Regie: Abel Ferrara
Vampire in New York City...
Wenn Abel Ferrara einen Vampirfilm dreht, dann kann man sicher
sein, dass es eine ganz besondere Genrearbeit sein wird. 1995 drehte er
"The Addiction" und er erklärte in einem Interview von 2018, dass er
diesen - inzwischen zum Kultfilm avancierten Arthouse Horror - als
explizite Metapher für Drogenabhängigkeit verstehen wolle. Ferrara war
selbst seit Jahren heroinabhängig und stellte den Film als eine
katholische Erlösungsgeschichte vor. Kathleen Conkin von ihrer Gier nach
Blut geplagt, akzeptiert am Ende ihre Ohnmacht und unterwirft sich
Gott. So kann sie wiedergeboren werden. Dahingehend ist auch der Schluß
des Films zu deuten, der vielleicht von vielen Zuschauern gar nicht
verstanden wird.
"Schau mich an und sag mir, ich soll gehen. Frag nicht warum, sag
es mir nur einfach" - diese Worte werden im Film zu einer Art Refrain.
Es sind die Worte, die der Vampir zu seinem neuen Opfer sagt und würden
diese Worte vom potentiellen Opfer gesagt werden, dann würde der Vampir
verschwinden. Aber interessanterweise sagen die Menschen in ihrer Not
etwas anderes, man hat das Gefühl als würden sie doch gerne wissen
wollen wie die Attacke des Fremden bzw. der Fremden weitergehen. So hat
die Begegnung zwischen Vampir und Opfer in "The Addiction" etwas sehr
sexuelles.
Kathleen Conklin (Lili
Taylor) ist eine eher introvertierte Doktorandin, die Philosophie an der
New York University studiert. Eines Nachts wird sie von einer Frau
(Anabella Sciorra) angegriffen, die sich "Casanova" nennt. Die
attraktive Unbekannte stößt Kathleen in ein Treppenhaus, beißt Kathleen
in den Nacken und trinkt ihr Blut. Kathleen entwickelt in der Folgezeit
mehrere traditionelle Symptome von Vampirismus, einschließlich Abneigung
gegen Tageslicht und Abneigung gegen Nahrung. Sie verhält sich auch
zunehmend aggressiv. Ihr Freundin Jean (Edie Falco) bemerkt dies und
auch ihr Professor (Paul Calderon) mit dem sie eine Liebschaft hat. Sie
kann aber ihre Veränderung immer mit schönen Worten erklären. Dabei sind
ihre weiteren Aktivitäten mehr als abenteuerlich. Sie beißt einen
dunkelhäutigen Straßenjungen (Fredro Starr), der mit ihr Sex haben
möchte und sie baggert in der Bibliothek eine Studentin der
Anthropologie (Kathryn Erbe) an. Auch sie wird von Kathleen gebissen und
so zum Vampir gemacht. Auf der Straße lernt sie einen recht abgeklärten
Vampir namens Peina (Christopher Walken) kennen, der behauptet, dass er
seine Sucht nach Blut fast überwunden hat. Dessen mentale Unterstützung
hilft etwas, sie promoviert und auf der Abschlussfeier, bei dem auch
ihre Mitvampire eingeladen sind, gibts eine wüste Orgie und weitere
Opfer...
Zuletzt steht der Satz "Selbstoffenbarung ist Selbstvernichtung" als symbolträchtiges
Ende und dennoch einer der besten Filme des New Yorker Kultregisseurs,
der sich in seinen Filmen immer wieder mit den Themen Religion, Erlösung
und Selbstzerstörung auseinandersetzt. Die Schwarz weiß Bilder von
Kameramann Ken Kelch sind perfekt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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