Regie: Edgar Wright
Eloises Albträume...
Die Filme des britischen Regisseurs Edgar Wright sind
außerordentlich cool. Gemeinsam mit den beiden Schauspielern Simon Pegg
und Nick Frost realisierte er die Kultfilme "Shaun of the Dead", "Hot
Fuzz" und "The Worlds End", die von den vielen Fans inzwischen als
"Blood-and-Ice-Cream-Trilogie" bezeichnet wird.
Für "Ant Man" schrieb er das Drehbuch und die Regiearbeiten zu
"Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" und "Baby Driver" beweisen, dass
er originelle Storys bestens umsetzen kann. Sein 2021 entstandener
Horrorthriller hat einen ähnlich coolen visuellen Touch wie die
Vorgänger, die Story ist aber viel düsterer.
Hauptfigur ist eine junge Frau, die ein Faible für die 60er Jahre
hat und darüberhinaus hellsichtige Fähigkeiten besitzt. Ihre Mom starb
als sie sieben Jahre alt war, das Kind wächst bei Ihrer Großmutter auf,
die von Rita Tushingham gespielt wird, und sie hat oft Erscheinungen von
ihrer toten Mom.
Einerseits spielt die Geschichte im Heute und Hier, aber der
Regisseur hat in seinem Drehbuch, dass er gemeinsam mit Krysty
Wilson-Cairns verfasste, geschickt Rückblenden in die Swinging Sixties
in London eingebaut. Diese Rückschau in diese Zeit ist möglich, weil
Hauptfigur Eloise von Träumen geplagt wird, die sich immer mehr zu
Albträumen entwickeln.
Eloise (Thomasin McKenzie) wird von allen nur "Ellie" genannt und
ist ein totaler 60s Fan. In ihrem Zimmer hängen Poster von Modeikone
Twiggy und vom Audrey Hepburn Film "Breakfast at Tiffanys", natürlich
hört Ellie am liebsten den Sound dieser Zeit, also alte Schallplatten
von Peter & Gordon, Cilla Black Dusty Springfield, The Kings, The
Who, Sandie Shaw, Barry Ryan oder Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich.
Ellie will unbedingt Modedesignerin werden und sie hat Glück. Sie erhält
ein Stipendium am London College of Fashion. Bisher lebte sie in der
Provinz bei ihrer Großmutter. Nun muss sie nach London umziehen und ist
alleine auf sich gestellt. Die Großmutter warnt ihre Enkelin vor den
Gefahren, die in der Metropole lauern. In London selbst wird sie von
ihren Studienkolleginnen, vor allem von ihrer Zimmerkollegin Jocasta
(Synnove Karlsen) gleich als sonderbare Aussenseiterin abgestempelt.
Lediglich Mitschüler John (Michael Ajao) zeigt Interesse an Ellie. Da
ihr das Leben im Wohnheim zu hektisch wird, entscheidet sie sich dafür
ein eigenes Zimmer in London zu mieten. Tatsächlich bekommt sie ein
Zimmer im obersten Stock eines Hauses in Fitznova. Die Vermieterin Miss
Collins (Diana Rigg) will allerdings nach 20 Uhr keine Herrenbesuche
mehr. Doch einen erholsamen Schlaf findet Ellie dort nicht - sie wird
jede Nacht von Träumen heimgesucht. In diesen Träumen kehrt das Soho der
60er Jahre zurück und Ellie verwandelt sich in diesen Träumen in das
Mädchen Sandy (Anya Taylor-Joy), die ihr Glück sucht und unbedingt
Sängerin und Tänzerin werden will. Diese Sandy lernt in einem angesagten
Danceclub den smarten Jack (Matt Smith) kennen, der allerdings nichts
Gutes mit Sandy im Schilde führt. Ellies Träume werden immer klarer,
aber sie geht auch eine gefährliche Symbiose mit ihrer Traumfigur ein.
So färbt sich Ellie die Haare blond, damit sie immer mehr Ähnlichkeit
mit ihrer Traumfigur bekommt. Sie begegnet auch oft einem sehr
undurchsichtigen älteren Mann (Terence Stamp) in den Straßen von Soho.
Ein Mann, der ihr Furcht einjagt...
Der Film bescherte der 60er Jahre TV-Ikone Diana Rigg (damals
populär als Agentin Emma Peel in der Kultserie "Mit Schirm, Charme und
Melone" eine letzte große Rolle. Kurz nach Beendigung des Films starb
die Schauspielerin im Alter von 82 Jahren an einer Krebserkrankung.
Edgar Wright hat seinen Film furios inszeniert und die Rückblenden bzw.
Träume fügen sich perfekt in die Gegenwart ein. Er lässt eine vergangene
Zeit wiederauferstehen und die Detailtreue ist Pflicht für das Gelingen
dieses Films, der auch den beiden jungen Darstellerinnen Thomasin
McKenzie und Anya Taylor-Joy richtig gute Rollen bietet. Der neonfarbige
Nightlife-Horror ist in Sachen Style unschlagbar, bietet aber auch jede
Menge guten Suspence. Daher ist die Nominierung als bester Film bei den
British Film Awards mehr als gerechtfertigt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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