bietet sich natürlich als Drama an, aber der Regisseur kennt die
Momente genau, wo er weiß, dass er seine Story nun genüsslich ins
Absurde ziehen kann und damit die Tragödie genau auf den Punkt bringt.
Neben
dem genialen irischen Priesterdrama "The Calvary" von John Michael
McDonagh ist diese belgische Groteske der zweite bestens geglückte
Spielfilm dieses Jahres zum Themenkreis "Kirche".
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
Mittwoch, 22. Juli 2015
Der Frau in Schwarz 2 - Engel des Todes
Regie: Tom Harper
Der Geist von Jennet Humfrye....
Seit 2007 sind die Hammer Films wieder aktiv im Filmgeschäft und
produzieren neue Filme für das Genre, mit dem sie berühmt geworden sind
und unvergessene Klassiker wie "Dracula" (1958), "Frankensteins Fluch"
(1957), "Ein Toter spielt Klavier" (1961) "Nächte des Grauens" (1965)
oder "Gruft der Vampire" (1970) schufen. Die neuen Filme heißen "Wake
Wood", "Let me in" oder "The Quiet Ones" und der bisher erfolgreichste
Film der neuen Generation wurde überraschend "Die Frau in Schwarz" - ein
mit Daniel Ratcliffe in den Hauptrollen besetzer klassischer
Geisterhaus-Grusler mit starker britischer Handschrift. Inszeniert wurde
der Film von 2012 von James Watkins, er kostete 15 Millionen und
spielte sagenhafte 127 Millionen Dollar ein. Natürlich lag es da nahe,
dass ein Nachfolgefilm her musste - zumal ja die Hammer Films auch schon
früher ihren erfolgreichen Filmen immer wieder auch starke
Fortsetzungen folgen liessen. So sind Nachfolger von "Dracula" bei den
Fans gleichermassen geschätzt - ob es sich nun um den genialen "Blut für
Dracula" oder um den Blutsauger Ausflug "Dracula jagt Mini Mädchen" ins
Swinging London handelt.
Auch der Nachfolger von "Die
Frau in Schwarz" kann sich sehen lassen - auch wenn der Erfolg an der
Kinokasse nicht ganz so üppig ausgefallen ist. Möglicherweise war da
Harry Potter Darsteller Daniel Ratcliffe schon ein echtes Zugpferd,
viele wollten mal sehen, was für eine Figur er in einem Horrorfilm
macht.
Ausstattungstechnisch bewegt sich aber auch Teil 2 "Die
Frau in Schwarz - Engel des Todes" auf hohem Niveau. Auch die
Kameraarbeit von Georg Steel ist hervorragend. Leider hatte Regisseur
Tom Harper nicht unbedingt das beste Drehbuch zur Verfügung. Man merkt
leider, dass die Geschichte nicht allzu viele Höhepunkte bietet und das
Interesse an der unheimlichen Gestalt der Jennet Humfrye (Leanne Best),
die als richtige Mutter des 1889 tödlich verunglückten Nathaniel Drablow
mitansehen musste wie der Junge im Marschland ums Leben kam, wird nie
so richtig mit der neuen Story geweckt. Teil 1 spielte im Zeitalter von
Eduard VII. Im Nachfolger sind wieder viele Jahre vergangen. Inzwischen
schreiben wir das Jahr 1941 und dort, während der Zeit des Zweiten
Weltkrieges, setzt die Filmhandlung auch in London ein, wo es nicht
besonders guten Schutz gibt für die deutschen Bombenangriffe. Daher
werden einige Schulkinder aufs Land evakuiert. Also auf zum abgelegenen
Küstendorf Crythin Gifford, wo die der Frau in Schwarz, das leer
stehende Eel Marsh House, steht. Die junge Eve Parkins (Phoebe Fox) ist
Lehrerin und begleitet gemeinsam mit ihrer Vorgesetzten Jean Hogg (Helen
McCrory) die Kinder. Besonderes Augenmerk legt sie auf den verwaisten
Edward (Oakley Pendergas) , der stumm ist, seit seine Mom bei einem
kürzlichen Bombenangriff ums Leben kam. Während der Zugfahrt lernt Eve
natürlich auch noch den smarten Militärpiloten Harry Burnstow (Jeremy Irvine) kennen,
der - welch ein Glück - in Crythin Gifford stationiert ist. Im alten
Herrenhaus angekommen, wartet viel Arbeit auf die Lehrerinnen, denn das
Gebäude ist in einem maroden Zustand. Und natürlich sind die vielen
Kinder (u.a. Pip Pearce, Amelia Pidgeon, Jude Wright) auch bald wieder
in Gefahr, denn Lehrer und Schüler sind nicht allein im Haus....
