Sonntag, 6. Oktober 2019

Wir

























Regie: Jordan Peele

In der Kanalisation...

Regisseur Jordan Peele bleibt auch nach dem Nachfolgefilm von "Get out" ein sehr interesanter Filmemacher. Darüberhinaus ist er derzeit der innovativste Macher des "Black Cinema". Der Horrorfilm "Get out" war nicht nur ein Publikumsmagnet (Einspielergebnis weltweit 255 Mio. Dollar) sondern auch ein Thema für die Filmkritiker. Bei der Oscarverleihung konnte der Film vier Nominierungen bekommen, was für dieses Genre äusserst selten ist. Auch "Wir" (US-Titel: Us) bekam den Zuspruch vom Publikum, denn es wurde mit 255 Millionen Dollar Einspiergebnis ein nahezu identisches Ergebnis bei der Kinoauswertung erzielt.
Der Prolog des Films bezieht sich auf Wesen, die in der Kanalisation leben, auf urbane Legenden und die erste Szene bietet eine Rückblende ins Jahr 1986. Rayne (Anna Diop) und Russel Thomas (Yahya Abdul-Mateen II) spazieren mit ihrer kleinen Tochter Adelaide (Madison Curry) über einen Vergnügungspark in Santa Cruz. Als das Mädchen kurz unbeaufsichtigt ist, läuft sie neugierig auf dem Areal weiter, die Treppe hinunter zum Strand. Dort steht eine Bude, in der sich wohl ein Spiegellabyrinth befindet. Plötzlich geht dort das Licht aus und das kleine Mädchen findet den Ausgang nicht mehr. Neben ihrem eigenen Spiegelbild entdeckt sie im Dunkel ein Mädchen, dass identisch wie sie aussieht. Zum Entsetzen der Kleinen ist es aber nicht mehr ihr Spiegelbild, sondern eine Doppelgängerin. Beide schauen sich interessiert bis geschockt an. Dieses Erlebnis aus der Vergangenheit hat die erwachsene Adelaide (Lupita Nyong´o) bis heute nicht ganz überwunden. Im Hier und Jetzt ist sie mit Gabe (Winston Duke) verheiratet und mit Zora (Shahadi Wright Joseph) und Jason (Evan Alex) zwei nette Kids. Zu viert haben sie sich entschlossen dort wo Adelaide dieses Kindheitstrauma erlebte, Ferien zu machen. Sie wollen dort auch die befreundete Familie Tyler (Tim Heidecker, Elizabeth Moss, Cali und Noelle Sheldon) treffen. Sie werden aber auch Bekanntschaft mit vier Wesen machen, bei denen sich herausstellt, dass es sich um die bösen Doppelgänger der Familie handelt und die Vier kommen eines Nachts zu Besuch. Das ist kein netter Höflichkeitsbesuch, sondern die Doppelgänger sind als Home Invasoren und Schlachter gekommen....





Das Doppelgängermotiv ist nicht erst seit der deutschen Romantik eng mit dem Unheimlichen und der Angst vor dem Verlust der Handlungsfähigkeit verknüpft. Im Horrorgenre ist es ein immer wiederkehrendes sehr beliebtes Thema, spontan fällt mir da Don Siegels 50s Meisterwerk "Die Dämonischen" ein, wo im Keller der Häuser riesige Schoten heranwachsen und reifen, aus denen gefühllose Doppelgänger entstehen. Jordan Peele setzt auf dieses Identitätskonzept. Wenn man den immer noch aktuellen Rassismus in den USA mit dazu nimmt, bekommt dieses Motiv natürlich noch eine zusätzliche Bedeutung. Der Originaltitel "US" ist natürlich auch mehrdeutig, da es auch die Initialen der Vereinigten Staaten sind. Die untere Parallelwelt, die uns Peele präsentiert wirkt auch wie ein Klassensystem, in dem man im Gegensatz zu "Oben" in großer Armut lebt. Peele spielt auch gerne mit Symbolen, so tauchen Kaninchen und Hasen auf und es gibt im Film einen biblischen Verweis durch Jeremiah, in dem es heißt: "Darum spricht der Herr: Ich werde eine Katastrophe bringen, in der es kein Entkommen gibt. Obwohl ihr nach mir schreit, werde ich euch nicht hören". Trotz einiger weniger geglückten Szenen in der Mitte des Films, kann man auch "Wir" als kleines Meisterwerk feiern, denn der Film ist am Ende total rund und in sich stimmig. Dies ist dem Regisseur vor allem auch durch die originelle Machart gelungen und phasenweise fühlt sich selbst der Zuschauer genauso verloren wie die kleine Adelaide, die versucht die "Hall of Mirrors" rational zu ergründen. 






Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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