Regie: Colm McCarthy
Das hybride Mädchen der zweiten Generation...
Allein schon wegen seinem überraschenden wie verstörendem Ende ist
"The Girl with all the gifts" von Colm McCarthy einer der besten
Zombiefilme, die nach den großen Klassikern von George A. Romero
entstanden. Ein Horrorbeitrag aus dem Vereinigten Königreich, genauso
wie Danny Boyles "28 Days later", dem vielleicht besten Zombiefilm der
letzten Jahrzehnte.
Hauptfigur dieser düsteren, fast auswegslosen Dystopie in einer
postapokalyptischen Welt ist das Mädchen Melanie, klasse gespielt von
der jungen Sennia Annua, die unterstützt von einem sehr guten Ensemble,
den Film beinahe mühelos allein trägt.
In einer nahen Zukunft wurde der große Teil der Menschheit von
einer mysteriösen Pilzkrankheit (einer Mutation von Ophiocordyceps
unilateralis) heimgesucht. Dabei verwandeln sich die Menschen in
schnelle, geistlose Fleischfresser - Filmkenner wissen sofort, dass es
sich um die good old Zomibies handelt - die von den letzten überlebenden
Menschen als "Hungries" bezeichnet werden. Immerhin arbeitet aber die
angesehene Wissenschaftlerin Dr. Caroline Caldwell (Glenn Glose) an
einem wirksamen Impstoff und sie glaubt, dass sie nahe dran ist an einem
Durchbruch. Auf einer Militärbasis betreibt sie ihre Forschungen, dort
sind auch hybride Kinder der zweiten Generation untergebracht. Kinder,
die ebenso süchtig nach Menschenfleisch sind, aber noch eine Fähigkeit
zum Denken und Lernen haben. Eine Gruppe von Soldaten unter der Leitung
von Sergeant Eddie Parks (Paddy Considine) sichert ab, dass die in
Zellen eingesperrten Kinder nicht entkommen und auch am Rollstuhl
angekettet, Sicherheitsvorrichtungen im Gesicht zum Unterricht der
Lehrerin Helen Justineau (Gemma Atherton) gefahren werden.
Interessanterweise hat diese Pilzinfektion das Gehirn der Kinder nicht
zerstört, sondern es hat deren Intelligenz verstärkt. Sämtliche Kinder
entstammen von schwangeren Frauen, die infiziert wurden - im Mutterleib
mutierten sie und fraßen sich von innen nach außen. Für die Wissenschaft
sind diese Kinder die einzige Möglichkeit die Menschheit zu retten.
Denn man hat schon die nächste Entwicklungsstufe der Hungries entdeckt.
Der Pilz hat sich inzwischen so weit ausgeprägt, dass sich der Wirt mit
anderen Wirten kollektiv vereinigt in Form einer riesigen Pflanzen mit
tausenden von Sporen. Sollte sich diese Art durch Luftübertragung
entfalten können, was sehr wahrscheinlich ist, dann bedeutet dies das
Ende der Spezies Mensch.
Für die Wissenschaftlerin ist die kleine Melanie (Senna Manua) das
optimale Wesen für ihre Experimente. Doch in dem Moment als sie das
kleine Mädchen für den Impfstoff opfern will, wird die Militärbasis von
den Zombies überrannt. Die Assistenzärztin (Anamaria Marinca) wird
gebissen und wird zum Zombie. Auch die Soldatin Devani (Dominique
Tipper) wird Opfer der Invasion. Nur die Lehrerin, die
Wissenschaftlerin, der Sergeant, Melanie (mit Beißschutzmaske) und
Private Kieran (Fisayo Akinade) können entkommen. Sie müssen sich mit
einem fast tankleeren Wagen nach London durchschlagen. Dort ist die
Chance gegeben auf eine weitere Menschenfestung zu stossen. Aber dort
gibt es auch tausende von Untoten...
Mit sehr viel Gespür für eine auswegslose Situation und für eine
erdrückende Atmosphäre hat Regisseur Colm McCarthy seinen Film
inszeniert, der auf dem gleichnamigen Roman von Mike Carey basiert, der
auch das Drehbuch zum Film schrieb.
Auch die Filmmusik unterstützt die Stimmung des Films perfekt. Sie
wurde von dem Chilenen Cristobal Tabia de Veer komponiert. Schon das
geheimnisvolle Eröffnungslied des Soundtracks geht unter die Haut, es
hört sich an wie der Obertongesang der Inuit.
Auch wenn die Action nicht zu kurz kommt und es einige
megaspannende Szenen gibt, ist die Charakterzeichnung der Figuren sehr
gelungen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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