Dieser
Nachfolger wird häufig kritisiert weil er sich in uninspirerten
Aneinanderreihungen von Horrorstandards ergibt - das sehe ich eher nicht
so. Ich finde sogar, dass die einzelnen Szenen recht gut gelungen sind,
aber es mangelt ein bisschen am roten Faden - zu sehr und viel zu
schnell wird das Unheimliche des Hauses als Fakt angesehen "ja es gibt
Geister" und daher fehlt leider eine gewisse Ambivalenz in der Story,
die den Spannungsbogen viel fester hätte schnüren können. Die
Geisterwelt ist zu sehr an der Oberfläche, als dass sie noch gruseln
würde. schade, denn die Bilder, die der Film zeigt, können sich durchaus
sehen lassen - aber nur selten ist ein faszinierendes Element zu
spüren. Der Höhepunkt auf dem Flugplatz ist auch sehr dick aufgetragen.
Am Ende wird dann Teil 3 angedeutet, entlässt den Zuschauer aber leider
auch unbefriedigt. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Grusler viel
schwächer, hat aber wie bereits erwähnt, optisch ansprechende Bilder,
die den Film doch noch etwas aufwerten.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
Sonntag, 12. Juli 2015
Nosferatu - Phantom der Nacht
Regie: Werner Herzog
Vom Sterben und vom Ewigen Leben...
Meistens scheitern Remakes von großen, ja überlebensgroßen Filmen
auf ganzer Linie. Und im Grunde war es ja auch ein Heranwagen an die
heilige Kuh als Werner Herzog sich Ende der 70er Jahre dazu entschied
eine Neuauflage des großartigen Murnau Klassikers "Nosferatu - Eine
Symphonie des Grauens" aus dem Jahr 1922 zu drehen. Doch die Zeit war
günstig. Gegen Ende der 70er Jahre hatte der neue Deutsche Film einen
seiner größten Höhepunkte zu verzeichnen - grandiose Filme wie "Die Ehe
der Maria Braun" oder "Die Blechtommel" sahnten auch international ab
und gaben den deutschen Film einen neuen exzellenten Weltruf. Auch
Herzogs gothische Horrorpoesie "Nosferatu" darf hier dazu gezählt werden
und dieses Trio komplettieren, diese Trias war zu ihrer Zeit das große
ultimative Aushängeschild des deutschen Films. Natürlich ist Murnaus
Film unerreicht, das wußte Werner Herzog auch. Er hat es allerdings
meiner Meinung nach sehr geschickt vermieden eine farbige Kopie des
Klassikers zu fabrizieren, auch wenn weite Teile seiner Version als
Hommage erkennbar sind. Es sind ähnlich pessimistische Bilder zu
verzeichnen - doch Herzogs düstere Bilde rüber Pest, Fäulnis und dem
allgegenwärtigen Sterben rufen sogar ein bisschen Apokalypse hervor.
Sein Szenario wirkt am Ende verstörend, atmosphärisch, unglaublich schön
und ebenso grauenerregend.
