Sonntag, 13. Februar 2022

Last Night in Soho


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Edgar Wright

Eloises Albträume...
 
Die Filme des britischen Regisseurs Edgar Wright sind außerordentlich  cool. Gemeinsam mit den beiden Schauspielern Simon Pegg und Nick Frost realisierte er die Kultfilme "Shaun of the Dead", "Hot Fuzz" und "The Worlds End", die von den vielen Fans inzwischen als "Blood-and-Ice-Cream-Trilogie" bezeichnet wird.
Für "Ant Man" schrieb er das Drehbuch und die Regiearbeiten zu "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" und "Baby Driver" beweisen, dass er originelle Storys bestens umsetzen kann. Sein 2021 entstandener Horrorthriller hat einen ähnlich coolen visuellen Touch wie die Vorgänger, die Story ist aber viel düsterer.
Hauptfigur ist eine junge Frau, die ein Faible für die 60er Jahre hat und darüberhinaus hellsichtige Fähigkeiten besitzt. Ihre Mom starb als sie sieben Jahre alt war, das Kind wächst bei Ihrer Großmutter auf, die von Rita Tushingham gespielt wird, und sie hat oft Erscheinungen von ihrer toten Mom.
Einerseits spielt die Geschichte im Heute und Hier, aber der Regisseur hat in seinem Drehbuch, dass er gemeinsam mit Krysty Wilson-Cairns verfasste, geschickt Rückblenden in die Swinging Sixties in London eingebaut. Diese Rückschau in diese Zeit ist möglich, weil Hauptfigur Eloise von Träumen geplagt wird, die sich immer mehr zu Albträumen entwickeln.
Eloise (Thomasin McKenzie) wird von allen nur "Ellie" genannt und ist ein totaler 60s Fan. In ihrem Zimmer hängen Poster von Modeikone Twiggy und vom Audrey Hepburn Film "Breakfast at Tiffanys", natürlich hört Ellie am liebsten den Sound dieser Zeit, also alte Schallplatten von Peter & Gordon, Cilla Black Dusty Springfield, The Kings, The Who, Sandie Shaw, Barry Ryan oder Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich. Ellie will unbedingt Modedesignerin werden und sie hat Glück. Sie erhält ein Stipendium am London College of Fashion. Bisher lebte sie in der Provinz bei ihrer Großmutter. Nun muss sie nach London umziehen und ist alleine auf sich gestellt. Die Großmutter warnt ihre Enkelin vor den Gefahren, die in der Metropole lauern. In London selbst wird sie von ihren Studienkolleginnen, vor allem von ihrer Zimmerkollegin Jocasta (Synnove Karlsen) gleich als sonderbare Aussenseiterin abgestempelt. Lediglich Mitschüler John (Michael Ajao) zeigt Interesse an Ellie. Da ihr das Leben im Wohnheim zu hektisch wird, entscheidet sie sich dafür ein eigenes Zimmer in London zu mieten. Tatsächlich bekommt sie ein Zimmer im obersten Stock eines Hauses in Fitznova. Die Vermieterin Miss Collins (Diana Rigg) will allerdings nach 20 Uhr keine Herrenbesuche mehr. Doch einen erholsamen Schlaf findet Ellie dort nicht - sie wird jede Nacht von Träumen heimgesucht. In diesen Träumen kehrt das Soho der 60er Jahre zurück und Ellie verwandelt sich in diesen Träumen in das Mädchen Sandy (Anya Taylor-Joy), die ihr Glück sucht und unbedingt Sängerin und Tänzerin werden will. Diese Sandy lernt in einem angesagten Danceclub den smarten Jack (Matt Smith) kennen, der allerdings nichts Gutes mit Sandy im Schilde führt. Ellies Träume werden immer klarer, aber sie geht auch eine gefährliche Symbiose mit ihrer Traumfigur ein. So färbt sich Ellie die Haare blond, damit sie immer mehr Ähnlichkeit mit ihrer Traumfigur bekommt. Sie begegnet auch oft einem sehr undurchsichtigen älteren Mann (Terence Stamp) in den Straßen von Soho. Ein Mann, der ihr Furcht einjagt...



Der Film bescherte der 60er Jahre TV-Ikone Diana Rigg (damals populär als Agentin Emma Peel in der Kultserie "Mit Schirm, Charme und Melone" eine letzte große Rolle. Kurz nach Beendigung des Films starb die Schauspielerin im Alter von 82 Jahren an einer Krebserkrankung. Edgar Wright hat seinen Film furios inszeniert und die Rückblenden bzw. Träume fügen sich perfekt in die Gegenwart ein. Er lässt eine vergangene Zeit wiederauferstehen und die Detailtreue ist Pflicht für das Gelingen dieses Films, der auch den beiden jungen Darstellerinnen Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy richtig gute Rollen bietet. Der neonfarbige Nightlife-Horror ist in Sachen Style unschlagbar, bietet aber auch jede Menge guten Suspence. Daher ist die Nominierung als bester Film bei den British Film Awards mehr als gerechtfertigt.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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