Regie: Panos Cosmatos
Der Rächer und die Teufelssekte...
Von einigen Kritikern wurde der Horrorfilm "Mandy" des kanadischen
Filmemachers Panos Cosmatos (der Sohn des griechischen Regisseurs George
Pan Cosmatos, der 2005 verstarb und in den 80er Jahren Erfolge mit
"City Cobra", "Leviathan" oder "Tombstone" hatte) hochgelobt und die
Machart des Films in die Nähe von Kubrick und Lynch gesetzt. Dieser
Vergleich ist zwar zu hoch gegriffen, aber sein Rache-Movie ist sehr
eigenwillig konzipiert und hat das Zeug zu einem Kultfilm.
"Mandy" wurde von keinem Geringerem als Elijah Wood und seiner auf
Horrorfilme spezialisierten Produktionsfirma SpectreVision
mitproduziert. Spectrevision scheint auch wohl auf eigenwillige
Horrorbeiträge zu stehen, denn sie haben auch dem feministischen
Vampirfilm der Iranerin Ana Lily Amirpour finanziell auf die Beine
geholfen.
"Mandy" überzeugt mit seinen visuellen Einfällen. Der Film wurde im
anamorphotischen Verfahren gedreht. Da der Film in den80ern spielt,
wurde ein Song von King Crimson aus dem Jahr 1974 als Titellied gewählt.
Es hat einen melancholischen Charakter - ähnlich wie ein dramaturgisch
wichtiger Song, der in der Mitte des Songs vom Sektenführer Jeremiah
Sand gesungen wird. Zu diesem Zeitpunkt ist auch endgültig die
Verwandtschaft dieses widerlichen Schurken mit Charles Manson gegeben,
der seine Jünger zu einer rassistischen und sektenähnlich strukturierten
Hippie-Kommune formte und durch die bestialischen Morde u.a. auf
Schauspielerin Sharon Tate in die Kriminalgeschichte einging.
Dramaturgisch wichtiger Bestandteil für die Atmosphäre des Films
ist nicht nur die exzellente Kameraarbeit von Benjamin Loeb. Auch der
Soundtrack des Isländers Johan Johannson setzt bedrückende und
geheimnisvolle Akzente. Der Musiker verstarb leider am 9. Februar dieses
Jahres durch eine Überdosis Kokain und Medikamenten in Berlin.
Als Hauptdarsteller wurde Nicolas Cage verpflichtet, der schon in
vielen guten Filmen mitmachte (8mm, Spiel auf Zeit, Birdy, Im Körper
meines Feindes, Wild at Heart, Leaving Las Vegas, Bringing out the Dead)
aber sicherlich in doppelt so vielen Filmgurken.
In der Nähe der Shadow Mountains und des Crystal Lakes lebt der
Holzfäller Red Miller (Nicolas Cage) mit seiner Freundin Mandy Bloom
(Andrea Riseborough), einer Künstlerin. Mandy arbeitet gelegentlich an
einer nahe gelegenen Tankstelle im Wald. Möglicherweise ahnt sie das
kommende Unheil, denn sie gesteht Red, dass sie gerne dort hinziehen
würde wo mehr Zivilisation gegeben ist. Die Idylle im Wald erzeugt
vielleicht auch eine gewisse Depression und Angst. Die Gespräche des
Paares sind sehr innig, man merkt, dass beide eine schwierige Erfahrung
hinter sich ließen und ihre Stärke aus der Gemeinsamkeit beziehen.
Auf dem Weg zur Arbeit geht Mandy durch den Wald. In dem Moment
fährt auch der Lieferwagen der "Children of the New Dawn" vorbei.
Sektenmitglieder, die von Jeremiah Sand (Linus Roache) angeführt werden.
Seine rechte Hand ist Brother Swan (Ned Dennehey). Mit Mother Marlene
(Olwen Fouere) und Sister Lucy (Line Pillet) sind auch zwei Frauen
dabei, die dem Sektenführer und seinen männlichen Jüngern auch sexuell
gefällig sein müssen und wollen. In dem Moment als Jeremiah Mandy dort
laufen sieht, hat er eine Erleuchtung, dass sie die Frau ist, die wie
geschaffen ist seine Gefährtin zu sein. Sie entführen mit Hilfe von vier
Motorradmutanten, die aus der Hölle entstammen könnten, die Frau und
versuchen sie mit bewusstseinserweiterten Drogen gefügig für ein Leben
als Sektenmitglied zu machen. Er präsentiert sich Bloom nackt, woraufhin
er von dieser ausgelacht wird. Sand lässt sie daraufhin vor Millers
Augen lebendig verbrennen und lässt letzteren gefesselt auf seinem
Grundstück zurück. Der schwört natürlich Rache...
Der erste Teil des Films dauert etwa eine Stunde und endet mit dem
Tod von Mandy. Diese sehr ausufernde Einleitung ist aber extrem gut
gemacht und leider fällt der Rachefeldzug - also der Höhepunkt des Films
- nicht ganz so stark aus. Wobei die fiese Geschichte am Ende noch
einmal alle Register zieht und einige sehr effektive Szenen für den
Zuschauer bereit hält. Zuschauer mit schwachen Nerven werden da nicht
geschont. Der Film ist als Old School Movie konzipiert, in einigen
Szenen erinnert man sich an die schöne Zeit, als man sich noch in der
Videothek des Vertrauens fürs Wochenende ein paar B-Horrorfilme
aussuchte. Cosmatos arbeitet sichtlich gerne mit Rotlicht, Filmnebel und
Farbfilter. Dies gibt dem Film auch eine lockere Verspieltheit, die
eigentlich dem schrecklichen Szenario zunächst nicht angemessen scheint.
Doch diese Gegensätze ziehen sich irgendwie an, genauso wie die beiden
sehr unterschiedlichen Filmhälften.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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