An der Geschichte wurde nicht
viel verändert: Sie spielt in Wismar des 19. Jahrhunderts. Dort lebt der
junge aufstrebende Häusermakler Jonathan Harker (Bruno Ganz) mit seiner
sehr sensiblen, beinahe zerbrechlichen Gattin Lucy (Isabelle Adjani),
die ihm das Teuerste auf der Welt ist. Daher verlässt er sie nur sehr
ungern und bricht eine Reise nach Transilvanien an, mit der ihn sein
Vorgesetzter Renfield (Roland Topor) beauftragt. Der Ritt mit dem Pferd
soll 4 Wochen dauern, im Osten Europas wartet dann in einem Schloß ein
gewisser Graf Dracula (Klaus Kinski), der vorhat in Wismar ein Haus zu
kaufen. Die Reise soll sich auch für Harker lukrativ lohnen, er könnte
seiner Lucy ein viel größeres Haus kaufen. So macht er sich auf den
beschwerlichen Weg. Am Borgo Pass angekommen, warnen ihn die Zigeuner
vor der Weiterreise in die sogenannte Schattenwelt, in die Welt des
Untoten - des Nosferatu. Doch Harker nimmt die Warnung nicht ernst. Zu
Fuß erreicht er das verfallene Schloß, wird Gast des Grafen, der sich
als als gequälte Seele zu erkennen gibt. Nichtsdestotrotz wird Harker in
den Nächten vom depressiven Blutsauger immer wieder in den Hals
gebissen. Der Graf schließt den Häuservertrag ab und eines Nachts sieht
Harker, dass der Vampir mit einigen Särgen das Schloß verlässt. Er
merkt, dass nun seine Lucy, vielleicht sogar ganz Wismar in großer
Gefahr steckt. Er muss ein Weg aus dem Schloß finden, aber der Graf
reist auf dem Seeweg und der dürfte nicht ganz so lange dauern. Harker
kommt einige Zeit sehr verändert in Wismar an, er erkennt nicht mal
seine geliebte Lucy. Auch Graf Dracula ist bereits vor Ort, in seinem
Gepäck eine Riesenanzahl von Ratten, die die Pest und somit den Tod in
die Stadt bringen...
Zwar ist Max Schreck viel erschreckender anzusehen als Klaus Kinski. Aber Kinskis Interpretation war so gut, dass er auch - völlig zu Recht - den deutschen Filmpreis zuerkannt bekam. Er ist dabei weniger der böse Killer, sondern ein Wesen, dass nur seinen Instinkten folgt und unsagbar einsam einer verlorenen Welt und einer verlorenen Liebe hinterhertrauert. Keine würde ihn - den Jäger - verstehen, nur die heulenden Wölfe, diese Kinder der Nacht, wie der traurige Vampir sie liebevoll nennt.
Zwar ist Max Schreck viel erschreckender anzusehen als Klaus Kinski. Aber Kinskis Interpretation war so gut, dass er auch - völlig zu Recht - den deutschen Filmpreis zuerkannt bekam. Er ist dabei weniger der böse Killer, sondern ein Wesen, dass nur seinen Instinkten folgt und unsagbar einsam einer verlorenen Welt und einer verlorenen Liebe hinterhertrauert. Keine würde ihn - den Jäger - verstehen, nur die heulenden Wölfe, diese Kinder der Nacht, wie der traurige Vampir sie liebevoll nennt.
So ist die Gestaltung der
Dracula Rolle in Herzogs Film ziemlich einzigartig - denn hier
bemitleidet der Zuschauer ein Wesen, dass von Einsamkeit und Isolation
geplagt ist und unter der Bürde dieser Unsterblichkeit extrem leidet.
