Sonntag, 15. Januar 2023

Zeit der Wölfe


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Neil Jordan

Rotkäppchen und die Werwölfe...

Der irische Regisseur Neil Jordan (Mona Lisa, The Crying Game, Butcher Boy, Jenseits der Träume, Michael Collins, Interview mit einem Vampir) drehte 1984 mit "Zeit der Wölfe" eine moderne Variante des bekannten "Rotkäppchen" Märchen. Das Drehbuch verfasste Jordan gemeinsam mit der Schriftstellerin Angela Carter, nach deren Kurzgeschichte "The Bloody Chamber" dieser kultige Gothic-Fantasy-Horrorfilm entstanden ist. In den USA spielte der Film mehr als 4 Millionen Dollar an der Kinokasse ein. Bekannt durch die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm wurde die Geschichte von dem Mädchen und dem bösen Wolf weltweit bekannt. Die erste literarische Erwähnung kam jedoch bereits im Jahr 1695 von Charles Perrault zustande. Jordan würzt diese Geschichte mit allerlei Freudschen Verweisen und erotischen Anspielungen. Die Heldin der Geschichte ist die 13jährige Rosaleen (Sarah Patterson), deren Sexualität gerade erwacht und deren Gefühlswelt mächtig durcheinander kommt. Scheinbar wird der Zuschauer aber Zeuge eines Traumes, denn die ersten Bilder zeigen das Mädchen schlafend und träumend. Dieser Traum führt sie in ein Dorf am Rande des finsteren Waldes und auch in die Vergangenheit. Der Traum spielt im 18. Jahrhundert. Rosaleen und ihre Eltern (Tusse Silberg und David Warner) sind todtraurig, denn die ältere Tochter Alice (Georgia Slowe) ist einem Wolf zum Opfer gefallen. Das soll eine Warnung an die jüngere Rosaleen sein, die vor allem von der Oma (Angela Lansbury) ausgesprochen wird, die mitten im Wald wohnt. "Hüte Dich Kind vor den Männern mit zusammengewachsenen Augenbrauen" oder "Mädchen weiche nie vom Wege ab, denn im Wald da lauert der Wolf" oder "Deine Schönheit zieht sie an und ein Wolf ist jeder Mann" - das hübsche Mädchen wird bereits vom heranwachsenden Nachbarsjungen (Shane Johnstone) begehrt.
Großmutter weiß auch noch andere Schauergeschichten zu berichten, die im Laufe der Handlung in die Geschiche eingepflegt werden. So erzählt sie von dem jungen Bräutigam (Stephen Rea), der eine hübsche Frau (Kathryn Pogson) aus dem Dorf geheiratet hat. Die Frau freut sich auf die Hochzeitnachts mit ihrem Liebsten, doch der entschuldigt sich, dass er kurz nach draußen gehen muss und bleibt dann über Jahre verschwunden. Die Frau heiratet nach Jahren erneut und hat auch inzwischen einige Kinder. Da plötzlich klopft es an der Tür und der verlorene Bräutigam steht davor, sieht heruntergekommen aus wie ein wildes Tier und meint er habe Hunger. Dann wird er aggressiv. Zum Glück kommt der jetzige Ehemann nach Hause, denn der Mann hat sich in einen Wolf verwandelt, dem er den Kopf abschlägt. Der Werwolf ist nun tot, doch sein abgetrennter Kopf hat sich wieder in den menschlichen Zustand verwandelt. Eine andere Geschichte zeigt eine Frau (Dawn Archibald), die von einem reichen Adligen (Richard Morant) geschwängert und dann sitzen gelassen wurde. Sie rächt sich damit, dass sie in dessen Hochzeitsfest platzt und sie verwandelt alle Gäste (natürlich auch ihren Ex) in Wölfe. In der dritten Geschichte kommt eine Wöflin ins Dorf, sie hat nichts Böses im Sinn, sie hat jedoch Hunger. Von einem Jäger wird sie angeschossen. Ein Priester (Graham Crowden) nimmt das Tier auf, dass sich in iher menschlichen Gestalt (Danielle Dax) zeigt.
Im Dorf von Rosaleen wird inzwischen wieder auf Wolfsjagd gegangen. Man hat einen sehr großen Wolf gesehen. Eines Tages geht Rosaleen ihre Großmutter mit einem Korb voll mit Waren besuchen. Doch auf dem Weg dorthin begegnet sie einem attraktiven Adligen (Micha Bergese), dessen Augenbrauen zusammengewachsen sind. Trotz aller Warnungen flirtet das unerschrockene Mädchen mit dem Mann und die beiden gehen eine Wette ein. Wer als Erster beim Haus der Großmutter ist, der bekommt ein Geschenk vom Verlierer...







Die Ausstattung ist sehr extravagant - eine Mischung aus den Szenenbildern der Hammerstudios und alter nostalgischer Märchenillustrationen. Jordan visualisiert die Alpträume, die beim Grimmschen Märchen unter der Oberfläche vergraben sind. Intensiv und voller Symbolik ist die Geschichte des Mädchens, deren Jungfräulichkeit durch gefährliche Männer immer mehr in Gefahr ist.







Bewertung: 8 von 10 Punkten.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen