Samstag, 25. April 2015

Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller


























Regie: Scott Schirmer

Die Geschichte von Marty und Steve..

Der einzige Kritikpunkt, den man Scott Schirmers 2012 inszenierten "Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller" machen könnte, ist vielleicht, dass man dem Horrorfilm in manchen Szenen das sehr geringe Budget ansieht, mit dem der Filmemacher zurecht kommen musste. Allerdings macht Scott Schirmer mit gutem Ideenreichtum und einer großen Eigenständigkeit diese kleine Schwäche wieder mehr als wett. So ist sein Film nicht nur ein sehr besondererer, bisweilen sehr sonderbarer Serienkillerfilm, sondern auch ein melancholischer Coming of Age Beitrag. Erzählt wird die Geschichte von Marty (Gavin Brown), der als Fünftklässler zwar immer gute Noten bekommt, aber bei seinen Mitschülern als "uncool" und zu schüchtern gilt. Durch sein Hobby "Comic" hat er immerhin mit David (Alex Konig) einen etwa gleichaltrigen Freund gefunden. Dieser will aber die Kameradschaft wieder lösen, da er nicht mit einem Mobbingopfer wie Marty zusammen sein will. Jungs wie Marcus (Edward Jackson) oder Trevor (Adrian Cox-Thurmond) attackieren den armen Marty nicht nur verbal, sondern auch körperlich. Um dem quälenden Alltag zu entgehen, flieht der gemobbte Junge in die Welt der Horrorfilme. Auch Mom (Phillis Munro) und Dad (Louie Lawless) haben wenig Verständnis für die Nöte des Teenagers. Bald wird aber sein Leben selbst in den reinsten Horrorfilm verwandelt: Marty findet im Zimmer seines großen Bruders Steve (Ethan Philbeck) einen Kopf. Dieser liegt in der Bowlingtasche und es wird nicht der einzige Kopf bleiben. Die abgetrennten Köpfe wechseln sich ab, meistens gehörten sie dunkelhäutigen Frauen - aber auch das Haupt eines weißen Mannes fand der kleine Marty. Keine Frage: Sein Bruder hat ein Doppelleben. Und es ist auch nur eine Frage der Zeit, bis Steve merken wird, dass sein Doppelleben als fieser Killer entdeckt worden ist. Auch Marty selbst verändert sich in dieser Geschichte: Er wird den Platz des Opfers verlassen und versucht sich zur Wehr zu setzen. Als er tatsächlich schafft gegen einen Peiniger siegreich im Kampf zu sein, bekommt er Ärger mit der Mom und auch mit Pastor Don (Andy Alphonse). Auch Steve dreht auf. Er hat entschieden etwas dagegen, dass sein kleiner Bruder von seinen Mitschülern gequält wird...


"Found" zeigt auch in sehr gelungener Weise die emotionale Bindung der beiden Brüder.
Scott Schirmer dürfte selbst ein heißer Fan alter Horrorfilme aus dem VHS Fundus der 80er Jahre sein, denn die Familie leiht sich keine DVD aus, sondern die guten alten Cassetten für den Videoabend mit Freunden. Es ist nicht viel Blut zu sehen - ausser in der Sequenz dieses Videoabends, wo die beiden Freunde Marty und David die alte VHS-Cassette von "Headless" laufen lassen. Während David den richtigen Film sieht, läuft vor dem geistigen Auge Martys die gleiche Handlung - allerdings mit Hauptdarsteller Steve - ab. Dies alles wirkt in den besten Szenen verstörend und schockierend intensiv und spart auch nicht mit einer gewissen Gesellschaftskritik.
Ich fühlte mich etwas an "Henry - Portrait of a serial Killer" oder Romeros "Martin" erinnert. Schirmer inszenierte sehr stilsicher und ich war immer gut und vor allem nicht unintelligent unterhalten. Herznote von "Found" ist natürlich das Szenario eines in der Pubertät befindlichen Heranwachsenden. Man fühlt die Reize, die Marty durchlebt...das Verbotene und die Neugier. In dieser aufregenden Zeit ist es seine Aufgabe sich auch gegen seine Mitschüler zu behaupten. Doch er erfordert Mut sich den Rangeleien zu stellen. Marty ist zuerst mal introvertiert und flüchtet vor diesen Machtkämpfen. Die Newcomer Gavin Brown und Ethan Philbeck spielen sehr überzeugend.
Auch die blutige Titelsequenz im Comiclook weiß zu gefallen. Die größte Stärke des Films ist aber seine Loslösung von konventionellen Mustern und der Film, der auf einem Roman von Todd Rigney basiert, funktioniert sowohl als Jugenddrama als auch als Horrorbeitrag.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Interstellar















Regie: Christopher Nolan

Die Reise ins Wurmloch...

