Regie. Gerard McMurray
Beim ersten Mal tuts noch weh...
Der dystopische Horror, den die "Purge" Filme als Grundidee
entwerfen ist eigentlich genial. Dennoch ist bislang keiner der vier
Purge Movies ein echtes Meisterwerk geworden. Am ehesten hat sicherlich
der 2013 gedrehte Erstling "The Purge - Die Säuberung" von James
DelMonaco hohes Kultpotential und erweist sich vielleicht in der nahen
Zukunft bereits als echter Klassiker des Genres, auch wenn vielleicht
die Nachfolgefilme mehr Purge und mehr Action liefern. Aber an den
ersten Film erinnert man sich vor allem durch die gutbetuchte Familie,
die dann plötzlich ins Fadenkreuz ebenso wohlhabender junger Säuberer
geraten. Der Grund befindet sich im Haus: Ein dunkelhäutiger Mann, auf
den die Jagd eröffnet wurde. "Purge" hatte diesen
gesellschaftskritischen Unterton und optisch wirkten die potentiellen
Killer vor dem Haus wie die Auferstehung der Manson-Familie.
89 Millionen Dollar spielte der Film weltweit ein und ließ bis dato
3 Fortsetzungen folgen, die allesamt gute Kinoerfolge werden konnten.
Regisseur James DelMonaco drehte auch "The Purge - Anarchy" und
"The Purge - Election Day". Für "The First Purge" schrieb er lediglich
das Drehbuch, die Regie überließ er diesmal Gerard McMurray.
Die Geschichte spielt noch vor den Ereignissen des 1. Teils, der
die erste landesweite Säuberung zum Thema hatte. In "The First Purge"
wird der Probelauf gezeigt, der auf Staten Island ablaufen soll.
Also dort wo sehr viele dunkelhäutige Menschen leben. Dort will die
neue amerikanische Regierung (weder Demokraten, noch Republikaner)
beweisen, dass eine Säuberung diese reinigende Wirkung haben wird.
Sozial Schwache werden beseitigt - die Wohlstandsbürger sollen möglichst
in Vielzahl die Rolle der Vollstrecker übernehmen. Das wirkt zusätzlich
noch wie ein kathartischer Effekt. Was will man mehr ?
Zumindest gibts aber im betreffenden Stadtbezirk Proteste. Auch die
junge Nya (Lex Scott Davies) ergreift das Wort, aber die Sache ist
natürlich schon beschlossen. Der von der Regierung ernannte
Generalstabschef Arlo Sabian (Patch Darragh) berichtet bereits live im
TV über die kommende Nacht. Als Stargast ist die Macherin des "Purge"
Dr. Updale (Marisa Tomei) dabei, die ihre Idee mit vielen PRO
Argumenten für die Zuschauer verteidigt. Nya hat einen Bruder, der
Isaiah (Joivan Wade) heißt und eine Wut auf den Psychopathen Skeletor
(Rotimi Paul) hat. Entgegen der Anweisung seiner älteren Schwester geht
er in der Purge Nacht nicht ins sichere Manhattan, sondern er bleibt vor
Ort und wartet auf die Purge. Gangsterboss Dmitri (Y´lan Noel) wohnt
auch auf Staten Island, er ist mit seiner Gang gut gerüstet auf dieses
bescheuerte Event und lässt sich vorerst nicht davon beindrucken, dass
dort bald zur Jagd beblasen wird. Tatsächlich hält sich die Lust am
Säubern in Grenzen, doch die Regierenden haben für dieses Problem
bereits mit Killerkommandos vorgesorgt...
Vielleicht sogar der politisch auffälligste Teil der Reihe, aber
gerade deshalb vielleicht mehr gewollt statt gekonnt. Durch die black
Gang wird das Ganze zu sehr in einen rassistischen Kontext gesetzt. So
werden die Kriminellen der Gang zu den Guten, die Bösen haben allerdings
wenig Profil, wenn man mal vom Psycho absieht, der immer wieder im
Laufe der Geschichte auftaucht. Es fehlt das Gesicht des Mobs, auch der
zynische Unterton ist reduziert. Mit 136 Millionen Dollar Einspiel liegt
Teil 4 inzwischen auf Platz 1 im Purge Ranking - mir haben aber alle
drei Vorgänger mehr imponiert. Ist etwa die Luft schon draußen ?
Bewertung: 6 von 10 Punkten.
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