Dieses Leid deutet sich schon im Vorspann des Films an, wo Herzogs
großartiger Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein das Geschehen auf die
Nahaufnahmen von verfallenen Gesichtern mumifizierter Leichen legt -
einige davon haben vor Angst den Mund weit aufgerissen, bei den anderen
zieren Reste von einer Haarpracht das wächserne Fleisch. Es sieht alles
nach Entmenschlichung aus, die Zeit löscht alles unerbittlich aus. Das
Überleben aber ist genauso Alptraum, ein Kreis, aus dem es kein
Entkommen gibt. Die wunderschönen, morbiden Bilder sind schaurig
untermalt von Wagners "Rheingold", ergänzt werden diese klassischen
Themen durch die Gruppe Popol Vuh, die die gotische Machart von Herzogs
zweitbestem Film nach "Aguirre" zusätzlich unterstreicht. Die Ankunft
des Grafen in der Hansestadt wird zum Symbol für den großflächigen Tod
einer Gesellschaft. Der Totentanz dauert bis zum Hahnenschrei und
besiegt das Böse durch ein Opfer. Doch genauso wie in meinem
Lieblingsfilm, Polanskis Tanz der Vampire, ist das Böse schon wieder
geboren und verbreitet sich nun weiter in die Welt. Ein sehr starker und
sinnicher Film mit betörenden Bildern des Untergangs, der sich täglich
vollzieht.
Freitag, 3. Juli 2015
Jupiter Ascending
Regie: The Wachowskis
Reife Menschen, gekrönte Toilettenfrauen und Rollerblade-Heroes...
Andy und Laurence Wachowski wurden in Filmkreisen früher als die
"Wachowski Brüder" bezeichnet, drehten Filme wie "Bound", die "Matrix"
Trilogie oder "Cloud Atlas" und nachdem aus Laurence Lana wurde
realsieren sie ihre Movies als die "Wachowski Geschwister".
Möglicherweise steckte noch viel vom Geist der Megaprojekts "Cloud
Atlas" in den Köpfen, als es um die Realisierung des neuen Projekts mit
dem Namen "Jupiter Ascending" ging. Das Produktionsbudget betrug 176
Millionen Dollar - inzwischen hat der Streifen - trotz verheerend
schlechter Kritik und noch schlechterer Mundpropaganda - seine Kosten
wieder eingespielt und kann ein weltweites Kinoeinspielergebnis von ca.
182 Millionen Dollar voweisen.
In der Mitte dieses völlig
verrückten Science Fiction Streifens und Weltraumoper erscheint
Kultregisseur Terry Gilliam in einem Gastauftritt als verschrobener
Bürokrat in einem kafaesken intergalaktischen Amtsgebäude und stellt
ganz wichtige Bescheinigungen für die Heldin der Geschichte aus. Eine
der besten Szenen des Films und hier bemerkt man erstmal ein starkes
Augenzwinkern und erkennt die Parodie. Viele Szenen vorher war dies
einfach nicht so klar herausgearbeitet. Man staunte als Zuschauer über
die optische Brillianz, über minutenlange perfekt bis zum Exzess
durchkomponierte CGI-Sequenzen und war sprachlos wegen der tollen Bilder
und wegen einiger grausamen Kostüme, mit denen die drei aus dem Hause
Abraxas stammenden fiesen Weltraumgeschwister Balem (Eddie Redmayne),
Titus (Douglas Booth) und Kalique (Tuppence Middleton) ihre noch
grausameren und hirnverbrannten Dialoge aufsagen müssen. Die Wachowskis
verfassen ja ihre Drehbücher selbst und ich will nicht wissen wieviel
Drogen sie sich beim Ausdenken dieser kruden Story reingepfiffen haben.
Mit Caine (Channing Tatum in Spitzohren) düst sogar im Sauseschritt mit
Düsestiefeln und Rollerblades ein Retter durch die Lüfte, den braucht
unsere Heldin Jupiter Jones (Mila Kunis) auch dringend.
Die
ist russische Emmigrantin in Chicago - der Vater wurde vor ihrer Geburt
erschossen - und putzt Toiletten. Bis sie eines Tages von kleinen,
gruseligen Aliens angegriffen werden, die wie böse Skelettwesen
aussehen. Doch es naht der Ritter mit Wolfsbart und Spitzohren. Caine
ist Lycantanter (eine Art Kreuzung zwischen Wolf, Hund, Barrenturner und
Mensch), der sie im Auftrag von Schönling Titus vor seinem fiesen
tuntigen Brüderchen Balem retten, der eine ganze Armee von
Sauriersoldaten sein Eigen nennt. Ihm gehört ausserdem der schöne Planet
Erde. Dieser ist aber für alle drei gierigen Geschwister interessant,
denn nun ist er durch die Entwicklung der Menschen "reif" zu ernten. Die
wichtigste Rohstoff in "Jupiter Ascending" ist die Zeit. Also
Lebenszeit und die Menschen sind der Rohstoff, der diese Zeit liefern
kann. Die Menschen sollen geerntet werden, um aus ihnen ein magisches
Jugendelixier zu brauen.
Um die Geschichte zu verkomplizerien,
ist unsere Jupiter die genetisch identische Inkarnation der früheren
Weltenherrscherin, die kürzlich nach knapp 100.000 Jahren an der Macht
den Löffel abgegeben hat - es ist die Mutter der drei mißtratenen
Weltraumkids. Unsere Jupiter sieht nicht nur aus wie die tote Mutter,
sie ist tatsächlich genetisch mit diesen Besitzern wertvoller
intergalaktischer Immobilien verschwägert. Man muss nämlich wissen, dass
die drei Schurken nicht nur die Erde ernten, sondern vor ihr schon
zahlreiche Planeten - das Spiel der Ernte läuft Tausende von Jahren
schon. Kann Jupiter die Erde, die ihr ja gehört, noch retten ?
Die
Matrix-Macher Lana und Andy Wachowski entführen in die Weiten des
Kosmos, mit rasanten Kamerafahrten, aufwendigen Bildern von fernen
Sternen und Galaxien und gewaltigen Explosionen und Kampfszenen - und im
Kino kommt das alles in 3D. Eine Mischung aus Superheldenkino und
Weltraumabenteuer, wie man es allerdings schon öfter im Kino gesehen
hat. Tatsächlich lassen sich eine Reihe von Verweisen finden. Die
schrulligen Weltraumkostüme erinnern stark an den trashigen Charme von
"Flash Gordon", das gemeinsame Fliegen in Speed-Geschwindigkeit von
Caine und Jupiter hat man auch schon ähnlich in den Marvel Verfilmungen
gesehen...die Geschichte selbst hat immer wieder "Terminator" Elemente,
nur viel sonderbarer. Ein Hauch von "Guardians of the Galaxy" weht mit.
Ausserdem gibts noch richtige Flügel, Jurassic Park Velociraptoren in
schicker Uniform und Schwärme von Bienen, die um Jupiter herumschwirren
und auch dem Zweifler Stinger (eine Mischung aus Mensch und Biene)
beweisen, dass Jupiter auserwählt ist.
Öfters während des
Films kommt der Gedanke auf, dass es sein könnte den schlechtesten Film
der letzten Jahre gesehen zu haben. Begünstigt wird diese Sichtweise von
den eindrucksvollen Goldene Himbeeren Leistungen der diesjährigen
Oscarstars wie Eddie Redmayne oder Channing Tatum, die in "Die
Entdeckung der Unendlichkeit" und "Foxcatcher" tolle Leistungen
ablieferten. Hier sind sie mal ganz anders: Richtig schlecht und es wird
klar, dass die gute Halle Berry vor mehr als 10 Jahren kein Einzelfall
war als sie für "Monsters Ball" mit dem Oscar geehrt wurde und einige
Monate später dann als "Catwoman" den zweifelhaften Triumph als
Gewinnerin der Goldenen Himbeere errang.
Es sind aber immer
wieder geniale Szenen, die das alberne Szenario durchbrechen und dem
Film tatsächlich eine sehr individuelle Handschrift verpassen. "Jupiter
Ascending" mag zwar ganz viel aus der Schatztruhe des Science Fiction
Genres geklaut haben, den Wachowskis ist es aber dennoch gelungen eine
ganz eigene Suppe zu kochen. Bin gespannt, ob der Film das Potential zum
Kultobjekt hat.
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
Labels:
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