Christopher Nolan gilt spätestens seit "Inception",  seinem Science-Fiction Heist Movie über das Träumen als DER Kultregisseur des zeitgenössischen US-Kinos. Viele seiner Filme wurden große Erfolge: "Memento" aus dem Jahr 2000 beispielsweise oder "Insomnia", das Remake eines skandinavischen Thrillers. Mit "Prestige" stellte er einen Kampf der Magier-Meister vor. Am erfolgreichsten waren zweifelsohne seine drei Batman Filme (Batman Begins, The Dark Knight und The Dark Knight Rises).  Besonders "The Dark Knight" konnte durch seinen legedären Joker-Darsteller Heath Ledger begeistern.
Mit "Interstellar" tritt der Regisseur die Nachfolge von "Gravity" an, der ja an der Kasse äusserst erfolgreich 716 Millionen Dollar weltweit einspielen konnte und das Science Fiction Genre darüberhinaus auch extrem glaubwürdig vertreten konnte. Nolans Film wurde ebenso vom Publikum gefeiert, das Box Office Ergebnis von 672 Millionen Dolllar war phänomenal und auch die Kritik honorierte den sehr seriösen Ausflug in die Zukunft. So konnten Paul Franklin, Andrew Lockley, Ian Huntre und Scott Fisher den Oscar in der Kategorie "beste visuelle Effekte" gewinnen. Ausserdem gabs Nominierungen für Hans Zimmers atmopshärisch dichten Soundtrack. Ebenso nominiert waren Ton, Tonschitt und das beste Szenebild. Erwähenswert ist noch, dass Christopher Nolan seine Drehbücher selbst schreibt - vielleicht eines seiner Erfolgsgeheimnisse.
Als großes Vorbild hatte er "2001 - Odyssee im Weltraum" im Kopf, einer seiner erklärten Lieblingsfilme. Dieser Film ist unbestreitbar einer der besten Filme aller Zeiten und in diese Klasse kann "Interstellar" zwar nicht Einzug halten, dennoch hat der überlange Film (169 Minuten) nie Längen und vor allem auch viele gute Szenen, die ihn zumindest qualitativ nicht schlechter aussehen lassen wie Cuarons "Gravity".
Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Leider ist die Biosphäre unserer Erde sehr stark beschädigt. Die Existenz der Menschheit ist somit auch auf Dauer bedroht. Blühende Industrien gehören der Vergangenheit an. Die Anzahl der Menschen hat sich extrem reduziert. Mit aller Kraft konzentrieren sich die Überlebenden auf die Produktion von Nahrungsmitteln. Es werden Kartoffeln, Okra und Weizen angebaut. Die meisten Menschen arbeiten in diesem Sektor. So auch der ehemalige NASA Astronaut Cooper (Matthew McConaughy) der dem Ende der Raumfahrt nachtrauert und nun als Witwer - gemeinsam mit seiner kleinen Tochter Murphy (MacKenzie Foy), seinem 15jährigen Sohn Tom (Timothy Chalamet) und seinem Stiefvater (John Ltihgow) - eine Farm bewirtschaftet. Die zehnjährige Murphy galbut, dass sie in ihrem Zimmer Botschaften von einem Poltergeist empfängt. Tatsächlich passieren in diesem Kinderzimmer merkwürdige Phänomene. Da fliegen wie von Geisterhand Dinge aus dem Regal, die sie dort hingestellt hat. Cooper vermutet Morsezeichen...vielleicht aus einer anderen Welt ?
Durch grassierende von Mehltau verursachte Pflanzenkrankheiten wird der Anbau der lebensnotwendigen Nahrung immer schwieriger. Staubstürme gehören zum Alltag. Auch die Hauptnahrungsquelle Mais ist zunehmend in Gefahr.
Eines Tages entdeckt Murphy gemeinsam mit der Tochter das geheime Domizil der NASA. Dort trifft er auf Professor Brand (Michael Caine) und dessen Tochter Dr. Amelia Brand (Anne Hathaway) und erfährt von einem Wurmloch, dass entdeckt wurde und das in eine andere Galaxie zu einem Planetensystem um ein Schwazrs Loch führt. Vor einigen Jarhen wurden 12 Wissenschaftler durch dieses Wurmloch geschickt mit dem Ziel bewohnbare Planeten zu finden, auf denen die Menschen weiter exisitieren könnten. Von drei Astronauten dieses s.g. "Lazarus Programms" wurden Daten empfangen. Somit könnten bewohnbare Planeten gefunden worden sein.  Es folgt natürlich die unvermeidliche filmische Geschichte mit einem Raumflug, an dem Cooper teilnehmen wird. Er wird aber seine Familie verlassen und Jahre unterwegs sein.  Wegen der gravitationsbedingten Zeitdilation ist es so , dass er seine Tochter bald in einer Grußbotschaft erwachsen sieht (jessica Chastain) und im Laufe des Films wird sie noch älter (Ellen Burstyn)...



