Donnerstag, 27. Dezember 2018

Mandy

























Regie: Panos Cosmatos

Der Rächer und die Teufelssekte...

Von einigen Kritikern wurde der Horrorfilm "Mandy" des kanadischen Filmemachers Panos Cosmatos (der Sohn des griechischen Regisseurs George Pan Cosmatos, der 2005 verstarb und in den 80er Jahren Erfolge mit "City Cobra", "Leviathan" oder "Tombstone" hatte) hochgelobt und die Machart des Films in die Nähe von Kubrick und Lynch gesetzt. Dieser Vergleich ist zwar zu hoch gegriffen, aber sein Rache-Movie ist sehr eigenwillig konzipiert und hat das Zeug zu einem Kultfilm.
"Mandy" wurde von keinem Geringerem als Elijah Wood und seiner auf Horrorfilme spezialisierten Produktionsfirma SpectreVision  mitproduziert.  Spectrevision scheint auch wohl auf eigenwillige Horrorbeiträge zu stehen, denn sie haben auch dem feministischen Vampirfilm der Iranerin Ana Lily Amirpour finanziell auf die Beine geholfen.
"Mandy" überzeugt mit seinen visuellen Einfällen. Der Film wurde im anamorphotischen Verfahren gedreht. Da der Film in den80ern spielt, wurde ein Song von King Crimson aus dem Jahr 1974 als Titellied gewählt. Es hat einen melancholischen Charakter - ähnlich wie ein dramaturgisch wichtiger Song, der in der Mitte des Songs vom Sektenführer Jeremiah Sand gesungen wird. Zu diesem Zeitpunkt ist auch endgültig die Verwandtschaft dieses widerlichen Schurken mit Charles Manson gegeben, der seine Jünger zu einer rassistischen und sektenähnlich strukturierten Hippie-Kommune formte und durch die bestialischen Morde u.a. auf Schauspielerin Sharon Tate in die Kriminalgeschichte einging.
Dramaturgisch wichtiger Bestandteil für die Atmosphäre des Films ist nicht nur die exzellente Kameraarbeit von Benjamin Loeb. Auch der Soundtrack des Isländers Johan Johannson setzt bedrückende und geheimnisvolle Akzente. Der Musiker verstarb leider am 9. Februar dieses Jahres durch eine Überdosis Kokain und Medikamenten in Berlin.
Als Hauptdarsteller wurde Nicolas Cage verpflichtet, der schon in vielen guten Filmen mitmachte (8mm, Spiel auf Zeit, Birdy, Im Körper meines Feindes, Wild at Heart, Leaving Las Vegas, Bringing out the Dead) aber sicherlich in doppelt so vielen Filmgurken.
In der Nähe der Shadow Mountains und des Crystal Lakes lebt der Holzfäller Red Miller (Nicolas Cage) mit seiner Freundin Mandy Bloom (Andrea Riseborough), einer Künstlerin. Mandy arbeitet gelegentlich an einer nahe gelegenen Tankstelle im Wald. Möglicherweise ahnt sie das kommende Unheil, denn sie gesteht Red, dass sie gerne dort hinziehen würde wo mehr Zivilisation gegeben ist. Die Idylle im Wald erzeugt vielleicht auch eine gewisse Depression und Angst. Die Gespräche des Paares sind sehr innig, man merkt, dass beide eine schwierige Erfahrung hinter sich ließen und ihre Stärke aus der Gemeinsamkeit beziehen.
Auf dem Weg zur Arbeit geht Mandy durch den Wald. In dem Moment fährt auch der Lieferwagen der "Children of the New Dawn" vorbei. Sektenmitglieder, die von Jeremiah Sand (Linus Roache) angeführt werden. Seine rechte Hand ist Brother Swan (Ned Dennehey). Mit Mother Marlene (Olwen Fouere) und Sister Lucy (Line Pillet) sind auch zwei Frauen dabei, die dem Sektenführer und seinen männlichen Jüngern auch sexuell gefällig sein müssen und wollen. In dem Moment als Jeremiah Mandy dort laufen sieht, hat er eine Erleuchtung, dass sie die Frau ist, die wie geschaffen ist seine Gefährtin zu sein. Sie entführen mit Hilfe von vier Motorradmutanten, die aus der Hölle entstammen könnten, die Frau und versuchen sie mit bewusstseinserweiterten Drogen gefügig für ein Leben als Sektenmitglied zu machen. Er präsentiert sich Bloom nackt, woraufhin er von dieser ausgelacht wird. Sand lässt sie daraufhin vor Millers Augen lebendig verbrennen und lässt letzteren gefesselt auf seinem Grundstück zurück. Der schwört natürlich Rache...




Der erste Teil des Films dauert etwa eine Stunde und endet mit dem Tod von Mandy. Diese sehr ausufernde Einleitung ist aber extrem gut gemacht und leider fällt der Rachefeldzug - also der Höhepunkt des Films - nicht ganz so stark aus. Wobei die fiese Geschichte am Ende noch einmal alle Register zieht und einige sehr effektive Szenen für den Zuschauer bereit hält. Zuschauer mit schwachen Nerven werden da nicht geschont. Der Film ist als Old School Movie konzipiert, in einigen Szenen erinnert man sich an die schöne Zeit, als man sich noch in der Videothek des Vertrauens fürs Wochenende ein paar B-Horrorfilme aussuchte. Cosmatos arbeitet sichtlich gerne mit Rotlicht, Filmnebel und Farbfilter. Dies gibt dem Film auch eine lockere Verspieltheit, die eigentlich dem schrecklichen Szenario zunächst nicht angemessen scheint. Doch diese Gegensätze ziehen sich irgendwie an, genauso wie die beiden sehr unterschiedlichen Filmhälften.




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

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