 Bevor es so richtig tief ins Weltall geht, zeigt Christopher Nolan äusserst gelungene Bilder vom Landleben in der Zukunft. Visuell ist der Film sehr gut aufgestellt und auch die Spannungsmomente sind gut platziert in seinem Weltraumabenteuer. Natürlich kann man auch bei "Interstellar" kritisieren, dass alles etwas tiefgründiger daherkommt wie es tatsächlich ist, aber das war ja bei "Inception" auch nicht anders. Vor allem auf einer großen Leinwand kann auch "Interstellar" den Zuschauer flashen...



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Donnerstag, 16. April 2015

All Cheerleaders die

























Regie: Lucky McKee und Chris Sivertson

Bitches and Dogs...

Obwohl das Cover der DVD es suggeriert, so ist der 2013 entstandene  “All Cheerleaders Die” von Lucky McKee und Chris Sivertson kein typischer Teenie-Slasher, in dem ein meuchelnderSchülerkiller sein Jagdrevier in einer High School oder einem College aufgeschlagen hat. Vielmehr ist es eine Art Hochglanz Remake des eigenen Films aus dem Jahr 2001, der damals mit ungleich niedrigerem Budget auskommen musste. Beide Regisseure sind inzwischen schon im Filmgeschäft etabliert - von Lucky McKee stammen sie sehr respektablen Horrorbeiiträge "May" (2002) und "The Woman" (2011). Chris Sivertson wurde bekannt durch "Jack Ketchums The Lost - Teenage Serial Killer", der inzwischen ein bisschen Kultstatus erlangt hat, kam aber auch schon in den zweifelhaften Ruf durch seine Auszeichnung als schlechtester Regisseur für "Ich weiß, wer mich getötet hat".   Die beiden Filmemacher haben einen recht mystischen Unterton gewählt, denn eine der Hauptfiguren ist eine Wicca-Hexe, die mittels eines Steinzaubers dafür sorgt, dass die fantasievolle Geschichte am Laufen gehalten wird. Leider ist der Film deutlich überzeichnet und dies wirkt auf die Dauer störend.
Die kühle Maddy Kilian (Caitlin Stasey) wird in einer Videoaufnahme gezeigt, die sie selbst gemacht hat. Sie will unbedingt ins Cheerleaderteam. Die suchen auch tatsächlich eine neue Bitch, denn ein Teammitglied kam uns Leben. Diese Alexis war die frühere Sandkastenfreundin von Alexis. Heute hängt sie viel mit ihrer hellsichtigen Freundin Leena Miller (Sianoa Smit-McPhee) ab, die von sich selbst behauptet eine Wicca Hexe zu sein. Zudem wird den beiden Mädchen eine lesbische Beziehung nachgesagt. Dieses Gerücht, in dem zwar viel Wahrheit steckt, wird von den "Bitches" (die Cheerleaders) und den "Dogs" (die Footballmannschaft) gestreut. Bei den Mädels hat die blonde Tracy Bingham (Brooke Butler) das Sagen, auch die Schwestern Hanna (Amanda Grace Cooper) und Martha Popkin (Reanin Johannink) sind beliebte Teammitglieder. Anführer der Jungs ist der attraktive Terry Stankus (Tom Williamson), in seiner Funktion als Chef des Footballteams hat er nicht nur seine Jungs (Chris Petrovski; Leigh Parker, Nicholas S. Morrison, Jordan Wilson) im Griff...er geht auch mit dem angesagtesten Mädchen...das ist natürlich Tracy. Keiner ahnt was vom perfiden Plan Maddys, die sich in die Clique einschleicht und böse Lügen über das Fremdgehen von Terry verbreitet. Tracy glaubt ihr und beginnt bei einer nächtlichen Party im Wald eine lesbische Affäre mit Maddy. In dieser Nacht kommt es zum großen Krach zwischen Jungs und Mädels mit dem Ergebnis, dass die wilde Autojagd in einer Katastrophe endet. Der Wagen der Cheerleaders rast die Böschung runter in den Fluß. Vier Mädchen ertrinken. Doch dank Wicca erweckt Leena das Leben der Girls, die plötzlich Blutdurst haben und bei hoher Erregung grün zu leuchten beginnen...


 daraus hätte man sicherlich mehr machen können. Der Film ist zwar einigermaßen unterhaltsam, wenn man keine große Ansprüche vorher hatte. Aber er bleibt weit hinter den Erwartungen zurück, denn trotz der Gefahr in die Klischeefalle zu tappen wegen der üblichen Protagonisten einer Highschool...so richtige Begeisterung kommt nie auf.
Immerhin darf sich der Zuschauer freuen, der attraktive, athletische junge Frauen erwartet. Von Klischees überschüttet sind sie immer wieder ein häufig verwendeter Typus im amerkanischen Jugendfilm und besonders im Horrorgenre setzt man sie als gern gesehene Opfer und als Kanonenfutter für den Meuchelmörder ein. Hier in "All the Cheeleaders die" sind sie aber irgendwann nicht mehr Opfer, sondern mutieren zu bösen Täterinnen. Eine gute Szene dabei ist beispielsweise als eine leichtbekleidete Tracy zu Leenas Nachbar rüberläuft und im Beisein des verdutzten Mannes den Kühlschrank öffnet um "Kuhmilch" zu trinken. Sie hat starken Durst, bald wird sie bemerken, dass sie keine Milch sondern Blut braucht. Dann folgt im Showdown der Schlagabtausch zwischen Jungs und Mädels und auch untereinander wird gefightet...spannend wird es nie. Die Charakterzeichnung ist bei enigen Figuren gar nicht mal so schlecht (Tracy oder Terry), aber auch das alberne Finale bringt nicht das erhoffte Kultpotenital.


Bewertung: 5 von 10 Punkten.

Mittwoch, 8. April 2015

Der Golem, wie er in die Welt kam

























Regie: Carl Boese/Paul Wegener

Die Gestalt aus Lehm...

Gemeinsam mit Carl Boese inszenierte Paul Wegener im Jahr 1920 den expressionistischen Klassiker "Der Golem, wie er in die Welt kam" und schuf damit einen der ersten Horrorfilme der Filmgeschichte. Es war allerdings schon Wegeners dritte Version dieser traditionellen jüdischen Sage. Die erste Fassung erschien 1915 - in "Der Golem" graben Arbeiter im alten Prager Judenviertel einen Schacht und finden eine riesige Statue aus Lehm, die sie zu einem Antiquitätenhändler bringen. Der findet in einem alten Buch eine Zauberformel, die der berühmte Rabbi Loew im 16. Jahrhundert benutzte, um diesen Lehmkoloss, genannt Golem, zum Leben zu erwecken. Es folgte 1917 "Der Golem und die Tänzerin". Mit "Der Golem, wie er in die Welt kam" hat Wegener, der auch die Rolle des Toten spielte, der zum Leben erweckt wird, die Vorgeschichte seines Erstlings nachgeliefert. Es herrscht eine romantische Atmosphäre vor, die allerdings immer wieder von der Angst des Unheimlichen und Unwirklichen in seiner märchenhaften Struktur gebrochen wird.
Das mittelalterliche Prag war dafür bestens geeignet - schon "Der Student von Prag" aus dem Jahr 1913 wurde so ein durchschlagender Kinoerfolg. Anders als dort verzichtete Wegener aber auf den Dreh an den Originalschauplätzen. Hans Poelzig baute eine mittelalterliche Märchenwelt im Studio auf. Es dominieren enge, verwinkelte Gassen mit windschiefen Häusern. Man nimmt kaum noch gerade Linien wahr, es herrschen Schrägen und Winkel vor, die die Perspektive verzerren und das Auge irritieren soll.
Der Einfluß von Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari", der ein Jahr früher entstand, ist deutlich spürbar. Dieses große filmische Meisterwerk sowie der 2 Jahre danach entstandene Vampirfilm "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau komplettiert gemeinsam mit Wegeners Film DIE "Trias" der frühen Horrormeisterwerke aus der Weimarer Republik. Die ein Jahrzehnt später inszenierten US-Horrorklassiker der Universal Studios wie "Dracula" oder "Frankenstein" orientieren sich merklich an den großartigen deutschen Vorbildern.
Als Rabbi Loew (Albert Steinbrück) erkennt, dass den Juden im Prager Ghetto Unheil droht, befragt er seine geheimnisvollen kabbalistischen Bücher. Mit Hilfe dieser alten Formeln beschwört er heimlich die Mächte der Unterwelt herauf. Es erscheint ihm der Geist Astaroth. Dieser befiehlt dem Gelehrten einen Golem (Paul Wegener) zu erschaffen. Das Ungetüm aus Lehm hat eine menschliche Gestalt und trägt einen Talisman an seiner Brust, auf dem das hebräische Wort für "Wahrheit" geschrieben steht.
Aufgabe dieses unberechenbaren Monsters ist aber zuerst der positive Schutz des Ghettos. Denn tatsächlich verkündet der Kaiser (Otto Gebühr) ein Dekret gegen die Juden. Diese sollen schnellstens die Stadt verlassen. Die Urkunde wird von Junker Florian (Lothar Müthel) der jüdischen Gemeinde und dem angesehenen Rabbi übergeben. Der junge Mann wirft sehr schnell ein Auge auf Miriam (Lydia Salmonova), Tochter des Rabbi Löw. Um den Kaiser umzustimmen, schreibt der Gottesmann seinem Herrn eine Nachricht, in der er auf seine Verdienste verweist und um eine Audienz bittet. Am Rosenfest wird ihm diese Bitte gewährt. Der Rabbi nimmt den Golem mit und kann mittels magischer Kraft und dem Lehmwesen die Rettung des Ghettos bewirken. Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Durch die Eifersucht von Loews Gehilfen (Ernst Deutsch), der ebenfalls in Miriam verliebt ist, wird der Golem noch einmal zum Leben erweckt und der Knechtschaft müde gerät er aus der Kontrolle und läuft im Ghetto Amok...


 Begeisternd kann man in diesem wunderbaren Meisterwerk aus den Kindertagen des Kinos diese stark stilisierten Kulissen genießen. Paul Wegeners Darstellung nimmt Boris Karloffs schwerfälliges Monster (ebenfalls von Menschenhand erschaffen) vorweg. Den klaren Linien der Kaiserburg stehen die labyrinthischen Strukturen des Ghettos gegenüber. Die Innenräume bei Rabbi Loew und Rabbi Jehuda (Hans Sturm) wirken wie Höhlen, die durch geheime Gänge miteinander verbunden sind. Fasznierend auch die Entwicklung des Golems (hebräisch: Klumpen), der zuerst Holz hackt, Wasser holt und des Menschen hilfreicher Untertan wird. Je länger er aber existiert, desto mehr etnwickelt er ein emotionales Eigenleben. Bei Bedarf kann man ihn abstellen wie ein Roboter, man muss nur diesen glitzernden Stern auf seiner Brust entfernen. Bald aber wehrt sich der Golem dagegen, wieder "abgeschaltet" zu werden. Er wird zum bedrohlichen Monster. Am Ende steht ein Kind und ein glücklich wirkender Golem, der allerdings in diesem Moment, als der Kind hochhebt, auch sein Ende findet.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Dienstag, 7. April 2015

Anatomie

























Regie: Stefan Ruzokwitzky

Antihippokraten in Heidelberg....

"Anatomie" von Stefan Ruzokwitzky konnte bei seinem Kinostart im Jahr 2000 einen Riesenerfolg mit mehr als 2 Millionen Zuschauern verbuchen. Somit gelang an der Kasse der erneute Versuch deutsches Genrekino zu machen. Der Film lief so erfolgreich, dass man 3 Jahre später eine Fortzsetzung nachreichte. Mit ca. 700.000 zahlenden Zuschauern lag man aber deutlich hinter dem Erfolg des Erstlings zurück.
Als Inspiration diente sicherlich die damals erfolgreiche Welle des Teenie-Horrorfilms, die sich mit "Scream" oder "Ich weiß, was du im letzten Sommer getan hast" etablierte und diverse Ableger und Nachahmer fand. Viele dieser Nachfolgefilme machten noch gute Kasse. "Anatomie" ist eine Art deutsche Antwort. Gut gelungen ist mit der Universitätsstadt Heidelberg die Location, die perfekt zur Geschichte passt. Erzählt wird die Geschichte der intelligenten und ehrgeizigen Medizinstudentin Paula (Franka Potente), die die zweitbeste Arbeit beim Robert Koch Wettbewerb geschrieben hat und als Belohnung ein Stipendium in Heidelberg gewinnt.  Der Preis beinhaltet einen speziellen Kurs bei dem weltberühmten Proffessor Grombeck (Traugott Buhre) in der alten Universitätsstadt, der ein echtes Genie in der Anatomie ist. Paulas Vater (Rüdiger Vogler) hat es nur zu einer kleinen Arztpraxis gebracht, wo Paula gelegentlich ausgeholfen hat. Ihr Opa (Werner Dissel) hat es da schon zu mehr Ansehen gebracht. Er war früher Dozent in Heidelberg.  Auf der Zugfahrt dorthin trifft sie zum ersten Mal Gretchen (Anna Loos), die auch aus München kommt und die die beste Arbeit geschrieben hat. Außerdem rennt Gretchen jedem Mann nach. Auf dieser Fahrt retten die beiden Medizinstudentinnen das Leben des jungen  David (Arndt Schwering-Sohnrey), der durch einen schweren Herzfehler einen Stillstand hatte.  An verabschiedet sich am Bahnsteig, will sich aber bald mal treffen. In Heidelberg  beginnt das  Studium für Paula. Das geht eine Zeit lang gut, bis sie bei ihren Forschungen irritierendes entdeckt, sie kommt zum Schluß, dass nicht alles mit rechten Dingen an der Uni zugeht. Sie will natürlich mehr herausfinden. Aber da sind auch noch attraktive Jungs als Studienkollegen dabei. Gretchen hat gleich mehrere Verehrer (Benno Führmann, Holger Speckhahn), aber auch für Paula steht mit Caspar (Sebastian Blomberg) ein potentieller Lover in den Startlöchern.  Wenn nur nicht die Mitglieder der Antihippokraten wären, die Paulas Neugier nicht besonders nett finden.
Diese Antihippokraten sind eine Vereinigung, die nicht an Leichen, sondern an lebenden Menschen Experimente durchführen. Sie spritzen ihnen das Medikament Promidal, das bewirkt, dass das Blut zuerst wie Gummi wird und später total verhärtet. Paula schwebt bald in Lebensgefahr...



 In Punkto Spannung und Unterhaltungswert gibt es bei dem Horrorfilm von Stefan Ruzowitzky nichts auszusetzen. Im seinem 2007 entstandenen "Die Fälscher" gelang es dem Regisseur sogar den begehrten Oscar als bester ausländischer Film zu bekommen. Mit dem Action Thriller "Cold Blood" realisierte er sein US-Debüt. Leider hat "Anatomie" in Sachen Story so einige Schwächen. Logik ist nicht unbedingt die Stärke des Films, Die liegt eher in einem sehr stimmungsvollen Tempo. Viel Neues bietet die Geschichte nicht - aber das Flair einer schönen, alten Stadt verschönert natürlich, auch wenn die nervenaufreibenden Szenen allesamt in den Räumen der Uni stattfindet. Obwohl mit den gleichen Schockerklischees wie die US-Verwandten aufgewartet wird, hatte der Film auch Erfolg bei der Kritik. In der Kategorie "Publikumspreis" gabs sogar den deutschen Filmpreis.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.